Sechzehnter Auftritt

[98] Vorige. Susanne.


SUSANNE aus dem Nebengemache. Was gibt's denn da für Lärmen? Ich habe gar geglaubt, mein Mann ist schon zu Hause.

ROBERT. Sie verzeihen, daß wir Sie belästigen.

SUSANNE. Ach das macht nichts. Seid nur recht zärtlich mitsamm', das hör ich gern. Da fallt mir allemal der gewisse verliebte Mensch ein, von dem ich einmal gelesen habe – wie hat er denn nur geheißen? Ich glaube Sieghart,3 der auf dem Grab seiner Mariandl erfroren ist. O mein Gott, mein Mann erfriert nicht für mich, er setzt sich lieber in ein Branntweinhäusel.[98]

ROBERT. Sie dauern mich, daß Ihr Man so massiv und so eifersüchtig ist.

SUSANNE. Ja, wer kann helfen? Was das Massive anbelangt, so wollt ich's ihm noch verzeihen, weil er nur ein Hausmeister ist, aber die Eifersucht – ach, das ist gar schrecklich. Ich bitte Sie, letzthin geh ich abends in Hof hinaus und geb unserm Geißbock ein Futter, sieht der im Dunkeln den Geißbock für einen Liebhaber an und will ihn arretieren lassen.

SABINE. Sie, das bitte ich mir aus, Herr Christoph, in Steiermark, hör ich, gibt's Steinböck, daß da nicht auch etwa eine Eifersucht entsteht.

SUSANNE. Wenn ich mir was machen lasse, so soll mir der Schneider und der Schuster keine Maß nehmen. Bringe ich vom Einkaufen ein Fleisch nach Hause, das nicht recht schön ist, so sagt er, ich habe mit einem Chapeau diskutiert, statt achtzugeben; und ist das Fleisch recht schön, so sagte er, der Aufhackknecht muß in mich verliebt sein. Ich bitte Sie, ich habe einmal von einem eifersüchtigen Kavalier gelesen, der hat seiner Frau das Herz von ihrem Liebhaber kochen lassen, seit der Zeit traue ich mir gar kein Herz mehr zu essen, weil man halt doch nicht wissen kann, ob's nicht auch von einem Liebhaber herkommt. Ja, ich muß Ihnen aufrichtig sagen, meine Herren, es wäre mir recht angenehm, wenn Sie anderswo mitsammen diskurieren könnten, denn wenn mein Mann kommt und trifft Sie da an, so laßt er sich's gar nicht ausreden, daß einer von Ihnen Absichten auf mich hat.

ROBERT für sich. Dann wird ihm die Nachtmusik auch nicht angenehm sein, die ich veranstaltet habe.

CHRISTOPH. Wenn aber der Mann ein solcher Narr ist, wie kann's denn die Frau bei ihm aushalten?

SUSANNE. Ja, ich habe schon oft von ihm fortgehen wollen, denn Sie müssen wissen, ich kann viel schöne Arbeiten – wer weiß, was geschieht, wenn er mir's einmal zu toll macht. Man hört Lärm von außen. Da ist er, ich bitte Sie um alles in der Welt, verstecken Sie sich, sonst wird er so wütend, wie ich einmal von einem Ritter gelesen habe – wie hat er denn nur geheißen? – ja richtig, der rasende Harax zu Rom.

THERESE. Was ist denn anzufangen?[99]

SUSANNE. Es muß was zu bedeuten haben, daß er so früh kommt, vielleicht geht er bald wieder. Ich bitte Sie, gehen Sie indessen da in die Kammer hinein.

CHRISTOPH. Ah warum nicht gar, wenn ein Hausmeister grob ist, so kann's ein Steirer auch sein. Ich schlag ihn auf einen Streich nieder.

SABINE. Kind, willst du meine gute Freundin blamieren? Wenn ich dich bitte, so wirst du mir doch einen kleinen Verstecker nicht abschlagen?

CHRISTOPH. Nun, diesmal laß ich mir's gefallen; aber sackerlot, der Hausmeister soll mir so nicht kommen. Er und Robert gehen in ein Nebengewölbe.

SABINE zu Therese. Wir wollen ihm auch ausweichen, denn seit ich den artigen Christoph kennengelernt habe, ist mir der Mensch zuwider wie das saure Bier. Ab mit Therese.


Quelle:
Das Wiener Volkstheater in seinen schönsten Stücken. Leipzig 1960, S. 98-100.
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