Die Massacre auf Chios.

[181] Der Mond warf seinen klaren durchsichtigen Schein auf Berg und Meer. Dasselbe silberbleiche Licht erhellte die Ruinen des genuesischen Forts auf der Höhe des Pagus von Smyrna, das seinen kalten herzlosen Strahl auf das Märthyrerthum Stephana's in den Bergen der Zenta warf.

Wo die Ruinen sich nach dem Meer zu öffnen, das mit seinem ewig schwellenden Busen in jenem Silberschein unruhig zu träumen schien, lag die Bande des Räubers gelagert, der Smyrna beherrschte: auf einer Marmorquader Gregor Caraiskakis; an seine Knie gelehnt, trauernd aber vertrauend zu ihm emporblickend Diona, in deren reichen, nur von einer Spange zusammengehaltenem Rabenhaar die Hand des Bruders spielte. Vor ihnen der Kameelführer und Welland, der treue Freund. Nur wenige Schritte davon schürte Mauro ein kleines thönernes Kohlenbecken, aus dem er von Zeit zu Zeit seinem Oheim oder dem Doctor eine glimmende Kohle reichte, mit der sie ihren Schibuk1 in Brand erhielten. Es ist eine der Liebhabereien der Orientalen, häufig Holzkohlen für ihren Pfeifenkopf zu nehmen, gleich wie die Europäer wiederholt ihre Cigarren anzünden, und Jeder trägt daher im Gürtel eine besondere Kohlenzange in der Scheide bei sich.

Etwas weiter, rings um die Gruppe, aber doch im Bereich des Gesprächs, lagerten die Genossen des Räubers.

Welland hatte bei seiner Ankunft Besseres gefunden, als er nach den Vorgängen der Nacht und den Mittheilungen des Freundes[182] hoffen durfte. Eine schwere Beichte des Mädchens hatte stattgefunden, aus der sie jedoch weniger schuldig, als es geschienen, hervorgegangen war. Sie hielt sich für Sir Maubridge's Gattin und nur als solche war sie ihm gefolgt, nachdem in der Nacht vor der Flucht der britische Viceconsul eine Art von Ceremonie vorgenommen, die ihr Liebhaber für genügend und bindend erklärte, und die das Mädchen in ihrer Unbekanntschaft mit den europäischen Gebräuchen und von Leidenschaft verblendet, gleichfalls dafür ansah. Bei der Kenntniß, die Gregor bereits von dem Charakter und Treiben des Beamten erlangt hatte, tauchte freilich sofort der Argwohn in ihm auf, daß die Schwester nur das Spiel eines unwürdigen Betrugs gewesen sein könne, und er beschloß mit dem Freunde, sich vorerst darüber Gewißheit zu verschaffen und wo möglich Sir Maubridge selbst zur Rede zu stellen. Der Ceremonie, die, wie Diona ihm mittheilte, einfach nur in Vorlesung und Unterzeichnung einiger in der ihr unbekannten englischen Sprache abgefaßten Papiere und in dem Tausch von Ringen bestanden, hatte außer dem Schreiber des Consuls nur ein alter Matrose, derselbe, den Mauro in der Villa so rechtzeitig aus dem Fenster stürzte, bei gewohnt. Auf die Versicherung Gregor's, sich friedlich und ohne Haß an ihren Gatten wenden und nur die öffentliche Anerkennung ihrer Ehe erzwingen zu wollen, hatte sie ihm vertraut, daß sie Beide am Morgen mit der Felucke nach Tenedos oder Dardanelli hatten abgehen wollen, um dort einige Zeit zu verweilen, da Maubridge Freunde und einen Bruder auf der englischen Flotte hatte. Die Nachricht von dem Tode ihrer Mutter warf einen trüben Schleier über die neuen Hoffnungen der jungen Frau und träumend und stumm, aber vertrauend auf den Bruder, saß sie an dessen Knie und horchte nur wenig auf das Gespräch der Männer, an den geliebten Verführer denkend, von dem Mauro die Kunde gebracht hatte, daß er nach einer Fahrt nach Smyrna am Morgen, wirklich am Nachmittag mit der Felucke abgesegelt sei. Der Consul hatte sich noch am Vormittag zu dem Pascha begeben, um energische Reclamationen wegen des Überfalls und des Niederbrennens seines Landhauses zu erheben und Jan Katarchi wußte durch seine Spione, daß Ali Pascha sofort Befehle ertheilt, Streifzüge gegen die Räuber zu unternehmen. Doch Jan spottete derselben, da er einestheils selbst unter den Khawassen des Paschaliks gute Freunde zählte, theile sie im schlimmsten Fall nicht zu fürchten brauchte. In der[183] That war die Schaar, die damals die Polizeimannschaft von Smyrna bildete, nicht viel besser als die Räuberbande selbst, mit Ausnahme der Khawassen der Consulate, die ernste tapfere Männer sind; jedenfalls war sie zerlumpter und schlechter bewaffnet und disciplinirt als die Räuber und der Khawass-Baschi2 keineswegs sehr geneigt, sich mit der gefährlichen Jagd auf den kühnen Kameeltreiber stark zu befassen. –

Die Gruppe an den Ruinen des Forts im Mondlicht gewann durch das schöne Bild der jungen Griechin einen besonderen Reiz. Unter der reichen in den unterirdischen Gewölben des Forts nutzlos zusammengehäuften Beute hatten sich genug weibliche Kleidungsstücke gefunden, um Diona die Mittel zu geben, vollständig in jenem schönen malerischen Costüm zu erscheinen, das die griechischen Frauen und Mädchen, die noch nicht die französische Mode nachgeäfft haben, so wundervoll kleidet. Diona bot den vollen Typus der griechischen Schönheit, einer viel andern, als wir Abendländer gewohnt sind in der Phantasie uns zu malen. Noch war sie jung genug, um nicht jene weichliche Überfülle zu besitzen, welche die griechischen Frauen über zwanzig Jahre fast durchgängig auszeichnet, und die nach orientalischer Sitte als schön gilt. Dagegen hatte ihr Alter – 18 Jahre, während unter diesem milden Himmel oft schon Mädchen von zwölf und dreizehn Jahren heirathen, – ihre Formen gerundet und Wellenlinien über den schönen Körper gegossen, die dem ursprünglich seinem und schlankem Wuchs von Mittelgröße einen noch verführerischeren Reiz verliehen. Das Gesicht von rundovaler Form zeigte jenen wunderschönen weißen und zarten Teint, der den Töchtern der Cycladen eigen ist, gehoben durch zarte und künstliche Röthe der Wangen, welche nicht wie bei der Toilette des Occidents durch mehr oder weniger feine Schminke, sondern durch Einreibung eines Mittels in die seinen Poren der Haut, die man durch das Ausreißen der kleinen Härchen öffnet, hervorgebracht wird, und die wochen- und monatelang ihre zarte Farbe behält, ohne der Erneuerung zu bedürfen. Augen von der wollüstig schläfernden Mandelform, aus deren Lidern zwischen den schwarzgefärbten Wimpern ein dunkler Augapfel hervorstrahlt, während ein feiner schwarzer Strich unter der Wimper des unteren Lides die Größe und den Glanz des Auges erhöht; – schön und hochgeschwungene[184] ebenholzfarbene Brauen unter einer mittelhohen freien Stirn; eine nicht gebogen, sondern grade in antiker Linie mit einer leichten Wölbung in der Mitte und voller gerundeter Spitze und starken Flügeln sich senkende Nase und ein etwas großer aber durch die herrlichsten korallenartigen Lippen eingerahmter Mund mit einem vollen runden Kinn – das ist der Typus der griechischen Frauen der Inseln und war die Schönheit Diona's. Die Toilette der orientalischen Frauen, die gewöhnlich nur zum Abend gemacht wird, erfordert fast noch mehr Zeit und Sorgfalt, als die der Schönen von Paris und Wien. Leider wird der zierliche und reiche griechische Anzug bei den Frauen Athens und Smyrna's meist schon durch das französische Costüm vordrängt, wo aber die nationale Tracht beibehalten ist, da erscheint sie reizend und höchst kleidsam. Die Frauen Smyrna's, – meist klein von Gestalt, von einem blaßgelben Teint mit unheimlich funkelnden, beweglichen, schwarzen Augen, die für große Schönheit gelten, auf den Europäer aber den Eindruck des Rattenauges machen, sind bei ihrer Verheirathung mit letzterm gewöhnlich das Verderben des Mannes. Von jener Putz- und Gefallsucht, die eine Smyrniotin beherrscht, giebt selbst die Löwin der pariser Salons kaum eine Idee. Alles was sie an andern Frauen von Schmuck und Kleidern sieht, erregt ihren Neid, und sie peinigt den Mann um noch Schöneres, das – einmal getragen – allen Reiz für sie verliert. Dazu ist sie als Frau eigensinnig, launisch, träge und in Müßiggang den Tag hinbringend, bis zur Abendzeit, wo sie in voller Toilette sich an die Thür des Hauses setzt und Besuche annimmt oder macht; und so tugendhaft sie als Mädchen ist, so selten bleibt sie es nach ihrer Verheirathung. Bei dem geringsten Widerstand gegen die oft unerträglichen Launen der eingeborenen Frau hat der europäische Gatte den ganzen Schwarm ihrer werthen Verwandtschaft bis in's zehnte Glied auf dem Hals, und er kann, braucht er sein Hausrecht, von Glück sagen, wenn er zuletzt ohne einige Messerstiche oder Pistolenkugeln davonkommt. – Unter den Verhältnissen und bei den Sitten des Orients sind die moslemitischen Frauen, bei allen sonstigen üblen Eigenschaften dem Manne eine weit bessere und geeignetere Genossin, als die christlichen.

Diona trug über dem langen seidenen Gewand von gelber Farbe die reich mit Gold gestickte offene Ärmelweste, welche einen so schönen Schmuck und Theil des griechischen Costüms bildet,[185] während das, gewöhnlich von einem jener herrlichen smyrniotischen Fez's oder der längern griechischen Troddelmütze bedeckte Haupthaar frei um das schöne Gesicht wallte.

Die Männer waren in einem ernsten Gespräche begriffen. Welland hatte die Vorgänge des Tages in Smyrna mitgetheilt und die Rede sich nun auf die politischen Verhältnisse und Ereignisse überhaupt gerichtet, die den Orient und Occident zu erschüttern drohten, und auf beiden Seiten mächtige Rüstungen und Vorbereitungen aller Art hervorriefen. Constantinopel ward in diesem Augenblick noch der Centralpunkt der diplomatischen Agitationen, und von hier aus spannen sich die Fäden der Intrigue und Gegenintrigue, deren Auslaufen und Entscheidung nur Wenige noch berechnen konnten.

Caraiskakis, durch sein abenteuerndes umherziehendes Leben und die Vorgänge der letzten Zeit nur wenig und unvollständig über den Stand der Angelegenheiten unterrichtet, hatte den Freund um einen kurzen Umriß gebeten, und dieser gab ihm denselben. Wir sind genöthigt, ihn zu wiederholen, um den Leser vom Beginn unserer Darstellung und jener Recapitulation im Dom der Invaliden zu Paris auf die Zeit weiter zu führen, in welcher die gegenwärtigen Scenen spielen, – also bis zu Ende des Juni 1853. Wir geben hier im Allgemeinen die Historie der Angelegenheiten und ihre Entwickelung, wie sie sich aus den öffentlichen Vorgängen und den diplomatischen Aktenstücken dem Auge Europa's dargestellt hat und darstellen mußte, den tieferen Einblick in die Veranlassungen, in die Zwecke und den Gang für die weitere Ausführung unserer Scenen in Constantinopel selbst vorbehaltend.

Man hatte in Wien frohlockt, daß der Czar die Forderungen Österreichs in der montenegrinischen Frage so kräftig unterstützte, sah aber jetzt, daß das petersburger Kabinet damit einen viel wichtigeren Schlag in Constantinopel vorbereitet hatte. Rußland, das seit Katharina II. mit mehr oder weniger kurzen Unterbrechungen einen überwiegenden Einfluß in Constantinopel ausgeübt hatte, sah seit einiger Zeit denselben bedeutend geschmälert und bedroht, indem in dem Divan immer mehr französische und englische Sympathieen – offenbar auch in Folge des erweiterten socialen Verkehrs und der Erziehung junger Orientalen in Paris und London so wie des Eindringens der liberalen und demokratischen Ideen des Westens – sich geltend machten. Auch materiell hatten England und Frankreich[186] durch die Vermehrung von Consulaten, neue Handelsverbindungen etc. in der Türkei einen festern Fuß gefaßt, und bedrohten von hier aus die russische Macht. Die Frage wegen der politischen Flüchtlinge nach dem ungarischen Kriege war durch Englands Einfluß gegen Rußland entschieden worden. Die türkischen Verhältnisse selbst waren kaum länger haltbar ohne eine durchgreifende Reorganisation und Änderung, das fühlten und sahen mehr noch als die europäischen Höfe die einsichtsvolleren Orientalen selbst, und an solchen fehlte es keineswegs. Denn der Einfluß, welchen alle Staaten Europa's nach und nach sich in der Türkei erworben, theils durch die Tractate, theils durch ihre Machtstellung und Handlungen eigener Machtvollkommenheit, war der Art, daß von einer Souverainetät der Pforte fast gar nicht mehr die Rede blieb, und deren Schatten einzig durch die Rivalität der occidentalischen Staaten bewahrt wurde. Die immer stärker hervortretende Entmannung des Islams in Europa hatte die frühere bedeutende und gefährliche aggressive Macht der Türkei nach Außen längst aufgehoben, und jene oben erwähnten internen Verhältnisse lassen das, dem Kaiser Nicolaus zugeschriebene, eigentlich aber schon vom Hofe Katharina's stammende und auch von Napoleon I. gebrauchte Bild von »kranken Mann« sehr der Wahrheit entsprechend erscheinen. Die von Frankreich genommene Aggressive durch den Streit um die heiligen Stätten3 drohte eine eben solche Wendung zu nehmen, wie die Flüchtlingsfrage. Rußland durfte die Interessen der griechischen Christen unter keinen Umständen im Stiche lassen, wenn es nicht die für seine traditionellen und historischen Pläne so nothwendigen Sympathieen derselben aufgeben wollte, und so war es zu einem herausfordernden Auftreten und einem Beginn des Streites gezwungen, den es offenbar erst für ein Jahrzehend später bestimmt hatte und zu dem es noch keineswegs durch seine inneren Einrichtungen, Eisenbahnen, Marine etc. vorbereitet war. Dennoch hatte man sich in Petersburg[187] dem Glauben hingegeben, daß die russische Machtstellung im europäischen Staatenverband und sein bisheriger dominirender Einfluß auf Mittel-Europa hinreichen würden, ernste Conflicte zu vermeiden. Dazu kam der blinde Glaube an die Unmöglichkeit einer politischen Alliance Englands und Frankreichs. Kaiser Nicolaus, einer der ehernsten Charactere der Weltgeschichte, rechnete Völker und Länder zu sehr als Zahlen von seinem erhabenen Standpunkt aus und trug den tieferen Erscheinungen und Characteren der Gegenwart zu wenig Rechnung.

Fürst Mentschikoff, der russische Marineminister, war am 28. Februar in Constantinopel eingetroffen und hatte einen feierlichen Einzug unter dem Jubel der griechischen Bevölkerung gehalten, dir in der Initiative Rußlands eine neue Ära ihrer Jahrhunderte lang bewahrten Hoffnungen und Wünsche aufblühen sah. Unter den niederen Klassen der Griechen hatte sich faktisch das Gerücht verbreitet, der Fürst werde mit den Griechen von Constantinopel das nächste Osterfest in der Sophien-Kirche, – diesem ehemaligen Palladium des griechischen Christenthums – feiern. Es ist Thatsache und durch zahlreiche Beweise dargethan, daß dieser Glaube und die Aufregung unter der griechischen Bevölkerung nicht allein in Constantinopel, sondern auch in Smyrna und Kleinasien hauptsächlich durch die revolutionaire Propaganda, durch die politischen Flüchtlinge, genährt und verbreitet wurden.

Der starre Charakter des Fürsten war zur Führung intriguenvoller diplomatischer Verhandlungen, in denen die orientalischen Staatsmänner den feinsten Diplomaten des Westens überragen, wenig geeignet und wir haben bereits zu Anfang unseres Werkes angedeutet, welchem Einfluß es gelungen war, gerade dieser, dem Charakter des Kaisers so ähnlichen Individualität die Betrauung mit dieser schwierigen Mission zuzuwenden. Der Fürst hatte sich geweigert, dem Minister des Auswärtigen, Fuad Effendi, der Etikette gemäß, seinen Besuch zu machen, mit der Erklärung, daß Rußland gerade besondere Beschwerdegründe gegen diesen ihm persönlich feindlichen Minister habe, welcher auch die Verhandlungen wegen der Auslieferung der ungarischen und polnischen Flüchtlinge geleitet hatte. Die Pforte zeigte dem energischen Auftreten des Fürsten gegenüber sofort ihre Nachgiebigkeit durch die Enthebung Fuad Effendi's von seinem Portefeuille. Getäuscht durch dieses Resultat ging der Fürst weiter. Der vorgeschobene Beschwerdepunkt:[188] der Krieg gegen Montenegro, war bereits durch die österreichische Intervention beseitigt – es blieb also nur die Frage wegen der heiligen Stätten, hauptsächlich über den Besitz der Schlüssel zum heiligen Grabe, welchen sowohl die Lateiner (Katholiken) wie die Griechen in Anspruch nahmen.

Die Unterhandlungen wurden auf das ausdrückliche Verlangen des Divans unter Zuziehung des Vertreters von Frankreich gepflogen, die Reclamationen des Fürsten in den Noten vom 19. und 22. März und 19. April, in welchen er die Rechte der griechischen Kirche den Lateinern gegenüber in dieser Angelegenheit gewahrt verlangte, durch Erlaß eines Fermans erledigt, welcher die Rechte der Griechen gegen alle Übergriffe der Katholiken sichern, zugleich aber diesen – also den Franzosen – die neuerdings durch Capitulationen erworbenen Rechte unverletzt erhalten sollte.

Frankreich hatte bei der ersten Nachricht von der Sendung des Fürsten Mentschikoff seine Mittelmeer – Flotte nach den griechischen Gewässern gesandt, der englische Admiral Dundas sich geweigert, auf die gleiche Requisition des britischen Vertreters in Constantinopel, Oberst Rosen, dasselbe zu thun.

Die Frage wegen der heiligen Stätten schien geregelt, war es aber nichts weniger als das, denn Fürst Mentschikoff verlangte jetzt zugleich Bürgschaft gegen künftige Verletzungen der eingegangenen Verträge, und zwar in Form einer förmlichen Verpflichtung in seiner Note vom 5. Mai, auf die er Antwort binnen fünf Tagen forderte. Dies war der Wendepunkt, an dem auf's Neue das Spiel der politischen Intriguen begann. Die Hauptforderung Rußlands ging darauf hinaus, daß die Pforte in einem besondern Sened (Protokoll) der griechischen Kirche in der ganzen Ausdehnung ihres Gebiets alle von Alters her besessenen Rechte, Privilegien und Immunitäten unverändert auf der Grundlage des bestehenden Status quo gewährleisten solle, und daß die griechische Kirche berechtigt sei, alle den begünstigtsten christlichen Nationen eingeräumten Vorrechte auch für sich in Anspruch zu nehmen.

Durch die Gewährung dieser Forderung hätte der Czar das Recht erhalten, als Protektor der orientalischen Kirche, also der griechischen Unterthanen des Sultans sich bei allen entstehenden Streitigkeiten derselben mit der türkischen Regierung zum Schiedsrichter aufzuwerfen.

Das war gewissermaßen eine vollständige Abhängigkeit von[189] Rußland, obschon auf der andern Seite nicht zu läugnen stand, daß die griechische Kirche und Bevölkerung in der Türkei dringend einer Befreiung und eines energischen Schutzes ihrer Rechte bedurften.

Unterm 10. Mai beantwortete der Divan ablehnend dieses Verlangen als Eingriff in die Souverainetätsrechte des Sultans, die geringeren angeschlossenen Forderungen bewilligend. Zugleich trat durch den Einfluß des seit dem 5. April in Constantinopel wieder eingetretenen britischen Gesandten Lord Stradfort de Redcliffe eine Veränderung des türkischen Ministeriums im britischen Sinn ein. Der bisherige Großvezier Mehemet Ali wurde Kriegsminister, Rifaat Pascha Minister – Präsident und Reschid Pascha trat an die Spitze des Auswärtigen.

Fürst Mentschikoff antwortete am 11. Mai auf die türkische Note und kündigte, als die neuen Verhandlungen kein Resultat herbeiführten, am 18. an, daß er seine officiellen Verbindungen mit der Pforte abbrechen müsse, weil man für Sicherung verbriefter und unbestreitbarer Rechte, und anstatt die Abhilfe gerechter Beschwerden ernstlich zu leisten, ihn nur mit leeren Ausflüchten hinhalte4.

Fürst Mentschikoff zog sich nach dieser Mittheilung vom 18. Mai an Bord des bei Bojukdere ankernden Dampfschiffes zurück, das ihn nach Odessa bringen sollte, setzte aber noch die privaten Unterhandlungen fort. Da die Pforte jetzt hartnäckig alle Modalitäten des Ultimatums zurückwies, verließ der Fürst am 21. Mai mit dem russischen Gesandtschafts-Personal Constantinopel, wo nur die Handelskanzlei zurückblieb.

Die türkische Regierung zeigte unterm 20. Mai den Vertretern der vier Großmächte an, daß sie sich gezwungen sähe, gegen[190] die großen Rüstungen Rußlands an der Gränze der Donaufürstenthümer offen ihre Gegenanstalten zu treffen.

Der russische Minister des Auswärtigen, Reichskanzler Graf Resselrode, schickte im nochmals eine Note an Reschid Pascha, in welcher er die Annahme der früher gestellten Bedingungen binnen acht Tagen forderte, widrigenfalls Rußland die Donaufürstenthümer besetzen würde, erklärte jedoch dabei, daß diese Besetzung eben nur als Pfandnahme und nicht als Kriegserklärung zu betrachten sei.

Das Protectorat der Donaufürstenthümer berechtigte übrigens Rußland nach dem Vertrage von Baltaliman nur zu einer gemeinsamen Besetzung derselben mit der Türkei im Fall innerer Unruhen.

Eine durch die Bemühungen der Vertreter Preußens und Österreichs ziemlich gemäßigte Note des Divan, in der man sich bereit erklärte, einen besonderen Gesandten nach Petersburg zu schicken, lehnte diese Forderung nochmals unterm 10. Juni ab.

Am 14. Juni war der neue österreichische Gesandte, Baron von Bruck, in Constantinopel eingetroffen; die Sendung des Grafen Gyulai nach Petersburg sollte zugleich dort die Versöhnung vermitteln. Frankreich und England, die nach der Einleitung des Conflicts zwischen Petersburg und der Pforte sich der äußeren Einmischung fern gehalten hatten, riefen jetzt ihre Flotten in die Nähe von Constantinopel, und dieselben warfen am 15. Juni in der Besika – Bai am Eingang der Dardanellen Anker. Die Gesandten erhielten jetzt öffentlich Vollmacht, im Fall einer Kriegserklärung des Sultans gegen Rußland die Flotten nach Constantinopel zu rufen.

Zugleich hatte jener diplomatische Notenwechsel zwischen den Kabinetten von Petersburg, Paris, London, Berlin und Wien begonnen, durch welchen die streitenden Parteien die Schuld der Zwistigkeiten und deren weitere Folgen sich gegenseitig aufzuwälzen versuchten. –

Dies war die Übersicht, die Welland dem Freunde mittheilte, da er sich, obschon bereits im März von Paris abgereist, doch bei seinem zweimonatlichen, durch eine Krankheit veranlaßten Aufenthalt in der Schweiz und Oberitalien fortwährend von dem Gang der politischen Angelegenheiten in Kenntniß erhalten hatte.

»Mir scheint, Freund,« sagte er zum Schluß, »der redliche Wille einer Versöhnung und Ausgleichung ist auf keiner Seite[191] sonderlich groß und der Zwischeninteressen, die in dem Streit spielen, scheinen so viele, daß eine friedliche Lösung kaum zu denken ist. Es scheint gegenwärtig allein das Ziel der Betheiligten, vor den Augen der Welt die Schuld des Angriffs und des bevorstehenden Krieges Einer auf den Andern zu werfen. In Frankreich, ja selbst in Deutschland, hält man den Krieg für unvermeidlich und erwartet jeden Augenblick den Ausbruch. Es ist offenbar, daß wir auf einem unterwühlten Boden stehen, und Niemand kann sagen, nach welcher Seite die Wagschaale sich senken, wo das gezogene Schwert rasten wird. Alle Verhältnisse scheinen sich umgekehrt zu haben, Freunde stehen sich feindlich einander gegenüber, alte Feinde haben den Groll im Busen verschlossen und machen gemeinsame Sache, – willenlos folgt der Einzelne, Unbedeutende diesem Wogenschlag der Völker, glücklich, wenn er aus der kommenden Zerstörung sich selbst und das, was ihm theuer ist, in einen sicheren Port retten wird. Ich fürchte, Freund, auch unser Schicksal wird uns in das volle Wogengebraus hinaus werfen.«

»Ja wohl haben Sie Recht, daß alle Verhältnisse verkehrt und aus den Fugen gerückt sind in diesem Streit!« entgegnete mit Bitterkeit der Grieche. »Steht nicht das allerchristlichste Frankreich, das streng protestantische England neben dem ewigen Erbfeind des Kreuzes, um drei Millionen Türken das Recht wahren zu helfen, zehn Millionen Christen zu unterdrücken, zu tyrannisiren, sie aller historischen und menschlichen Rechte zu berauben? Zu wem soll das Volk der Griechen vertrauend aufsehen, zu England und Frankreich, die für ihre Theilnahme an Navarin mein armes Vaterland zu Grunde richten? die, Sieger über unsere Tyrannen, ihnen den größten Theil des Volkes, dessen Freiheitskampf ganz Europa damals zujauchzte, wieder unter die Sohlen warfen? – Macht denn der wiener Vertrag die Weltgeschichte und die Rechte und die Historie der Völker, oder gab es ein byzantinisches Reich, das Jahrhunderte Europa voran blühte, und dessen Verderben die westlichen Staaten durch die Kreuzzüge herauf beschworen, während sie es dann hilflos in die Hand der Feinde des Kreuzes fallen ließen?!«

»Ich glaube schwerlich, Freund, daß Sie es besser haben würden unter dem Scepter oder der Knute Rußlands, als Ihre Väter es unter der Peitsche des Moslems hatten. Sie wünschen die Wiedergewinnung und Erhebung Ihrer Nationalität. Wohl![192] aber Rußland, Ihr Beschützer, ist doch gewiß gerade der Staat, der eine fremde Nationalität am wenigsten achten würde, der Staat, der in seinen eisernen Armen jedes fremde selbstständige Leben zu unterdrücken, zu tyrannisiren droht. Wo anders her stammt die Furcht und der Haß Europa's und jedes Einzelnen vor diesem Koloß? Blicken Sie hin nach Polen –«

»Meinen Sie denn,« unterbrach ihn der Grieche, »daß mein Volk auch nur den Gedanken in sich trägt, ein Theil des russischen Reiches zu werden? Keinem Hellenen kommt die Idee! Frei wollen wir sein auf unserer eigenen Erde, die getränkt ist mit tausend großen Erinnerungen der Vorzeit, Herren unseres eigenen Landes, das zur Wüste geworden, dessen Kirchen zerstört, dessen Kinder geschändet und geschlachtet sind von einer Handvoll Ungläubiger. Das Kreuz soll herrschen in der alten Hauptstadt unseres Landes, die einst zwei Welttheilen Gesetze vorgeschrieben, so gut wie Ihr Rom, unsere heilige Kirche gereinigt werden von der Schmach des falschen Götzendienstes!«

Sein Auge flammte, seine Hand war erhoben, als er von der Unterdrückung seines Vaterlandes, von den Hoffnungen sprach, welche die Brust jedes Hellenen schwellen. Auch Diona, die Tochter Griechenlands, schaute, auf den Knieen liegend, mit gerötheten Wangen und feurigen Augen empor zu dem Bruder.

Der Räuber hatte sich aufgerichtet aus seiner trägen Stellung.

»Höre mich, Franke,« sagte er mit seiner tiefen Stimme. »Ich bin nicht gelehrt wie Du und mein Sohn hier aus edlem Geschlecht; ich bin ein geringer Mann aus dem Lande meiner Väter, ein Dieb und Mörder, und verstehe Nichts von dem, was die Könige des Frankenlandes sprechen und wollen. Aber sie sind Staub in den Augen des großen Czaren, der stets unser Freund war, wie sie Staub sind in den unsern. Wem sollen wir trauen, auf wen sollen wir hoffen, wenn nicht auf ihn, dessen Glaube der unsere ist, der der ewige Feind unserer Tyrannen gewesen und sie bekämpft hat? Sollen wir vertrauen auf den Bruder, der sich uns bewährt und uns geschützt hat, oder auf den Fremdling, der unserer höhnt und spottet, die Früchte unseres Fleißes an sich reißt und mit unsern Unterdrückern gemeinschaftliche Sache macht?«

»Da hören Sie die Stimme des Volkes,« sagte Gregor; »wie dieser denken und sprechen Tausende, ja Millionen.«[193]

»Aber was wollen Sie gegen die Übermacht? Jeder Versuch zu Rußlands Gunsten würde Ihren Landsleuten unter türkischer Herrschaft nicht allein das Joch schwerer auflegen, sondern auch die Westmächte zwingen, ihnen allen Schutz zu entziehen. Ganz Europa sieht die Parteinahme derselben gegen Rußland als eine Demonstration der Cultur und Civilisation gegen die Principien der Unterdrückung und Willkür an, die der östliche Koloß bisher geübt hat und immer weiter ausdehnen möchte. Die Politik der Staaten Europa's muß die Herrschaft der Pforte ungeschmälert aufrecht erhalten.«

»Die Politik?« rief mit Empörung der Grieche. »Sie haben Recht, dies herzlose Wort zu gebrauchen, das einst den Namen Europa's mit Schmach auf den Blättern der Geschichte beladen wird. Diese Staaten und Könige nennen sich die christlichen, die Vertheidiger und Beschützer der Kirche – und sie dulden, daß ein christliches Volk die Fesseln der Moslems trägt! Hatte Spanien ein größeres Recht denn wir, als es ein gesittetes kunstthätiges Volk über das scheidende Meer im Namen des Kreuzes zurückwarf? zog der Pole Sobieski nach Wien bloß zur Rettung der Kaiserstadt oder für den Sieg des Christenglaubens? Schmach über die Nationen des christlichen Europa's, die Missionen auf Missionen zu den fernen Heiden senden und für ihre christlichen Brüder im eigenen Erdtheil kein Gefühl haben! Schmach endlich über Ihre Liberalen und Republikaner, die Revolutionen proklamiren in Ländern, die sich wohl fühlen unterm Schutz der Ordnung und des Gesetzes, und für die Befreiung eines Brudervolks von den Ketten hundertfach ärgerer Sclaverei, als je Rußland oder Österreich einem Lande auferlegt hat, kein Wort, keine Waffe haben, ja, die diese Waffen noch Denen zu leihen sich drängen, welche die Fesseln dieses geknechteten Volkes für weitere Jahrhunderte schmieden wollen!«

»Unterm Schutz Frankreichs und Englands wird die Civilisation und das Recht des Einzelnen auch hier den Sieg gewinnen, schon hat der Divan sich zu bedeutenden Verbesserungen entschließen müssen und eine neue bessere Ära blüht auch für die christliche Bevölkerung der Türkei empor.«

Caraiskakis legte die Hand auf seinen Arm.

»Glauben Sie wirklich, daß es Versöhnung geben kann zwischen dem Opfer und seinem Henker? daß ein Volk, das solche Leiden[194] getragen, so Ungeheures erduldet hat, wie das meine, je den Unterdrücker ehren und lieben lernen wird? Meinen Sie, daß es ein Vergessen zu geben vermag zwischen einem Hellenen und einem Bekenner des Propheten? – Dann, Welland, dann haben Sie nie erfahren, was wir gelitten, dann haben Sie nie bedacht, daß seit Jahrhunderten das Blut des Vaters den Sohn, die Schmach der Schwester den Bruder, das Gewimmer der gemordeten Säuglinge die Mütter zum ewigen unauslöschlichen Haß entflammt hat und mein Volk entflammen wird, so lange noch der Name Moslem das Land jenseits dieses trennenden Meeres entehren wird. Ihre Zeitungen, Ihre Fürsten, Ihre Völker haben vergessen, was vor kaum dreißig Jahren auf jenen Bergen, auf jenen Inseln geschehen – aber wir vergaßen es nicht, die wir in den Strömen des vergossenen Blutes geboren und mit der Verzweiflung gesäugt worden sind. Ich ward es, Welland, ich, der Sohn des unglücklichen Chios, und wollen Sie eine Geschichte hören, die Sie lehren mag, die Gefühle und Erinnerungen meines Volkes besser zu beurtheilen, wohlan, hier ist der Mann, der sie Ihnen geben wird: Janos!«

»Mein Sohn, Du hast gut gesprochen, und wenn Du willst, daß ich die Geschichte Deiner eigenen Kindheit aus meiner Jugend zurückrufe in mein Gedächtniß und in meinen Mund, so soll sie dieser Franke hören.«

»Auch uns gieb sie, Mann, auch uns, Gregor und Diona, den Kindern der Frau, die Dein Heldenmuth gerettet.«

Der – wir wollen ihn in diesem Augenblick trotz seines Handwerks so nennen – der Palikare richtete sich auf und setzte sich auf einen nahe liegenden Stein; um ihn her näher heran drängte sich der ganze Kreis. Als Janos zu seiner Erzählung5[195] das Wort nahm, war in seiner Rede und in seinen Geberden etwas Poetisches, Schwungvolles, das auch den niedersten Ständen des Südens eigen zu sein pflegt und jedes Element des Gemeinen, Unbehilflichen beseitigt, das uns so oft unter den niedern Volksklassen im Norden anwidert.

»Euer Vater, meine Kinder,« begann der Räuber, »war ein wohlhabender Mann auf der Insel Chios und trieb Handel mit Mastix6 nach Constantinopel. Chios war damals ein blühendes Land, ein Garten Gottes, reich gesegnet mit Fruchtbarkeit und Schönheit. Was unser Himmel bietet, fand man auf der Insel, der Hafen von Kastron war gefüllt mit Schiffen aller Nationen, und hundertzwanzigtausend thätige, wenn mit der türkischen Herrschaft und ihrer Willkür auch nicht zufriedene, so doch ruhige und fleißige Menschen bewohnten die Insel. Das kam, weil von Constantinopel selbst uns Schutz und Schirm gegen die Tyrannei wurde, unter der unsere Brüder auf den Cycladen und dem Festlande seufzten, denn Chios gehörte Fatme Sultana, der Schwester des Großherrn, als Eigenthum, und sie bezog jährlich nicht weniger denn zwölfhundert Beutel7 von unserer Insel, die den Mastix erzeugt wie kein anderer Ort in der Levante. Wie bald sollten wir Jene beneiden lernen!

Ich war in Ipsara geboren, aber schon als Knabe in das Haus Deines Vaters gekommen und hatte ihn auf vielen Reisen nach Athen, selbst nach Triest und Constantinopel begleitet. Der Name Deines Vaters war geachtet und er zählte zu den Patrioten, die über dem Gewinn des Handels und dem Klange des Goldes nicht vergaßen, daß der Besitz ihrer Habe, ja ihrer Familie und ihres Lebens nur Schein und von der Willkür des Muselmannes abhängig war, daß unser heiliger Gottesdienst nur gegen schwere Geschenke an die Machthaber geduldet wurde und[196] jedes Rechts entbehrte, daß die Ehre unserer Frauen und Töchter das Spiel der Lüste unserer Herren blieb und der Moslem verächtlich vor dem eingebornen Sohne des Landes ausspie und ihn Giaur nannte, wenn er demüthig an ihm vorüberging. Wir waren elender, als das von Gott verfluchte Volk der Erde ist!

Es bestand damals – und man hat mir erzählt, daß er seit mehr als hundert Jahren unter meinem Volke bestanden – ein geheimnißvoller Bund, Elpis8 genannt, der über das Festland und alle Inseln, ja weit hinein nach Asien und über Byzanz hinaus ging und alle Besseren, Tugendhaften und Tapferen unseres Volkes in seinen Reihen zählte. Wo die tausend Felseninseln wie Sterne auf dem blauen Meere schwimmen, da giebt es kleine Eilande, unzugängliche Berge, auf die sich freie Männer geflüchtet haben und wohin noch nie der Fuß eines Moslems ungestraft gekommen ist. Hier ist die Wiege der griechischen Freiheit, und aus diesen Felsenbuchten, in deren Schutz die Häupter der Elpis sich alle vier Jahre zu versammeln pflegen, ging der ewige Krieg aus, den, von den Franken verlassen, unser Volk wenigstens im Einzelnen seit Jahrhunderten gegen die Ungläubigen geführt hat. Frei wie der Palikare auf den Bergen Livadien's und des Taygetos war der Capitano, der auf seiner schwarzen Felucke mit kühnen Männern das Aspri Thalassa9 durchstrich und leicht, wie die Schwalbe die Lüfte durchzieht, hinauf bis zum weißen Lemnos zog oder vor dem Golf von Saloniki kreuzte, und überall den schwerfälligen Moslem, den habgierigen Franken überfiel und besiegte.

Dein Vater, Gregor, gehörte seit Jahren der Elpis an, und als die Stunde gekommen war, wo auf dem Festlande die Fahne des Kreuzes gegen den unerträglichen blutigen Druck erhoben werden sollte, eilte er dahin. Wundert Euch nicht, daß ich, ein schlichter Kameeltreiber, so genau die Geschichte meines Landes kenne, aber die Namen, die ich nenne, sind mit Blut in die Tage meiner Jugend geschrieben. Vom Norden, vom großen Czar aus Moskau her kam auch damals der Ruf unserer Freiheit. Fürst Ypsilanti zog in das Land ein, das an dem großen Strome liegt,[197] der uns von unsern russischen Brüdern scheidet10, aber die heilige Schaar11 fiel unter der türkischen Übermacht, und der Großherr in Constantinopel schwor bei seinem Barte, Alles zu vertilgen, was Grieche hieß in diesem Lande12. Auch zu uns kam die Kunde, wie man in Constantinopel, in Smyrna und Salonichi alle Kirchen zerstört, wie man unser Volk beraubt und gemartert, unseren ehrwürdigen Erzbischof, den heiligen Gregorius13, ermordet hatte. Da entbrannte in den Herzen unseres Volkes die heilige Flamme und überall schlug das Feuerzeichen der Freiheit empor! Von Achaja aus tönte der erste Ruf, und als der Erzbischof von Patras14 das Kreuz aufrichtete, da klang es wieder in Ätolien, wie in Attika, Akarnanien und Livadien; auf Spezzia, Ipsara und Hydra, auf Samos wie im Epirus und Thessalien, wo die tapferen Sulioten und Agraphen sich mit dem Löwen von Janina15 verbanden, der längst schon am türkischen Joche gezerrt. Der alte Held Kolokotroni zog mit seinen Klephten daher, der edle Nikitas, Petros Mauromichalis, der Bey der Marina! Mit Wonne hörten wir jede Kunde, die Schiff um Schiff uns brachte, aber Chios wagte es nicht, laut in den allgemeinen Jubelruf einzustimmen, denn Vehid Pascha der Gouverneur hatte Zehn der angesehensten Chioten nach Constantinopel als Geißeln geschickt und nahm jetzt[198] aus jedem Dorfe zwei Primaten16 und warf sie in die Kerker von Kastrone, um sich gegen einen Aufstand zu sichern.

Dein Vater, Gregor, war, zeitig gewarnt, auf den Ruf Maurokordatos', seines Freundes, der auch aus Chios stammte, nach Attika geeilt. Mich, ich war damals achtzehn Jahre alt, ließ er bei seiner Familie zurück, denn Deine Mutter trug Dich noch an der Brust und selbst Dein Bruder Andreas zählte erst vier Jahre. In dem Landhause Deiner Familie, an der Bucht von Volisso, glaubte er sie vor allen Stürmen geschützt und ich mußte ihm auf das Kreuz schwören, sie nie zu verlassen.«

Gregor reichte dem alten Diener seiner Familie die Hand.

»Vater Michael,« sagte er weich, »und die Mutter, die jetzt Beide im Himmel sind, bezeugen dort Oben, wie treu Du Wort gehalten.«

Janos küßte die Hand und fuhr in seiner Erzählung fort.

»Die guten Tage für Chios waren vorüber. Veli Pascha und seine Aga's machten sich die Erbitterung des Divans gegen das griechische Volk zu Nutze und begannen Unterdrückungen und Erpressungen, die bald allen Grausamkeiten die Waage hielten, welche unsere Brüder auf dem Festlande je erduldet hatten. Dennoch widerstanden die Bewohner von Chios dem Ruf, der täglich von Samos und Ipsara her erging, zu den Waffen zu greifen und sich dem allgemeinen Kampfe anzuschließen; denn in den Kerkern von Kastrone lagen ihre Väter und Brüder, hundertundzwanzig an der Zahl, darunter die sieben Bischöfe unserer Insel, und jede Familie zitterte bei dem Gedanken an das Schicksal, was die theuren Häupter in der Gewalt unserer Tyrannen beim geringsten Zeichen des Widerstandes bedrohte.

Aber Gott und die Heiligen hatten es anders bestimmt, ihr Geschick sollte von Außen her entschieden werden. Fürst Logotheti17 und General Burnia landeten am 25. März18 mit zweitausend Samioten auf Chios und pflanzten mit Gewalt das Kreuz der Freiheit auf der Insel auf. Wie unser Aller Herz ihnen entgegen schlug! dennoch wagten nur sehr Wenige, sich ihnen anzuschließen,[199] das ganze Land, alle Dörfer waren thatsächlich, als nach achtzehn Tagen das grause Unheil auf uns einbrach, noch unbewaffnet.

Die Samioten griffen Kastrone an und erschlugen hundertundfünfzig Türken im Gefecht. Vely Pascha mit den Seinen flüchtete in das Kastell und wurde hier belagert.

Das Verderben aber war nahe. Bald erscholl die Nachricht von der Annäherung des grausamen Kapudan Pascha mit der türkischen Flotte. Allgemeines Schrecken verbreitete sich, und wer da konnte, flüchtete sich. Am 12. April schiffte der Kapudan mit 15,000 Mann von Tschesme nach der Insel über, die Schiffe von Ipsara und Hydra kappten die Anker und flohen, zwölftausend Bewohner der Insel mit ihnen. Sieben der Schiffe fielen in die Hände der Türken und wurden mit den Unglücklichen versenkt, – ihr Loos war glücklich gegen das der Zurückgebliebenen.

Ein allgemeines Entsetzen hielt diese befangen und unthätig, während hätten sie sich mit den Samioten verbunden – sie mit sicherem Erfolg der Macht der Türken Trotz geboten haben würden. Doch man verließ sich auf das Versprechen des österreichischen und französischen Consuls, die mit dem Kapudan Pascha unterhandelt und die Zusage allgemeiner Amnestie überbracht hatten, wenn man alle Waffen ausliefere. Dies geschah; nur Wenige hielten sich mit Logotheti und Burnia in den Batterieen von Turloti, und dort entbrannte ein heißer Kampf am 12. und 13. April. Alle Gegenwehr war vergeblich, die Schanzen wurden erstürmt, die Führer retteten sich durch die Flucht, während der Überrest der tapferen Schaar sich in das Kloster Yamon warf und Schritt um Schritt, Blut um Blut jeden Fußbreit gegen die anstürmenden Schaaren vertheidigte. Sie wußten ihr Schicksal, und während die Kirche von Turloti in Flammen aufging, während die Türken bereits die Gräber aufrissen und die Leichen verstümmelten, fiel einer der Helden nach dem andern, kämpfend in den Trümmern des Klosters – Keiner entkam – mein einziger Bruder war unter den Todten.«

Der Erzähler schlug ein Kreuz zum Gedächtniß des Gefallenen, andächtig folgten die übrigen Griechen, dann fuhr er fort:

»Am 14. war auf der ganzen Insel kein Widerstand mehr und nun begann eine Zeit voll Mord und Entsetzen, wie wohl noch keine gewesen ist unter den Völkern der Erde. Schaaren[200] von asiatischen Mördern und Räubern, unzählig wie Heuschreckenwolken, strömten von Tschesme und Smyrna her über die unglückliche Insel, die der Wüthrich jedem Schrecken preisgegeben. Sechs volle Tage lang dauerte das Morden. Gräuel, wie sie die Hölle nicht erfindet, wurden hier ausgeübt; nicht das Kind an der Brust, nicht der wankende Greis verschont. Schon am anderen Tage gingen vier Maulesel mit Köpfen und Ohren beladen nach Smyrna ab19. Mögen nimmer meine Augen das Schreckliche wiedersehen, was sie da erblickt! Frauen und Jungfrauen wurden von den Henkern öffentlich geschändet und dann grausam verstümmelt und gemordet. Ich sah Frauen, denen die Brüste abgeschnitten waren, entmannte Männer, Kinder, denen man die Zunge, die Nasen, die Ohren abgeschnitten. Aber Alles, was hier geschah, überbot die Grausamkeit des Kapudan selbst. Auf seinem Schiffe, ›die Siegesfahne‹ geheißen, hatte er eine besondere Folterkammer eingerichtet, um durch die grausamsten Martern das Geständniß verborgener Schätze zu erzwingen, oder sich an den Qualen der Armen zu weiden. Ich selbst sollte diese Stätte des Teufels in Menschengestalt kennen lernen!

Am 19. waren bereits von 65 Dörfern, welche die Insel zählte, 49 fast spurlos von der Erde vertilgt, darunter 20 Mastixdörfer. Vergebens bemühete sich der französische Consul Digeon, ein früherer Offizier, wenigstens einige zu retten. Hinter seinem Rücken begannen die aufgestellten Schutzwachen auf's Neue das Werk der Zerstörung.

Am 13., nach der Erstürmung von Turloti, war auf der Flotte der Würger ein großes Fest. Ein französisches Linienschiff lief mit wehender Flagge ein; es trug den Herrn de la Meillerie, den Befehlshaber der französischen Seemacht in diesen Gewässern, und das unglückliche Chios hoffte von seinem Erscheinen Schutz und Hilfe. Aber der Franke – merke es, Herr! – kam, um den Kapudan Pascha zu besuchen, ihm Glück zu wünschen zum Siege über die Meuterer, und während das unschuldige Blut in Strömen am Lande zum Himmel aufdampfte, überhäuften der Franke und der Türke einander mit Höflichkeiten, und das Geschenk einer reich mit Diamanten besetzten Dose ließ den Franzosen das Herz und die Augen verschließen vor dem Jammer seiner[201] christlichen Brüder. Fluch ihm und seinem Gedächtniß! Fluch seinem gleißnerischen Volke!«

Der wilde Ausbruch des Hasses, der aus den Augen des Griechen sprühte, ließ Welland erbeben. Diona faßte die Hand des Mannes.

»Und Du, Janos, wo bliebst Du? was geschah mit unserer Mutter?«

»Als das Morden am 14. begann und wir in unserer entfernten Wohnstätte die erste Kunde davon erhielten, suchte ich eilig ein Schiff, aber alle hatten, wie ich bereits erzählt, von Kastron aus die Flucht ergriffen. – In den Felsenschluchten des Berges Hyas, auf dem der große Sänger unseres Volkes, Homeros, geboren20, war mir ein Versteck bekannt. Dahin – unter die Trümmer eines alten Götzentempels unserer Väter, der weit hinaus schaut auf's blaue Meer – führte ich Mutter und Kinder und verbarg sie vor den Augen unserer Henker. Acht lange schreckliche Tage brachten wir da zu, während deren einige wenige glückliche Flüchtlinge sich zu uns gesellten. Da, als ich die Deinen nicht mehr allein und verlassen sah, litt es mich nicht länger in den Bergen, wo wir von fern den Brand unserer Häuser und Gärten schauten, ich trat zu Eurer Mutter und bat sie, mir zu gestatten, nach Kastron zu gehen, um dort zu forschen und nach Hilfe auszusehen. Nur schwer gab sie die Erlaubniß, aber unsere Noth war groß und ich mußte fort.

Ich ging durch das Gebirge und nahte mich Kastron. Die Spuren, die ich auf meinem Wege fand, habe ich Euch bereits beschrieben. In einem Hause, das allein an einem Bergabhange stand, fand ich zwei der Henker, – sie schliefen, berauscht von dem ihnen verbotenen Chioswein, neben den Leichen der gemordeten friedlichen Bewohner, neben den entstellten Leichen zweier Mädchen, die sie geschändet. Ich erschlug Beide im Schlaf – es war das erste Blut, das ich vergoß, und wahrlich, nicht solches, das ich je bereut habe! – In der Kleidung, mit den Waffen eines der Erschlagenen ging ich weiter und kam nach Kastron.[202]

Es war am Morgen des 23. April. Das Morden und Brennen in der Stadt und den nächsten Dörfern hatte einigermaßen aufgehört, kaum stand in den Letzteren noch ein Haus außer denen der Consule. Die Teufel waren vom Blut übersättigt, und was noch lebte, das trieb man jetzt in Haufen zusammen und zu den Schiffen, um als Sclaven nach dem Festlande geschafft zu werden. Aber Vehid Pascha hatte sich noch ein besonderes Fest vorbehalten; es galt den hundertundzwanzig Geißeln, die in seinen Kerkern schmachteten – darunter sechsundachtzig Primaten und sieben Bischöfe, die Anderen angesehene Kaufleute des Landes. Fünfunddreißig von ihnen, darunter zwei Brüder Maurocordatos mit ihren jungen Söhnen, Knaben noch, wurden nach dem Schiffe des Kapudan Pascha geschleppt; die Übrigen hing man am Morgen an den Mauern des Schlosses von Kastron auf, und als es den Henkern zu langsam ging, stürzte man sie herab und zerschmetterte ihre Glieder mit Keulenschlägen.

Ich schlich in der öden Stadt unter Trümmern und Leichen umher – als ich Zeuge ward einer That, die mir noch das Blut im Herzen erstarrt. Unter einem Haufen von Unglücklichen, die gleich dem Vieh von einem der Mastixdörfer herbeigetrieben wurden, erkannte ich die Frau und die Tochter eines Mannes, in dessen Hause ich oft gewesen war, an dessen Tisch ich oft gesessen hatte. Aphanasia, das Mädchen, war schön, sie zählte sechszehn Sommer und blühte wie die Rose ihrer Gärten. Ich trug lange schon die Liebe zu ihr im Herzen, aber ihr Vater war reich und ich ein armer Diener – so schwieg ich. Jetzt fand ich sie wieder, arm und elend, des Nothdürftigsten beraubt, das ihre junge Schönheit deckte. Ich kam dazu, wie der Araber, dessen Beute sie war, sie eben an einen Türken verhandelte, der 300 Piaster dafür geboten. Ein unglücklicher Augenblick feigen Zögerns, um mich selbst nicht zu verrathen – er war ihr Verderben. Mit Gold war ich reichlich versehen, denn Eure Mutter hatte mir eine Summe zur Gewinnung eines Schiffes gegeben, und der Gürtel der erschlagenen Mörder enthielt eine große Zahl goldener Zechinen, die Frucht ihres Raubes. Ich trat hinzu, indem ich Aphanasia ein Zeichen gab, mich nicht zu kennen, und bot dem Ägypter 3000 Piaster statt jener Dreihundert. Die Augen des Schurken funkelten vor Freude über den Gewinn, aber der Türke erklärte, daß sein Handel bereits abgeschlossen gewesen, ehe ich mein Gebot gethan, und[203] wollte das Mädchen davonführen. Da warf ihm, ergrimmt über den entzogenen Gewinn, der Mohr die Kaufsumme vor die Füße, und ehe ich es hindern konnte, riß er die Pistole von seinem Gürtel und schoß das Mädchen durch die Brust21. Ihr sterbender Blick fiel auf mich, der ich erstarrt stand vor der schändlichen That, dann flog mein Handjar aus der Scheide und schlug den Mörder zu Boden. Aber mein Schmerzensruf, meine Flüche hatten mich verrathen. ›Ein Gjaur! tödtet den Christenhund!‹ scholl es um mich her, und kaum vermochte meine Wuth mir Bahn zu brechen durch die sich mehrenden Verfolger. Ich entkam, wer mühte sich lange in dieser Zeit nach dem Einzelnen, wo der Opfer so viele zur Hand waren!

Ich entkam, indem ich mich in einer der nächsten Gassen dem mir entgegenkommenden Zuge anschloß, welcher die fünfunddreißig Kaufleute aus den Gefängnissen des Kastells zum Schiff des Kapudan Pascha schleppte. Ein Aga befahl mir, mit Hand anzulegen an die Gefangenen; ich mußte gehorchen, um mich nicht zu verrathen, so kam ich auf das Schiff selbst und war Zeuge jener Thaten, deren Gedächtniß noch mein Blut in den Adern gerinnen macht.

Im Mitteldeck des großen Schiffes war ein Raum abgeschlagen, an dessen Ende ein Divan stand, auf dem der Kapudan, von seinen Offizieren umgeben, ruhte. Ein großes Kohlenbecken in der Mitte glühte die Eisen und Zangen, ringsum an den Holzwänden hingen Werkzeuge, wie nur die Hölle sie ausgedacht, Stachelpeitschen, eiserne Keulen, Schraubenringe, welche die Gelenke zu Brei quetschten, – ich vermag nicht Alles zu nennen noch aufzuzählen. Einer nach dem Andern der Gefangenen wurde hineingeführt, und der Geruch verbrannten Fleisches, das Geheul und Röcheln der Gemarterten drang furchtbar zu uns heraus, daß selbst manches Antlitz der an Mord und Blut gewöhnten Wächter zu erbleichen schien. Endlich als zum vierten Mal das Todesröcheln verstummte, wies der Aga auf mich und zwei Genossen und hieß uns, die beiden Gefangenen, die wir an Stricken geführt, hineinbringen. Es war ein Maurokordatos – ein Greis von siebenzig Jahren, – mit seinem Enkel, einem Knaben. Ich hatte ihn oft früher gesehen bei meinem Herrn.[204]

Als wir den Verschlag betraten – Herr, ich war selbst mehr todt als lebendig und hätte in dem Augenblick gern mein Leben gegeben, um die Gräuel nicht zu sehen, – stürzten die beiden Henker – es waren, höre es, Franke! ein Malteser und ein nubischer Sclave, Diener des Kapudan! – eben die verstümmelten Reste des letzten Opfers durch die Stückpforte in's Meer. Zitternd nahten die Beiden dem Furchtbaren und warfen sich nieder vor ihm auf die Kniee, um Erbarmen flehend. Es war herzzerreißend, sinneverwirrend, die Bitten des Greises um Gnade für das Kind zu hören. Der Kapudan – ruhig auf seinem Lager ausgestreckt, das Nargileh zwischen den Lippen, frug den Greis, ob er hunderttausend Piaster als Lösegeld sofort herbeischaffen könne? – Ich wußte, die Familie hatte das Zehnfache in ihrem Vermögen gehabt, – aber wo jetzt, nach dem Raub und der Plünderung ihrer Habe, während sie aus dem Kerker kamen, der sie länger als ein Jahr umschlossen, – die große Summe schaffen? Die Augen des Greises irrten wie wahnwitzig umher, – überall nur Blutdurst, Grausamkeit – nirgends Hilfe. Ich sehe ihn noch, wie er auf den Wink des Pascha's zu Boden geworfen und ihm Maaß auf Maaß des bittern Seewassers durch einen Trichter in den Mund gefüllt wurde, indeß man ihm die Nase zuhielt22, bis der Leib aufschwoll zu entsetzlichem Umfang. Dann warfen die Henker sich auf ihn und preßten und traten den Greis – – was male ich Euch die Scheußlichkeiten, die meine Augen sahen! Als ich den gellenden Jammerruf des Knaben hörte, der von unseren Blicken entmannt ward, konnte ich es nicht länger ertragen, ich drängte mich hinaus auf die Gefahr, selbst das Opfer zu werden; aber die Augen der Würger waren mit der Todesqual ihrer Opfer beschäftigt – man achtete meiner nicht.

Als ich auf dem Deck den sonnig blauen Himmel wieder sah, der sich so herrlich über Meer und Land wölbte, da war das Gelöbniß heiliger, blutiger Rache mein erster Gedanke, mein heiliger Schwur, – und ich habe ihn gehalten; – denn diese meine rechte Hand war es, die den Tiger mit seiner Brut zwei Monden darauf gen Himmel sprengte!«

Der Räuber schwieg wie erschöpft von den furchtbaren Erinnerungen seiner Jugend; – Welland hatte sein Haupt verhüllt[205] bei der Beschreibung dieser Gräuel, aus seinen und Diona's Augen flossen Thränen. Nur Gregor blickte finster und flammend umher und auf die Türkenstadt zu seinen Füßen.

»Mein Vater rächte das Ungeheure mit Dir! Michael Caraiskakis war bei der großen Sühne, die die Heldenschaar des Kanaris dem blutgetränkten Chios brachte.«

Wohl, Knabe, aber meine Hand war es, der man die Ehre gab, die rächende Flamme zu zünden. – Höret drum weiter.

Auf einem der Boote, die fortwährend zwischen der aus vierzig Segeln bestehenden Flotte und dem Lande kreuzten, entkam ich glücklich wieder zur Stadt. Die »Siegesfahne« zählte eilfhundert Mann Besatzung, zahllose andere Banden verkehrten fortwährend dort, wer sollte mich auch in dem Gewühl entdecken, da ich gut türkisch sprach? So blieb ich bei den Moslems, bis der Abend kam, – dann trennte ich mich von ihnen und schlich nach dem Ort, wo am Morgen Aphanasia ermordet worden. Ich fand sie wirklich unter andern Leichen und auf meinen Schultern trug ich den theuren Körper fort und begrub ihn unter einem Feigenbaum. Dann eilte ich zurück in's Gebirge und am zweiten Morgen war ich wieder bei Deiner Mutter und schloß Euch Knaben mit Dankesthränen in meine Arme, daß die Heiligen mir gestattet, Euch zu retten.

Noch zehn Tage lang blieben wir in unserm Versteck, uns kümmerlich von Früchten und der Milch der in die Berge verlaufenen Ziegen nährend, denn wir wagten kein Feuer anzuzünden, aus Furcht, uns zu verrathen.

Am Morgen des eilften Tages endlich sahen wir ein Schiff in der Nähe kreuzen, dessen Flagge nicht den Halbmond mit den Sternen trug.

Von den erhabenen Trümmern des Tempels aus gaben wir Zeichen, indem wir unsere Kleider an Stangen banden und zum ersten Mal Feuer anmachten, um durch den Rauch ihre Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Es glückte – wir sahen bald ein Boot abstoßen und ich eilte hinab zum Ufer, die Nahenden zu prüfen, ob Rettung von ihnen zu hoffen sei. Heilige des Himmels, der Erste, der den Boden betrat, war Dein Vater, Gregor!

Wie soll ich Euch die Freude des Wiedersehens erzählen, als Michael Caraiskakis die Seinen unverletzt an's Herz drückte.[206] Ich schlich davon unter die Trümmer und weinte. Die meinem Herzen gleich theuer gewesen, war im Himmel!

Das Schiff war die österreichische Brig »Venetia«. Auf die erste Nachricht von der Ankunft der Türken auf Chios hatte sich Caraiskakis aufgemacht zur Rettung der Seinen. Auf Samos schon hörte er die Kunde von der Verwüstung der Insel und gab die Familie verloren. Dennoch wollte er wenigstens die Insel betreten, und es gelang ihm, mit seinem Freunde, dem Capitano Valsamachi, der dem Blutbad von Turloti entronnen, auf dem österreichischen Schiff zusammenzutreffen und dessen Führer zu vermögen sie nach Chios und Ipsara zu bringen. In Volisso war er an's Land gestiegen und hatte hier Alles verwüstet, aber nirgends Spuren der Seinen gefunden. Viele Flüchtlinge, die sich gleich uns in den Felsenklüften verborgen, hatten bereits glücklich das Schiff erreicht, das seit mehreren Tagen um die Insel kreuzte, und als wir sein Deck betraten, fanden wir neue Scenen der Klage und des Jammers, aber auch die zum Himmel geballte Faust, den Schwur blutiger ewiger Rache an den Mördern. Selbst das Auge der Frauen und Kinder glühte in ihrem Durst, als ich die Gräuel erzählte, deren Zeuge ich in Kastron gewesen war.

Nach Ipsara ging unser Lauf, wo sich die entkommenen Patrioten der Inseln, wo sich die Rächer des Frevels versammelten. Dort hörten wir täglich neue Kunde von dem, was auf Chios geschehen und noch geschah und jede Botschaft schürte das Feuer in unseren Herzen.

Der Kapudan Pascha hatte endlich unterm 13. Mai um die Insel nicht ganz zu entvölkern, durch einen Ferman verboten, noch weiter Sclaven auszuführen, das Verbot aber rief nur neue Schreckensthaten hervor. Die Moslems, die die Christenkinder nicht verkaufen konnten, stürzten sie in's Meer. Fünftausend Kinder im zarten Alter wurden an den Bäumen aufgehängt, ersäuft und von den Felsen und Häusern herabgestürzt. In Tschesme23) band man sie zu fünfzig und sechszig mit Stricken zusammen und stürzte sie in's Meer. Selbst die geldgierigen Smyrnioten fühlten Erbarmen mit dem Elend und kauften so viel sie vermochten. Tausende und aber Tausende der Bewohner waren in[207] die Sclaverei geschleppt, zweihundert der angesehensten Geschlechter der Insel ausgerottet worden24. – Bald drang auch die Kunde zu uns, daß am 20. des Maimonds in Constantinopel jene zehn Geißeln enthauptet worden, die Vehid Pascha schon vor Jahresfrist dorthin gesandt.

»Wie ein Feuerbrand war die Nachricht von den Gräuelthaten auf Chios über Meer und Land geflogen, und wo die Fahne des heiligen Kampfes aus Gleichgültigkeit gegen die gewohnten Leiden oder aus feiger Besorgniß noch nicht erhoben worden, da schlug jetzt die Lohe der Rache für das Ungeheuere Verderben bringend den Frevlern in die Höhe. Ein Schrei des Entsetzens und der Wuth erscholl, so weit die griechische Zunge reicht. Der Kapudan Pascha, der die Verantwortung in Constantinopel fürchten mochte, daß er das Eigenthum der Sultana so gänzlich zerstört, sandte auf einem englischen Schiffe Botschaft nach Samos und ließ den Aufgestandenen Vergebung und Sicherheit anbieten, wenn sie die Waffen niederlegen und unter das türkische Joch zurückkehren wollten. Hörst Du es, Franke, Inglesi waren es, die diese Botschaft der Schmach überbrachten und die tapfern Samioten überreden wollten. – Mit Hohn und Grimm wurden sie zurückgewiesen. Von Hydra, Pharos und Spezzia hinauf zu Ipsara und Skyros, der Brautkammer des großen Achill, scholl ein Ruf empor zu den Wolken: Freiheit oder Tod!

Und der Tag der heiligen Rache kam.

Kanaris der Held führte sein blutiges Morgenroth herauf. Mit einer Fregatte und fünf andern Fahrzeugen erschien er am 10. Juni vor Ipsara und warf Anker. Ein ernster Rath wurde gehalten unter den Führern des Geschwaders und der Geflüchteten. Dein Vater, Gregor, war einer der Ersten im Rath und saß neben ihm, der die Schiffe der Moslems wie Spreu durch die Meere fegte.

Die große That ward beschlossen!

Am Abend desselben Tages rief mich Dein Vater und befahl mir, ihm zu folgen. Er führte mich in ein Haus, in dem ich[208] viele Männer versammelt fand, mir bekannte und unbekannte, es waren die Brüder der Elpis, die Mitglieder jenes Bundes in der Hetärie, dessen Eid lautet ...«

Gregor unterbrach ihn. »Das sind Dinge, Janos, die nicht für das Ohr des Franken taugen, auch wenn er unser Bruder ist. Vollende Deine Erzählung.«

Der Räuber schaute erschrocken und aufmerksam seinen jüngern Landsmann an, eine kaum merkliche rasche Bewegung, ein flüchtiges Kreuzen über die Stelle des Herzens belehrte ihn, – er erwiederte das Zeichen und fuhr fort: »Genug! die Söhne der Elpis waren Tapfere, die geschworen, vor keiner Gefahr zu weichen, wo es galt, die Freiheit des griechischen Volks zu erkämpfen oder zu rächen. An diesem Abend schlug Dein Vater mich, den armen Diener, zur Aufnahme in den Bund vor, indem er erzählte, was ich auf Chios erlebt, und ich leistete den Eid, den ich treu gehalten, wenn auch lange Jahre seitdem ihn mit der Gleichgültigkeit des einförmigen Lebens verwischt hatten, bis auf's Neue das Unrecht und die Tyrannei mich emporrüttelten und den rächenden Stahl mir in die Hand gaben. Dann theilte er mir mit, daß am dritten Tage ein Versuch gegen die Flotte des Kapudan unternommen werden sollte, die im Hafen von Tschesme ankerte, und daß Freiwillige aufgefordert worden, dem Tode in's Auge zu schauen. Obschon kaum ein Entrinnen bei dem Wagniß zu hoffen stand, hatten sich am andern Morgen doch bereits zweihundert Männer gemeldet; das Loos wählte Achtundvierzig aus. Michael Caraiskakis und Janos der Ipsarote waren unter ihnen; dem Ersten übertrug Canaris die Leitung der Expedition, ich begleitete ihn.

Von dem Augenblick an, da das Unternehmen bestimmt war, durfte keine Seele mehr bei Todesstrafe die Insel verlassen. Während die Achtundvierzig durch Beichte und Gebet sich vorbereiteten und ihre Waffen in Stand setzten, arbeitete Tag und Nacht die Bevölkerung des Hafens an der Herstellung der Brander. Am dritten Tage waren sie fertig; drei Schiffe, von der Spitze des Mastes bis zum Kiel mit Pech und Theer getränkt, leichtes Werg um Spieren und Taue gewunden, der ganze Schiffsraum eine wandelnde Hölle von Schwefel, Pulver und Feuerstoffen, die nur des belebenden Funkens harrte. Die österreichische Brigg war bei uns geblieben; ihr wackerer Capitain, empört von den geschauten[209] und vernommenen Gräueln, hatte uns seine Hilfe zugesagt und versprochen, die Mannschaft aufzunehmen, wenn sie sich retten könne. Zu dem Ende führte jeder Brander ein großes Boot mit sich.

Es war am Abend, als Alles zum Auslaufen bereit war und der fromme Bischof der Insel mit seinen Diakonen am Gestade erschien, uns den heiligen Leib des Herrn zu reichen und seinen Segen zu spenden. Auf den Knieen lagen die Hunderte und hörten das Wort des frommen Greises, dann, ehe wir die Hostie nahmen, schworen wir Alle auf sie einen heiligen Eid, unsere gemordeten Brüder zu rächen oder nimmer zurückzukehren vor das Antlitz eines Menschen. Die Menge umdrängte uns, als wir zum Schiff gingen. An der Rechten Deines Vaters ging der Seeheld Canaris, ihm die letzten Anweisungen gebend, an seiner Linken Eure Mutter, Dich, Gregor, auf dem Arm, Andreas an der Hand. Es war ein Heldenweib, und keine Thräne, kein Laut der Klage machte das Herz des Gatten schwer. Noch eine Umarmung, Canaris reichte Jedem die Hand, und die Boote führten uns zu den Schiffen, deren Segel bald lustig der Wind blähte. Durch die Nacht, durch die Wogen rauschte das Verderben gen Tschesme.

Uns voran ging die Venetia, wir selbst führten die österreichische Flagge und Papiere, die uns als mit Taback beladen auswiesen, so gingen wir vor Thimania vor Anker, während die Brigg näher nach Tschesme zu kreuzte, wo das türkische Geschwader an derselben Stelle ankerte, an der, wie Dein Vater mir sagte, unter der Moskowiten – Kaiserin Katharina der griechische Capitain Lampros die ganze Flotte der Moslems verbrannt hatte.

Zwei Tage lagen wir vor Thimania, der dritte war der 19. Juni, der Vorabend des Bairamsfestes, das die Türken mit Gelag und Jubel zu feiern pflegen. So war es auch diesmal. Als der Abend auf See und Land sank, kappten wir die Anker und liefen auf Tschesme zu. Schon in weiter Ferne konnten wir den Jubel hören, der von den Schiffen durch die Nacht drang, die Feuer schauen, die am Ufer brannten.

Das Schiff, auf dem Dein Vater selbst das Steuer führte, war mit zwanzig Mann besetzt, die übrige Mannschaft auf die beiden andern vertheilt. Die strengsten Befehle waren gegeben. Jeder stand auf seinem Posten.

Am Eingang des Hafens wurden die Segel eingezogen, so[210] lagen wir, wie der Tiger auf seine Beute lauert, bis nach und nach auf den türkischen Schiffen Alles verstummt war. Es war zwei Uhr nach Mitternacht, als eine Rakete von unserm Schiff das Zeichen zum Angriff gab. In wenig Minuten flatterten alle Segel im Winde und die drei Schiffe fuhren grade auf die Flotte hinein. Zugleich wurde das am weitesten links in Brand gesteckt und die feurige Lohe, an dem Tauwerk emporleckend, flammte hoch auf gegen den Nachthimmel.

Es war ein furchtbar schönes Schauspiel, als wir das brennende, flammende Schiff auf die dunklen Massen vor uns einstürmen sahen. Während ringsum sich der Lärm der Gefahr erhob, Trommeln wirbelten, der Ruf der Führer die trunkene wüste Mannschaft weckte und wildes Geschrei von Bord zu Bord scholl, fuhr das Boot an uns vorüber, das die Mannschaft des entzündeten Branders trug. Sie hatten meiner Meinung nach zu früh gezündet, ehe sie mitten zwischen den Schiffen waren, sonst hätte das Verderben noch riesiger sein müssen. Jetzt gab Caraiskakis das Signal für das zweite Schiff, und in wenig Augenblicken flammte seine Feuersbrunst empor und der Brander trieb mitten zwischen zwei Linienschiffen, die in kurzer Zeit von seinen Flammen erfaßt waren. Das Geheul, das Geschrei war furchtbar und überdröhnte den Donner der von allen Seiten gelösten Schüsse. Die Schiffe hieben die Ankertaue durch und suchten das Meer zu gewinnen, eines das andere mit vollen Lagen begrüßend, wenn man sich gefährdend zu nahe kam. Vier Linienschiffe standen in vollen Flammen, eben so mehrere kleine Fahrzeuge. Eine der brennenden türkischen Galeeren wurde von der ›Siegesfahne‹ mit einer einzigen Salve in den Grund gebohrt, als das brennende Fahrzeug dem Admiralschiff zu nahe kam.

Das aber war die Beute, die wir uns ausgesucht. Wie der Dieb in der Nacht waren wir im Dunkel herangekommen, dicht an der linken Batterie des Schiffes, ehe man uns bemerkte und anrief. Caraiskakis stand am Steuer, ich seines Winkes gewärtig mit der brennenden Lunte an der Hauptluke, die Mannschaft mit Haken und Seilen im Tauwerk. So fuhren wir auf, und im Nu waren die Enterhaken in dem Strickwerk des Feindes, die Taue geknüpft und eine Kette geworfen und am Bugspriet befestigt, daß wir unauflöslich an dem großen Koloß hingen. Zugleich flammte der Haufen Maisstroh empor, den ich in den Luken und[211] unter den Wänden des Schiffes aufgethürmt hatte. Wie ein Blitzstrahl leckte die Flamme empor und lief an den Tauen und Segeln in die Höhe, daß bald Alles ein Feuerbogen war. Die Verwirrung, das Geschrei auf dem Schiff des Kapudana waren furchtbar. Er selbst war ein tapferer Mann, wenn auch ein Teufel in seiner Grausamkeit. Ich sah ihn auf der Puppe seines Schiffes stehen, wie er unerschrocken Befehle ertheilte und die Rasenden, in Furcht Verzweifelnden an trieb, die beiden Schiffe zu lösen. Caraiskakis und die Mannschaft waren bereits im Boot und riefen mir zu durch den Höllenlärm ihnen zu folgen, aber ich vermochte es nicht, mein Auge, mein Herz schien gebannt an das furchtbare Schauspiel, das sich rings um mich entwickelte. Zwei Mal hob ich das Pistol und zwei Mal traf meine Kugel die Offiziere, die sich an unsern Bord gewagt, um einen Versuch zum Absteuern der Schiffe zu machen. Dann sprang ich zur hintern Luke, von der ein Zünder gelegt war bis hinunter zur Pulverkammer. Ich schien mir selbst mehr einer der höllischen Dämonen, denn ein Mensch. Auf dem Schiff der Moslems wuchs die Verzweiflung mit jeder Minute, Viele sprangen in das Meer, um sich zu retten, Andere, darunter der Kapudan selbst mit eigener Hand suchten die Boote auf's Wasser zu bringen; jede Disciplin, jeder Gehorsam waren geschwunden, – was da auf dem Schiff athmete, und es sollen ihrer, mit den Fremden zum Fest, zweitausend zweihundert und sechs und achtzig Seelen gewesen sein, dachte nur an die eigene Rettung.

Da schien der Augenblick gekommen und meine Hand hielt ohne zu zucken, den Feuerbrand an die Leitung, die zum Pulver führte, dann sprang ich auf der andern Seite des Schiffes über Bord und versank in's Meer. Noch ehe ich wieder empor kam, hörte ich ein dumpfes Dröhnen über meinem Haupte, und als ich auftauchte aus den Wellen, da stob und regnete es um mich her aus den Lüften, Flammen und Balken, Trümmer, brennende Segelstücke und zerbrochene Spieren. Wie durch ein Wunder entkam ich der Gefahr, und um mich blickend, sah ich das Admiralschiff, jetzt ein großer unrettbarer Flammenberg.

Ich wußte die Richtung unseres Bootes und schwamm darauf zu, aber es kümmerte mich wirklich wenig, ob ich es erreichte oder nicht, so stolz war ich in dem Gefühl der vollbrachten Rache. Doch die Hand der Heiligen war über mir – bald stieß ich auf[212] die Freunde, die mit Angst meiner harrten und schon, mich verloren gebend, davon fahren wollten; nur Caraiskakis, mein Herr, war dem Drängen nicht gewichen. Erschöpft warf ich mich auf den Boden nieder und sah nach dem in immer furchtbarerer Herrlichkeit sich entfaltenden Schauspiel zurück, während wir eilig entflohen. Unnütze Eil' – Niemand dachte an unsere Verfolgung, Jeder hatte mit sich selbst genug zu thun. Nach allen Seiten stoben die Schiffe auseinander, wie den Pestkranken die fünf Flammensäulen fürchtend, welche die Nacht zum Tage erhellten. Auf zwei Linienschiffen gelang es zwar, den Brand zu löschen, zwei andere aber brannten bis zum Spiegel nieder, nachdem man die Pulverkammer unter Wasser gesetzt. Rechts und links, nach allen Seiten donnerten die Kanonen der brennenden Schiffe, die sich von selbst entluden, und bildeten nicht die geringste Gefahr für die Flotte. Wir waren bereits am Ausgange des Hafens und näherten uns der Brigg, die uns erwartete, als ein Krachen die Luft zerriß, ärger denn zehn Donner. Das Meer schien sich in Flammenwogen gen Himmel zu wälzen – das Admiralschiff des Kapudana mit all' seinen geraubten Schätzen, mit den Hunderten blutgetränkter Mörder war in die Luft geflogen!

Das Zischen der Brände, der durch die Luft fliegenden Gegenstände, der Erzmassen, die bis weit in's Meer hinaus niederfielen, und die tiefe unheimliche Stille der Nacht, die urplötzlich darauf folgte – war grauenvoll. Wir Alle ließen die Ruder fallen, schlugen ein Kreuz und beteten, dann aber brach einstimmig ein wilder rasender Schrei durch die Luft, aus der tiefsten Tiefe der Brust und jubelnd wurde er von den Genossen beantwortet, die bereits am Bord der Venetia unserer harrten.

Der Kapudan schien das Schiff erst kurz vor dem Auffliegen verlassen zu haben, als es unrettbar sich zeigte. Ein brennender Balken hatte das Boot getroffen und zertrümmert, das ihn zum Ufer führte; seine Leute brachten ihn schwimmend dahin und legten ihn unter einem Felsen nieder – eine lebendige Leiche, denn seine Glieder waren halb verkohlt! Dort starb er, ohne von der Stelle gebracht werden zu können, am zweiten Tage unter den furchtbarsten Schmerzen. Von der ganzen Besatzung der Siegesfahne retteten kaum Zweihundert das Leben.

Gott ist gerecht!«

Eine tiefe Stille war rings umher, als der Kameeltreiber[213] seine furchtbare Erzählung schloß. Der Räuber, der Bandit war vergessen – nur der Held, der Palikare stand vor ihnen, dessen Hand Chios gerächt.

Das eben ist das Eigenthümliche des griechischen Volkes, die erhabene Opferung, das antike Heldenthum für die Freiheit, bei der tiefen sittlichen Versunkenheit seiner Lebensgewohnheiten und seines Thuns und Treibens! feurige glühende Diamantenstrahlen unter dem verächtlichen Schmutz der Falschheit, des Lasters und der Gemeinheit.

Welland erhob sich und drückte schweigend dem Freund und dem Räuber die Hand – dann schied er, von Mauro und einem der Männer zurückbegleitet. Wie anders trat ihm hier die Idee der Revolution, der Erhebung des Volks zum Kampf für die Freiheit entgegen, als dies früher im Vaterlande der Fall gewesen! – Ein unheimlich beschämendes Gefühl überkam ihn bei der Erinnerung.


Doctor Welland hatte mehrfache Gründe, die Entwickelung der Costa – Angelegenheit abzuwarten und wollte unter allen Umständen seinen Weg nach Constantinopel nicht fortsetzen, ohne nochmals den Versuch gemacht zu haben, denselben zu sprechen.

Da Gregor bei dem, was er beschlossen, der Hilfe des Freundes bedurfte, verschob er gleichfalls die Verfolgung des Briten bis zur gemeinschaftlichen Abreise, die nach dem Rache des mit allen smyrnaer Verhältnissen so wohl vertrauten Räubers mit einem der vielfach kreuzenden griechischen Handelsschiffe geschehen sollte.

Die Vorgänge in Smyrna hatten unterdeß ihren weiteren historisch merkwürdigen Verlauf genommen. Die mehrfachen Klagen der Consuls und Gesandten bei dem Divan über die Unthätigkeit und Unfähigkeit des gegenwärtigen Gouverneurs von Smyrna, Ali Pascha, hatten in Constantinopel endlich Früchte getragen, und die Nachricht seiner Absetzung traf in Smyrna ein, vorangehend seinem Nachfolger Ismael Pascha, der den Ruf eines energischen, zuverlässigen und wortgetreuen Mannes genoß. Das Ende des laufenden Gouvernements sollte aber noch durch verschiedene Akte der gränzenlosen Schwäche und Apathie bezeichnet werben, welche, verbunden mit Tyrannei und Willkür, die Regierung der türkischen Provinzen charakterisiert.[214]

Die Namen der Mörder des jungen Hackelberg waren bereits am anderen Morgen in ganz Smyrna bekannt; mehrere Tage gingen sie frei und triumphirend mit ihren Genossen durch die Straßen, und als endlich der General-Consul von Weckbecker so weit sich vor den persönlichen Gefahren gesichert hatte, um die Pflichten seines Amtes erfüllen zu können und von Ali Pascha die Verhaftung der Mörder verlangte, war Fumagalli verschwunden, von Bassitsch aber verlautete, daß er in Diensten des englischen Predigers Louis sich befinde. Der erste Dragoman des Pascha begab sich daher zur Verhaftung des Ungars zum englischen Consul, der ihm auch den freien Zutritt in das Haus des Predigers Louis gestattete. Dieser erklärte jedoch nach vielfach versuchten Ausreden, daß sein Diener allerdings noch bei ihm sei, aber vorgebe, unter amerikanischem Schutze zu stehen, er könne ihn also nur dem amerikanischen Consul ausliefern. Anstatt sich nun unter allen Umständen des Meuchelmörders zu versichern, begab sich der Dragoman zum amerikanischen Consul, der unbedingt Bassitsch für einen amerikanischen Bürger erklärte, endlich aber nach vielem Hin- und Herreden seinen Kanzler Griffith zur vorläufigen Verhaftung des Mannes mit zum Prediger Louis sandte. Dort erhielten sie die Mitteilung, Bassitsch kleide sich eben um; als man aber dessen Zimmer öffnete, war es leer. Herr Louis behauptete, das Verschwinden sei ihm unerklärlich und höchst wunderbar, der Kanzler Griffith stimmte hierin ein, und der türkische Dragoman zog sich im stolzen Bewußtsein seiner Pflichterfüllung zurück.

Auf gleiche Weise entgingen alle Betheiligten der Strafe. Fumagalli und Bassitsch suchten auf der amerikanischen Corvette Aufnahme und Überfahrt nach, Capitain Ingraham ließ ihnen jedoch sagen, sein Schiff sei nicht für Meuchelmörder eingerichtet. Es war ein englisches Handelsschiff, die »British Queen,« das sich zu ihrer Aufnahme bereit erklärte und sie vorläufig nach England führte.

Die österreichische Brigg »Hussar« war unterdeß durch die Ankunft einer Galeotte verstärkt worden, die sofort Befehl erhielt, sich neben die Brigg zu legen. Die drei Schiffe ankerten gegenüber dem preußischen und österreichischen Consulat in der Entfernung von ungefähr 800–1000 Schritt vom Lande.

Am Morgen des 2. Juli – es war ein Sonnabend –[215] bemerkte man plötzlich besondere Vorbereitungen auf den Schiffen und vom amerikanischen Consulat aus verbreitete sich die Nachricht, daß es zwischen ihnen zum Kampf kommen werde. Eine große Menschenmenge versammelte sich sofort am Ufer und hundert Gerüchte kreuzten sich. Von dem Kanzler Griffith erfuhr endlich Welland Folgendes.

In Folge einer am Abend von Constantinopel zugleich mit der offiziellen Bestätigung der Absetzung Ali Pascha's eingetroffenen Ordre der amerikanischen Gesandtschaft hatte Capitain Ingraham dem Commandanten des Hussar mittelst einer Note angezeigt, daß er die sofortige Auslieferung des amerikanischen Bürgers Costa verlangen oder ihn mit Gewalt holen solle. Die Antwort des Majors Schwarz war die eines ächten Soldaten: Sein amerikanischer Kamerad möge das Holen versuchen, das Nichtabgeben sei seine Sache, es sei denn, daß ihm hierüber Ordres seiner Vorgesetzten zugingen.

In Folge dieser Antwort sah man alsbald die Schiffe sich zum Kampf fertig machen.

Die Corvette zählte ein Drittheil Kanonen und Mannschaft mehr, als die beiden österreichischen Schiffe, die Übermacht war also auf ihrer Seite und Major Schwarz traf demgemäß seine Anstalten. Er legte sich möglichst nahe dem Feind und setzte seine Mannschaft in Bereitschaft, sofort bei dem ersten Kanonenschuß zu entern. Zugleich ließ er den Gefangenen aus seiner Haft holen und erklärte ihm mit männlichem Bedauern, daß er genöthigt sei, sein Schicksal an das des Schiffes zu knüpfen. Costa wurde auf dem Mitteldeck an den Mast gebunden und eine doppelte Wache an seine Seite gestellt, die den strengen Befehl erhielt, sobald ein Amerikaner den Bord des österreichischen Schiffes betreten werde, dem Ungar eine Kugel durch den Kopf zu schießen.

Die Amerikaner, welche einsahen, daß es einen Kampf auf Leben und Tod gälte, da Major Schwarz zugleich erklärt hatte, daß er im Fall des Unterliegens sein Schiff in die Luft sprengen werde, fertigten ihre Testamente aus und sandten sie durch ein Boot an das Land.

Hier wurden unterdeß die Verhandlungen eifrig betrieben. Der amerikanische Consul hatte dem General – Consul von Weckbecker ein Ultimatum überbracht, welches die Entscheidung auf vier Uhr Nachmittags aussetzte. Diese Frist benutzte der preußische[216] Consul, um zu dem türkischen Gouverneur zu eilen und hier einen energischen Protest gegen die in einem neutralen Hafen unerhörte und gegen alles Völkerrecht verstoßende Handlung der Amerikaner einzulegen, welche die nahe belegenen Theile der Stadt und die Consulate mit bedeutender Gefahr bedrohte. Ali Pascha that, als höre er jetzt erst von dem ganzen Vorgang, und schlug vor, bei dem amerikanischen Consul zu protestiren und ihn für alle Folgen verantwortlich zu machen. Erst als ihm entschieden erklärt wurde, daß es seine Pflicht sei, in dem eigenen Hafen dergleichen nicht zu dulden und bewaffnet zu interveniren, erklärte er sich bereit, denjenigen Theil zu schützen, welcher sich unter die Kanonen des Kastells legen würde.

Mehrere der Consule traten jetzt zusammen und Herr von Weckbecker willigte darein, um unnützem Blutvergießen und der Gefahr für die Stadt vorzubeugen, daß bis zur Erledigung des Competenzconflicts durch die beiderseitigen Regierungen Costa dem französischen General-Consulat übergeben werde, das sich zu seiner Detention innerhalb des französischen Lazareths bereit erklärte. Um drei Uhr Nachmittags wurde die Convention unterzeichnet, um vier Uhr ward Costa ausgeschifft und nach dem französischen, von hohen Mauern umgebenen Lazareth gebracht. Eine ungeheure Menschenmenge hatte sich am Ufer und in den Straßen versammelt und begrüßte sein Erscheinen mit lautem Jubel, die Flüchtlinge schienen halb wahnwitzig in ihren Exclamationen und Freudenbezeugungen. Am selben Abend fand man in einer Straße die Leiche des Schankwirths Andrea, von vielen Dolchstichen durchbohrt.

Nach zwei Tagen war die Haft Costa's bereits eine sehr milde und es gelang Welland, durch Vermittelung des amerikanischen Consuls eine längere Unterredung mit dem Ungar zu haben, in Folge deren er den Freunden auf dem Pagus mittheilte, daß er zur Abreise bereit sei.

Am 6. Juli führte sie eine griechische Barkasse nach Tenedos und Dardanelli.

1

Lange Rohrpfeife von Weichsel- oder Jasminholz. Nargileh ist die biegsame Wasserpfeife.

2

Hauptmann der Polizeisoldaten, Khawassen.

3

Die heiligen Stätten sind Kirchen (9 an der Zahl), welche an den Orten, wo die wichtigsten Ereignisse aus dem Leben Christi vorgefallen, erbaut wurden. Der Streit über den Besitz derselben zwischen der römischen und griechischen Kirche, die von Frankreich und Rußland vertreten werden, ist sehr alt. Die von Frankreich beanspruchen Anrechte datiren von einer im 16. Jahrhundert zwischen Franz I. und Soliman dem Großen abgeschlossenen Capitulation, von dem Hattischeriff von 1690 und der Capitulation von 1740; die der griechischen Kirche gründen sich auf andere Dokumente.

4

Die Schlußerklärung seiner Note, die wegen der darauf basirten späteren Kriegsereignisse wichtig ist, lautet: »Daß die Verweigerung einer Bürgschaft für die griechisch-russische Kirche der kaiserlichen Regierung in Zukunft die Pflicht auferlege, sie in ihrer eigenen Macht zu suchen, und daß der Kaiser jede Verletzung des Status quo der griechischen Kirche als eine Verletzung des Geistes und des Buchstabens der bestehenden Verträge und als eine feindselige Handlung gegen Rußland betrachten werde, welche Sr. Majestät die Pflicht auferlege, zu Mitteln zu greifen, die er in seiner beständigen Sorge für die Stabilität des türkischen Reiches und in seiner aufrichtigen Freundschaft für Se. Majestät den Sultan und dessen erhabenen Vater stets gewünscht habe, vermeiden zu können.«

5

Möge der Leser nicht etwa in der Wahl der nachfolgenden Erzählung eine Parteilichkeit, eine Absicht und Tendenz erblicken. Der weitere Verlauf des Buches wird ihm zeigen, wie weit der Verfasser von jeder einseitigen Auffassung und Parteinahme entfernt ist und wie er seine Aufgabe darin gefunden hat, nach beiden Seiten einen tiefen Blick auf die Höhen und Tiefen zu gewähren. Er hat die hohe Pflicht, Wahrheit zu geben, Thatsachen, welche die Erscheinungen der Gegenwart erläutern, und die Erzählung, die hier vorliegt, ist eine solche Thatsache, ein Stück Historie, das die gegenseitige Stellung der beiden Völker genügend charakterisiren und erläutern kann. Wer zweifelt an den Details, der lese die englischen und französischen Zeitungsberichte vom Frühjahr 1822, und er wird die Wahrheit bestätigt finden. – Auf der eben beendeten großen Kunstaustellung in Paris hat ein mit der goldenen Medaille gekröntes großes Bild von Delacroix die Schrecken dieser Scenen, »Die Massacre von Chios,« mit entsetzender Schilderung in das Gedächtniß des Publikums zurückgerufen.

D.V .

6

Das Harz der Mastixbäume, das, mit Zucker versetzt, die beliebteste und in großen Quantitäten consumirte Näscherei der türkischen Frauen bildet. Auf Chios werden überhaupt die feinsten und beliebtesten Confitüren des Orients gefertigt und in den Handel gebracht, z.B. eingemachte Rosenblätter, Geranium, Weichseln, Limonen, Cedern, Quitten etc.

7

Silber, ungefähr 60,000 Thlr. Ein Beutel Gold gegenwärtig 10,000 Thlr.

8

Elpis, die Hoffnung, eine Abtheilung der großen Verbrüderung der Hetärie, welche sich über alle griechisch – slavischen Völkerschaften erstreckte und hauptsächlich die Erhebung von 1821 vorbereitete.

9

Der neugriechische Name für das Ägeische Meer.

10

Er meint die Donau. Fürst Alexander Ypsilanti, der in der russischen Armee als General – Major diente, überschritt auf den Ruf seiner Landsleute mit einigen hundert Mann am 6. März 1821 den Pruth und erhob die Fahne des Aufstandes in der Moldau und Walachei.

11

Im Treffen bei Dragachan (19. Juni).

12

Es ist Thatsache, daß der Divan damals damit umging, die ganze griechische Nationalität zu vernichten. Das energische Auftreten des russischen Gesandten Grafen Stroganoff, der am 31. Juli die diplomatischen Verbindungen aufhob und mit der Drohung eines Krieges nach Odessa abreiste, unterbrach allein dies Vertilgungssystem, das bereits die furchtbarsten Grausamkeiten hervorgerufen hatte. Erst Mitte des Jahres erlangten die europäischen Gesandten, namentlich Lord Strangford, daß dem Morden Einhalt gethan und die Muselmänner entwaffnet wurden.

13

Das Oberhaupt der orientalischen Kirche wurde am Osterfeiertage in seinem Festgewande vor der Hauptpforte seiner Kirche aufgeknüpft.

14

In den ersten Tagen des April.

15

Ali Pascha von Janina, der später von dem Pascha von Morea, Churschid Achmed, durch Verrath besiegt und erwürgt wurde.

16

Ortsvorstände.

17

Er wurde im Juni von der neugebildeten Regierung in Morea deswegen verbannt.

18

1822.

19

Historisch, wie überhaupt alle hier folgenden Angaben.

20

Auch Chios streitet um den Ruhm, die Geburtsstätte Homer's zu sein. Außerdem waren der tragische Dichter Jon, der zur Zeit des macedonischen Philipp lebende Geschichtsschreiber Theopompus, der Sophist Theokrit und der Arzt Metrodorus Eingeborene von Chios.

21

Eine historische Scene unter den tausend ähnlichen jener furchtbaren Metzelei.

22

Eine – historisch – vielfach vorgekommene Marter!

23

Ein auf dem asiatischen Ufer liegender nur durch eine Meerenge von Chios getrennter Hafen.

24

Der Smyrna'er Spectateur oriental vom 24. Mai meldet, daß bis zum 20. Mai schon dreißigtausend Weiber und Kinder als Sclaven zollamtlich ausgeführt waren. – Es ist Thatsache, daß von einer wohlhabenden Bevölkerung von 120000 Seelen etwa neunhundert auf Chios zurückblieben.

Quelle:
Herrmann Goedsche (unter dem Pseudonym Sir John Retcliffe): Sebastopol. 4 Bände, Band 1, Berlin 1856, S. 181-217.
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