Vierte Begebenheit

von einem Mägdlein bei 7 Jahren, welches eine geraume Zeit durch Zauberei mit schreckhaften Träumen, eingebildeter Furcht vor einer schädlichen Spinne, Hexendrucken im Schlaf und mit Verrenkung und Ausdrehung der Glieder geplagt worden ist.

[375] Im Jahr 1634 gerieth mein Hausgesind mit einem alten Weib, so wegen der Hexerei in Verdacht war, in einen Streit. Bald darauf überfielen meine Tochter Gertraud Sophie, ungefähr 7 Jahre alt, schreckhafte Träume, bald däuchte ihr, als wurde sie unter Wasser gesenkt und müßte ertrinken, bald fliege sie in der Luft, bald drücke sie eine Hexe, absonderlich aber kam ihr vor, als würde ihr, wenn sie auch wache, von einer Spinne übernatürlicher Größe zugesetzt, also daß sie oft in der Nacht aufschrie, sie müßte gleich jetzt sterben, so man ihr die Spinne, so über ihr schwebe, nicht weg thue. Man zündete daher öfters ein Licht an, durchsuchte und veränderte das ganze Bett und durchleuchtete alle Winkel, aber man sah und fand nichts dergleichen. Sie nichts destoweniger mit einer überaus großen Angst befallen, am ganzen Leib zitternd und kalten Schweiß schwitzend, ja an Händen und Füßen Fraißzuckungen erleidend, schrie immerzu, die Spinne stelle ihr stets nach und das alle Nacht, daß sie ein halbes Jahr und darüber selbige schlaflos zubrachte, bis endlich die Hexe dieser Verzauberung überzeugt, auf den Scheiterhaufen gesetzt wurde. Von da an schien es sich zwar mit ihr zu bessern, aber bei verrenkten und verdrehten Gliedern kann sie weder mit den Händen etwas fest halten, noch auf[376] den Füßen frei geben; im übrigen ist sie durch Gottes Beistand bis auf diesen Tag frisch und gesund. Balth. Tim. à Güldenklee Cas. Med. Lib. VII. Cas. 24, p. m. 329.

Quelle:
Glorez, Andreas: Des Mährischen Albertus Magnus, Andreas Glorez, Klostergeistlicher und Naturkundiger. Regensburg und Stadtamhof: 1700 [Nachdruck Freiburg am Breisgau 1979], S. 375-377.
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