Fünfter Auftritt

[455] Frau Richardin. Die Vorigen.


FRAU RICHARDIN. Die ehrliche Frau ist in großer Not. Sie hat fünf unerzogene Kinder und in keiner Hand nichts als Armut. Ich weiß nicht, wie die Leute denken. Nichts zu haben, und doch so viel Kinder ... Ich mag nicht reden. So geht es, wenn man nicht nachsinnt. Wir haben ja unsern freien Willen. Ich rede von niemanden etwas Böses; aber die Geistlichen sind doch selten reich und haben immer so viel Kinder. Und sie sollten doch am meisten beten und singen. Und das Gebet verläßt niemanden. Wer an Gott denkt, an den denkt er wieder, und gibt ihm Gutes und die Fülle. Ich will nicht richten. Lorchen, gehn Sie doch und lassen Sie einen Kaffee zurechte machen, damit ich dem Herrn Vetter und dem Herrn Simon etwas vorsetzen kann.


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Christian Fürchtegott Gellert: Werke, Band 1, Frankfurt a.M. 1979, S. 455-456.
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