Siebenter Auftritt

[66] Vorige. Mehlthau.


MEHLTHAU im Schlafrock, kommt aus dem Nebenzimmer und hört zu. Das ist ein prächtiger Deutscher! Der gefällt mir, da muß ich mir gleich einen Knopf ins Tüchel machen, damit ich ihn nicht vergesse. Fängt an zu tanzen, plötzlich[66] bricht er ab. Johann! Mir wird gleich der Atem ausbleiben.

GUSTCHEN. Bist du munter, lieber Mann?

MEHLTHAU. Du geh mir aus dem Weg, und den böhmischen Tanzmeister werft zum Fenster hinaus. – Ja mein lieber Johann, meine Kräfte lassen ganz nach, ich glaube, wenn ich mich an einen Wagen Holz anspannen wollte, ich könnte ihn schwerlich bis auf Gumpendorf hinausbringen. – Da schau Er meinen Krankenstock an – Zeigt ihm einen dicken Prügel. brich Er ihn übers Knie ab, wenn Er kann, ich bin's nicht imstande, ich bin viel zu schwach dazu.

GUSTCHEN. Lieber Mann, weil's heute gar so schön ist, geh mit mir in den Garten hinunter.

MEHLTHAU. Warum nicht gar. Mir ist recht miserabel – heute nacht hab ich die Anginettene bekommen – ich kann kein lautes Wort reden. Wo ist denn meine Medizin? Schreiend. Johann! Tauber Esel, einnehmen will ich.

TOBISCHKA. Was haben S' denn gnädig Herr eigentlich für Fehler auf Natur?

MEHLTHAU. Ja mein lieber Tanzmeister, das weiß ich selbst nicht. Der Doktor sagt halt, ich habe Blut in meinen Adern, und das ist ein schreckliches Unglück. Denn wenn das Blut gar alleweil lauft und endlich müd wird oder gar einschläft, so weiß man hernach nicht, wie man's hernach wieder aufwecken soll.

TOBISCHKA. Wenn's Blut schlafen, sein's Mensch tot.

MEHLTHAU. So?

TOBISCHKA. Machen's einiges kleines Komotion.

MEHLTHAU. Glauben Sie? Nun, ich werd's probieren. Geht langsam auf und ab, fängt aber endlich mit so großen. Schritten an, daß die andern kaum nachfolgen können.


Quelle:
Das Wiener Volkstheater in seinen schönsten Stücken. Leipzig 1960, S. 66-67.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Der Eheteufel auf Reisen
Der Eheteufel Auf Reisen