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[44] Manuel – Leila.
LEILA
(blumen pflückend)
Was folgest du mir auf meinem blumengange?
Du hebst nicht die hände und scheinst doch ein bittender.
MANUEL
Ich möchte nur dies: mit dir zusammen blumen lesen.
LEILA
Wie das silber der birken und der gesang in ihren zweigen
So gehört auch die weite wiese dir und mir.
(sie pflücken zusammen blumen)
LEILA
Liebst du die glänzenden sterne zu betrachten
Und die wechselnden bilder der wolken zu verfolgen?
MANUEL
Ja und liebst du den schimmernden gewässern nachzublicken
Und liebst du das schauern in den nächtigen wäldern?[44]
LEILA
Was kommst du mir so nah und brichst mir meine blumen?
MANUEL
Damit ich deine hände sehe die weisser als die lilien sind.
LEILA
(sieht ihn fest an · sie pflücken weiter)
MANUEL
Willst du nicht meinen strauss zu dem deinen nehmen?
LEILA
Ich nehme ihn. Doch darfst du nicht so viele knospen mitbrechen.
(stimme Timons)
LEILA
Der vater ruft – ich muss zurück in die hütte.
MANUEL
Und du wirst mir nicht verbieten wiederzukommen?
LEILA
Ich sagte dir schon dass die wiese uns beiden gehört.[45]
MANUEL
Wenn du so sagst werd ich wol nicht wiederkommen.
LEILA
So sag ich es wäre mir schmerz wenn du nicht wiederkämest.
(sie flüchtet mit ihren blumen)
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