Siebender Auftritt.

[90] Alcimna, mit ihren Aufwærterinnen hinten auf dem Theater; die vorigen.


ALCIMNA. O ihr Gœtter! So muss ich izt dem Prinz zur Schau zugeschleppet werden, und dich nicht sehn, den ich allein liebe, den ich allein lieben werde.

EVANDER steht ganz traurig, die Hand vor seinem Gesicht. Sie kœmmt; ich hœr es, ich Elender![90]

ALCIMNA. Ach! da bin ich; ich vermag vor Schmerzen nicht zu reden.

EVANDER sieht erstaunt auf. Wie! was tæuscht mich? Diese traurige Stimme kenn ich. Ist – – –

ALCIMNA. Gœtter! Haltet mich, Freundinnen! haltet mich! Ist das der Prinz? O Evander!

EVANDER. Verwirrung! Was seh ich! O Entzyken! Bist du Alcimna?

ARATES. Gœtter! Was seh ich! Welch Entzyken schwebt auf ihren Gesichtern!

EVANDER læuft zu Alcimna, und umarmt sie. O! mich tæuscht doch kein Traum; du bist es, du bist meine Alcimna.[91]

ALCIMNA. O Evander! Mein Geliebter! Was fyr Entzyken! Wie wunderbar haben wir uns wieder gefunden!

EVANDER. Den Augenblik noch hielt ich mich fyr den Elendesten; izt bin ich der Glykseligste auf Erde.

ALCIMNA. Den Augenblik dacht ich, vor Schmerzen zu sterben; und izt fass ich mein Entzyken nicht.

PYRHUS. Eure Liebe, ihr Kinder! sey von den Gœttern gesegnet! Sie haben euch fyr einander bestimmt. Du bist es zufrieden, mein Freund?

ARATES. Ich muss mich von meinem Erstaunen erholen, um meine Freude und meinen Dank dir zu sagen.[92]

PYRHUS. Lasst uns gehen, Kinder! Die Hirten der Gegend mœgen euer Freuden-Fest feyern.[93]

Quelle:
S[alomon] Gessner: Schriften. Band 3, Zürich 1762, S. 90-94.
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