III.


Bartholomäi Carrichteri, Kaiserl. Majestät Maximilian II. vor Zeiten Leib- und Hof-Medici rechte und eigentliche Art, denjenigen Krankheiten abzuhelfen, die von der Zauberei und Hexerei ihren Ursprung haben.

[472] Wenn man die Art und Weise derjenigen Krankheiten und deren Zufälle, welche von der Zauberei oder Hexerei herkommen, von andern gemeinen natürlichen Krankheiten und deren Zufälle recht zu erkennen und zu unterscheiden verlangt, auch wie man selbige richtig, gewiß und sicher kuriren möge begehrt, so kann solches nicht geschehen ohne vorhergehende sonderbare und wahre Erkenntniß einer jeden Art Hexerei selbst, welche dann nachmals auch auf eine sonderbare Art der Kur will gehandhabt und traktirt seyn.

Und ist vornämlich zu wissen, daß nicht allein die Menschen, sondern auch die unvernünftigen Thiere können verhext, ja durch Zauberei umgebracht werden.

Also gibt es viele der Zauberei zugemessene Krankheiten, da die damit Behafteten kaum krank zu seyn scheinen. Nichts destoweniger sind sie sehr matt und schwach, und ob sie gleich noch wohl essen und trinken, so haben sie doch kaum[472] noch soviel Kräfte, daß sie sich im Bett umzukehren vermögen, zugleich sehr große Schmerzen und Bangigkeiten erdulden. Woher dann kommt, daß sie zu keiner Ruhe gelangen können, sondern in steter Unruhe ihre Zeit zubringen müssen, welches Uebel eine besondere Kur erfordert und verlangt.

Wie, wenn auch die kleinen Kinder, welches nicht selten geschieht, schon verhext und verzaubert werden, daß sie nämlich nicht genugsame Nahrung empfangen, sondern vielmehr am Leib abnehmen und dürr werden, ja in die äußerste Schwindsucht verfallen und mit stetem Weinen und Winseln ganze Nächte zubringen.

Verheirathete Männer und Weiber werden in ihrer Ehe von der Hexerei also verderbt, daß sie nicht allein sich stets untereinander zanken und balgen, sondern auch eines dem andern die gebührende Ehepflicht versagt, oder auch wohl, so es gleich will, nicht leisten kann.

Es sind andere, welche mit den empfindlichsten Krampfschmerzen in Händen und Fingern und andern Gliedern angegriffen werden, wobei sie gleichsam höllisches Feuerbrennen ausstehen und erdulden.

Noch andere werden durch die Hexerei ihrer guten Vernunft beraubt und können daher weder Tag noch Nacht still und ruhig seyn, sondern treiben auf erbärmliche Weise allerlei thörichte Unsinnigkeiten, laufen von einem Ort zum andern, wollen bald sich selbst, bald andere entleiben oder anderen Schaden zufügen, welche[473] Verzauberungsart ebenfalls eine besondere Weise der Kur erfordert und haben will.

Es geschieht auch zu Zeiten, daß die Hexenmeister ein wächsenes Männ- oder Weiblein auf einen Zaunstecken legen, selbiges beim Feuer immer umwenden und solange braten, bis es allgemach verschmelzt und vergeht, wodurch geschieht, daß der arme Mensch, nach dessen Gestalt dieses Wachsbildlein gemacht, durch diese Teufelskunst dahin gebracht wird, daß er ebenfalls an seinem Leib schmelzt, abzehrt und verdorrt, welche Ausdörrung dann gemeiniglich für eine natürliche Schwindung und Dörrsucht gehalten und angesehen wird.

Endlich pflegen auch gar oft die unvernünftigen Thiere in ihren Ställen so verhext zu werden, daß ihnen in ihrem Milcheiter nicht allein die Milch entgeht, wegkommt und verschwindet, sondern auch sie selbst mit der Zeit ausdorren, zusammenfallen und verenden.

Diese und dergleichen Arten der Hexerei nun soll man wohl in Acht nehmen, damit man nachmals die dawider tauglich befundenen Kräuter zur rechten Zeit sammle und andere zu deren Kur dienliche Mittel im Vorrath verschaffe.

Es sind aber insgemein zuvor und an der Hand zu haben alle diejenigen Mittel, welche wir in Zauberkrankheiten und deren Zufällen uns sonst zu bedienen pflegen. Wobei doch auch beim Antritt zu merken, daß durchaus alle und jede Kräuter, Blumen, Wurzeln und Mispel um den Vollmond müssen gesammelt und mit keinem[474] Eisen berührt werden; außer etlich wenigen, welche um den Neumond einzubringen besser ist.

Das Johanniskraut, Beifuß, Stabwurz oder Gartram, Wegerich, rother Knoblauch, wilde weiße, gemeiniglich in Aeckern wachsende Cichori- oder Wegwartenblüthe, Wohlgemuth, Pöonien- oder Gichtwurzkerner, der Kalbsnasen- oder Löwenmäuler drei Arten oder Species, absonderlich der edlen, die von Matthioli beschrieben, dessen zinnoberrothe Blüthe einem zusammengebundenen Büschlein Federn gleichkommt, und von wenigen vor eine Kalbsnasen-oder Löwenmäulerart, von mir aber vielleicht mit gutem Recht vor des Matthioli letztere Specie, die er in seiner letzten lateinischen Edition seines Herbarii oder Kräuterbuchs sub num. V und unter dem Namen der Valeriana Peregrina Purpurea beschreibt, etliche aber es Dauranthum, Dorand, d'Orand oder fremden purpurfarbenen Baldrian nennen, und der Blüthe nach mit des Matthioli Beschreibung ganz übereinkommt, gehalten wird. Item, die drei Arten oder Species des Widertods oder Frauenhaars, welche meistentheils an sandigen Orten auf den Misthaufen zu wachsen pflegen. Diese Kräuter alle sollen bei heiterem Himmel gesammelt werden, und zwar zu eben dieser Zeit, wenn sie mit ihrer Blüthe am meisten stolziren.

Ueberdieß sollen auch stets zur Hand seyn: Haselstauden-Mispel, das Zapfholz oder das Holz vom Faulbaum oder Beertragenden schwarzen Erlenbaum, welcher aus einer Linde wächst, Lindenholz, Farrenkraut oder Christwurz, Braunwurz,[475] Oel vom Olivenbaum, Terpentin, rothe Corallen, der rothe Schwamm, so unter einem Birkenbaum wächst, Lindenmispel u. dgl. Diese alle, sage ich noch einmal, muß man bei der Hand haben, so man anders den aus der Hexerei entsprungenen Krankheiten nach Wunsch begegnen will.


Zwei Balsam-Sälblein, so wir in allen Zauberkrankheiten und deren Zufällen zu gebrauchen pflegen.

Erstes Balsam-Sälblein von Haselmispel.

Man nehme wohlausgelassenes und gereinigtes

Fett von jungen Hunden S Loth,

das reinste Kapaunenschmalz 24 Loth,

das reinste Bärenschmalz 16 Loth,

Frische grüne Haselmispel mit Beer und Blättern 3 Hand voll.


Die Haselmispel stoße man im Mörser mit einem Stämpfel von Lindenholz, daß es eine saftige Masse wird. Diese mische man mit obgedachten Fetten wohl untereinander, thue alles in ein enghalsiges Glas, setze es 9 Wochen lang an die scheinende Sonne, so wird ein grünes Balsamsälblein daraus, damit man alle äußerlichen, von der Zauberei herrührenden, schmerzhaften Schäden und Verletzungen einsalben und bestreichen kann. Denn es vertreibt alle und jede dergleichen Schmerzen, wie die Erfahrung bezeugt.
[476]

Anderes Balsam-Sälblein von Lindenmispel.

Man nehme wohlgereinigtes Kapaunenschmalz 1 Pfund,

Lindenmispel 4 Hand voll.


Damit verfahre man eben auf die Art, wie mit vorigem Balsamsälblein und hebe es zum Gebrauch fleißig auf.


Ein sonderbarer von Hexerei herrührender Zustand, wodurch der Mensch so mager, dürr und sichelkrumm wird, daß dessen Knie an seine Brust anwachsen.

Man muß sich nicht verwundern, daß ein Mensch manchmal von großen Schmerzen und Leidensqual angegriffen wird, zumal die Zauberin zu dessen Verhexung diejenigen Kräuter genommen, welche in dem höchsten Grad des Saturni sind und sich unter dem Saturno selbst, wie auch dem Spiritu oder Geist und unter der Erhebung des himmlischen Zeichens des Stiers sich befinden; auch noch zu selbigen ausgesucht hat 6 oder 8 Quadras, das ist, den dritten oder vierten Tag nach dem Vollmond, zudem auch bei Untergang der Sonne etliche zauberische Worte zugleich dazu gesprochen und gemurmelt, welche ihr der böse Feind gelehrt. Die Hexen zwar verstehen nicht was sie reden, weil sie solches nur von dem leidigen Satan herhaben, thun auch nichts dazu als bloße Gaukelspiele und falsches Spiegelfechten. Sie pressen aus obgedachten[477] Saturninischen Kräutern den Saft, waschen damit dreimal ihre Hände, welche sie nachmals von sich selbst trocken werden lassen; waschen auch selbige nicht wieder ab, bis sie denjenigen Menschen angetroffen, welchem sie zu schaden sich vorgenommen haben, welchem, sobald sie kommen, ihm die Hände darreichen, und derselbe Mensch dann, so er sich nicht sonderbar seinem Gott durch eifriges Gebet ergeben, alsbald durch den falschen innerlichen Geist dieser Kräuter angesteckt wird, dadurch unverzüglich ihm seine drei natürlichen von Gott verliehenen Geister, absonderlich seines Geblüts, augenscheinlich gehemmt werden, woher dann kommt, daß kürzer als in einem Augenblick einen solchen Menschen unter oder mit dieser Verzauberung aberwitzige Schmerzen, gleich als Bauchgrimmen, ergreifen, welche, nachdem sie ungesäumt noch weiter in seinen Leib hineindringen, Contracturen, Gliedergicht oder Verlahmungen verursachen, dadurch die vorhin allerempfindlichsten Schmerzen noch mehr verdoppelt werden, nicht ohne erbärmliches Geschrei und unaufhörliches Seufzen.


Kur dieses Zauberzustandes.

Wenn ungefähr etwa dieser Affekt mit einem kaltbrandigen hitzigen Schmerzen vermengt wäre, so ist solches Brennen zu löschen mit einer von den Farrenkrautwurzeln und Asche von Eichenholz gemachten Lauge, mit welcher der schmerzhafte Theil öfters warm begossen und überwaschen[478] werden soll. Nachmals nehme man das gebrannte oder distillirte Wasser von obgedachtem edlen Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkraut, oder bei dessen Abgang das gebrannte Wasser von den drei Widertodkräutern, welche ohne Jemands Zuschauen und Anrufen noch vor Sonnenaufgang gesammelt werden, mit welchem man noch vermische das Blut von einem neugeworfenen Hund 3 oder 4 Tropfen, und zwar also, daß, so der Kranke ein Mannsbild ist, man das Blut aus dem linken Ohr eines Männleins, so es aber ein Weibsbild ist, man das Blut eines Weibleins nehme. Und solche Mixtur mag man oftmals überschlagen, bis nämlich dieses kaltbrandige Brennen nachgelassen und vergangen ist. Nimmt die Geschwulst ab oder wird offen und geht in ein tiefes Geschwär, so sprenge man solange frisch gedörrtes Widertodpulver darauf, bis das Eiter völlig zugeheilt, welches gewiß geschehen wird und daher zu glauben ist. Ist aber das Geschwär noch nicht offen, so schmiere man das obige Balsamsälblein vom Haselmispel darauf, so wird aller Schmerz bald nachlassen und vergehen, der Kranke aber selbst bald wiederum genesen.


Die Lähmung und Unbeweglichkeit der Arme und Füße, dabei man doch äußerlich keine Contractur sieht, jedoch von Verhexung entspringt.

Es geschieht oft, daß der Mensch verhext wird, wenn die Hexen eine Kröte tapfer mit Stöcken[479] um die Lenden schlagen. Dadurch geschieht, daß durch teuflischen Aberglauben der Mensch, unter dessen Namen die Kröte also geschlagen worden, ebenfalls mit einer Contractur an Händen und Füßen befallen wird, und zwar auf solche Art, daß von diesem Uebel äußerlich durchaus nichts zu sehen ist. Daher auch die Beiwesenden der Meinung sind, es denke sich der Kranke nur dieses Uebel an und stelle sich nur so lahm, weil man keine äußerliche Glieder-Verkrümmung, Schwindung oder Ausdorrung wahrzunehmen hat.


Kur dieses Zustandes.

Man nehme des edlen Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkrauts 5 Hand voll,

Stabwurz-, Gartram- oder Schababskraut 3 Hand voll.


Siede solche in 2 Maaß rothen Wein und wasche damit den Kranken in einer Wanne 9mal, gieße es nachmals in einen Fluß. Nach jedem dergleichen geschehenen Waschen salbe man des Kranken lahme Glieder mit obgedachtem Balsamsälblein von Haselmispel, dem man auch eben diesen Kräuterwein zu trinken geben mag. Denn dadurch geschieht, daß der Kranke noch eher genese.


Ein zauberischer Affekt, wodurch Personen beiderlei Geschlechts so ausdörren, als ob sie die gemeine natürliche Dürr- und Lungensucht, ohne Muthmaßung einer Hexerei, am Halse hätten.


Es begibt sich nicht selten, daß sowohl Manns[480] als Weibsbilder durch Zauberei an dem Leibe also verdorren, daß man glauben möchte, sie litten nur an der gemeinen natürlichen Dürr- und Lungensucht. Diese werden bezaubert, so man ihre Fußtritte und Fußstapfen ausgräbt und in den Rauchfang hängt, wodurch dann der Mensch so ausgefelcht wird, daß er wie eine Kohle verdorrt.


Kur dieses Affekts.

Man nehme Johanniskraut,

des Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkrauts 3 Species oder Arten,

des Widertods 3 Species oder Arten.


Siede sie in Flußwasser, so dem Fluß nach und nicht gegen den Strom noch vor Sonnenaufgang geschöpft worden ist, und verschaffe, daß der Kranke in diesem Wasser neun Tage gleich nacheinander jeden Tag 2mal gebadet werde, und zwar, daß man alle Tage ein neues Kräuterbad mache. In solchen 9 Tagen soll der Kranke niemals die Erde mit bloßen Füßen berühren, sondern, so er gehen kann oder auch geht, allzeit mit Schuhen oder Pantoffeln angethan seyn; wie nicht weniger auch nach jedwedem Bad man ihm seine Fußsohlen fleißig abschaben, alles Abgeschabene wohl zusammenthun und selbiges am neunten Tag in eine junge Eiche, in welche man ein Loch gebohrt, eingraben und das Loch wohl verstopfen; nach jeglichem Bad aber selbigen mit obgedachtem Balsam-Sälblein von Tillenmispel[481] wohl einsalben soll und siehe, er wird in Kurzem wieder gesund.


Die durch Zauberei verlorne Mannschaft.

Es gibt noch andere Arten der Verzauberung, welche einem Manne oder Weibe durch des Teufels Kräuter und Hölzer in warmen Urin gelegt, angethan werden, wodurch ihnen die Beischlafskraft entzogen wird, welches dann geschieht, wenn dergleichen verfluchtes Hexengeschmeiß einen Ast von einer jungen Eiche, der in die Höhe wachsend gerade über sich steht, gegen Sonnenaufgang aufwärts zuspitzt und solch zugespitztes Ende nachmals in denjenigen Ort des Erdreichs, wohin ein Mann sein Wasser gelassen, gegen der Spitze zu einsteckt, und den von dem Mann dahin abgeschlagenen noch warmen Urin mit Füßen wacker in die Erde hineindrückt. Sodann verliert der Mann, von dem dieser Urin gekommen, seine männliche Beischlafskraft, und bekommt sie nicht wieder, bis der in die Erde gesteckte Eichenast wieder herausgezogen worden.


Gegen-Mittel.

Man nehme ein zugespitztes Holz, welches dem Eichbaum und den dornigen Spitzen der wilden Schlehen-Stauden, seinem eingepflanzten Geist, Gestalt und Bestandwesen nach, schnurstracks zuwider ist, wie da ist der Birkenbaum, die Attigstanden, Ligustrum, Hartriegel-, Rhein- oder Beinholzbaum. Davon nehme man Rüth- oder[482] Reislein, binde sie als einen Besen zusammen, also, daß das dünne fäserichte aufwärts, das dickere aber untersich komme. Alsdann mache, daß der Verhexte sein Wasser oben auf dieses Büschlein lasse, so wird er alsbald seine Mannschaft wieder bekommen.


Eine andere Art, einem Manne die Untüchtigkeit des Beischlafs durch Verhexung beizubringen.

Andere Hexen nehmen den Urin deßjenigen, welchen sie der Mannschaft zu berauben gesinnt, gießen selbigen in ein von Eichenholz gemachtes Geschirrlein oder Fäßlein, und nachdem sie es mit einem Zäpflein von eben demselben Holz wohl verstopft, drehen und wälzen sie selbiges auf der Erde liegend und bei dem Zäpflein fassend so lange herum, bis es still steht, und dieß thun sie mit so geschwinder Behendigkeit, daß durch so schleunige Bewegung der Urin im Fäßlein bald warm wird, welches, wenn es geschehen, der Mensch augenblicklich durch die Bezauberung ein solches Brennen verspürt, daß er dadurch in Wuth und Unsinnigkeit zu gerathen scheint und gezwungen wird, gleich sein Wasser nach und nach zu lassen.


Gegen-Mittel.

Man nehme Angelikawurz 3 Loth,

Widertodkraut 1 Hand voll.
[483]

Thue es in des Verhexten Becher oder Trinkgeschirr, lasse ihn immerzu davon und sonst keinen andern Trank trinken, bis er die Erfüllung seines Wunsches erlangt. Indessen soll er auch seine Mannesruthe fleißig mit dem mehrgedachten Balsam-Sälblein von Hasel-Mispel wohl einschmieren, so wird er wieder zurecht gebracht werden.


Wie man der Zauberhexe begegnen soll, welche die männliche Beischlafskraft entzogen hat.

Der Verhexte nehme seinen eigenen Urin, soviel als er auf 3mal von sich lassen kann; dazu thue er des auserlesenen edlen Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkrauts eine Hand voll. Mische es in einem ganz neuen Hafen, der vorhin noch zu nichts anderem gebraucht wurde, wohl untereinander und setze es zum Feuer, daß es allgemach erwärmt. Da wird er sehen, wie derjenige, der ihm diese Verhexung gemacht, nicht mehr lange ausbleiben, sondern bald selbst zu ihm kommen wird.


Etliche allgemeine Mittel, womit man denen die Mannschaft benehmenden Verzauberungen füglich abhelfen kann.

Des Hexen-Ungeziefers teuflische Künste sind fast unzählig viel und übertrifft selbst immerzu eine Unhold die andere. Etliche treiben ihre Verhexung im Benehmen der Männlichkeit vermittelst[484] eines Anhäng- oder Vorlegschlosses; etliche mit Beihilfe einer rothen Nestel; etliche durch eine Nadel; einige verdrehen ihre Gürtel, so sie um den Leib tragen und murmeln etliche zauberische Worte dazu; einige werfen gewisse Kräuter auf die Thürschwelle oder auf den freien Weg bei der Hausthür nieder, welche der Verzaubernde nothwendig nehmen und betreten muß; einige nehmen einen Theil der Erde von einem Grab, worin ein Erschlagener liegt, solche werfen sie in das Schlafzimmer oder in das Bett, worin derjenige schlafen muß, dem sie eine Schalkheit anthun wollen.

Die zauberische Mannschaftsbenehmung, welche vermittelst eines Anhäng- oder Vorlegschlosses geschieht, da entweder der Mann seine Beischlafskraft wirklich verliert, oder er, durch teuflische Blenderei also bethört, seine Mannschaft verloren zu haben sich nur einbildet, ist zwar schwer zu kuriren. Nichts destoweniger kann man doch nehmen das edle Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkraut, den Widertod und stillstehendes Teichwasser; dieses siede und trinke man. Nachmals gehe man zu einer Wegscheide auf dem Felde, wo ein Kreuz aufgerichtet ist. Aus solchem Kreuz ziehe man einen Nagel, welchen man will, lasse durch das Nagelloch seinen Urin und stecke eben diesen Nagel in sein altes Loch wieder vor. Solches wiederhole man 3mal, so wird die vorige Männlichkeit sich wieder finden.

Ist die Verhexung geschehen mit Beihilfe einer rothen Nestel, so ziehe man in solchem Fall einen[485] Stecken aus einem Zaun, lasse sich auf die Erde nieder und lege seine Mannsglieder in diejenige Grube, woraus der Stecken gerissen wurde und lasse seinen Urin daraus. Alsdann stehe man wieder auf, setze den vorhin ausgezogenen Stecken wieder in eben diese Grube fest ein und bete zu Gott, so wird man genesen.

Die Verhexung durch eine Nadel kann allein mit einem Balsamsälblein von einer Mispel wieder weggebracht werden, wenn der Verhexte sich fleißig mit selbiger schmiert, wodurch ihm seine Manneskraft bald wieder kommen wird.

Wider die durch die Gürtel beigebrachte Verhexung mag man in Bier oder Wein kochen das edle Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkraut, Widertod, Wohlgemuth und Johanniskraut, und selbiges nachmals eine Zeitlang trinken.

Kommt die Verhexung von Saturninischen Kräutern her, welche auf einen Weg geworfen worden, worüber ein mit schwarzem Trauerhabit angethanener Mensch, oder einer der mit einer Leiche gegangen, hat treten müssen, ist ihm also zu begegnen. Man befehle nämlich, daß der Kraftlose gegen die aufgehende Sonne einen Pflug emporhebe und in die Höhe richte, nachmals einen Nagel aus selbigem ziehe und durch solches Nagelloch 3mal sein Wasser lasse, so wird er alsbald wieder gesund.

Gerathet Jemand in dergleichen Verhexung, die von einem Theil der Erde aus einem Grab, worin ein Erschlagener liegt, herkommt und gemacht wurde, so nehme er ein von einem abgestandenen[486] Baum gemachtes Brett, so bei einer Todtentruhe gewesen und in welchem noch ein Drümlein von einem Ast ist, schlage solches Drümlein heraus und lasse seinen Urin durch das dadurch sich geöffnete Astloch und siehe, er bekommt seine Männlichkeit wieder.

Und diese Teufelsverblendungen und Gaukelspiele, weil sie meistentheils nur einfältigen Leuten begegnen, habe ich hierin nicht verhehlen wollen. Und da alle bisher erzählten Gegenmittel wohl zu bekommen sind, kann man die aus allen zu dieser oder jener Verhexungsart dienende mit Verstand aussuchen und eines nach dem andern gebrauchen, bis man das Eigentliche findet. Denn keines unter selbigen schädlich ist, sondern vielmehr auch das Geringste deren so beschaffen, daß es Nutzen und die verlorne Mannschaft wieder bringen kann.


Zauberische Contractur, Verlahmung und Verkrummung, welcher die Weibsbilder am meisten unterworfen sind.

Ferner begeben sich auch Verhexungen an den verkalteten, gar zu feuchten und mit einem Gift angesteckten Nerven, wie auch an den Blutadern, und zwar auf folgende Weise:

Die Hexen stechen nämlich mit einer solchen Nähnadel, mit welcher ein Verstorbener in sein Sterbhemd eingenäht worden, in einen schönen Apfel, und tröpfeln sogleich durch das gemachte Löchlein den Saft von Ochsenzungenkraut hinein[487] und behalten den Apfel solange bei sich, bis das Löchlein von sich selbst ausgetrocknet und man selbiges nicht wahrnehmen kann. Nachmals verehren sie solchen Apfel einer Jungfer oder Weib, und sobald sie solchen gegessen, verliert sich auch bei ihnen gleichzeitig ihre natürliche Monatszeit und der Brunnen ihres weiblichen Blutflusses verseigt, wodurch dann das zurückgezogene und verstellte Geblüt sich alsbald in alle deren Glieder ausbreitet und ergießt, daß sie nach der Zeit eine Contractur, Verlahmung oder Verkrummung befällt, dergestalt, daß deren Kniescheiben und Füße so übersich gekrümmt und gebogen werden, daß sie an der Brust angewachsen scheinen und sie in solchem elenden und betrübten Zustand bis an ihr letztes Ende verbleiben, dergleichen Trauer-Exempel man sehr viel hin und wieder zu finden und anzutreffen hat


Kur solcher Contractur.

Gesottenes Trinkwasser.

Man nehme Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkraut 1 Hand voll,

Eisenkraut 5 Hand voll,

Braunwurz- oder groß Feigwarzen-Kraut 4 Loth.


Dieses siede man in 4 Seidel weißen Wein und ebensoviel Brunnenwasser, daß der dritte Theil einsiedet. Von diesem Absud gebe man der Kranken des Tags 3mal allezeit einen guten Trunk.[488]

Ist es verbraucht, so bereite man folgendes


Kräuter-Bad.

Man nehme Farrenkraut 60 Hand voll,

Brunnenwasser 3 ziemlich große Eimer.


Lasse es etliche Stunden wohl sieden und von sich selbst abkühlen und laulecht werden, daß ein Weibsbild dessen Wärme ertragen kann. In diesem bade sich die Kranke und zwar in der Früh 2 Stunden, des Abends aber nur 1 Stunde lang.

Den fünften Tag mache man dieses Bad wieder frisch und nehme:


des Farrenkrauts 50 Hand voll,

des Braunwurz- oder groß Feigwarzenkraut 10 Hand voll.


Zum vierten Bad nehme man wieder ebensoviel von diesen Kräutern und damit continuire man solange, bis das verlahmte Weibsbild ihren geraden Leib wieder bekommt, wobei man auch letztbeschriebenes gesottenes Trinkwasser trinken und die contracten Glieder mit dem Balsamsälblein von Lindenmispel oft einreiben soll.


Von den Zauberzuständen und Affekten der goldenen oder Rücken-Adern.

Es gibt auch noch andere Zauberzustände und Affekte, womit die goldenen oder Ruckadern angegriffen werden, als da sind: Erhitzung oder feuchte Wässerigkeit, die ihrer Natur nach kalt ist, nämlich in ihrem Drittel, und solches 2mal,[489] den goldenen und Ruckadern nach, äußerlich, da der Mensch voller Warzen wird an seinem ganzen Leib, also, daß man endlich 2 oder 3 faustgroße Stücke aus ihm schneiden muß, ja der ganze Leib aller seiner Empfindlichkeit beraubt wird bis an sein Ende. Denn das Geblüt steht bald ab wie ein Wein und wird schal, und alle Blutadern werden mit einer sandigen Materi erfüllt, daß daher derjenige Zustand, so Morbus Kibea genannt wird, entspringt. Ja es wird auch der ganze Außerleib mit Citergeschwären bedeckt, daß es anzusehen als ein ausgeschworner zitrachischer, mit vielen hervorliegenden Adern (wie die kleinen Goldäderlein sind) reichlich begabter Krebs, welchem Uebel man einzig und allein begegnen mag mit Melissenkraut und Braunwurz oder groß Feigwarzenwurz.

Diese Krankheit, Kibea genannt, gehört zu dem Anfang desjenigen Krebses im dritten Grad, so der ausgebreitete und resolvirte Honstor oder Krebs genannt wird. Sobald aber selbiger seine Empfindlichkeit verliert, ist er zu zählen zu demjenigen schwarzaufgeworfenen, einer Weintraube gleichsehenden Krebs, so unter dem Zeichen des Steinbocks ist und in sich hält den Anfang und Ende des dritten und vierten Grads. Jedoch kommen dergleichen Zustände auch vom Zorn her. Diese sind gleich jenen eben auf die Art zu kuriren und soll man gleichfalls alle Nerven mit dem Balsamsälblein vom Lindenmispel oder mit Kapaunenfett wohl bestreichen. Welche aber durch was zauberisch Aufgelegtes zu solch üblen[490] Zuständen gerathen, also, daß ihnen gleichsam Füße und Glieder ersterben, als wären sie todt, denen muß man mit einem rothen Schwamm helfen, welcher unter dem Schatten eines Lindenbaums wächst und seine Wurzel in der Erde hat, davon man, was von der Erde heraus steht, weil es keinen Nutzen bringt, wegwerfen, und nur allein das Kalte behalten, welches unter der Erde steht und gewurzelt ist, selbiges in einer zinnernen Büchse wohl verschließen und zum Gebrauch aufheben muß. Wobei aber wohl zu merken, daß dieser Schwamm in dem ersten Mondsviertel mit einem zugespitzten Hölzlein von eben dem Lindenbaum, worunter er wächst, muß ausgegraben und durchaus mit keinem Eisen berührt werden, wie auch, daß alle hitzigen und trockenen Sachen hier keine Statt haben, sondern gänzlich müssen unterlassen werden, als durch welche die Verhexung nur noch weiter vermehrt würde. Nachmals ist auch zu wissen, daß gedachten kräftigen Theil dieses Schwamms man so lind zerstoßen muß, daß er wie ein Butter werde, mit welcher Masse man dann nachmals die nothleidenden Glieder wohl einschmieren soll.

Andere ausgeschworne und äußerliche Zustände an Händen und Füßen, welche Höhlen inwendig roth werden, kommen auch manchmal hernach, und werden kurirt mit Hilfe des gegen Sonnenaufgang in sandigem Erdreich wachsenden edlen Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkrauts mit großen Blumen, welche nachmals in der Mitte große Flocken als Federn haben, sonst Phaloranes genannt.[491] Dadurch nicht zu verstehen das gemeine Antirrhinum, Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkraut, oder das Daurantum, sondern deren letzte Species und Art, so von Matthioli (zwar nicht unter dem Titel des Antirrhini, sondern unter der V. Zahl und unter dem Namen Valeriana Peregrina Purpurea oder fremder purpurfarbener Baldrian, davon auch oben etwas Meldung geschehen) beschrieben wird, die auch unter den andern allen noch sehr unbekannt ist; dieses Daurantum gehört zu dem ersten Grad des Jupiters. Von diesem Kraut nun nehme man das Pulver und streue es mit dem distillirten oder gebrennten Wasser vom rothen Widertod, sonst Frauenhaar genannt, in das Geschwär, welches Kraut aus einem besondern Müeß hervorwächst. So wird alles sein hurtig von Grund aus geheilt.


Von einem sonderbaren zauberischen Krampf an Händen, Füßen und allen Gliedern, besonders an den Fingern und Zehen, welcher so unermeßliche Schmerzen verursacht, daß er alles andere Leiden weit übertrifft.

Von dieser Art Krampf wäre sehr viel und mancherlei zu schreiben, maßen die Erfahrung bezeugt, daß ein Mensch den andern über hundert Meilen Wegs von einander mit selbigem umgebracht hat; wie auch einmal zu Paris in Frankreich geschehen, daß ein Ehemann wegen seinem Weib, welche ein Anderer inniglich geliebt,[492] über das weite Meer getödtet worden ist, welches, wie es zugeht und auf welche Weise es geschehen kann, man von den Hexenmeistern erlernen muß. Es gibt auch noch andere Zustände dieser Art, welche von den Hexen und Zauberkatzen beigebracht werden, und zwar entweder mit Beihilfe der Dornspitzen oder Stacheln von wilden Schlehenstanden, oder durch Aestlein vom Eichbaum, oder vermittelst solcher Nähnadeln, mit welchen ein Todter eingenäht worden, oder mit einer Fischangel, oder mit Hufnägeln, so aus eines verrückten Pferdes Huf gezogen worden sind, oder endlich durch alle andern dergleichen Sachen, welche von Natur hitzig und trocken und dem Saturno unterworfen sind. Wie denn die tägliche Erfahrung lehrt, daß nicht allein jetzt gemeldte Stücke, sondern auch Haare aus dem Beinmark und noch andere abenteuerliche und possirliche Wunderdinge, die fast allen Glauben übertreffen sollten, durch die Eitergeschwüre hervorkommen und aus selbigen gezogen werden.


Kur dieses Affekts.

Es werden aber dergleichen Verzauberungen mit leichter Mühe und geringen Mitteln wieder weggebracht und gehoben. Denn sobald man nur das Balsamsälblein vom Haselmispel auf die bedrängten Glieder streichen wird, wird geschwind aller Schmerz weichen und vergehen. So aber dieser Schmerz schon lange sollte gewahrt haben und zu dem nothleidenden Glied[493] eine Entzündung geschlagen hätte, so ist selbige, gleichwie in allen andern dergleichen Zauber-Affekten, zu löschen mit der Farrenkrautwurz und Eichenlaub, und das Glied nachmals mit besagtem Balsam-Sälblein einzuschmieren. Auf welche Art dann der Kranke in Kurzem wieder genesen und das Eitergeschwär völlig zugeheilt werden wird. Hiebei ist Jedermann freundlichst zu erinnern, so er eine zauberische Beibringung oder Verhexungskrampf an einem Theil seines Leibes verspürt, und dieses edle Balsamsälblein nicht bei Handen hat, so mag er im Fall der Noth s. v. seinen eigenen Koth und rothen Knoblauch zum Gebrauch ziehen, selbiges miteinander vermischen, jedoch mit keinem Eisen berühren und über das schmerzhafte Glied schlagen, worauf sich der Kranke alsbald besser befinden wird. Doch abermal mit dem Vorbedacht, daß solches geschehe vor dem siebenten Tag, als dieser Zustand sich gezeigt, so wird keine Ausschwärung zu besorgen seyn, welche, wenn sie gleich erfolgen sollte, wie andere zauberische Affekte zu kuriren ist.

So ein Mensch durch Verhexung seiner gesunden Vernunft beraubt wird, wie zuweilen den Junggesellen und Jungfrauen zu begegnen pflegt, wenn sie der Kunst recht zu lieben ermangeln, oder dieselbige nicht recht gelernt haben, noch weniger den Tag und die Stunde, wenn zu lieben ist, genau observiren. Alsdann ist kein Wunder, wenn sie in eine Liebesthorheit gerathen; dergleichen Exempel sehr viel zu bemerken sind.[494]

Es gehen in Wahrheit unter den Menschen viele und mancherlei Verhexungen vor, welche gar gering oder für gar nichts geschätzt werden, als eine schlechte Sache, wie die Erfahrung bezeugt. Wenn nämlich Junggesellen oder Jungfrauen ein solches Bislein zu essen beigebracht wird, wodurch sie gezwungen werden, Jenen oder Jene inbrünstig zu lieben, zu welchem oder gegen welche sie doch gar keine Liebe tragen. Ja auch zum öftern geschieht, daß dergleichen Personen durch solche Verhexung und gegebenes Liebesgift sich gar miteinander verehelichen. Aber diese Liebe als gexwungen währt nicht lang, und diese Verhexung wird durch viele und mancherlei Kunstgriffe verübt, da etliche durch Kräuter geschehen, welche die Zauberleute an einem Freitag einsammeln und ausgraben, mit murmeln etlicher zauberischer Worte, die sie der Teufel gelehrt; etliche vermöge eines Spiegels, mit sprechen zauberischer Reden, welche letzte Verhexungsart unter den bisher erzählten die gefährlichste ist.


Kur und Unterricht, wenn Jemand durch beigebrachte Zauberliebe seine Vernunft verloren, daß er dadurch aberwitzig und thöricht geworden, mit was für Mitteln er sich wieder helfen soll.

Ein gesottener Trank.

Man nehme Johanniskraut anderthalb Hand voll,[495]

des oftgedachten edlen Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkrauts 2 Hand voll,

Rothen Widertod oder Frauenhaar 1 Hand voll.


Solches siede man in 3 Maaß weißen Wein, und gebe dem Kranken allzeit in der Früh, zu Mittag und des Abends einen guten Trunk davon, und mit solchem verfahre man 7 Tage. Den achten Tag aber gebe man ihm den besten Ambra ein halbes Quintl oder 31 Gran ein (doch nach Beschaffenheit der Kräfte des Patienten) und solches continuire man abermals sieben Tage.

Wäre es, daß der Teufel dem geplagten Menschen allzusehr zusetzt, so muß man in solchem Fall folgendes Bad zu Hilfe nehmen.


Ein Bad.

Man nehme Johanniskraut 3 Hand voll,

Wohlgemuth 1 Hand voll,

des edlen Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkrauts 3 Hand voll,

des kleinen Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkrauts,

des gemeinen Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkrauts,

des rothen Widertods oder Frauenhaars,

des goldenen Widertods, von jedem 1 Handvoll.


Daran gieße man stillstehendes Teichwasser, soviel als nöthig, siede es, daß der dritte Theil[496] davon einsiedet. In dem übriggebliebenen Wasser bade man den Kranken 9 Tag hintereinander, oder so lange, bis er seine Vernunft wieder erlangt und die thörichte Liebe verloren hat. Wobei jedoch zu merken, daß dieses Bad alle Tage frisch zu machen, wie auch vorgedachter Trank und Ambra zugleich innerlich zu gebrauchen sey, da dann die verlorne Gesundheit ungezweifelt wieder kommen wird.


Wenn einer durch Verhexung dahin gebracht worden, daß er ohne oder von einer gewissen Person (es sey selbige ein Weibsbild oder ein Mann) durchaus nicht bleiben oder leben kann.

Ein Trank.

Man nehme wilde weiße Cichori- oder Wegwartenblüthe, so am Weg wächst und in lettigem Boden steht, eine Hand voll,

Johanniskraut,

Edles Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkraut, von jedem 2 Hand voll.


Siede es in Flußwasser, doch also, daß es Niemand gewahr wird noch siehet. Dieses Wasser trinke man 9 Tag nacheinander und lege den rechten Schuh an den linken und den linken Schuh an den rechten Fuß, und trage beide also 8 Tage lang; hüte sich aber wohl, daß man während der Zeit nicht mit bloßen Füßen gehe und die Erde betrete. So wird man solche[497] Phantasei mit Wiedererlangung voriger Gesundheit gänzlich verlieren.

Man mag auch anstatt eines Amulet oder Anhängestücks am Hals hängend tragen das Johanniskraut, die Wurzel vom Wohlgemuth und von dem edlen Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkraut. Denn alle diese Kräuter vertreiben wunderliche Einfälle und böse Gedanken.

Es geschehen auch noch andere Verhexungen durch wächsene Bildlein, wodurch der Mensch an demjenigen Theil seines Leibes beschädigt wird, an welchem es die Hexe haben will. Und diese Verhexung ist sehr gefährlich und erfordert eine besondere Kur und sonderbare Mittel. Es wird aber diese Verhexung vollbracht auf vielfältige Art, deren etliche mir selbst vorgekommen. Denn etliche dergleichen ereignen sich urplötzlich, wenn nämlich die Zauberunholde ein wächsenes Bildlein, so an allen Gliedern des Leibs demjenigen Menschen, welchem sie Schaden thun wollen, ganz ähnlich sieht, formiren, selbiges auf ein eichenes Zaunstecklein legen und nachmals in selbiges mit stählernen Pfeilchen schießen oder stählernen Nadeln stechen. Daher, welchen Theil des Leibs sie also treffen, derselbige von Stund an an dem Menschen selbst mit einer Contractur, Lähmung oder Erkrümmung befallen wird, nicht viel anders, als ob er von dem gemeinen natürlichen Schlag oder Lähmung wäre ergriffen worden, vor welche es auch meistentheils der gemeine Mann hält, da es doch dieser Affekt in Wahrheit nicht ist. Allermaßen nicht selten das[498] verzauberte Glied ganz und gar abstirbt und verdirbt.


Diese Contractur muß also kurirt werden.

Man nehme einen rothen Schwamm von einem Birkenbaum und verfahre mit selbigem, wie oben von dem rothen Schwamm eines Lindenbaums gemeldet wurde.


Eine andere Art Verhexung durch ein wächsenes Bildlein.

Ueberdieß werden die Leute auch öfters durch ein wächsenes Bildlein bezaubert, daß sie bucklig oder höckerig werden und einen hohen Rücken oder hohe Seite bekommen, auch in ihrer Brust inwendig ein so starkes Brennen verspüren, daß sie meinen, ihr Herz brenne und stehe in vollen Flammen, welches die Hexen fast auf diese zauberische Teufelskunstart ins Werk richten: Sie nehmen nämlich ein wächsenes Menschenbildlein, stecken es der Länge nach an ein von Eichenholz gemachtes Bratspießchen und drehen es beim Feuer immerzu herum. So lange nun dieses Bildlein also gleichsam gebraten wird, so lange wird der Mensch, den diese Verhexung angeht, so sehr geängstigt, daß ihm vorkommt, er müsse verbrennen. Wie denn auch nicht selten geschieht, daß wenn dieses Braten etwas länger währt, der Mensch selbst sei nen Geist aufgeben und sterben muß.

Noch andere Zauberer stellen ein solches Bildlein[499] nur an einen warmen Ort, daß es immerzu warm ist und schwitze, wodurch geschieht, daß der Mensch, dem die Verhexung vermeint ist, ebenfalls immerzu schwitzt und durch Schweiß nicht anders als Wachs allgemach zerschmelzt und verzehrt wird, also daß er kaum über das dritte Jahr nach solchem mehr leben kann.

Solcher Zauberart muß man mit folgenden Mitteln begegnen.


Kräuter-Bad.

Man nehme Johanniskraut,

Wohlgemuth,

Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkraut,

Frauenhaar,

Stabwurz- oder Gartramkraut,

Beifuß, von jedem gleichviel.


Siede es in stehendem Wasser, bis der dritte Theil eingesotten ist. In diesem Wasser und Kräutern bade sich der Kranke 2mal und allzeit 2 Stunden lang.

Es ist aber hier in Acht zu nehmen, wie dieses Badwasser zu kochen ist, maßen man kein gemeines Feuer dazu brauchen muß, als durch welches die Zauberkrankheit nur größer gemacht würde. Ja es ist zu diesem Werk gar kein natürliches Feuer tüchtig, welches etwa aus einem Stahl mit einem Zunderstein geschlagen wird, sondern man verschaffe sich Holz von einem Apfel- oder Birnbaum, in welchen der Donner geschlagen. Aus diesem Holz mache man eine[500] Säge, und diese ziehe man auf einer hölzernen Thürschwelle, worüber sehr viele Leute aus- und eingehen, so lange hin und her, bis es Feuer sangt. Alsdann haue man Holz aus zubereiteten rothen Birkenschwammen, diese zünde man bei jetztgedachtem Feuer an und mache einen brennenden Holzhausen, wobei man das Wasser zum Bad abkochen, warm machen und noch andere zu des Menschen Leib dienliche Sachen verrichten kann.

Es bringt auch Nutzen, so man dieses gesottene Kräuterwasser trinkt.

Das gebrauchte Badwasser aber, welches man allzeit den dritten Tag wieder frisch abkochen muß, soll man eben an denjenigen Ort wieder in den Teich hineinschütten, wo mans herausgeschöpft, damit es bei dem Abfluß des Weyers mit dem andern Wasser weg-und abfließe.

Auf solche Art wird man wieder gesund.


Noch eine andere Art Verhexung mit einem wächsenen Bildlein, welches die Zauberhexen zu des Menschen Schaden unter die Thürschwelle vergraben.

Es gibt Zauberleute, welche ein wächsenes Bildlein aufs künstlichste formiren, und nachmals stecken sie in alle dessen Gliedmaßen entweder Stachel vom Schlehendorn oder kleine zugespitzte Hölzlein vom Eichbaum. Dieses Bildlein vergraben sie unter eine Thürschwelle, über welche der Mensch, den dieses Bildlein vorstellt,[501] öfters zu gehen pflegt; da er dann bald einen überaus großen Schmerzen in allen seinen Gliedern verspüren wird, welche gleich beginnen einzugehen und zu verdorren, also, daß der arme Mensch als ein anderer Lazarus liegen muß; wobei auch geschieht, daß aus diesem Glied Nägel, aus jenem Nadeln und wieder aus einem andern Dornspitzen hervorgehen, oder was endlich in die Gliedmaßen dieses Bildleins von der Hexe gesteckt worden, daß das ausgeschworne Eiter sich herausbegibt, dergleichen etwas ich mit meinen Augen gesehen.


Gegen-Mittel.

Kräuterwein.

Man nehme Johanniskraut,

Edles Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkraut,

Frauenhaar,

Wohlgemuth,

Stabwurz- oder Gartramkraut, von jedem gleichviel.


Dieses siede man in gutem Wein, wasche die Glieder und reinige das Eiter fleißig damit. Man gebe eben von diesem dem Kranken täglich 3mal allezeit einen guten Trunk. Es ist auch gut, vorgedachtes Kräuterbad, welches mit still-stehendem Wasser aus einem Teich abgesotten worden, auch hier zu verfertigen und den Kranken darin täglich baden zu lassen so daß er jedesmal eine gute Stunde darin verbleibe. Wobei abermals zu merken ist, daß dieses Bad allzeit den[502] dritten Tag wieder frisch zu machen und mit selbigem einen halben Monat, wenn der Mond im Abnehmen, oder solange anzuhalten ist, bis sich die vorige Gesundheit wieder gefunden.


Zauberkunst, die von ihrem Liebsten boshafter Weise entschwundene Geliebte anzuhalten oder wieder zurück zu bringen.

Diese Zauberkunst besteht in diesem: Die Hexen nehmen Kräuter, welche sie auf des Teufels Gnade suchen und in dessen Namen auf diejenige Zauberart, deren sie sich sonst auch in andern Fällen insgemein bedienen, ganz häufig sammeln oder zusammenkaufen und ihnen alle zu dieser Verzauberung nöthigen Sachen und Vermaledeiungen auflegen. Alsdann machen sie ein Feuer darunter für denjenigen Menschen, welchen sie wieder zurückzurufen und umzukehren zwingen wollen, und erhalten selbiges solange brennend, bis er wirklich wieder zurückgekommen ist. Da er dann während solcher Zeit niemals und nirgends ruhen kann, und wenn er gar nicht mehr wieder kommen kann, wird er närrisch und aus großer immerwährender Herzensangst kommt er um sein Leben.


Einem solchen Menschen ist also zu helfen. Kräuterwein.

Man nehme des edlen Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkrauts,[503]

Singrüen-,

Widertod- und

Johanniskraut, von jedem gleichviel.


Dieses siede man in Wein und gebe solchen dem Kranken zu trinken. Man lasse ihn auch das edle Löwenmäuler- und Johanniskraut am Hals hängend tragen, so wird er genesen.


Verhexungen, mit welchen auch die kleinen Kinder geplagt werden.

Solche Kinder-Verzauberung geschieht auf diese Art: Die Hexen entwenden den Kindern heimlich ihre Windeln, Hemdlein und Schlafhäubchen, oder was sie von dem Kindsgewand, so sie am Leibe tragen, haben können und hängen solches in den Rauchfang. Wodurch sich begibt, daß das unschuldige Kind sowohl wegen des Rauchs, mit dessen obschon unsichtbarer Gegenwart es immerzu geplagt ist, als auch wegen der dazu gebrauchten Zauberworte niemals ruhen kann.


Diesen muß man folgender Art zu Hilfe kommen.

Kräuter-Bad.

Man nehme Durchwachskraut, siede es in Wasser und wasche das Kind damit warm drei Tag gleich nacheinander noch vor Sonnenaufgang. Nachmals gieße man das Wasser an einen heimlichen Ort oder in einen rinnenden Bach oder Fluß.[504]

Darnach gebrauche man innerlich folgendes


Kräuter-Pulver.

Man nehme edles Kalbsnasen- oder Löwenmäulerkraut,

Johanniskraut,

Frauenhaar, von jedem gleichviel.


Mache es zusammen zu einem Pulver, streue solches auf des Kinds Müßlein und gebe es dem Kind 30 Tag hintereinander, so kommt es zur Genesung.


Die Beschreiung oder Berufung der Kinder.

Obwohl sie eigentlich nicht zu den Zauberkünsten und Verhexungen gehören, allermaßen sie auch von einer von der Hexerei Wissenschaft ganz entfernten Person und wider ihren Willen und Wissen ganz unschuldiger Weise dem Kind begegnen mag, so habe ich doch ihrer nur erzählungsweise den lieben armen Kindern zu Nutz hier gedenken wollen.

Es werden aber die Kinder, daß sie beschrien worden, daran erkannt, daß sie um die Augen herum sehr bleifarbig sind, bei Nacht nicht ruhen und mit ihrem erbärmlichen Winseln und unaufhörlichen Schreien fast das ganze Haus erfüllen.


Gegen-Mittel.

Kräuterwasser.

Man nehme Singrüen,[505]

Löwenmäulerkraut,

Johanniskraut, soviel man will.


Siede es in Wasser; damit wasche man das Kind 9mal. Darnach mache man folgendes Rauchwerk:


Man nehme Lindenbaum-Mispel,

Zapfholz-, Faulholz- oder schwarz Erlenbaumblätter, so auf einem Weiden- oder Felberbaum gewachsen, soviel als beliebt.


Damit räuchere man das Kind des Abends und in der Früh, so wird es bald besser mit ihm werden.


Die Beschreiung oder Berufung des Viehs, wie selbige davor können verhütet, oder, so sie damit behaftet, davon wieder befreit werden.

Innerliches Pulver.

Man nehme Weihrauch,

Myrrhen,

Rothen Knoblauch, von jedem gleichviel.


Solches zerstoße man an einem Donnerstag eben zu Mittag: nachmals gebe man dem Vieh etliche Stücklein Brod mit diesem Pulver und etwas Salz bestreut, gleich hernach schicke sie unversäumt auf die Heerde. Den folgenden Tag als Freitags in der Früh, nach dem Melken der Kühe, nehme man alle Melkgelten, so noch nicht ausgewaschen sind und hänge sie also unausgewaschen und ungesäubert in den Rauchfang, so[506] wird bald hernach die Hexe kommen und etwas entlehnen wollen; solches aber muß man ihr nicht zu leihen geben. Sie wird im Haus hin und her gehen und sich davon machen wollen, aber man gebe wohl Acht, daß sie nicht heimlich entkommt und etwas mit fortnimmt. Dieses ist das einzige und vornehmste Mittel wider die Viehs-Bezauberung.


Ein anderes Mittel.

Man nehme die Milch, welche die beschworne Kuh gegeben, gieße selbige an einem Sonnabend vor Sonnenaufgang in einen neuen Hafen, reiße alsdann der Kuh die längsten Haare unter den Augen aus und werfe sie in die Milch. Darnach mache einen Brodtaig aus Mehl, werfe ihn ebenfalls in den Hafen, thue einen genau passenden Hafendeckel darauf und verkleibe es mit Lehm aufs beste, damit keine Luft davon noch dazu kommen kann. Nach solchem setze diesen Hafen mit Milch ans Feuer und siede es 1 oder 2 Stund lang; alsdann seihe diese gesottene Milch durch ein dickes härenes Tuch, so ganz sauber und wohl gewaschen ist, darauf laß die Kuh 3mal melken und seihe und drucke diese letzte Milch eben durch dieses Tuch, und soviel es Milch ist, wie auch die übrigen vorigen Sachen, gieße wieder in einen neuen Hafen, mische auch den Hauskehricht dazu und stelle endlich diesen Hafen mit allem was darin ist unter die Thürschwelle des Stalls, worüber die Kuh im[507] Hineingehen treten muß, mit Dazusprechung etlicher Beisprüchlein, die darin bestehen, daß der durch die Beschreiung der Kuh und deren benommenen Milch entstandene Schaden wieder ersetzt und hingegen der Nutzen hereingebracht werden möge.


Etliche Hilfsmittel insgemein, so wider alle Zauberei dienlich.

Welcher sich der der Beschreiung oder Verzauberung fürchtet oder unter solchen Leuten lebt und mit umgehen muß, die dieser Kunst halber verdächtig und im Ruf sind, und sich besorgt, er möchte auch in solche Hexereien gerathen, der soll nehmen bei rechter Einstimmung und Zusammentretung der Gestirne gesammeltes und gegrabenes Johanniskraut und edles Löwenmäulerkraut, solches beides in den vier Ecken des Hauses, der Stuben, der Schlafgemächer und Keller aufhängen und in die Betten streuen, ja um den Hals hängen und tragen. Also verspreche ich gewiß, daß die Beschreiung oder Verhexung Niemand zukommen noch schädlich seyn kann. Man kann auch das Pulver von eben diesen beiden Kräutern alle 8 Tag einmal einnehmen, und wird auch nicht untauglich seyn dergleichen Pulver unter Salz vermischt dem Vieh zum lecken vorzugeben. Jedermann wird dadurch vor der Hexerei sicher und bewahrt seyn.

Und dieses ists, was von den meisten Arten der Zauberkrankheiten und deren rechter eigentlichen[508] Kur hat gesagt werden sollen. Man erwäge es wohl und folge dieser Lehre. Es ist gewiß, so man alles recht traktiren, die genannten Kräuter auf besagte Art und zur bestimmten Zeit sammeln und aufheben wird, daß man dadurch allen Bezauberungen genugsam zu widerstehen vermag.


Von dem sympathetischen Pulver.

Obwohl Herr M. Theodor Kirchmayer in seinen zu Wittenberg Anno 1672 gehaltenen Disputationibus de Vanitate Pulveris Sympathetici umständlich behaupten will, daß das sympathetische Pulver bei weitem nicht so hoch als es insgemein gehalten wird, zu schätzen, sondern für eine eitle Arznei zu achten sey, so wollen wir doch aus Kuriosität und weil es bei Jedermann dem Ruf nach bekannt ist, selbiges auch als ein Exempel der Magico-Magnetischen Kuren hieher bringen, dessen wahrhafte Composition getreulich offenbaren und dessen gewissen Nutzen zugleich mit anzeigen.

Zuerst aber ist zu wissen, daß dieses Pulver das Sympathetische genannt wird, weil es eine heimliche Sympathie oder natürliche Freundschafts-Zuneigung mit der geschlagenen, geschossenen, gehauenen oder gestochenen Wundenheilung haben soll.[509]

Wer dessen erster Erfinder war und wo es erfunden wurde, ist bisher noch unbekannt geblieben. Gewiß ist, daß dieses Pulver ein Mönch in den orientalischen Ländern erfunden und als ein Secretum nach Deutschland gebracht hat. Dieser Mönch war ein Karmeliter, der, als er nach Durchreisung von Persien und Indien nach Florenz kam, daselbst viele Verwundete mit dieser Arznei das erstemal geheilt, nicht ohne Jedermanns große Verwunderung. Dieses kam bald zu den Ohren des Herzogs, welcher zwar dieses Kunststück von dem Mönch zu erlernen verlangte, doch auf höfliche Verweigerung desselben um dessen Offenbarung nicht länger anhielt. Kurz aber hernach fügte sich die Gelegenheit, daß Kenelmus Digby, Graf und Kanzler in England, diesem Mönch einen großen Gefallen that, welcher auf Begehren alsdann, und weil er es ohne Aufwerfung großer Undankbarkeit und Erwartung einiger Ungnade nicht wohl abschlagen konnte, diesem Herrn den ganzen Prozeß aufrichtig entdeckt. Nun war also dieser Graf Digby, nachdem der Mönch wiederum nach Persien zurückgekehrt, der einzige in Europa, der dieses Kunststück zu verfertigen wußte. Nachmals begab es sich, daß Jakob Howel, des Herzogs von Buckingham Sekretarius, sehr verwundet diesen Digby um Hilfe ersuchte. Digby begehrt ein Tüchlein, so mit dem Blut des Verwundeten befleckt war, nimmt solches zu sich und heilt die Wunden in 6 Tagen völlig zu, obschon abwesend. Als solches der damalige König von England[510] Jakob VI. in Erfahrung gebracht, verlangt er solches Kunstpulver von dem Digby zu wissen, welcher aus schuldigem Respekt und nach gethanem Versprechen selbiges allzeit mit eigener Hand ohne Jemands Zusehen zu verfertigen, solches seinem König offenbart, der es öfters verfertigte, und dessen Wirkung allzeit just und zutreffend befunden. Indessen unterließ des Königs damaliger Leibmedikus Herr von Mayerne nicht, unter diese Heimlichkeit zu kommen, und als er soviel erfahren, daß sein König Vitriol dazu brauche, säumte er nicht bei dem Digby inständig anzuhalten, ihm den Prozeß völlig zu entdecken, welches auch geschah. Dieser Herr von Mayerne reiste nachmals nach Frankreich auf eines seiner Güter nicht weit von Genf entlegen. Auf der Reise kommt er zu dem Herzog von Mayerne, von dem er viel Gnade empfing; diesem offenbarte er alles. Nach Absterben des Herzogs bot dessen Leib-Barbier, welcher in Zubereitung seinem Herrn allzeit zur Hand ging, diesen Schatz und dessen wahre Beschreibung vielen vornehmen Herrn öffentlich zum Kauf an. Daher dann dieses Arkanum alsbald in aller Leute Zungen und Hände kam, so daß heut zu Tag dessen Prozeß fast Jedermann weiß, wie denn jetzt dieses Pulver fast in allen Apotheken zu finden und zu verkaufen steht.

Also ist die eigentliche Materie, woraus dieses sympathetische Pulver gemacht wird, der grüne und saubere Vitriol ganz allein, so eine Fleischwunde zuheilen; so aber neben der Wunde ein[511] Beinbruch vorhanden, so mengt man unter den schon zubereiteten Vitriol in gleichem Gewicht mit dem Vitriol, wegen seiner Klebrigkeit und zusammenheilenden Kraft ganz subtil gestoßenes Tragantpulver. Andere nehmen Sarcocollam oder Fischbein und andere Arten Gummi. Etliche mischen auch bei und preisen auch sehr klar gestoßene im Schatten gedörrte Schwarzwurz.


Die rechte Art der Zubereitung dieses sympathetischen Pulvers ist folgende:

Man nimmt im Monat Juli oder August des saubern und reinen grünen Vitriols soviel man will. Solchen löst man etlichemal in heißem Wasser auf, filtrirt ihn durch ein Fließpapier, läßt ihn über gelindem Feuer abrauchen und an einem bequemen Ort sich coaguliren und anschießen. Nachdem er seine Unreinigkeiten verloren und hingegen eine schöne, helle, grüne Farbe bekommen hat und ganz getrocknet ist, wird er gröblicht zerstoßen, so lang an die offene Sonnenhitze gestellt (nach dem 25. Juli, wenn die Sonne im Löwen ist), bis er, soviel nur möglich, ganz weiß gebrennt wird. Papinius bemerkt dabei, daß wenn während dieser Zeit die Sonne sich verkriecht und Regen- oder Thauwetter ist, oder auch wenn es Nacht wird, daß man diesen Vitriol aus freier Luft solang wegnehme, bis der Sonnenschein hervorbricht, damit selbiger durch dessen Feuchtigkeit nicht flüssig gemacht werde. Doch hat man aus sonderbarem Geheimniß beobachtet,[512] daß er eine Zeit von 360 Stunden, welche 15 Tage machen, in der Sonne nothwendig stehen muß. Dieser mit solchem Fleiß zubereitete Vitriol oder solch verfertigtes Pulver muß nachmals wohl vermacht in einem hölzernen Geschirr an einem temperirten oder trockenen Ort aufgehoben werden, damit er nicht neue Unreinigkeiten an sich ziehe, wodurch dessen Tugendkraft nicht wenig vermindert würde. Wäre er aber doch etwas feucht geworden oder gar verschmolzen, so muß selbiger, ehe er gebraucht wird, durch gelinde Wärme wiederum ausgetrocknet werden.


Die Art, wie dieses sympathetische Pulver zu gebrauchen.

Dieselbe ist zweierlei und wird die eine also verrichtet: In die neue und frische Wunden, woraus noch das Blut rinnt (sie sey geschossen, gehauen oder gestochen) wird ein sauberes reines Tüchlein geschoben, so entweder von Flachs oder Hanf gemacht wurde, oder auch sonst ein wollenes Tuch, was für eins es ist. Solches zieht man wiederum allgemach heraus und bestreut es mittelmäßig mit gedachtem Pulver. Wenn dieses geschehen, so umwickelt man es mit einem andern Tüchlein und bewahrt es wohl an einem temperirten Ort, wo entweder der verletzte Patient ist, oder wo er nicht ist. Ist die Wunde schon alt oder gar in Eiter verwandelt, so muß man selbige wieder frisch machen und die auslaufende[513] Materie auf vorgedachte Art in ein Tüchlein auffangen, selbiges mit Pulver bestreuen und sauber aufheben. Die Wunde aber selbst, so zuvor mit laulichtem Wasser und Wein aus- und abgewaschen worden, muß man mit einem ganz reinen Tüchlein bedecken und solches allzeit über den andern Tag oder auch öfters wie es die ausrinnende Materie erfordert, mit einem neuen verwechseln. Alle unsaubern Tüchlein aber muß man an einem temperirten und reinen Ort aufbehalten, doch aber nicht mit Pulver bestreuen, auch die Wunde nicht öfter als einmal auswaschen.

Auf die andere Art geschieht diese Operation nach Angebung Herrn Digbys, da er von der Kur des vorgedachten Herrn Hoveli redet, folgendergestalt: Er ließ sich in seiner Studierstube ein Becken voll klaren Wassers herbringen, warf ein Pugill oder kleines Händlein voll von seinem zubereiteten Vitriol- oder sympathetischen Pulver darein, so alsbald zerging. Darauf legte er das mit Blut bemakelte Tüchlein in das Wasser im Becken, allzeit genau betrachtend, wie sich Herr Hovel befände. Dieser beredete sich mit einem Edelmann in einem Winkel seines Schlafgemachs, auf nichts weniger gedenkend, als was Graf Digby vorhätte. Und siehe, Herr Hovel sprang eilends vor Freuden auf, und that, als ob er eine sonderliche Bewegung bei sich verspürte. Auf Nachfrage des Edelmanns, was die Ursache solcher Veränderung sey, antwortete er: Er wisse zwar selbst nicht, was ihm begegnet, nichtsdestoweniger[514] aber merke er, daß er an seiner Wunde keinen Schmerzen mehr habe. Es dünkt mich, fuhr er fort, als wenn eine kalte Luft, gleich wie ein kaltes und angefeuchtetes Schnupftüchlein sich über meiner Hand ausbreite, welche alle Hitze wegnimmt, welche mich vorhin so sehr geplagt. Als aber Herr Digby vorgedachtes in Wasser gelegtes blutiges Tüchlein wieder herausnahm und bei hellem Feuer trocknete, siehe, da es kaum trocken war, kam Herrn Hevelis Diener zu ihm und erzählte, es sey noch nicht lange her, daß sein Herr von großen Schmerzen, wie noch niemals, heimgesucht worden sey, und mit solcher Hitze beladen, als wenn ihm glühende Kohlen auf die Hand gelegt wären. Digby antwortete, obwohl Herrn Hevel solches Uebel begegnet, werde es doch geschehen, daß er sich in kurzer Zeit würde besser befinden, und alsbald tauchte er dieses Tüchlein ins Wasser mit Vitriol, worauf Digby Herrn Hevel in seinem Haus und Zimmer, das etliche Schritt von dem seinigen entfernt war, ohne Schmerzen und Hitze und sich wohl befindend antraf. Findet sich aber, wie oben gedacht, neben der Wunde noch eine Beinverletzung oder Bruch dabei, so müssen die Beinsplitter herausgenommen werden. Ist der Beinbruch gleich und einem abgebrochenen Krautstengel ähnlich, oder stecken die Schieferlein noch in der Beinhaut, so pflegt man nach Säuberung der Wunden und eingeschobenen und wieder herausgenommenen Tüchlein, das Bein einzufätschen und zu schindeln. In Abwesenheit aber[515] bedient man sich anstatt des schlechten sympathetischen Pulvers des andern, so aus mehr Stücken besteht, eben auf gleiche Art. Ja dieses Pulver kann nicht allein, wie gedacht, den Tüchlein, sondern auch dem blutigen Degen, womit die Verwundung geschehen, applicirt werden, wie Herr Digby zu Ende seiner vorigen Rede von der Kur des Heveli bezeugt, nur daß man den Degen bei dem Feuer nicht allzusehr erhitze, weil sonst alle Geister des Geblüts wegrauchen und also dieses Gewehr zu Verrichtung solcher magnetischen Kur ganz untauglich gemacht würde.

Ist die Frage, wie weit und in was für eine Distanz der Orte sich die Wirkung dieses sympathetischen Pulvers erstrecke, so gibt es allerlei Meinung. Etliche gehen gar zu weit und wollen diesen Effekt durch die ganze Welt viele tausend Meilen Wegs lang zulassen und die Leute bereden. Andere gehen was gelinder und setzen nur eine mittelmäßige Ortentfernung von dem Patienten.

Die Ursache solcher Kur wird insgemein den Atomis oder unsichtbaren Ausdämpfungen zugeschrieben, beides Geblüts, sowohl der beschädigten Wunden als des mit eben dem Blut bemakelten Tüchleins, die nachmals von einem Haus zum andern, ja etliche Meilen Wegs durch die Luft aneinander gehängt und gleichsam heimlich correspondiren, davon wir hier nicht disputiren, wie auch unsers Thuns jetzt nicht zu erörtern ist, ob die Ursache dieses Effekts, so er anders allezeit und an jedem Ort erfolgt, natürlich sey oder[516] nicht, zumal die Einschränkung dieses Traktats dergleichen Weitläufigkeit nicht leiden mag.


Von dem Unguento Armario, oder der sogenannten Waffensalbe.

Fast auf solche Art wirkt auch in der Wundenheilung in Abwesenheit die sogenannte Waffensalbe, sonst auch Unguentum Sympatheticum oder die sympathetische Salbe genannt, wobei gleich anfangs zu wissen, daß man eine jede Wunde, so sonst nicht tödtlich ist, sie sey geschossen, gestochen oder gehauen, mit einem reinen Gänsefett oder auch nur mit gemeinem reinen Speck, wenn man die Waffe, damit der Schaden geschehen, hiemit wie bei der Waffensalbe gesagt werden soll, gebührlich verbindet und die Wunde sauber hält, eben wie mit derselben heilen und kuriren könne, wiewohl ich zugebe, daß mit der Waffensalbe die Kur eher vollbracht werde.

Es wird aber diese Waffensalbe von Verschiedenen auf unterschiedliche Art beschrieben, als von Bapt. Porta, Colero, Hildebrand, Staricio, Keßler und andern mehr.


Die wahre Description ist diese:

Nimm Schmeer von einem wilden Eber,

Schmeer von einem gemeinen Eber,

Bärenschmalz von einem Männlein, jedes ein halbes Pfund,

Reingewaschene, gedörrte und pulverisirte Regenwürmer 3 halbe Eierschalen voll,[517]

Moos von Todtenköpfen (wo möglich von an den Galgen gehängten oder aufs Rad gelegten und in der Sonne eine Zeitlang gestandenen Todtenköpfen) so viel als 4 Welschnüsse groß,

Blutstein 4 Loth,

Kleingeschabenes rothes Sandelholz 6 Loth,

Schwarzwurz, klein pulverisirt, 6 Loth.


Mache aus diesen Stücken allen Lege Artis, und daß du ein wenig Wein dazu nimmst, eine Salbe, so ist die Waffensalbe bereitet.

Wenn nun einer verwundet worden und man das Gewehr haben kann, auch man gewiß ist, an welchem Ort wie tief es ins Fleisch gegangen, so schmiere man diese Salbe an demselben Ort auf die Waffe, also daß, so er gehauen, man herunterwärts von dem Rücken zu der Schärfe oder Schneide des Degens schmiere, sonst heilts oben zu und unten bleibts offen; ist er aber gestochen, so bestreiche man die Wehr von oben herab gegen der Spitze zu. Weiß man aber nicht, an welchem Ort es ins Fleisch gegangen und wie tief solches geschehen, so muß man die Waffe gar salben. Wenn die Waffe geschmiert, muß mans mit einem reinen Tüchlein verbinden und an einen reinen Ort legen, da es weder zu kalt noch zu warm ist, auch kein Wind oder Staub dazu kommen kann, sonst fühlts der Patient gleich in der Wunde. Die Waffe muß alle Tag, als wenn es der Patient selber wäre, doch mit nichts als nur saubern leinenen Tüchern verbunden werden, und soll sich derjenige, so es[518] verbindet, während der Kur jeden Beischlafs enthalten. Wenn man ein und das erstemal verbunden hat und man wissen will, ob der Verwundete sterbe oder nicht, so thue man den Ort der Waffe, da es ins Fleisch gegangen, zu einem gelinden Feuer, lasse es erwarmen, doch nicht zu heiß, sondern nur so warm werden, daß man die Hand darauf leiden kann, es bringt sonst dem Patienten große Inflammation, Schmerzen und Schaden, dann schütte man rothes gepulvertes Sandelholz darauf und gebe wohl Acht. Stirbt der Kranke, so wird das Waffenblut schwitzen, schwitzt es aber nicht, so bleibt er am Leben. Kann man aber die Waffen nicht selbst bekommen und sind die Wunden nicht tödtlich, so nehme man ein Holz und erfrische damit den Schaden, daß er blutet und das Blut an das Holz nach der Tiefe der Wunde komme. Solches Holz verbinde und schmiere man wie die Waffe, so heilt die Wunde. Der Patient darf am Schaden selbst nichts thun, außer daß er ihn rein hält und ein nasses Tüchlein oft darüber legt, etliche feuchten es mit ihrem eigenen Urin an. Wenn er den Schaden säubert, soll er ihn auch allzeit abwärts streichen und auswischen, also heilt die Wunde ohne Geschwulst und Schmerzen, wenn der Verwundete gleich 40 Meilen von dem wäre, der die Waffen recht verbindet. Sonst soll sich der Verwundete während der Zeit der Kur mit Essen und Trinken nicht überladen, allen Beischlaf, wie auch die Speisen, welche süchtig, meiden und dieses kann man leicht an[519] den Waffen sehen, ob sich der Kranke recht hält. Denn wo sich der Verwundete nicht hält, erzeigen sich auf den Waffen oder an der Salbe rothe Flecken, hält er sich aber recht und wohl, so geschieht es nicht. Ingleichen kann auch der Arzt dem Kranken, so oft er will, Schmerzen in der Wunde erregen und ihm dieselben auch wiederum benehmen, als: wenn er Staub aus dem Kehricht auf das Holz oder die Waffe streut, da es ins Fleisch gegangen, oder hält es zum Feuer, daß es zu sehr erhitzt, oder legt es in den Wind und Kälte, so hat der Patient keine Ruhe; legt mans aber wieder an einen temperirten Ort oder wischt den Staub vom Kehricht rein und subtil ab, so hört der Schmerz auf, welches nun der höchsten Wunder eines ist und wohl würdig, daß man ihm fleißiger nachdenke. Wer ein wenig in der Steganologia belesen und erfahren ist, hat hier schon ein Stücklein, dadurch man einander über viele Meilen Wegs ohne Brief etwas entbieten und anzeigen kann. Dieses verrichtet die Sympathia Sanguinis ex vulnere effusi cum sanguine in eo retento.


Von der schwarzen Galle und Windsucht, sowie deren Kur durch die bewährtesten Mittel.

Wenn der Mensch im Gesicht und ganzen Leib schwarzgelb aussieht, keinen rechten Apppetit zum[520] Essen bei sich verspürt, oder, so er auch ißt, es ihm im Magen drückt, sowohl die linke als rechte Seite ihm etwas wehe thut, er Aufblähungen des Magens und in gedachten Seiten, wie auch im untern Leib von den Winden mit Gurren und Murren empfindet, nicht ruhig schlafen kann, etwas melancholisch, furchtsam und betrübt, oder auch wohl jähzornig ist, so sagt man insgemein, dieser Mensch leidet an der schwarzen Gall und Windsucht. Und es ist auch dem also: Denn weil bei einem solchen Menschen der Magen allzusehr mit dicken saurem Schleim beladen und ganz versauert ist, so kann es nicht anders seyn, als daß keine rechte oder allzulangsame Verkochung der genossenen Speisen und Getränke und eine Versäuerung und Corruption des Speisen- und Nahrungssafts nothwendig erfolgen muß, wodurch nachmals die Galle, die sich im Magen befindet, gleichsam getödtet und ungeistig, unflüssig, dick und faul oder schwarzgrün gemacht, wie auch die Leber, die Milz- und Krößadern nebst allen Drüßlein des Eingeweides eingefüllt, verstopft, ja die ganze Blutmasse in allen Adern so versäuert wird, daß es nach und nach von seiner Geistigkeit abweichen, still stehen und wohl zu Zeiten faul werden muß, daher dann der Mensch, weil er entweder keinen guten Nahrungssaft gleich anfangs empfängt oder sich keine Nahrung bei ihm ansetzen kann, ob er gleich ziemlich ißt, entweder ganz dürr wird oder endlich von unten auf anfängt zu schwellen und in eine wahre Cachexiam Icteritiam Atrabilatiam, das[521] ist, eine Wund- und Wassersucht verfällt, welche ihn, so man nicht anfangs bald hilft, endlich umbringt.

Diesem nun vorzukommen, so wollen wir aufs kürzeste die eigentliche Kur hier mit beisetzen:

Vor allen Dingen, bevorab so der Mensch einen großen Grauen und Eckel bei sich verspürt oder selbst zum Erbrechen geneigt ist, und man merkt, daß die schwarze Gall und Schleim aus dem Magen ohne gar großen Gewalt zu heben ist, soll man ein Erbrechmittel zur Hand nehmen, welches folgendes seyn kann:


Man nehme Brechsalz anderthalb bis 3 Gran,

Vitriolisches Weinsteinsalz 3–6 Gran,

des Graf Warwicks Purgierpulver 12–26 Gran.


Dieses mische man wohl untereinander und gebe es auf einmal in einem Löffel voll warmer Fleischbrüh in der Früh ein, so wird es sowohl überals untersich etlichemal purgieren.

Nachmals gebrauche man zu fernerer Eröffnung und gelinder Ausführung der in den Eingeweiden und Krößadern liegender schwarzer Gall folgendes Kräutersäcklein:


Man nehme Odermennig,

Waldmännlein,

Hirschzungen,

Frauenhaar, von jedem 1 Loth,

Aggeleyblumen,

Johanniskrautblüthe,

Ringelblumen,[522]

Tausendguldenkraut-Blüthe, von jedem ein Quintl,

Gelbe Veiel anderthalb Quintl,

Ganzen Wiener Safran 15 Gran,

Sauber geklaubte Sennetblätter 3 Loth,

Grobgeraspeltes Franzosenholz,

Sassafraßholz, von jedem anderthalb Loth,

Chinawurzel,

Sarsaparill, von jedem 3 Quintl,

Osterluceywurzel,

Blaue Lilienwurzel,

Attichwurzel, von jeder 2 Quintl,

Zittwer,

Galgant, von jedem 1 Quintl,

Engelsüßwurzel oder Steinwürzlein 2 Quintl,

Schwarze Nießwurz 1 Loth,

Jalappa 3 Quintl.

Mechoacana,

Hermodactyl, von jedem anderthalb Quintl,

Präparirten Lerchenschwamm 6 Quintl,

Kleine Weinbeer 2 Loth,

Stahelfeil in ein Bäuschlein gebunden 6 Loth,

Präparirten Weinstein 6 Quintl,

Daucus-Samen,

Liebstöckelsamen,

Selersamen, von jedem anderthalb Quintl,

Aneiß,

Fenchel,

Coriander,

Zibeben, von jedem 1 Quintl,

Guten ganzen Zimmt, anderthalb Quintl.


Dieses etwas zerschnitten und zerstoßen nähe[523] man in ein Säcklein von weißem Sendeltaffet, thue selbiges in ein inwendig wohl verglassirtes und mit einem Deckel versehenes Geschirr, gieße 4 Seidel guten alten weißen Wein und zwei Seidel gebrenntes Cichoriwasser daran, stelle es wohl vermacht an einen heißen Ort, lasse es 24 oder 28 Stunden stehen und alsdann trinke man alle Morgen, so man das Säcklein zuvor ausgedruckt hat, ein gutes Becherlein voll laulicht davon aus und gehe dabei in der Stube warm angelegt herum, den Effekt erwartend.

Wenn man aus jetztgedachtem Kräutersäcklein die purgierenden Stücke ausläßt und nur die übrigen nimmt, so kann man mit Hinzuthuung 2 Loth Pomeranzenschalen und mit 4 Maaß Wasser und einer Maaß guten alten starken Wein ein recht gutes Wind-und Magenwasser daraus brennen, davon man öfters nehmen kann.

Nachmittags brauche man folgende eröffnende Tinktur:


Man nehme Ammoniacgeist mit Salarmoniac präparirt 2 Scrupel,

Salarmoniacgeist 1 Scrupel.

Vermische es wohl.


Davon nimmt man Nachmittags um 3 Uhr und Abends um 8 oder 9 Uhr in einem Löffel voll warmer Fleischbrühe 20 Tropfen ein und nimmt noch 2 Löffel voll Brüh darauf. Oder man nehme folgendes eröffnendes Elixier:


Rec. Des Clauders eröffnendes Elixier Proprietatis anderthalb Quintl,[524]

Salarmoniacgeist mit Aneiß gemacht zwei Scrupel.


Vermische es wohl und gebrauche es zu 25 bis 30 Tropfen des Nachmittags zweimal auf vorige Art.

Auch hilft sehr viel des Zwelfers auflösende Stahel-Tinktur, welche aus der flüchtigen Weinsteinerde gemacht ist, zu 25 Tropfen genommen, wie denn auch der flüchtige Weinsteingeist und das flüchtige Weinsteinsalz eingenommen, hier sehr gut ist.

Sonst ist auch die Aggeley- und Johanniskraut-Tinktur allhier sehr herrlich und gut, mit ein wenig Zucker vermischt, so man des Tags 3mal ein Tränklein davon thut.

Etliche rühmen sehr das Claretum Chalybeatum Mynsichti, oder auch den gemeinen Stahelwein allezeit Vormittag ein gutes Glas voll wohlaufgerührt davon getrunken und darauf gegangen.

Beliebt ein Pulver, so ist folgendes sehr gut:


Man nehme präparirten Stahel, anderthalb Loth,

Klar gestoßene Pomeranzenschalen,

Weiße Schreibkreide,

Krebsaugen,

Präparirtes Elfenbein,

Präparirte Regenwürmer, von jedem ein Quintl,

Präparirten Coriander 1 Quintl,

Klar gestoßenen Aneiß anderthalb Quintl,

Zibeben 2 Scrupel,[525]

Präparirten Weinstein 1 Quintl,

Essential-Salz von Sauerklee ein halbes Quintl,

Klar gestoßenen Zimmt,

Klar gestoßene Muskatnuß, von jedem ein halbes Quintl.


Davon wohl vermischt nimmt man alle Nachmittag 2mal, als zur Vesper und des Nachts, allzeit ein halbes Quintl in einem Löffel voll warmer Brühe.

Wenn diese Sachen verbraucht, ist zu Fortbringung der in allen Gliedern steckenden Galle hoch nöthig zu Zeiten einen Schweiß zu verrichten mit dergleichen Pulver:


Man nehme das ungarische rothe Edelgesteinpulver 12 Gran,

Schwefel-Blüthe mit Myrrhen verfertigt 8 Gran,

Schweißtreibendes Spießglaspulver 6 Gran,

Flüchtiges Vipern- oder Regenwürmersalz 2 oder 3 Gran.


Dieses wohl vermischt nehme ein Erwachsener in einem Löffel voll schwarz Kirschen- oder Petersilwasser auf einmal ein; decke sich eine Viertelstunde darnach wohl zu und verrichte einen Schweiß.


Der Ordinari-Trank kann folgender Absud seyn:

Man nehme sauber geklaubte rohe Gerste zwei Loth,[526]

Graswurzel 2 Quintl,

Petersilwurzel 3 Quintl,

Benediktwurzel 2 Quintl,

Grobgefeiltes Hirschhorn 1 Loth,

Kleine Weinbeer 2 Quintl,

Aggeleysamen,

Aneiß- oder Fenchelsamen,

Coriandersamen, von jedem 1 Quintl,

Zittwerwurz 2 Scrupel.


Dieses siede man in 5 Seidel Wasser, so lang bis die Gerste aufspringt; alsdann werfe man noch dazu:


Ganzen Zimmt 2 Scrupel,

Drei Gewürznägel,

Eilf Mastixkerner und

ein halbes Loth frische Citronenschalen.


Lasse es noch gar ein wenig sieden, nachmals verdeckt kalt werden lassen und trinke nicht gar zu kalt nach Durst und Belieben davon.


Die äußerlichen Mittel sind folgende:

Ist eine Leibesverstopfung vorhanden oder auch sonst der Leib voller Winde, die nicht weg gehen wollen, so gebrauche man diese Klystier:


Man nehme Seifenkraut,

Fenchel- oder Tillkraut,

Rauthen,

Römische oder gemeine Camillen,

Steinklee, von jedem ein halbes Loth,

Blau Lilienwurz,

Zaunruben, von jedem anderthalb Quintl,[527]

Pomeranzenschalen 1 Quintl,

Wiesenkümmel 2 Quintl,

Lorbeer 2 Scrupel,

Coloquinten, in Büschelein gebunden, zwei Scrupel.


Dieses siede man in 2 Seidel Wasser oder Gaisschotten, daß 1 Seidel überbleibt, seihe es durch eine dicke Leinwand und mische alsdann darunter:


Lorbeer-Laiwering 1 Loth,

Camillenöl,

Rauthenöl, von jedem 6 Quintl,

Distillirtes Kümmelöl 8 Tropfen,

Einen ganzen Eierdotter,

Steinsalz ein halbes Quintl.


Vermische es wohl und applleire es als eine Klystier.


Eine bewährte Windsalbe ist folgende:

Man nehme grüne Rauthen,

Attichkraut,

Ringelblumen,

Römische Camillen,

Die innere Schale von der grünen Hollerstaude, von jedem 1 Loth,

Frische Lorbeer,

Grüne Krammelbeer, von jedem ein halbes Loth.

Wiesenkümmel 3 Quintl.


Zerhacke es klein, schütte es in eine Pfanne und thue frisch ausgelassenes Bocksunschlitt ein[528] halbes Pfund, frisches Schmalz ebensoviel und Loröl einen halben Vierling dazu, lasse es unter stetem Umrühren wohl einsieden, alsdann thue es in ein dickes leinenes Säcklein, lege es in die warme Preß und presse es wohl aus, weil es noch warm ist und gieße darein:


Distillirtes Spicköl,

Krammetöl, von jedem 1 Quintl,

Kümmelöl,

Rauthenöl, von jedem ein halbes Quintl.


Lasse es kalt werden, so wird es eine Salbe, damit schmiere man die Lenden, das Milz und den untern Leib sein oft.

Man soll sich aber auch dabei einer guten Diät befleißigen und allen Ueberfluß von Speise und Trank, bevorab derjenigen, so Wind machen können, mit höchstem Fleiß vermeiden, daher dann untauglich sind: Schweinefleisch, altes Schaffleisch, Wildpret, frisch eingesalzen, gebeizt oder in Rauch gehängt; alle weichen Fische, alle windmachende, schwarzen Gallschleim verursachende und verstopfende Speisen, oder auch diejenigen, welche zur Gährung und Fäulung geneigt sind, als Linsen, Erbsen, Bohnen, Salat, Gurken, Melonen, weiße und gelbe Rüben, allerlei Mehlspeisen und Gemüse, Küchlein und anderes Backwerk, absonderlich alles Zucker- und Honigwerk, als Lebzelten, Meth, Honig, item Milch, Käs, Butter, Most, süßen Wein und dergleichen. Ingleichen alles frische Obst, bevorab das weiche und saure, so der Fäulung bald unterworfen.[529]

Hingegen mag man essen frisches nicht gar zu altes und recht gesottenes Rindfleisch, Kalbfleisch, Lammfleisch, Kitzfleisch, junge gemeine und indianische Hühner, Enten, Tauben, Gänse, Kapaunen, Fasanen, Rebhühner, wilde Tauben mit Gewürz zugerichtet, und anderes Federwildpret, wie nicht weniger junges rothes und schwarzes Wildpret, absonderlich von einem jungen Frischling, so nicht gar zu fett ist, in Kappern eingemacht, zumal selbst gut sind Kappern, Oliven, Zitronen, Weichsel, Quitten. Item gute Karpfen, Grundeln, Forellen, junge Hechte, Nerven, Brexen u. dergl. hartlichte Fische. Item Carviol, Artischoken, Spinat, grünes Kraut, Wersig, Lactuc, Endivi, Cichori, gesotten und warm gegessen und was der Dinge mehr sind. Der Leib soll mehr bewegt werden, als daß man immerzu sitzt, liegt, schlaft, spindisire und melancholisire, und ist ein guter Trunk Wein mäßig genommen, so er nicht süß und nicht zu hitzig, sondern Harntreibend ist, nebst einem guten lustigen Gespräch gar wohl erlaubt. Sonst aber ist das weiße Weizenbier wohl vergährt und abgelegen, so ein Büschelein von Zittwer, Galgant, Krammelbeeren, Allantwurz und gar ein wenig Lorbeer ins Faß gehängt ist, vor dem starken, viel Hopfen enthaltenden braunen Bier zum Ordinari-Trank nicht unrathsam. Das Schlafen und Wachen soll in gleichem Maß seyn, denn beides ist höchstschädlich. Vor Zorn, Ungeduld, heimlichem Grimm, Haß, Neid und Feindschaft soll man sich äußerst hüten. Wie[530] man dann auch hingegen das unnöthige sorgen und sich bekümmern, furchtsam, betrübt und viel allein seyn, auch den Gedanken allzusehr nachzuhängen man möglichst lassen soll. Der Leib soll alle Tag oder wenigstens allezeit über den andern Tag offen seyn, oder so er an seiner Schuldigkeit fehlt, soll er durch ein etwas scharfes Stuhlzäpflein oder Klystier dessen erinnert werden. Thut man das, so wird der schwarzen Galle und der daraus entspringenden melancholischen Windsucht mit Gottes Hilfe noch wohl vorzukommen oder selbige zu heben seyn.


Eine recht wohl bewährte blutreinigende Tinktur, nach überstandener Krankheit, oder sonst den verlorenen Appetit zum Essen wieder zu bringen, davon auf einmal 24 Tropfen nüchtern in einer Brühe einzunehmen.

Recipe Elixyr proprietatis aperitive Clauderi, Scropulos duos;

Tincturae Antimonii Tartarisati, drachmam semis;

Essentiae Lignorum, Scrupulum unum.


Die Galle und auch Anderes auszuführen.

Dafür ist sehr bewährt die edle Rhabarbara, allezeit vor dem Essen eine gute Messerspitze voll eingenommen. Dieses sollte billig ein jeder Reisender mit sich führen, wie ich es denn selbst zu thun pflege.


Gewiß bewährtes Stuhl-Zäpflein

[531] Nimm das Gelbe von einem Ei, und soviel Salz, als du zwischen 3 Fingern halten kannst. Misch es untereinander, daß es dick wird, binde es in ein bequemes leinenes Tüchlein, tunke es in Baumöl und schiebe es zu dir; es gibt ein Ei etliche Stuhlzäpflein. Man muß ein Schnürlein daran lassen, daß mans wieder herausnehmen kann.[532]

Quelle:
Glorez, Andreas: Des Mährischen Albertus Magnus, Andreas Glorez, Klostergeistlicher und Naturkundiger. Regensburg und Stadtamhof: 1700 [Nachdruck Freiburg am Breisgau 1979], S. 472-533.
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