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[8] Wir weichen von der heerstrasse ab und schlagen den feldweg ein .. es ist so einer der lezten septembertage dem man dankt wenn er ohne regen schied. Wir gehen dicht am mühlenbach bis zur stelle wo er vom fluss sein wasser empfängt. Dort war ehmals ein wehr errichtet das jezt in trümmern liegt. Ich bücke mich über einen strauch mit blauen sternförmigen blüten während eine gestalt ganz in schwarz mir in der ferne winkt.

Wir schreiten durch ein dorf dessen kalkbestrichene wände wie gräber schweigen. Zum ufer hinunter die schräge gasse die reinlich und ganz verlassen ist. Ein nachen bringt uns über den wenig breiten fluss und wir sehen uns in weiten wiesen. Bei der hochflut sollen sie ganz unter wasser stehen wie tief gehöhlte gräben andeuten. Wir sammeln karminrote blumen die man dortzuland federrosen nennt.

Wir münden wieder in einen breiten weg der wagenfurchen zeigt und zu einem flecken führt. Zur linken zieht eine lange pappelreihe hin und ich bemerke dass die pappeln die ernsten unter den bäumen seien .. meine begleiterin sieht mich lächelnd an. Dann begegnen wir kindern die sich an den misstönen ihrer spielwerke freuen und deutlicher werden die ausgerenkten lieder der leierkasten .. im flecken muss ein fest sein.

Quelle:
Stefan George: Tage und Taten. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 17, Berlin 1933, S. 8.
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Tage und Taten. Aufzeichnungen und Skizzen
Sämtliche Werke in 18 Bänden. Bd. 17: Tage und Taten. Aufzeichnungen und Skizzen
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