XC. Jor. Der Kinder Spott

[72] DER .XC. JERIG.

Gar wol bin ich geplogt von gott

Das ich erst bin der kinder spott

So ich bin kon vff nüntzig ior

Halt mich die welt erst für ein thor

Ist mir worlich ein grosse clag

Wa ich bedenck mein iungen tag

I den ich mit fröuden rang vnd sprang

Ouch allzyt frölich was vnd sang

Ans alter ich gar wenig gdacht

Von mir ward es gentzlich veracht

Das ichs mocht weder sähen hören

Was mich mein elteren detten leren

Was mir als sandt ain bitter dranck

Zyt wyl was mir by ynen lanck

Ouch waren mir vatter vnd můter mein

Ein schwäre burd vnd grosse pein[72]

Mir gsiel nit wol ir wyß vnd perd

Ich gdacht allein lägens im härd

Allzyt treib ich auß yn mein spot

Das selb mich jetz ouch troffen hott

Was ich mein tag ye hab gehaßt

Hat mich jetz gantz vnd gar vmbfaßt

DER EINSIDEL.

Hettstu vatter vnd můter geert

So wär es dir jetz ouch beschert

Wie yn hast gmessen solt glouben mir

Deßglich din kind ouch messen dir

DER .CX. JERIG.

Das selb ich worlich wol entpfind

Mich haßt jetz all mein huß gefind

Knecht, mägt, die kinder ouch

Allein bin ich ir alter gouch

Eim bin ich taub dem andern blind

Pfü dich alter du schnöder wind

Wie machst so manchen starcken man

Das er můß an zwo kruckē gan

Worlich du bist ein b \ser gast

All diser welt ain vberlast

Wie wol din jederman begert

Noch wa du kumpst so bist vnwerdt

Vnd bist so gantz veracht ich sprich

Es möchten seichen dhund an dich

Das ich hab gar wol innen worden

O gott wer ich vor lengst gestorben

Dörfft ich nit solchen kummer han

Vnd aller welt zum gspött hie gan

DER EINSIDEL.

Den tod i i niemandts wünschen sol

On anfechtung kranckheit merck mich wol

Mag niemandts gon ins ewig rich

Job vnd Thobiā nim für dych

So bstost du wol gen got gloub mir

Hundert järiger din standt sag mir


Quelle:
Pamphilus Gengenbach. Hannover 1856, S. 72-73.
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