8. Auf Herren Paul Flemings Namenstag 1631. Juni 29.

[661] Kan ich denn außer mir was Festes auch wol finden,

Wormit ich, du mein Ich, dich heute möge binden?

Bind ich das Herze nur, so darf ich gar kein Band.

Laß ich dich denn so los, wo bleibet mir mein Pfand?

Doch wo man Pfand begehrt, so giebt man zu verstehen,

Daß man nicht trawen wil. Magst ungebunden gehen.

Denn was mein Pfand soll sein, das hab' ich schon bey mir,

Vnd was dein Band soll sein, das hastu auch bey dir.

So hab' ich Pfand bei mir, du Band bey dir gefunden.

Ich bleibe dir verpfändt, du bleibest mir verbunden.

Vnd weil noch in der Welt ist Sonn- vnd Mondenschein,

Soll vnser Pfand vnd Band nicht aufgehoben seyn.


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 661.
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