I. Berlin.

[239] Die Madrilena rauschte; Sie warf das süße entzückende Bein dem Publikum entgegen, das in Logen und Parket, auf Gallerie und im Proscenium in einen gelinden Wahnsinn gerieth, sich im »Brava« heiser schrie und sich die Hände wund klatschte. Blumen flogen in Masse rechts und links aus den Theaterlogen, obschon eine arge kritische Zunge die unhöfliche Bemerkung machte, daß dieselben Kränze und Bouquets schon nach dem El Ole figurirt hätten. Das war jedoch pure Verleumdung, denn der Berliner Rentier und Banquier ist vollkommen im Stande, wo es auf seine Liebhabereien und seinen Enthusiasmus ankommt, es sich auch Etwas kosten zu lassen.

Die Kammerfrau sprang zu, den weichen warmen Hermelin um die Schultern der Tänzerin zu hängen.

»Die Blumen! die Blumen?« sagte diese hastig; »rechts das Bouquet!« Dann floh sie in ihre Garderobe.

Bald darauf erschien die Duegna mit den Blumen. Die Senjora, ehe sie noch sich des Costüms entledigte, fiel sogleich über dieselben her und riß die zierlichen Bouquets auseinander, daß die Blüthen umher flogen.

»Wieder Täuschung!« sagte sie, ärgerlich mit dem Fuße stampfend; »ich sah ihn doch in der Prosceniumsloge und bemerkte ausdrücklich, wie er mir das Bouquet warf. O, diese Männer!«

»Es war unvorsichtig von Dir, Kind, daß Du die zweihundert Thaler beim Juwelier darauf zahltest. Ich warnte Dich gleich.«[239]

»Bah! das verstehst Du nicht. Diese Männer in ihrem kalten eisigen Lande sind bloße Zahlen, sie rechnen in der Liebe; es ist nicht wie bei uns, wo der Caballero sein Letztes opfert für das Vergnügen seiner Geliebten. Fünfhundert Thaler wären ihm gewiß zu viel gewesen, so zahlte ich dem Juwelier zweihundert im Voraus.«

»Es ist aber nun bereits zwei Tage, daß er den Schmuck gekauft hat.«

»Und seitdem ließ er sich nicht sehen. – Höre, ich muß wissen, wer die Dame ist, die mit ihm in der Loge war. Sie hatte den Schirm vorgezogen, so daß ich sie nicht genau erkennen konnte. Geh' auf die Bühne und frage, Sennor Asher kennt ja alle Welt. Ich werde mich allein entkleiden.«

Die Dienerin, von der Ungeduldigen fortgetrieben, verschwand. Ehe der neue Akt begann, kehrte sie zurück; das schlaue Gesicht verrieth eine eigenthümliche Verlegenheit.

»Nun! bringst Du Nachricht?«

»Es ist seine Frau, Senjora!«

»Diantre! – Dann konnte er nicht. Was hast Du noch? ich sehe Dir's an; sprich!«

»War der Schmuck nicht von Smaragden? Ohrgehänge in Glockenform und eine Broche in Perlen?«

»Ja, ja; was soll's? Du sahst ihn ja!«

»Dann, mein Kind, trägt die Dame selbst den Schmuck.«

Die Tänzerin fuhr empor, als hätte sie eine Natter gestochen. Sie warf den langen Mantel über das noch nicht befestigte Kleid und sprang aus der Garderobe. Der Inspicient hatte bereits das Zeichen zur Räumung der Bühne gegeben.

»Monsieur Asher!«

Der Regisseur mit seiner bekannten Coulanz gegen die Damenwelt flog herbei.

»Einen Augenblicken, ich bitten Sie.« Sie war schon vorn am Vorhang und schaute eine Minute lang durch das Guckloch nach der Prosceniumsloge rechts. »Es seind gut. Lassen Sie vorfahren, ich will nach Hause.«

Hinter ihr rauschte der Vorhang in die Höhe und eine der leichten jovialen Fadaisen, durch welche die Friedrich-Wilhelmsstädtische Bühne seit der Reaction ihren glänzenden Ruf gemacht hat, begann. Das launische Publikum, das eben noch dem Aufgebot[240] alles Anmuthigen im Sinnenreiz enthusiastisch gehuldigt, jubelte jetzt schon eben so laut der unübertrefflich trocknen und doch so gemüthlichen Komik seines Lieblings Weirauch zu, der zuerst verstanden hat, der Schärfe des Berliner Witzes ein doch lokales Gewand von Humor umzuhängen.

»Sennora haben heute wieder ausgezeichnete Triumphe gefeiert; es war ein kostbarer Abend.«

»Vous vous trompez, Monsieur! non précieux, mais dispendieux. – Bon soir!«

Der Wagen rollte davon. –

Im Hotel Unter den Linden sprangen die wohlgeschulten Kellner mit den Armleuchtern voran die Treppe hinauf zu den drei eleganten Pieçen, welche die Senjora bewohnte.

»Befehlen die gnädige Frau zu soupiren?«

»Nein! – Thee!«

»Ein Herr wartet schon seit längerer Zeit auf die gnädige Frau und bittet um Erlaubniß, noch seine Aufwartung machen zu dürfen.«

»Ich empfange Niemand, wenn ich getanzt. Morgen.«

»Dann soll ich die Ehre haben, der gnädigen Frau dies Billet zu übergeben.«

In ihrem Boudoir warf die Tänzerin erschöpft Mantel und Capuchon von sich und setzte sich auf das Sopha.

»Willst Du den Brief nicht wenigstens öffnen?«

»Gieb! eine gewöhnliche Karte; diese Herren glauben, es bedürfe nur ihres Namens, der so steif und unbeholfen klingt, daß man ihn nicht aussprechen kann.«

Sie hatte das Couvert dabei erbrochen, – es lag allerdings nur eine einfache Karte darin, aber ein Blick darauf hatte sie schnell aufmerksam gemacht und sie zog den silbernen Leuchter herbei, um genauer darauf zu sehen.

»Vraiment! Da hätte ich bald eine Dummheit begangen! Geschwind, Ines, schelle!«

Der Kellner erschien.

»Ist der Herr noch unten?«

»Ja wohl, gnädige Frau.«

»Ich ließe bitten, in den Salon zu treten. Bestellen Sie ein Souper zu drei Personen und serviren Sie dann zwei Couverts ...«[241]

Die Senjora warf sich mit Hilfe der Kammerfrau schnell in eine dunkle spanische Robe, ordnete einige Augenblicke das noch mit Blumen geschmückte Haar und warf die Spitzenmantille kokett um den schönen Nacken; dann trat sie in den anstoßenden Salon.

Der Herr erwartete sie bereits hier. Eine nicht große feste Gestalt, tief in den Dreißigen, von militairischer Haltung und etwas insolentem brüskem Wesen, das großes Selbstvertrauen verrieth. Ein starker, wohlgepflegter blonder Bart füllte und umgab den unteren Theil des Gesichts; in den grauen Augen blitzte eine gewisse kalte Energie und Selbstsucht. Der Fremde trug elegante Civilkleidung, im Knopfloch das schleswig-holsteinsche Kreuz.

»Herr Major von ...........?«

»Ich habe die Ehre, mich als dieser vorzustellen, Madame. Entschuldigen Sie meinen späten Besuch; doch war ich bereits zwei Mal gestern hier, ohne das Vergnügen zu haben, die Senjora antreffen zu können. Madame sind von der hiesigen kunstliebenden Welt so in Anspruch genommen, daß gewiß jeder Ihrer Augenblicke besetzt ist, und ich freute mich, im Hotel zu hören, daß Sie für heute Abend keine Einladung angenommen.«

»Ach ja, ich darf über meine Aufnahme in Berlin nicht klagen, man fetirt mich und ich habe zahlreiche Freunde gefunden.«

»Leider nur nicht in den Kreisen, in denen man es wünschte. Ihr erstes Auftreten, Madame, gab den Ausschlag. Sie haben einen großen Kreis von Verehrern, aber in einer andern Sphäre, als in welcher Diejenigen es beabsichtigten und hofften, – von denen Sie wissen.«

Die Spanierin erröthete leicht und beugte zustimmend den Kopf.

»Aber es ist nicht meine Schuld; man ist hier so prüde und ich glaubte wenigstens das Feld behaupten zu müssen, Herr Major.«

»Sie haben auch vollkommen recht gehandelt, Madame. Man hatte nur ein falsches Calcul gemacht, man kennt und würdigt Berlin zu wenig. Die norddeutsche Aristokratie, die preußische Armee sind anderer Natur, als man gehofft hat, – ich widersprach sogleich, aber man wollte den Versuch doch machen. Das preußische Offizier-Corps, die Armee insbesondere ist ein in sich abgeschlossenes Ganze, dessen einzelne Glieder keine Individualitäten bilden, den Leidenschaften und der Verführung offen. Hier ist zu sehr die Person vom Soldaten getrennt. Der junge Mann kann vielleicht Fehler und Thorheiten begehen, und es kommen deren[242] genug vor, aber dieselben werden nie auf den militärischen Geist Einfluß haben. Da kann nicht eine gewöhnliche sinnliche Verlockung Bresche machen in die Phalanx, sondern nur eine große, anregende, verführende Idee, welche Spaltung in den Gemüthern und Ansichten hervorbringt. In dieser Beziehung sind bereits die nöthigen Vorschläge gemacht.«

»Ich verstehe Sie nicht, mein Herr, – es fehlt doch nicht an Offizieren und vornehmen Herren unter meinen Verehrern.«

»Ich weiß, ich weiß! Aber das ist Nichts, – junge Elegants, die der Mode huldigen und das Extravagante lieben, aber nie Ihnen Einfluß auf ihre blinden Gesinnungen gestatten werden. Auch die nordische Aristokratie ist zu exclusiv für solche persönliche Verführungen. Der jüngere Theil gehört ohnehin größtentheils dem Militairstande, und die Älteren, die von Bedeutung sind, haben eine Tradition und zu viel kaltes Blut, um einer Tänzerin zu Füßen zu liegen. Die Verhältnisse selbst haben Sie, Madame, auf den Boden geführt, wo allein Sie in Berlin glänzen und herrschen können, zu unserer blasirten Finanzwelt, der Eitelkeit der Börse und dem Enthusiasmus des pflastertretenden Rentiers.«

»Senjor, ich begreife nicht ...«

Der Major lachte leise.

»Sein Sie nicht böse, ich will Ihnen keineswegs Ihre Triumphe schmälern. Sie sind das Entzücken aller wichtigen Leute, die in Berlin den Ton angeben, bis hin und wieder einmal ein ernster Wellenschlag der Zeit ihre Meinung auf die gehörige Nullität reduzirt. Diese süßen Formen, diese nie geschauten Hüftenkünste verzücken eine Klasse bis in den dritten Himmel, welche in Berlin allmächtig geworden und in allen Branchen dominirt, die selbst den Pietismus von seinem Throne gedrängt hat, ich meine das vergoldete und vergesellschaftete Judenthum. Aber das gehört ohnehin zum Liberalismus und zur Opposition, so lange es keine Opfer und keine Gefahr gilt. Sind Sie nicht auch das Entzücken der Kritik, so weit es eine solche in Berlin giebt? Freilich ist das, mit wenigen isolirten Ausnahmen, die jämmerlichste Gesellschaft, die existiren kann, und jedes Anspruchs auf Beachtung baar. Aber alle diese Triumphe, Madame, so schmeichelhaft und angenehm sie auch für Sie sind, nützen unseren Zwecken Nichts und werden – so viel ich diesen Enthusiasmus veranschlagen kann – auch nur schlecht Ihre Kasse und Ihre Toilette füllen.«[243]

Die Spanierin zuckte verächtlich mit dem Munde.

»Ich habe mir allerdings Anderes von Berlin vorgestellt. Bouquets! Bouquets! Denken Sie, daß neulich ein – vornehmer Herr sich zum Souper einlud und für sein Couvert einen Fünfzig-Thalerschein zurückließ!«

Sie gedachte der Niederlage, die sie noch am Abend erlitten.

»Ich kenne die berliner Renommagen, man verschwendet hier nur mit Worten. Wenn ich Ihnen rathen darf, Madame, gehen Sie nach Wien, nach Prag, nach Pesth – da ist ein glücklicherer Boden, als die norddeutschen Residenzen. Freilich haben sich seit Achtundvierzig dort auch die Verhältnisse geändert, aber es ist noch immer reiche Empfänglichkeit da von Oben herab. So tapfer die Armee ist, so ist sie doch aus zu vielen Ingredienzien zusammengesetzt, um in den Personen nicht zugänglich zu sein. Es giebt unabhängig von ihr einen lebenslustigen Adel. Sie werden, wo Sie hier Verehrung und Huldigung fanden, dort Begeisterung und Aufopferung haben und Männer finden, die Leidenschaft genug besitzen, sich zu ruiniren. Ihr Ruf ist jetzt begründet und Ihnen vorangegangen.«

Die Tänzerin wiegte schlau das Haupt.

»Ich habe bereits meinem Agenten Auftrag gegeben, für mich in Wien und Pesth abzuschließen. In acht Tagen trete ich auf.«

»Ah schön! ich sehe, wir verstehen uns. Ich werde dafür sorgen, daß Sie in Wien Empfehlungen vorfinden, die Ihnen mehr nützen, als die hiesigen. A propos! Sie zählen doch noch hier zu Ihren Verehrern den jungen Baron H ..... und Herrn von M ....?«

»Die Herren machen mir ihren Besuch und sind alle Abend im Theater, – aber sie sind so jung ...«

»Es handelt sich nur um eine Gefälligkeit. Auch interessiren sie mich weniger, als ihre Väter und Verwandten, die, wie Sie vielleicht wissen, besondere Stellungen bei Hofe haben. Ich besitze da zwei Schützlinge, zwei arme Bedienten, die unverschuldet außer Brot gekommen sind und neue Condition in vornehmen Häusern suchen. In den Familien der gedachten Herren sollen nun zwei Dienerstellen vacant sein; Sie würden mich sehr verbinden, wenn Sie meine Schützlinge wie zufällig Ihren Verehrern, Jedem einen, empfehlen wollten.«

Der Major hatte seinen Wunsch mit möglichster Gleichgültigkeit[244] hingeworfen, der schlauen Tänzerin jedoch entging es nicht, daß das gerade die Pointe seines Besuches war, und um sich für die früheren kleinen Zweifel in die Macht ihrer Reize zu rächen, schaute sie ihm fest in's Gesicht und fragte:

»Ist dies ein Auftrag der unbekannten Beschützer, denen ich zu gehorchen habe, Senior?«

Der Major biß sich auf die Lippen.

»Sie haben aus dem Zeichen aus meiner Karte gesehen, daß ich nicht aus Galanterie Ihnen meinen Besuch mache, Madame; weiter wird mir dies in Ihren Augen Vollmacht geben« – er nahm aus seiner Brieftasche ein seines schwarzes Kreuz von jener Form, dir wir bereits mehrfach erwähnt haben, mit fünf Silberstiften geziert – »und ich bitte Sie daher, das, was ich Ihnen vorhin in Bezug auf Wien und Pesth sagte, als aus gleicher Quelle kommend anzusehen. In Betreff der beiden Diener werden Sie die Empfehlung so wie zufällig bei den bezeichneten Herren anbringen; Sie werden sagen, diese Leute wären dienstlos, Sie hätten im Hotel davon sprechen hören und dieselben hätten bei Ihnen in Dienst treten wollen, oder was Ihr Witz Ihnen sonst eingiebt. Morgen früh werden sich beide Diener bei Ihnen vorstellen; mit guten Attesten sind sie reichlich versehen, so daß sie Ihrer Empfehlung Ehre machen werden. Und nun, Madame, erlauben Sie mir, Ihnen das Vergnügen auszudrücken, bei dieser Gelegenheit die persönliche Bekanntschaft der gefeierten Schönheit des Tages gemacht zu haben und mich Ihnen zu empfehlen.«

»Wie, Senjor, Sie wollen schon fort? ich hoffte, Sie würden mir die Ehre erzeigen, mit mir zu soupiren.«

»Ich weiß das Glück zu schätzen, Madame, aber meine Geschäfte nehmen mich noch in Anspruch. Ich hoffe, Sie wiederzusehen; ist es nicht hier, doch später an einem anderen Ort Ihrer Triumphe. Leben Sie wohl, Senjora.«

Er empfahl sich, und während die schöne Spanierin sich nachsinnend in die Ecke ihres Sopha's kauerte, schritt er rasch die Linden entlang, unter denen noch reges fröhliches Leben herrschte, nach dem Brandenburger Thore zu. –

Nachdem der Major seinen Weg durch verschiedene Straßen und Hintergassen genommen und vielleicht dreifach gemacht hatte, wie als wolle er jeder Beobachtung entgehen, blieb er vor einer niedern Gartenmauer stehen, zog einen Schlüssel hervor und öffnete[245] die schlecht verwahrte Hinterthür. Dann schritt er durch die hohen Laubgänge und Parkanlagen bis in die Nähe des Vorderhauses, eines mächtigen stolzen Gebäudes von aristokratischem Typus, das sich vor ihm in die Nachtluft erhob. Aus dem großen Fenster des ersten Stockwerks im Seitenflügel, dem einzigen, das nach dem Garten heraussah, schimmerte durch die Gardinen ein ruhiges Licht. Nach aufmerksamem Umherlauschen und Schauen pfiff der Major leise aber scharf einige Takte und sogleich erschien der Schatten einer weiblichen Gestalt an dem offenen Fenster, die Vorhänge wurden fortgezogen und eine Dame lehnte sich heraus.

»Bist Du es, Ferdinand? Ist Alles sicher?«

»Wenn Du oben unbehindert bist, so komm.«

Einige Augenblicke darauf verschwand das Licht, aus dem Fenster rollte, die dunkle Epheubekleidung der Mauer entlang, eine kurze Strickleiter von schwarzer Seide herunter, und die Dame schwang sich kühn und mit der Sicherheit der Gewohnheit über die Fensterbrüstung und stieg auf den schwanken Schlingen herunter, wo sie der Erwartende in seinen Armen auffing und mit einem Kuß begrüßte.

»Ich glaubte schon, Du würdest nicht kommen, Ferdinand,« sagte die junge Dame, eine hohe schlanke Figur im dunklen Capuchon und in ein weites kostbares Shawltuch gehüllt; »es war so spät und ich hatte mich längst freigemacht.«

»Es ist eilf Uhr vorbei, Marie, und ich habe Dir oft schon gesagt, daß die frühe Stunde uns leicht verderblich werden kann. Überdies hatte ich dringende Abhaltung. Doch nun komm'.«

Er verbarg vorsichtig das Ende der Strickleiter in den Epheuranken und führte dann die Dame, die sich zärtlich an ihn schmiegte, weiter hinein in die dunklen Bosquets des Gartens bis zu einer Bank unter hohen Ulmen und Kastanien, wo er sie niedersitzen ließ.

»Wie, werden wir heute nicht zu unserm kleinen Engel gehen, Du versprachst es mir doch das letzte Mal, Ferdinand?«

»Du sollst ihn sehen, gewiß, Marie, aber ich wiederhole Dir, es ist noch zu früh, die Straßen sind noch zu belebt. Überdies habe ich Einiges mit Dir zu sprechen. Höre mich ruhig an, ich bitte Dich, Marie.«

Sie setzte sich dicht an ihn, Hand in Hand, den andern Arm um ihn geschlungen und blickte ihm zärtlich in das harte stolze Auge. –[246]

»Du weißt, Marie, und wir haben es hundert Mal besprochen, daß unter den jetzigen Verhältnissen keine Aussicht und Hoffnung für uns ist. Das Glück hat uns besonders wohlgewollt, daß wir vor dem Auge Deines Vaters und Bruders Deine Schwangerschaft zu verbergen vermochten, ihre häufige Abwesenheit und Dein Aufenthalt auf dem Lande halfen uns dazu Du verlangtest, daß das Kind in Deine Nähe komme, und es ist geschehen. Aber was soll weiter werden? Du weißt, daß ich nicht einmal Zutritt in Deiner stolzen Familie habe, meiner offen ausgesprochenen Ansichten und meines Bruchs mit dem Herzog wegen.«

»Hast Du nicht meine Liebe, Ferdinand? Warum auch bist Du, der doch selbst von Adel, ein solcher Gegner aller seiner Rechte und Interessen, ein Vertheidiger des Pöbels und seiner Zügellosigkeit? Mein Gott, wie kannst Du mit solchen Leuten umgehen, die auf zehn Schritt nach dem Handwerk riechen, zu dem sie geboren sind!«

Der Major schien widrig berührt.

»Laß uns nicht mehr streiten, Marie, über Dinge, über die wir uns doch nie einigen werden. Es ist leider eine traurige Wahrheit, daß die Lection von Achtundvierzig und Neunundvierzig in Berlin nur dazu genutzt hat, den Adel vorsichtiger im Äußern, aber desto exclusiver und hochmüthiger unter sich zu machen, und im Bürgerstand die Zahl der Heuchler zu vermehren. Gehe hin und frage, welcher Dank denn den sogenannten Getreuen geworden ist, und ob sie nicht überall zurückgedrängt sind von der speculativen Geheimerathsdemokratie? – Männern wie ich kann man freilich die beiden Jahre nicht vergessen und ich will sie auch nicht vergessen haben, denn sie sind das Feld meiner und unser Aller Zukunft. Aber diese untergeordnete Lage, diese Unthätigkeit ertrage ich nicht länger. Die Wogen der Zeit brausen vom Sturm bewegt und ein kühner Pilot kann da sein Schiff an's Ziel steuern. Den Mann ohne Dienst und Ruf würden die Deinen mit Hohn zurückweisen, dem General, dem Mann von Macht und Bedeutung, wird die stolzeste Familie dieses Preußens, das vielleicht an der Schwelle seiner bittersten Demüthigung steht, Frau und Kind nicht zu verweigern wagen.«

»Was sinnst Du, Ferdinand, was beabsichtigst Du?«

»Laß das, frage mich nicht, ehe ein halbes Jahr vergeht, wirst Du wissen, was ich meine. Diesen Winter noch bleibe ich in[247] Berlin, das Frühjahr schon führt mich zu einem meiner Kraft entsprechenden Wirkungskreis. Ich wollte Dich überhaupt nur auf die Trennung vorbereiten, da sie möglicher Weise über Nacht kommen kann. Doch es ist Zeit jetzt, daß wir aufbrechen, die Straßen sind ruhig, komm'.«

Er hüllte sie sorgsam in das weite Tuch und führte sie durch das Pförtchen aus dem Garten. Durch die einsamen Wege an den Stadtmauern entlang und den Thiergarten gelangten sie in die neuen Stadttheile jenseits der Spree, nach dem Neuen und Oranienburger Thor hin. Hier in einer der Querstraßen blieben sie vor einem ansehnlichen Hause stehen, und der Major klopfte an ein Fenster des Kellergeschosses, in dem Alles dunkel und still war. Aber er klopfte lange vergeblich, Nichts rührte sich, nur ein heiserer Kinderhusten und ein stilles Weinen drang von Zeit zu Zeit hervor und erfüllte jedes Mal die Dame mit Schauern.

»Muth, Marie, Du mußt einige Augenblicke hier verweilen, das Weib in offenbar nicht zu Hause, aber ich weiß, wo sie zu finden ist. Stelle Dich hier in den Schatten des Thürvorsprungs, gleich bin ich wieder bei Dir.«

»Kann ich Dich nicht besser begleiten?«

»Nein,« sagte er hart, »das ist Nichts für Dich!«

Im Grunde war es freundlich von ihm gemeint, er wollte der Armen einen ihr Mutterherz mit den bängsten Besorgnissen erfüllenden Anblick ersparen. Er verließ sie darum rasch und ging um die nächste Ecke und rasch eine weitere Querstraße entlang, bis ihm aus dem Sousterrain eines kleinen Hauses in wüster Lärmen, untermischt mit den Tönen einer Ziehharmonika und einer kratzenden Geige, entgegenklang, welche eine beliebte Polka in überraschem Takt abspielten. Es war eine jener Kneipen, wie es in den Vorstädten, ja selbst in den innern Stadttheilen Berlins unter den zahllosen Kellerboutiken noch viele giebt, und die von der Hefe des Volkes für ihre Festlichkeiten und Orgien benutzt werden, ohne daß die Polizei dergleichen eben der Gelegenheitsursachen wegen gänzlich zu verhindern vermag.

In der Nähe fand der Major den Nachtwächter auf einer Thürschwelle sitzen und nach der Musik hinhorchen.

»Da geht's lustig her, Herr; das Volk wird Einen bis zum Morgen in Athem halten!«

»Wollt Ihr ein Trinkgeld verdienen, Mann?«[248]

»Warum das nicht, Herr, der Magistrat bezahlt ohnehin knapp und hier hat Jedermann seinen Hausschlüssel.«

»So seht nach, ob in jener Kneipe sich eine Frau Müllendorfer befindet aus der .... straße, und bittet sie, einen Augenblick heraus zu kommen. Ich weiß, sie geht häufig hierher.«

»Ach, die Engelmacherin? versteht sich, ist die drinnen. Die ist Stammgast.«

»Wie nennt Ihr sie?«

»Nun, die Engelmacherin, Herr. In's Gesicht mag ich sie freilich nicht so heißen, denn das Weibsstück hat eine gottvergessene Zunge, aber das ganze Viertel kennt sie unter dem Namen und der Himmel weiß es, ich glaube, sie verdient ihn. Die Charité da drüben liefert im Vergleich nicht so viel Leichen zum Gottesacker, als die Müllendorfer; aber die Kinderhecke bei ihr wird nicht leer.«

Der Major schauderte und winkte stillschweigend den Wächter hinunter. Dieser ging und als bald darauf der Tanz aufhörte, öffnete sich die Kellerthür und ein großes Frauenzimmer keuchte die Stufen herauf und schaute sich mit einigen lästerlichen Redensarten um, wer sie um diese Zeit wohl in ihrem Vergnügen störe.

Es war, wie erwähnt, eine Frau von großer, ziemlich robuster Statur und wohlgenährt, etwa vierzig Jahre alt. Sie war mit einem grünen Merinokleide und darüber kreuzweis gebunden einem alten gelbseidenen Shawl, bekleidet, auf dem Kopfe trug sie stark in Unordnung und schief sitzend eine Tüllhaube mit hochrothem fliegendem Bande, doch hing das Haar unordentlich darunter her, überhaupt hatte der ganze Anzug ein wüstes zerzaustes Ansehen. Dieser Charakter sprach sich auch in dem Gesicht des Weibes aus, das gemein und sinnlich vom Tanz und starken Getränken erhitzt, eine fast kupferne Farbe zeigte.

»Tausend Schwerenoth, wat is denn des für ene Jeschichte, des man nich e Mal in der Nacht sein Bisken Vergnügen haben kann,« sagte das Weib in niederm Dialekt, sich von der Stirn den Schweiß trocknend, »schreien die verfl ..... Beesters schon wieder, daß die Nachbarschaft rebellersch wird! – Na wart't, ich will sie ...«

Die ernste Stimme des Majors unterbrach ihr widriges Keifen.

»Ich wollte Sie auf einen Augenblick sprechen, Frau Müllendorfer. Es ist eine Dame bei mir, die Ihr Pflegekind zu sehen[249] wünscht, und wir haben nur spät am Abend Zeit, darum ließ ich Sie von dem Ort herausrufen, wo Sie mir selbst sagten, daß ich Sie in solchen Fällen finden würde.«

Das Weib erkannte den Redner schnell und änderte im Nu ihr Benehmen zu einer kriechenden Freundlichkeit, die um so widriger war, als sie dazwischen nicht ganz den Rausch zu verbergen vermochte, der sie bereite halb erfaßt hatte.

»Ach, der gnädige Herr,« sagte sie mit einem tiefen Knix. »Bitte recht sehr, ick stehe gleich zu Diensten. Glauben Sie ja nicht, daß ick den lieben Engel drum vernachlässigt hätte, i Gott bewahre, der liegt gut eingepackt in seiner Wiege ganz aparte von den andern. Sie wissen, gnädiger Herr, unsereins muß doch auch manchmal en Vergnügen haben, wenn man so kümmerlich sich durch die Welt schlägt, und die lange Guste, meine Nichte, hält heute Hochzeit, das S ..... hat richtig noch Eenen erwischt.«

So schwatzend, lief sie mit manchem Fehltritt neben dem Herrn her bis zu ihrer Wohnung, wo der Major die zitternde Geliebte aus ihrem Versteck holte und an seinen Arm nahm.

»Vorsicht, Marie, ich bitte Dich und halte Dein Gesicht verhüllt. Du trägst doch den Schleier unter dem Capuchon?«

Sie preßte, in Aufregung zitternd, bejahend seinen Arm.

»Gleich, gnädige Frau, gleich sollen Sie das allerliebste Krabbelchen sehen. Kommen Sie nur mich nach, ich will gleich Licht machen.«

Die Frau hatte die Hausthür aufgeschlossen und zog das Paar in den dunklen Flur, von wo ein zweiter Eingang zu ihrer Kellerwohnung hinunterging. Nach einigem Umhertappen und mehreren halbleisen, zwischen den höflichen Redensarten gemurmelten Verwünschungen gelang es ihr, Licht zu machen. Der Major und die junge Dame befanden sich in einem Keller, dessen vorderer Raum zum Grünzeug- und Gemüse-Laden diente. Fässer, Bütten und Körbe standen in wüster Unordnung umher, im Hintergrund einige zerbrochene Möbeln und ein großer Waschkorb, aus dem jenes Husten und Wimmern herkam. Die Dame wollte unwillkürlich dahin, doch das Weib trat ihr mit der angezündeten Öllampe in den Weg.

»Oh, nich dahin, gnädiges Madamken, das ist nur en armer Balg, die Mutter ist en Dienstmädken, die sich gleich wieder vermiethen mußte. Es hat en Bisken die Masern, und wenn des[250] kleene Jeschöpf druf geht, na lieber Gott, es is ooch keen so großes Unglücke. Ick kriege bloß anderthalb Dhaler für den Wurm alle Monate und da is freilich nich viel zu machen.«

»Mein Kind! mein Kind!«

»Sein Sie ganz ruhig, Gnädige, darum hab' ick eben das Wurm hier abgesperrt, daß er nur die andern nich ansticht. Kommen Sie hier herein – stoßen Sie nich!«

Sie öffnete eine Seitenthür, die zu einer niedrigen, aber ziemlich geräumigen Kellerstube führte, ganz im Geschmack dieser Klasse aufgeputzt. An der gegenüber liegenden Wand stand ein großes breites Himmelbett, in dem ein etwa eilfjähriges Mädchen schlafend lag, die Tochter der Frau. Rechts zwischen den Fenstern die Kommode mit den Gläsern und Kaffeetassen auf der aus bunten Zeugcareaus genähten Decke, an der Hinterwand der Kleiderschrank und ein großer, bequemer und weichgepolsterter Sorgenstuhl vor dem Tisch. In der Ecke hinter der Thür endlich war eine Art von Pritsche oder kurzem breitem Bett, mit alten Decken, einigen schlechten Bettstücken und dergleichen gefüllt, und hier lagen, als der Lichtschein darauf fiel, nicht weniger als fünf Kinder von dem zartesten Alter von kaum einigen Wochen an bis zu etwa drei bis vier Jahren; dürftige kleine Gesichtchen, denen das Elend und der Mangel an wahrer Pflege aus den hohlen Augen und den magern nackten Gliederchen sah, als der Schein des Lichtes, das ihre Versorgerin jetzt angezündet und auf den Tisch gestellt hatte, durch die Schatten des niedern, dumpfen und ungesunden Gemaches auf sie fiel.

Neben dem Himmelbett an der Wand stand eine Wiege von Kiefernholz, rothbraun gebeizt, deren Betten von etwas reinlicherem Ansehen waren, als das allgemeine Lager der unglücklichen Früchte leichtsinniger Stunden oder trauriger Verhältnisse. Ein Rohrgeflecht mit alter Leinwand überzogen, überspannte das Kopfende der Wiege.

Auf diese, vom mütterlichen Instinkt getrieben, stürzte die junge Dame zu und warf sich vor ihr auf die Kniee. Ein junges, etwa fünf Monate altes Kind mit einem Engelgesichtchen lag schlafend darin. Der Major war ihr gefolgt, auch das Weib mit der Lampe, deren Schein sie mit der Hand verhüllte, während sie ihn in gemeiner Neugier immer so zu wenden suchte, daß er das Gesicht der durch Kapuze und Schleier Verhüllten treffen sollte. –

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –[251]

Wir müssen einige Augenblicke in der Erzählung inne halten, um wenige Worte dem traurigen Verhältniß im Allgemeinen zu widmen, das sie uns vorgeführt hat.

Es giebt in Berlin eine ganze Klasse von Frauen der unteren Stände, die den Namen »Haltefrauen« führen und ihren Lebensunterhalt dann finden, daß sie mit obrigkeitlicher Genehmigung verlassene Kinder vom zartesten Alter, oft von ihrer Geburt an, gegen ein Entgelt in Pflege nehmen. Diese Kinder sind entweder solche, welche die Armenpflege der Commune die Pflicht hat, unterzubringen, oder jene armen Geschöpfe, deren erstes Lächeln an die Welt mit Thränen begrüßt wird, Kinder der Üppigkeit, der Verführung, des Augenblicks, der Schuld und der Liebe, – arme kleine Wesen, deren Dasein nach kurzem Rausch meist mit unsäglicher Angst, mit unbeschreiblichen Schmerzen und Demüthigungen erkauft wird, – arme zarte Kinder, die von der Natur den gleichen heiligen Anspruch an die Sorge und Pflege der Mutter haben, und von der bürgerlichen Gesellschaft doch mit Gewalt von der Brust dieser Mutter gerissen werden zu einem Kampf – sie, die Unmündigen, Kraftlosen – um Leben und Dasein mit der Barmherzigkeit oder vielmehr der Unbarmherzigkeit und dem Eigennutz Fremder.

Es ist unvermeidlich, – wir wollen nicht sagen natürlich, daß in einer Stadt von fast einer halben Million Einwohnern, in der namentlich Massen junger unverheiratheter und noch heirathsunfähiger Personen zusammengedrängt sind, die unehelichen Kinder sehr zahlreich sind. In Berlin die Schuld auf eines oder das andere Geschlecht zu werfen, ist sehr schwer, die Verführung ist offenbar groß, aber auch die Raffinerie von der anderen Seite war bei der früheren, jetzt geänderten Gesetzgebung ein förmliches Gewerbe. Dennoch ließ sich noch immer zur Ehre der menschlichen Gesellschaft und der allgemeinen Moralität annehmen, daß mindestens die Hälfte dieser armen unschuldigen Wesen die Frucht unbewachter wirklicher Neigung und schwacher, nicht grade verbrecherischer Stunden ist. – In vielen Fällen erlauben es, ist das Unglück geschehen, die Verhältnisse und Einrichtungen der bürgerlichen Gesellschaft nun einmal nicht, daß die armen Kleinen die Pflege der Mütter genießen. Gehören diese den höheren Ständen, – und der Fall ist hier öfter, als die Welt erfährt, – so suchen sie eben den geschehenen Fehltritt aus alle Weise zu verbergen und das Kind von seiner[252] Geburt an außer dem Kreise ihres gewöhnlichen Lebens zu halten. Gehören sie den unteren Klassen, Nähterinnen, Dienstmädchen, die von ihrer Hände Arbeit leben, denen die Zeit das tägliche Brot ist, so sind diese schon um ihrer selbst und des Kindes willen gezwungen, dasselbe sofort in fremde Hände zu geben, um nur möglichst schnell zum Erwerb wieder zurückkehren zu können.

Wir haben bereits erwähnt, daß eine große Anzahl von Frauen sich mit der Aufnahme und Haltung dieser Kinder beschäftigt. – Auch mit der Pflege – mit der Aufziehung? –

Es giebt unstreitig unter diesen Frauen viele brave, rechtliche, die ihre Armuth redlich mit den übernommenen Pfleglingen theilen, die nach besten Kräften und Wissen ihre Pflichten lösen. Aber auch die Beste unter ihnen ist noch immer keine Mutter, und führen wir die Sache auf die Grundidee zurück, so ist diese doch immer die Speculation: jene Frauen wollen und müssen sich und ihre Familien von diesen Pfleglingen ernähren. Was diesen entzogen wird, kommt ihnen zu Gute. Haben sie – wie meist der Fall, – noch Nebenbeschäftigungen, so können sie sich unmöglich so um die Kleinen kümmern, wie deren Wohlfahrt es verlangt; ist es nicht der Fall, so leben sie eben speciell nur von ihnen, und die Vergütigungen, die für den Unterhalt gezahlt werden – 3, ja bis 11/2 Thaler monatlich, – sind spärlich genug, um schon für die Bedürfnisse des Kindes nicht hinzureichen. Kinder, für die über drei Thaler gezahlt wird, werden schon als sogenannte »fette Kinder« betrachtet und den Inhaberinnen viel beneidet.

Über den Trunkenen und den Kindern wacht ein Engel, daß sie zu keinem Schaden kommen! – so lautet das Sprüchwort und der Glauben des Volkes. Und in Wahrheit wachen die Engel des Herrn über der Kinderwelt mit besonderem Schutz, wie wäre es sonst möglich, daß auch nur der zehnte Theil jener Kleinen, die der sorgfältigsten elterlichen Aufmerksamkeit genießen, groß wüchse, wie viel mehr jener Armen, die von ihrer Geburt aus dem Zufall, ja der Feindseligkeit Preis gegeben sind.

Die Kinder sind die Lieblinge Gottes!

Doch die natürlichen Gesetze, nach denen Zeit und Leben geregelt sind, haben ihren unveränderten Lauf. So ist denn die Zahl der Kinder auch, die aus Mangel an Pflege und Liebe in ihrer zartesten Jugend zu Grunde gehen, nach den statistischen Übersichten der Todesfälle sehr bedeutend, wenn freilich auch die wahre Ursache[253] nur selten zu Tage kommt. Die Behörde thut das Mögliche, strenge Instructionen schreiben den Haltefrauen vor, wie die armen Kleinen abzuwarten sind, welche und wie viel Nahrung sie zu erhalten haben. Die Aufsicht der Behörde selbst kann freilich nur eine geringe sein und hier kommt das segensreiche Wirken mildthätiger Vereine zu Hilfe, die sich aus menschenfreundlichen Frauen zu dem Zweck der Beaufsichtigung der Halte- und Pflegekinder gebildet haben.

Mit dem besten Willen, mit der größten Aufopferung jedoch können auch diese den Zweck nicht genügend erfüllen.

Auch wenn die eigenen häuslichen Pflichten die fortwährende Controlle erlauben, liegt in dieser selbst schon die Veranlassung, dagegen zu kämpfen. Wer die menschliche Natur kennt, wird wissen, daß der Niedere jede Aufsicht, die der Höhere über ihn übt, als ein Mißtrauen, als einen Eingriff in seine natürlichen Rechte, als eine Feindseligkeit betrachtet, geeignet, ihn zu verderben. Er wird sie erschweren, sich ihr entziehen auf jede mögliche Weise und geht dies nicht, sie täuschen. Wir brauchen die Nutzanwendung nicht zu machen.

Trotz aller Vorsicht der Obrigkeit, trotz aller privaten Wohlthätigkeit und Menschenliebe, sind bei den gegenwärtigen Einrichtungen in Betreff der Aufziehung verlassener und hilfsbedürftiger Säuglinge und Kinder Scheußlichkeiten in Menge vorgekommen und kommen noch vor, die das Blut im Herzen erstarren machen!

Es ist bekannt in ganz Berlin, daß es unter den Frauen, die aus der Aufnahme dieser Kinder ein Gewerbe machen, viele gab, die den Namen »Engelmacherin« allgemein führten, weil – die Kinder, die ihnen übergeben wurden, nach kurzer Zeit zu Engeln wurden, das heißt starben. Man konnte mit positiver Gewißheit darauf rechnen, daß binnen kurzer Zeit die Kleinen todt waren. Diese Weiber hatten förmlichen Ruf da, wo man sich eines unglücklichen Kindes entledigen wollte.

Sollen wir zur Schmach der menschlichen Gesellschaft glauben, daß es wirklich Eltern gab, welche auf diesen Ruf speculirten? – – –

Wir wollen einen Schleier darüber ziehen, und dennoch klingen uns Reden in den Ohren, die – –

Wahr aber ist, daß solche Weiber jahrelang ungestört ihr schändliches Handwerk betrieben, daß sie sich – mit dem offenkundigen[254] Ruf – jedem offiziellen Verdachte, jeder Untersuchung und Bestrafung zu entziehen wußten. Wer bringt Dergleichen zur Anzeige, wer beschwert sich über den Hungertod eines armen namenlosen Kindes? – Die Eltern, denen es eine Last, die es zu der Engelmacherin brachten?

Ärzte und Sachverständige haben uns schaurige Fälle in dieser Beziehung mitgetheilt. – Eine einzige dieser grauen machte in nicht vollen neun Monaten »sieben Engel.«

In neuester Zeit ist die Sache vielfach von den Ärzten wieder angeregt worden, ihr Einschreiten, ihre Denunciationen haben die Theilnahme auf's Neue darauf hingewandt und gezeigt, daß eben noch immer Entsetzliches auf diesem Gebiete zu beklagen ist.

Ein Criminalprozeß, der ganz kürzlich gegen eine dieser Haltefrauen verhandelt worden, hat einen tiefen schrecklichen Einblick in die Rohheit solcher Charactere, in das furchtbare Elend und die entsetzlichen Qualen gewährt, denen mitunter die armen hilflosen Wesen ausgesetzt sind. Das Obductionsprotokoll über den Befund einer solchen ausgegrabenen Kinderleiche war wahrhaft haarsträubend. Zu den äußeren Mißhandlungen, die den zum Scelett abgemagerten Körper in ihren Spuren bedeckten, war der förmliche Hungertod, der Tod wegen Entziehung der nöthigen Nahrung und ungenügender Beschaffenheit derselben constatirt.

Welche Leiden muß das arme kleine hilflose Wesen ausgestanden haben? Wie viele mögen ihm vorangegangen sein?

Die Kindesmörderin, welche die unglückliche That im Wahnsinn der Erregung, der Angst, im unzurechnungsfähigen Augenblick vollbracht, muß sie büßen mit langjähriger schwerer Zuchthausstrafe.

Für den überlegten langsamen Mord der Engelmacherinnen hat das Gesetz nur verhältnismäßig eine sehr geringe Strafe.

Wir schreiben diese Betrachtung in einer Zeit, wo die Theurung überhand genommen, wo die Preise fast aller Lebensmittel sich verdoppelt haben. Die Pflegegelder sind dieselben niedern geblieben – muß da nicht selbst bei redlichem Willen die eigene Noth den Pfleglingen das Nöthigste beschneiden? Wie viel mehr wird es von den Herzlosen geschehen, die kein Gewissen haben für die, deren einzige Klage nur das dumpfe Wimmern des Elends, des Hungers ist!

Wäre es nicht möglich, diese armen, von ihrer Geburt verstoßenen[255] hilflosen Geschöpfe zu schützen, ihre Mütter in eine Lage zu bringen, in der sie den begangenen Fehltritt leichter verbergen, in der sie die Existenz ihres Kindes sichern können?

Die Säuglingskrippen thun unendlich viel Gutes und sind schützende Engel für viele Kinder. Aber sie schützen eben nur das eheliche Kind des Armen vor den Gefahren, denen es die Verhältnisse der Familie aussetzen.

Wir meinen das: Findelhaus!

Warum scheut man sich in Berlin so vor diesem Wort und vor dieser offenbar menschenfreundlichen Einrichtung?

Wir haben gehört, daß bedeutende Summen und Vermächtnisse für die Gründung einer solchen Einrichtung seit vielen Jahren vorhanden sind, daß aber deren Ausführung an einer gegengefaßten Meinung noch immer gescheitert ist. Man glaubt in der Gründung des Findelhauses eine Beförderung der Unmoralität zu sehen, die einer christlichen Regierung nicht geziemt.

Es ist dies ein tiefer und hoher Grund, und wir verkennen keineswegs seine religiöse Bedeutung, wie seine materielle Wahrheit.

Die Leichtigkeit, sich der Last des Kindes zu entledigen, wird Viele dazu führen, sich der heiligen Pflicht zu entziehen.

Aber ist bei solchen Müttern das Findelhaus für die Neugebornen nicht die Rettung?

Giebt es nicht das Gewissen?

Giebt es nicht die öffentliche Meinung, die selbst in ihrer Ausartung, in der Klatschsucht, den Nächsten und seine Handlungen bewacht?

Man hat sich zu etwas weit weniger Gerechtfertigtem, weit Unmoralischerem, Unchristlicherem entschließen müssen. Man hat dem Thierischen in der menschlichen Natur die Concession gemacht, die Bordelle wieder zu eröffnen. Nach unserer Meinung sind diese in ihrer jetzigen Einrichtung nur Beförderungsmittel der Liederlichkeit und der Vergeudung und stiften keineswegs den sanitätlichen Nutzen, den man von ihnen erwartet und rühmt. Der bessere Gesundheitszustand der Hauptstadt, die Beschränkung der Syphilis ist durch die zugleich eingetretene schärfere Aufsicht der Behörde auf gewisse Zustände der bürgerlichen Gesellschaft, durch die Aufhebung der Kneipenmamsells, der zuchtlosesten Prostitution, durch die Beschränkung der vagabondirenden Liederlichkeit, keinesweges[256] durch die Bordelle herbeigeführt, über deren Verwerflichkeit wir mit den stärksten Eiferern vollkommen einverstanden sind.

Welche Ähnlichkeit aber hat das Findelhaus mit diesen Örtern der Schande, die man doch geglaubt hat, den Übelständen einer großen Stadt schuldig zu sein?

Das Findelhaus ist eine Anstalt der Barmherzigkeit, die die Schuldlosen vor den Folgen der Schuld rettet.

Sollte man deswegen die Rettungseinrichtungen gegen Feuersgefahr nicht schaffen und vervollkommnen, Versicherungsanstalten nicht gründen, weil man fürchtet, die Leute werden nun weit weniger vorsichtig mit Feuer und Licht umgehen, indem sie wissen, daß bei einem Unglück sie doch nicht so leicht verloren sind?

Die hundert wohlthätigen und barmherzigen Anstalten der Versorgung von Kranken, Schwachen, Greisen und Armen, die Waisenhäuser und Erziehungsinstitute für die der Eltern Beraubten – sind sie etwas Anderes als Findelhäuser für die Unglücklichen und Hilfsbedürftigen?

Das Findelhaus ist die Waisenanstalt der Säuglinge!

Wir wollen die endliche Einrichtung nicht im Interesse der Mütter für ein gutes erhabenes Werk empfehlen – obschon auch hier die Schwäche der menschlichen Natur viel Berechtigung hätte, obschon gar manche Rettung damit vollbracht, gar manches Verbrechen verhindert würde; nein – wir mahnen daran im Interesse der unschuldigen hilflosen Kinder, für die keine andere noch so sorgsame Einrichtung diese Anstalt der Barmherzigkeit und des Schutzes ersetzen kann.

In Paris, Wien, London, fast in allen großen Städten bestehen längst solche Anstalten und haben sich überall als segensreich und gut bewährt. Auch Berlin zählt seit Kurzem eine ähnliche, private, und die Unterstützung der Behörden, deren sie sich zu erfreuen hat, zeigt, wie sehr man die Zweckmäßigkeit derselben anerkennt. Aber sie ist eben nur für die Fehler der Wohlhabenden und kann nicht den erhabenen Charakter tragen, den ein öffentliches Institut der Barmherzigkeit haben würde. –

Berlin besitzt gegenwärtig an der Spitze der entsprechenden Behörde einen Mann von scharfer durchdringender Einsicht für gesellschaftliche Übelstände und einem Organisationstalent, wie uns kein zweites je bekannt geworden. Energie vereint sich in ihm[257] mit Eifer und Hingebung, und er besitzt die Macht in dem höchsten Vertrauen, das ihm geworden. Berlin und der Staat verdanken ihm bereite Einrichtungen, die seinem Wirken dauernde Anerkennung sichern werden, welche Hindernisse auch Unverstand und philiströser Schlendrian seinem Schaffen entgegenstellen. Das Gute und Zweckmäßige bricht sich noch immer seine Bahn. Sollte der hohe Beamte, den wir meinen, nicht auch seinen scharfen Blick, seine Thatkraft auf diese Einrichtung wenden wollen? Indem er die Gründung eines solchen Hauses der Barmherzigkeit gegen die seit langen Jahren ihm entgegenstehenden Hindernisse durchsetzte, würde er sich ein Denkmal schaffen, das seinem Namen hundertfachen Segen gebeugter Herzen und jener Hilflosen sichern würde, von denen Christus gesagt hat: Lasset sie zu mir kommen, denn ihrer ist das Himmelreich!

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Die Dame hob behutsam das schlafende Kind aus dem Bettchen und preßte es an ihre Brust.

»Sehen Sie nur, Gnädige, was der Kleine für Bäckschen hat, roth wie Äpfelchen. Ja, ja, die Kinder haben's bei der Müllerdorfern gut. Schöne Nahrung und Reinlichkeit. Ick sage Ihnen, es geht Nichts über die Reinlichkeit.«

Sie hätschelte mit widerlicher Freundlichkeit das Kind, obschon die Mutter, die sich damit auf einen Stuhl gesetzt, sich ekelnd vor dem Branntweinodem abwandte, den das Weib ausströmte. Davon erwachte das Kind, schlug die Augen auf und fing an zu schreien. Nach wenigen Minuten antworteten im Chor die andern, die unter den Lumpen des allgemeinen Bettes zusammengepackt lagen.

»Werdet Ihr still sein, Ihr Bälger! Wart', das ist der Schreihals, die Mine – das Ding ist drei Jahr und wie ein Einjähriges. Na wart', laßt mich hinkommen. – Entschuldigen Sie, Gnädige, es sind nur gewöhnlicher Leute Kinder und eene Magistrats-Waisenkrabbe. Ick werde sie aber gleich zur Ruhe bringen.«

Damit nahm sie vom Tisch eine große Saugflasche, die mit Milch gefüllt schien, und hielt sie den jüngsten Kindern vor, die begierig daran sogen und sogleich wieder in tiefen Schlaf verfielen. Weder der Major, noch die mit ihrem Kinde zärtlich beschäftigte Dame bemerkten die Stöße und Knüffe, welche die beiden größeren[258] der erwachten Kinder von dem Weibe erhielten und wie sie sich heimlich wieder in Schlaf weinten.

Die junge Mutter ging mit dem beruhigten Kleinen durch die Stube auf und nieder und legte es dann zurück in sein Bettchen. Zufällig fiel ihr Auge auf die Milchflasche, und ehe es noch die Frau hindern konnte, nahm sie dieselbe in die Hand, zog den Pfropfen heraus und goß einige Tropfen aus die Hand. Ein widerwärtiger Dunst quoll ihr aus der geöffneten Flasche entgegen, wie von saurer verdorbener Milch, mit scharfem Alkohol geschwängert.

»Um Gott, Frau, was haben Sie da? was ist das für Milch? Ferdinand, ich bitte Dich!«

Der Major nahm ihr die Flasche aus der Hand und probirte einige Tropfen.

»Da ist ja Branntwein darunter, Frau!?«

»Nu freilich, een Tröpfchen; was schad'ts denn? die Kinder schlafen dann desto besser. Es ist halt nur für die Nachtruh'.«

»Aber Frau, Sie werden doch einem kaum entwöhnten Säugling nicht das schändliche Getränk geben?«

»I Gott bewahre, Gnädige, das ist nur da für die gemeinen Krabben, die sonst gar nicht stille zu kriegen sind. Das Engelchen schläft ganz von selber und kriegt die allerfrischeste Milch, wie sie nur der Charlottenburger Milchmann früh bringt. Der Kleine könnt's bei Ihnen selber nicht so gut haben, wie bei mir.«

Die Verlegenheit des Weibes, das rothe Gesicht des Kindes hätten freilich bei einer erfahrenen Mutter böse Zweifel gegen die Ableugnung erweckt. Die junge Dame warf sich in die Arme des Mannes.

»Führe mich fort, Ferdinand; diese Lust, dies Alles erstickt mich. O, wie bin ich so gränzenlos unglücklich!«

Der Major gab der Frau Geld und befahl ihr auf das Strengste an, dem Kinde nur die reinste Nahrung zu reichen, und sagte, daß er alle Woche einen Arzt hierher senden werde, um sich von dem Zustande desselben zu überzeugen. Das Weib betheuerte und versprach alles Mögliche, und geleitete so das Paar durch den Hausflur zurück auf die Straße. Dann – allein – schlug sie verächtlich ein Schnippchen hinter ihnen drein, steckte dem Kinde in der Wiege wie zum Trotz die entsetzliche Flasche in den Mund, und als sie den nächtlichen Besuch weit genug entfernt glaubte, löschte sie rasch die Lampe und eilte auf's Neue zu ihrem Gelage,[259] ohne das kranke wimmernde Kind im Vorderkeller auch nur eines Gedankens zu würdigen. –

Leise weinend schritt indeß die junge Mutter neben dem Major her, der vergeblich sie zu beruhigen und zu trösten suchte.

»Du hast es selbst gewollt, Marie; das Kind war auf dem Lande gut aufgehoben bei der armen Frau, aber Du bestandest darauf, es in Deiner Nähe zu haben, um es wenigstens hin und wieder sehen zu können. Ich habe mich nach verschiedenen Haltefrauen erkundigt, aber man rühmte mir diese immer noch als eine der zuverlässigeren. Bei vielen andern waren wir auch weniger vor Entdeckung sicher. Überdies bürgt uns der eigene Vortheil dieser Person dafür, daß sie dem Kinde die möglichste Sorgfalt widmet; Du hörtest selbst, daß es ihr ›bestes‹ ist. An andern Orten ist es vielleicht noch schlimmer aufgehoben.«

Aller Trost nutzte Nichts; er mußte ihr versprechen, sobald als möglich für das Kind einen andern bessern Ort zu ermitteln, es wieder auf das Land zurückzubringen, indem sie lieber darauf verzichten wolle, es zu sehen. Der Major versprach Alles, nur um die Erregte zu beruhigen. So brachte er sie wieder zurück zu dem Garten und nach weiteren Verabredungen für die nächste Zusammenkunft, wozu Gelegenheit ihnen durch die obwaltenden Verhältnisse nur sehr selten gegönnt war, bis zu dem Hause.

»Und nun leb' wohl, Marie, sei stark und muthig, wir werden sicher noch alle Hindernisse besiegen; vertraue auf meine Kraft, nur mache Dich los von den Vorurtheilen, die Dich noch mit hundert Banden gefesselt halten. – Zum Henker,« unterbrach er sich, indem er mit der Hand im Epheugeländer umhersuchte, »wo steckt denn die Leiter?«

»Sie wird nicht nöthig sein,« sagte eine tiefe Stimme hinter ihnen; »ich werde die Comtesse, meine Tochter, auf einem passenderen Wege nach ihrem Zimmer geleiten.«

Das Paar fuhr wie vom Blitzstrahl getroffen auseinander. Zwischen ihnen stand ruhig und gemessen ein großer stattlicher Mann mit breiter Brust und grauen Haaren. Das Sternenlicht der Sommernacht ließ freilich die Züge nicht erkennen, aber Jedes der Beiden wußte, wen es vor sich hatte.

Der Major faßte sich alsbald, während die junge Dame halb ohnmächtig an der Wand lehnte.

»Herr Graf,« sagte er, »es ist eine peinliche Situation, in[260] der ich Ihnen in diesem Augenblick gegenüberstehen muß. Erlauben Sie, daß ich Ihnen morgen früh eine Rechtfertigung gebe, wie sie unter Männern von Ehre nöthig ist.«

»Bemühen Sie sich nicht, mein Herr – der Zufall und Schlaflosigkeit haben mich hinter die nächtlichen Promenaden dieser jungen Dame gebracht, und ich werde sie künftig zu verhindern wissen, eben so wie alle unpassenden Liebschaften. Weiter weiß ich Nichts und will Nichts wissen. Gute Nacht, mein Herr.«

»Herr Graf, ich bitte Sie – hören Sie mich an ...«

»Mein Herr, zwingen Sie mich nicht, die Bedienten durch meinen Ruf zu wecken. Mit Leuten Ihrer Art und Ihrer Gesinnung hat ein Edelmann von unbeflecktem Namen Nichts zu thun. Ich sollte meinen, zum galanten Verführer wären Sie doch schon zu alt. Es ist also die Speculation! – Dieser Garten aber und dieses leichtsinnige Mädchen sind noch mein Eigenthum, und Gott sei Dank gelten hier noch nicht die Gesetze der Herren Communisten und Weltverbesserer. – Entfernen Sie sich, ich befehle es, und lassen Sie sich nicht wieder in dieser Umgebung blicken.«

Er faßte die Comtesse hart am Arm und führte sie fort nach dem Hofraum. – Der Major schlug sich wild vor die Stirn und drohete mit der Faust nach dem Hause. Dann ging er rasch in die Büsche des Gartens.


Zur selben Zeit ungefähr, als der Fremde, den wir unter dem Titel »Major« nach der Bezeichnung auf seiner Visitenkarte eingeführt haben, die spanische Tänzerin verließ, fand eine andere für das Schicksal Europa's und den Gang unserer Darstellung bedeutsamere Unterredung statt.

In dem großen Empfangzimmer eines Hotels der sogenannten Diplomatenstraße von Berlin saß an dem Tisch ein Mann von einigen fünfzig Jahren und ziemlich kleiner, wenig auffallender Statur mit legerer, leicht gebeugter Haltung, in einem geschriebenen Memoire lesend und zuweilen mit dem Bleistift einzelne Stellen darin bezeichnend. In dem ziemlich faltenreichen, fast viereckigen Gesicht lag eine gewisse Lethargie, dabei ein Ausdruck von vieler Gutmüthigkeit, doch zuweilen flog es über die Züge, als säße[261] leiser jovialer Spott darin, wie der Schalk im Nacken. Die hohe volle Stirn verkündete den ruhigen Denker und Beobachter. Das Merkwürdigste an dem Kopf waren die Augen eben in ihrer Verborgenheit. Unter matt, fast schläfrig gehobenen Augenlidern, mit häufigem Zwinkern, gleich als könnten sie das Licht nicht vertragen, oder wären angegriffen von dem Staub der Aktenstube, verschwänden sie fast ganz hinter der Brille, als wollten sie unter dem Schutz der Gläser nur beobachten und wieder beobachten. Es lag über der ganzen Persönlichkeit eine unendliche Ruhe, ein Zusehen, ein Abwarten, eine Zähigkeit, die einen vollendeten, in sich abgeschlossenen Charakter bildeten.

In der That entsprach das bedeutsame öffentliche Leben und in Preußens Geschichte so wichtige Wirken des Mannes ganz seiner Persönlichkeit. Es war der Fabius cunctator der modernen Politik und Diplomatie, jener Staatsmann, dessen merkwürdigen zähen Eigenschaften und unverwüstlicher Ruhe unterm Schutz seines erhabenen Monarchen Preußen seit fünf Jahren die glückliche Leitung seines Staatsschiffes durch eine Unzahl von Klippen und Brandungen und die schwierigsten innern und äußern Situationen verdankt. Nicht mit jener eisernen Consequenz erhabener Charactere, aber mit einer Zähigkeit und Ausdauer, die zuletzt immer ihren Weg macht, wenn sie auch im Augenblick biegsam und nachgebend erscheint, verfolgte seine Politik ihr Ziel. Von allen Parteien angefeindet, von Oben und Unten angegriffen, zahllose Anfeindungen und wenn nicht Niederlagen, so doch Triumphe seiner Gegner erleidend, ist er der Erste, welcher sie anerkennt und seinen Rückzug nimmt, und dennoch hat er am Schluß noch immer seine Zwecke erreicht, seine Feinde und Freunde aus dem Felde gedrängt und seine – wir wollen nicht sagen »Macht« – aber seine Nützlichkeit und Unentbehrlichkeit befestigt. Wenn auch nicht ohne Vorurtheile, so doch ohne Leidenschaften ist er unbedingt der glücklichste und an Erfolgen reichste Diplomat seiner Feit, und wäre wahrscheinlich ihr größter Staatsmann, wenn er zu seinen Eigenschaften noch das eigenthümliche Talent großer Männer zählte: raschen und glücklichen Scharfblick in Beurtheilung und Wahl der Personen und deshalb stets gut bedient zu sein.

Der im Vorzimmer Wache haltende alte Kanzleidiener öffnete jetzt die Thür und meldete leise einen Besuch. Der hohe Beamte verließ seinen Sessel, drehte vorsichtig die Lampe auf dem Tisch[262] um, so daß ihr Licht jetzt nach dem Sopha fiel, und ging dem Eintretenden bis an die Thür entgegen, die er sorgfältig hinter ihm schloß.

»Nehmen Sie Platz Herr Baron! ich habe Ihr Billet heute Mittag erhalten und Sie erwartet. Wir werden ungestört sein.«

Der Eingetretene war eine hohe schlanke Gestalt mit blassem feinem Gesicht und auffallend breitgewölbter Stirn, in der Mitte der dreißiger Jahre. Er sprach das Deutsch langsam, sein und ruhig, nur wenn die Unterhaltung lebhafter wurde oder es ihm auf eine subtile Wendung anzukommen schien, bediente er sich im Gespräch der französischen Sprache.

»Euer Excellenz sind sehr freundlich,« sagte er, indem er auf die Einladung des Wirthes auf dem Sopha Platz nahm. »Erlauben Sie, daß ich nochmals erwähne – um jeden Zweifel über den Character unserer Unterredung zu beseitigen, – daß ich dieselbe von Euer Excellenz nur als eine private und persönliche erbeten habe, um Ihre Ansichten und Ihren Rath zu hören, bevor ich morgen die Ehre habe, Ihnen offiziell die neueste von meinem Kabinet eingetroffene Note zu überreichen.«

»Unsere Unterredung soll also bloß eine rein private, bedeutungslose sein, von der ich Seiner Majestät dem Könige keinen Bericht zu erstatten brauche?«

Der Andere zögerte.

»Das nicht ganz, – Sie mißverstehen mich, Exzellenz. Ich wünsche Ihnen auch – nicht offiziell – aber unter der Hand – einige Mittheilungen und Vorschläge zu machen, deren weitere amtliche Kundgebung natürlich von Ihrem Entgegenkommen abhängen würde. Auch bin ich beauftragt, in gleicher Weise die Ansichten Ihres Gouvernements über gewisse Eventualitäten der Zukunst zu erfragen.«

Ein leises diplomatisches Lächeln glitt über das Gesicht des Kleinen.

»Da Sie unserer Unterredung weder einen offiziellen, noch rein unterhaltenden Character zugestehen wollen, Herr Baron, so müssen wir sie vielleicht eine ›offiziöse‹ nennen. Das ist ja wohl der Ausdruck, den die Neue Preußische Zeitung, Ihre Freundin, dafür erfunden hat.«

Der Baron verbeugte sich zustimmend.[263]

»Gestatten mir Euer Excellenz zunächst einen kurzen Rückblick auf die letzten diplomatischen Verhandlungen, der uns um so rascher auf den zu nehmenden Standpunkt führen wird, als Euer Excellenz gewiß bereits wissen oder vermuthet haben, daß die Note, welche ich morgen die Ehre haben werde, Ihnen zu überreichen, die Antwort des Herrn Reichskanzlers auf die alle Chancen der friedlichen Ausgleichung auf's Neue bedrohenden Amendationen des Divans zu der vereinbarten und unsererseits angenommenen Note der wiener Conferenz enthält.«

»Ich bin mit dieser Art der Verhandlung ganz einverstanden, Herr Baron, und bitte Sie, bis auf den beklagenswerthen, und auch von Seiner Majestät dem Könige tief bedauerten Schritt des Einmarsches Ihrer Armee in die Donaufürstenthümer am 3. Juli zurückzugehen. Sie kennen bereits meine Ansicht, daß dieser Schritt, zu dem sich Ihre Regierung hat hinreißen lassen, mir keineswegs durch die bestehenden Verträge gerechtfertigt scheint, und daß ich in ihm das Hinderniß aller gütlichen Ausgleichung und die nothwendige Ursache kriegerischer Verwickelungen sehe.«

»Aber, mein Gott, was wollen Sie, das geschehen soll? Eine Macht wie Rußland konnte sich doch von einem so untergeordneten lebensunfähigen Staat wie die Türkei in ihren gerechten Forderungen nicht Trotz bieten und die gemachte Androhung unausgeführt lassen? Und nun, da die Besetzung geschehen, wird der Kaiser, mein Herr, doch unmöglich seiner politischen Ehre so viel vergeben, um seine Truppen den Rückzug antreten zu lassen, ohne daß die Gewähr seiner Forderungen gesichert ist? – Die geringe Zahl der Truppen, welche den Pruth überschritten haben, bürgt Europa dafür, daß es sich nur um eine Pfandnahme, nicht um ein militairisches Vorgehen gegen die Türkei handelt.«

»Sie vergessen, Herr Baron, daß die politische Ehre eine Sache ist, die sehr vielfacher Deutung unterliegt. Vielleicht erinnern Sie sich, daß Preußen, von dem Sie jetzt die Unmöglichkeit einer solchen Anschauung verlangen, vor nicht langer Zeit in der Lage war, auf den dringenden Rath einer befreundeten Macht, – ich will es nicht anders nennen – in, seine innern deutschen Interessen betreffenden, Streitigkeiten zwei Mal einen militairischen Rückzug aus seinen avancirten Stellungen nehmen zu müssen. Ich meine Schleswig-Holstein und Cassel, und wenn ich nicht sehr irre, wurde uns hier auf der nämlichen Stelle klar gemacht, daß die[264] politische Ehre durch ein solches Rückgehen keineswegs eine Einbuße erleiden könne.«

Der Baron erröthete stark, antwortete jedoch nicht auf den Fechterstreich, den er erlitten, sondern nahm sofort die Darstellung der diplomatischen Verhandlungen auf.

»Die Pfandnahme der Donaufürstenthümer hatte in Constantinopel einen Aufstand der Kriegspartei und die kurze Änderung des Ministeriums Reschid zur Folge, ein Beweis, wie wenig die alttürkische – im Stillen immer herrschende – Partei zu einer billigen Nachgiebigkeit geneigt ist. Die Vermittelung der Gesandten bei Seiner Hoheit dem Sultan hat zwar die sofortige Wiedereinsetzung des Großveziers und Reschid Pascha's zur Folge gehabt, indeß glaube ich, daß es den Vertretern von Frankreich und England mehr darum zu thun gewesen ist, den gesicherten Einfluß sich zu bewahren, als den Krieg zu verhindern; denn wir wissen sehr wohl, daß das Kabinet der Tuilerien bereits unterm 13. Juli das englische Gouvernement aufgefordert hat, sich über das weitere Agiren der Flotten zu verständigen, wenn die Vermittelung nicht zu Stande käme. Dahin zielt auch die Note der französischen Regierung vom 15., welche uns das Recht der Besetzung streitig macht, und der Pforte daraus dasjenige vindicirt, den beiden Mächten die Passage der Dardanellen zu gestatten. Auch das englische Kabinet antwortete in gleicher Weise unserer Circular-Depesche vom 2. Juli. Während hierauf die Gesandten der vier Großmächte in Constantinopel darüber verhandelten, den Protest der Pforte gegen unser Einrücken in die Fürstenthümer uns mundrecht zu machen, und die Pforte den von Lord Stratfort redigirten Noten-Entwurf am 23. Juli annahm, hatte am selben Tage der Minister des Auswärtigen in Wien, Graf Buol, die Repräsentanten Preußens, Englands und Frankreichs bei sich vereinigt, um in Wien selbst einen Ausgleichungsvorschlag zu vereinbaren, dem die frühere französische Note zur Grundlage diente.«

»Es war ein unglückliches Zusammentreffen, daß beide Vorschläge gleichzeitig concurrirten.«

»So sehe auch ich es an, Excellenz. Graf Buol fügte der französischen Note zwei Verbesserungen bei, deren eine die Erklärung der Pforte enthält, den Vertrag von Kainardji treu beobachten zu wollen. Der englische Gesandte setzte hierbei die unnütze Änderung durch, daß dem ganz klar lautenden Vertrage von[265] Kainardji von uns nicht eine beliebige Auslegung gegeben werden dürfe.«

»Ich weiß nicht, Herr Baron, ob diese Einschaltung so unnöthig war,« unterbrach ihn der Minister; »wenigstens hat die Folge gezeigt, daß gerade die Auslegung den streitigen Punkt abgab. Jedenfalls war das preußische Gouvernement ganz mit dem Vorschlage des Herrn Grafen Buol einverstanden, den unterdeß von Constantinopel eingegangenen Noten-Entwurf zurückzubehalten und den der wiener Konferenz zur Annahme zu empfehlen.«

»Die Feststellung desselben erfolgte am 31.; Oberst von Ruff ging mit einem eigenhändigen Schreiben Seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph nach Constantinopel, um dem Sultan die Annahme des Vermittelungsvorschlages auf das Dringendste zu empfehlen, und die Regierungen von England, Frankreich und Preußen – wir wollen vorläufig an die Aufrichtigkeit der beiden ersten glauben – instruirten ihre Gesandten bei beiden Kabineten, alle Bemühungen darauf zu richten, daß die Note acceptirt werde.«

»Graf Nesselrode benachrichtigte bereits am 3. August unsern Gesandten in Wien, daß Seine Majestät der Kaiser die wiener Note angenommen habe, und die Depesche vom 6. brachte die ausführliche Erklärung über diese Annahme unter der Voraussetzung, daß die Pforte sie auch unverändert acceptire. Wenn nicht, konnte sich Rußland, das sich der Annahme nur zur Beschwichtigung der Besorgnisse Europa's unterworfen hatte, nicht weiter für gebunden halten. Sie werden mir zugestehen, Exzellenz, daß hier die Sachlage und die Verpflichtung ganz einfach und klar ist. Die vier Großmächte stellen – unabhängig von den streitenden Parteien – die für den Frieden Europa's und die Lösung des Zwistes von ihnen nothwendig gehaltenen Punkte eines Abkommens fest. Rußland acceptirt dieselben ohne Abänderung und fügt sich dadurch dem Beschluß seiner bisherigen Verbündeten. Diesen fällt hierdurch die ganz natürliche Verpflichtung anheim, auch nach der andern Seite hin die Unveränderlichkeit ihres eigenen Werkes zu vertreten.«

»Das ist richtig, Herr Baron; es ist nur zu bedauern, daß während der Verhandlungen Rußland die Pforte auf's Neue durch Maßregeln reizte, die man höchstens in einem feindlichen eroberten Lande anwendet. Ich meine den Befehl Ihres Oberkommandirenden in den Fürstenthümern an die Hospodaren, die Verbindung[266] mit Constantinopel und ihrem rechtmäßigen Souverain abzubrechen und den Tribut zurückzubehalten.«

»Ich glaube, daß dies Zwischenfälle sind, die auf die allgemeine politische Rechtsfrage keinen Einfluß haben. – Am 11. August traf die Nachricht in Constantinopel ein, daß Rußland die Wiener Note angenommen habe. Hier, Excellenz, – ich rede nicht von Preußen – scheint mir die Aufrichtigkeit der vermittelnden Mächte ihr Ende zu haben.«

»Ich verstehe Sie nicht, Herr Baron. Nach dem Bericht unseres Gesandten in Constantinopel hat Lord Stratford am 13. eine Conferenz mit Reschid Pascha gehabt, in welcher er dringend von diesem verlangte, den Vorschlag der vier Mächte sich zu eigen zu machen, obschon derselbe erklärte, es seien mehrere bedenkliche Punkte darin, die sich der Annahme entgegen stellen würden. Am 14. wurde der Vorschlag vor den türkischen Ministerrath gebracht und verworfen, selbst wenn er amendirt würde. Lord Stratford, die nochmalige Ablehnung zu vermeiden, sandte bei dem auf's Neue am 15. gehaltenen Ministerrath einen Vorschlag an Reschid, die Pforte solle die Note annehmen, indem sie sich reservire, zu ihren Gunsten die bedenklichen Stellen auszulegen und ihre Interpretation der Beistimmung der vier Mächte unterbreite, die so den Sinn der wiener Note sicherstellen würden. Der Vorschlag wurde nach vieler Mühe angenommen.«

»Aber diese Amendationen geben dem ganzen wiener Entwurf eine neue Fassung.«

»Das ich nicht wüßte, Herr Baron. Die Bedenken der Pforte gründen sich auf drei Punkte. Zunächst soll der Passus über die thätige Sorgfalt des Kaisers von Rußland für die griechischen Christen in der Türkei zu der Auslegung Raum geben, als ob die Sultane nur in Folge dieser thätigen Sorgfalt der griechischen Kirche Rechte und Freiheiten gegeben hätten, und damit Rußland einen Vorwand zur weiteren Einmischung bieten. Danach glaubt die Pforte, daß der Passus über den Vertrag von Kutschuk-Kainardji die Fragen in Betreff der religiösen Privilegien in einer Weise hineinmenge, die durch jenen Vertrag gar nicht erfordert werde und die Souverainetät der Pforte bedrohe. – Endlich verlangt die Pforte, daß in dem Passus über die Gleichstellung der griechischen Kirche mit den anderen Riten ausdrücklich ausgesprochen werde: daß dies insoweit gemeint sei, als ihre Unterthanen zu diesen[267] anderen Riten gehören. Mir scheint, Herr Baron, daß namentlich die beiden letzten Verlangen ganz gerechtfertigt sind.«

»Aber das ändert die ganze Lage und Deutung unserer Forderung. Wir wollen nicht die Gleichstellung der griechischen Christen mit dem Zustande anderer christlicher Secten, die Unterthanen des Sultans sind, was längst gesichert ist, sondern mit den christlichen Culten unter fremdem Schutz, mit den christlichen Unterthanen fremder Mächte in der Türkei.«

»Zu viel auf ein Mal zu erlangen, Herr Baron, möchte zunächst eine gefährliche Sache sein. Mir scheint, daß eine solche Auslegung die griechisch-christlichen Unterthanen des Sultans zunächst unter ein Protektorat Seiner Majestät des Kaisers von Rußland dringen würde, das sie in facto aufhören läßt, Unterthanen der Pforte zu sein.«

Der Andere schwieg, er fühlte, daß er sich eine voreilige Blöße gegeben hatte.

»Überdies,« fuhr sein Gegner fort, »sind die Verhältnisse der christlichen Confessionen leider auch in anderen – in christlichen – Staaten noch immer nicht so geregelt und befreit, daß man ganz berechtigt erscheint, einem nichtchristlichen Souverain aus den obwaltenden Verhältnissen einen Vorwurf zu machen. Ich beklage gewiß tief die Leiden der Christen in der Türkei, aber ich weiß nicht, ob sie ärger sind, als z.B. die Verfolgungen der Katholiken und Protestanten, welche man noch in der neuesten Zeit christlichen Staaten zum Vorwurf gemacht hat, ohne daß eine Rechtfertigung erfolgt ist.«

Der Diplomat biß sich auf die Lippen.

»Euer Excellenz scheinen gegen die Redlichkeit unserer Absichten eingenommen,« sagte er nach kurzer Pause. »Was ich vorhin von den Rechten der griechisch-christlichen Unterthanen der Pforte äußerte, ist natürlich nur das wünschenswerthe Ziel einer Emancipation der orientalischen Christenheit überhaupt, welche zu erreichen doch wohl die Schlußaufgabe aller civilisirten Staaten ist.«

»Sie irren, Herr Baron, wenn Sie mir das geringste Vorurtheil in dieser Beziehung zuschreiben. Ich habe allerdings unter'm 28. vorigen Monats unseren Gesandten in Petersburg dahin instruirt, auf alle Weise bei Ihrem Kabinet die türkischen Vorschläge zu befürworten, aber nur weil ich darin durchaus keine Beeinträchtigung Rußlands sehen kann.«[268]

»Aber selbst Graf Buol hat offen diese Änderungen der Pforte bedauert, da sie unnütz und mehr Wortveränderungen sind. Ich muß Euer Excellenz darauf aufmerksam machen, daß diese neuen Hindernisse weniger von der Pforte ausgegangen, als von den beiden Vertretern Frankreichs und Englands im Stillen angeregt und in den Weg geworfen worden sind. Wir sind auf das Beste unterrichtet und wissen, daß Master Alison, der erste Secretair der englischen Gesandtschaft, während dieser ganzen Verhandlungen in dem Hotel der Pforte sein Büreau aufgeschlagen hatte und dem Divan die Antworten und Ausflüchte ausarbeitete.«

»Das weiß ich nicht,« sagte der Minister trocken, »meine geheime Polizei erstreckt sich nicht bis Constantinopel.«

»Der Beweis dafür ist die doppelseitige Stellung, die England und Frankreich sofort angenommen haben. Letzteres drang bereits darauf, daß wenn unsere Armee nicht bis zum 1. October über den Pruth zurückgezogen sei, – unter den schwebenden Verhandlungen eine Sache der Unmöglichkeit! – die Flotten die Dardanellen passiren sollten, während öffentlich beide Kabinete ihren Gesandten in Constantinopel schreiben, daß sie die Erwiderung der Pforte nur mit größter Mißbilligung hätten aufnehmen können und Alles aufzubieten sei, daß die einfache Annahme der Note erfolge. Auf der anderen Seite verlangt man in Petersburg die Annahme der Abänderungen. Dies ist kein redliches Verfahren und kann nur neue Verwickelungen herbeiführen.«

»So weit ich übersehe, Herr Baron, sind wir jetzt auf dem Punkt angelangt, in dem sich die Verhandlungen befinden und auf dem ich Ihre neueren Eröffnungen erwarten darf.«

»So ist es. Ich mag Euer Excellenz nicht verhehlen, daß der Kaiser, mein Herr, keineswegs gewillt ist, auch nur einen Schritt über die Position hinauszugehen, die er durch wahrhaft erhabene Nachgiebigkeit in der Annahme der wiener Note eingenommen. Jede weitere Concession wäre eine Schwäche. Die an Baron Meyendorf in Wien gerichtete Depesche vom 7. September, die ich morgen die Ehre haben werde, Euer Excellenz in Abschrift zu überreichen, erklärt ganz bestimmt, daß Rußland es mit seiner Würde unvereinbar halten müsse, nachdem es ohne Veränderung und Zusätze den Vorschlag der vier Mächte acceptirt, nunmehr den Forderungen der Pforte sich fügen zu sollen. Das Kabinet von St. Petersburg verharrt übrigens bei seiner früheren Zusage, daß[269] wenn ein türkischer Gesandter die unveränderte Note überbringt, die Donaufürstenthümer alsbald geräumt werden sollen.«

»Ich fürchtete das.«

»Die Interpretation meiner Regierung ist, wie ich wiederhole, folgende. Die wiener Note ist nicht Rußlands Werk, sondern das Werk der vier Mächte England, Frankreich, Preußen und Österreich. An ihnen ist es nicht allein, in Constantinopel ihrem Werke, das sie mit der Unabhängigkeit und Souverainetät der Pforte vereinbar gefunden, Achtung, oder besser gesagt, Gehorsam zu verschaffen, sondern auch Sache jeder einzelnen Macht ist es, die Mitcontrahenten zur Erfüllung dieses Vertrages anzuhalten und sich im Weigerungsfall auf die Seite Rußland's zu stellen.«

»Ich muß gestehen, Herr Baron, daß bis hierhin Ihre Regierung in vollem Recht ist und ich zweifle nicht, daß in Folge der Antwort Seiner Majestät des Kaisers mein königlicher Gebieter mir ganz bestimmte Erklärungen in Constantinopel, Paris und London befehlen wird.«

»So dürfen wir nöthigenfalls auf ein Defensiv-Bündniß mit Preußen und Österreich rechnen und die weiteren Einleitungen dazu treffen?«

»Einen Augenblick, Herr Baron. Ist die kaiserliche Ablehnung der türkischen Amendationen Alles, was Sie mir morgen zu übergeben haben?«

Der Diplomat stutzte.

»Zu dienen, Excellenz; wie meinen Sie das?«

Der Minister legte schwer und ernst seine Hand auf das Memoire, in dem er vorher gelesen, und das noch umgekehrt auf dem Tische lag.

»Es ist mir da von unbekannter Hand ein Schriftstück zugegangen, das die Abschrift einer zweiten Depesche vom 7. September an Herrn von Meyendorf enthalten soll, in welcher Graf Nesselrode diesem eine genaue Kritik der Amendationen der Pforte und die Auslegung des russischen Kabinets zu jedem streitigen Passus giebt. Ich weiß nicht, Herr Baron, ob das Aktenstück echt und ob es Ihnen bekannt ist?« Er reichte ihm das Memoire1.[270]

Das blasse Gesicht des Russen wurde womöglich noch durchsichtiger, er sprang, wie von einem elektrischen Funken getroffen, empor.

»Ein Verräther unter meinen Secretairen?«

Der Minister lud ihn mit einer vornehmen Handbewegung ein, sich wieder niederzulassen.

»Ich achte zu sehr die Rechte der fremden Gesandtschaften, mein Herr, um mich auf eine unpassende Weise in ihre Geheimnisse zu drängen. Diese Papiere sind mir vor zwei Stunden anonym zugegangen und ich stelle sie Ihnen zur Disposition, um zu beurtheilen, ob sie von einem Ihrer Untergebenen herrühren können, was ich jedoch bezweifle, da in letzterer Zeit mir mehrfach Winke und Mittheilungen von derselben Handschrift von ganz andern Orten aus zugekommen sind.«

»Ich kann,« fuhr er nach kurzer Pause fort, während welcher sein Besuch die äußere Ruhe wieder gewonnen hatte und in dem Manuscript blätterte, »von diesem, jedes officiellen Characters entbehrenden Schriftstück natürlich auch keine amtliche Notiz nehmen und es auch nicht Seiner Majestät dem König vorlegen, um auf die Allerhöchsten Entschließungen einzuwirken. Privatim aber gestehe ich Ihnen, Herr Baron, daß ich es allerdings für ächt, und sein Bekanntwerden ganz für geeignet halte, die bereits zweifelhafte Haltung der Kabinete von London und Paris in eine offene Lossagung von den wiener Beschlüssen zu verwandeln, wenigstens – ich will offen mit Ihnen übereinstimmen – die Gelegenheit dazu zu geben.«

»Und Preußen? – Wir sind der österreichischen Zustimmung sicher auch nach der Überreichung dieser zweiten Note.«

Wieder überflog ein leichter Zug von Spott das Gesicht des Kleineren.

»Dann gratulire ich Ihnen. – Preußen, Herr Baron, wird so lange ich die Ehre habe, an der Spitze seiner Verwaltung zu stehen, und so lange Seine Majestät der König mich würdigt, meinen Rath entgegen zu nehmen, – sich und Deutschland von einer thatsächlichen Betheiligung an der orientalischen Verwickelung und dem – ich glaube kaum noch zu vermeidenden – Kriege frei halten und nur eine zurathende, vermittelnde und abwartende Stellung einnehmen. Es ist mein festes Bestreben, uns durch kein temporäres Bündniß in dieser Frage nach irgend einer Seite hin zu verpflichten.«[271]

»Da wir auf diesen Punkt der Offenheit gekommen sind, Excellenz, so erlauben Sie, daß ich unverhohlen meine Meinung über die Zukunft sage. Es liegt in den ganzen Ereignissen ein gewisser geheimnißvoller Faden, dessen Ursprung und Lauf ich nicht durchschauen kann, der aber offenbar consequent alle Vermittelungen und Ausgleichungen hindert und beide Theile immer weiter treibt. Daß die Absichten von England und Frankreich ganz wo anders hin zielen, als auf einen Schutz der Türkei gegen etwaige Übergriffe unsererseits, ist wohl ganz Europa klar. Ich bin überzeugt, daß über kurz oder lang die beiden neuen Beschützer der Türkei um der öffentlichen Meinung willen von ihr ganz andere Concessionen für die christlichen Unterthanen und die Civilisation werden erzwingen müssen, als Rußland jetzt verlangt. Daß die Türkei einer vollständigen Reorganisation bedarf, um im europäischen Staatenbund fortbestehen zu können, ist von allen Seiten anerkannt. Man sucht uns nur das natürliche Recht der Avance streitig zu machen. Der sich vorbereitende Zusammenstoß ist ein Kampf des Westens gegen den Osten, wie er bereits mit einigen Variationen unter dem ersten Napoleon sich ereignet hat, und um so mehr dürfte es die Aufgabe der alten heiligen Alliance sein, fest auf der alten Basis zusammenzuhalten. Dies ist der Wunsch und die Erwartung meines kaiserlichen Herrn.«

Der Minister schwieg nachdenkend einige Augenblicke, dann sagte er ernst und würdig:

»Die Zukunft der Reiche und der Ausgang der Kämpfe, die sich vorbereiten, liegt in der Hand des allmächtigen Gottes. Jeder Staat hat seine erhabene Aufgabe, und der König, mein Herr, erkennt die Seine aus vollem christlichem Herzen und wohlgeprüftem Sinn. Die heilige Alliance ist eine mit dem Heldenblut der Völker besiegelte und erworbene Erbschaft, die durch Preußen nicht leichtsinnig gebrochen werden soll. Die persönliche Liebe des Königs, die Sympathieen eines großen Theils der besten Männer Preußens gehört Ihrem erhabenen Monarchen. Aber das Wohl und die Blüthe Preußens, seine eigenthümliche, selbst territoriale Stellung im europäischen Staatenbund, an der zum Theil Rußland selbst die Verschuldung trägt, müssen den Gedanken jeder Betheiligung an einem Kriege uns fern sein lassen, der – gerade heraus gesagt – nur um fremde, uns nicht direct berührende Interessen geführt wird. Seine Majestät der Kaiser hat Unrecht[272] gehabt in dem Hervorruf, er wird das Recht aus seiner Seite haben in der Fortführung. Preußen und Deutschland werden ihm den besten Dienst erweisen durch eine unbedingte Neutralität.«

»Rußland würde bedeutende Vortheile für ein Offensivbündniß gewähren. Die vollständige Öffnung seiner Gränzen ...«

»Das ist ein Recht, das Deutschland ohnehin aus dem wiener Vertrage her beanspruchen könnte, wenn sich auch vom russischen Standpunkt die Vortheile der uns schädigenden Absperrung nicht verkennen lassen. Wenn für Preußen die Öffnung der Ostgränzen einen Krieg aufgewogen hätte, würde es denselben früher begonnen haben.«

»Wir dürfen also wenigstens auf eine bewaffnete Neutralität im Fall eines Krieges rechnen? Bedenken Euer Excellenz, daß die westlichen Gränzen nicht gesichert sein würden. Der Kaiser Napoleon ist Ihr heimlicher Gegner so gut wie der unsere, und das Rheinland ist eine sehr zugängliche Position.«

»Wir werden uns die Rheinprovinz zu schützen wissen, Herr Baron, gegen etwaige Gelüste danach. Es ist vollkommen Zeit, daß Deutschland sich von jedem äußern Einfluß, jeder äußern Bedrohung emancipirt und endlich seine Gränzen festhält gegen alle fremden Dispositionen darüber. Das ist der ernste deutsche Wille Seiner Majestät des Königs und Seines erhabenen Verbündeten des Kaisers Franz Joseph.«

»Euer Excellenz werden doch nicht an die thörichten Behauptungen der französischen Zeitungen glauben ...?«

»Ich glaube in der Politik an Wenig, Herr Baron, am wenigsten an die Zeitungen. Ich weiß, daß das Kabinet von St. Petersburg unmöglich den Tuilerieen für die Zustimmung zu den russisch-türkischen Arrangements das linke Rheinufer zugesagt haben kann, wie es England Cypern und Egypten versprochen haben soll, – denn Kaiser Nicolaus ist ein Ehrenmann und die Sache wäre nicht nur moralisch schlecht, sondern auch politisch thöricht. Ich wiederhole Ihnen, dergleichen Geschwätz kümmert mich nicht.«

Der Diplomat kniff leicht die schmalen Lippen.

»Also eine bewaffnete Neutralität, wie Österreich sie bereits so gut wie zugesagt hat? Es könnte leicht geschehen, ja es ist[273] wahrscheinlich, daß man die Revolution zu Hilfe ruft. In London wird bekanntlich bereits ganz offen von den Flüchtlingscomité's gegen uns propagandirt. Polen und Ungarn sind noch immer offene Heerde, darum wäre es gut, im Vereine mit Österreich ...«

»Österreich, Herr Baron, ist nicht Deutschland. Österreich hat seine slavischen Staaten und Italien zu wahren. Es würde ein großer Mißgriff sein, uns durch eine Demonstration in Verwickelungen zu bringen und in große Kosten zu stürzen. Was die Revolution betrifft, so sein Sie unbesorgt, wir haben Lehrgeld gegeben, und Preußen wird sie auch an seinen polnischen Gränzen nicht dulden. Im Übrigen: Neutralität, Herr Baron, Neutralität, begnügen Sie sich damit.«

Der Diplomat erhob sich.

»In jeder Beziehung. Excellenz, auch in der Presse?«

»Auch in der Presse, so viel es in der Macht der Regierung steht. Sie wissen, der König ist für eine anständig freie Discussion in den gesetzlichen Gränzen.«

»Ich frug und bat nur darum,« sagte der Diplomat mit feinem Lächeln, indem er ein Papier aus der Brusttasche zog, »weil auch mir da eine Art von Circular zugekommen, das an verschiedene Zeitungsredactionen die Freude ausspricht, mm endlich von dem Druck russischer Suprematie erlöst zu sein, und sie auffordert, ohne weitere Rücksicht der Stimme der öffentlichen Meinung Raum zu geben.«

Diesmal war es der Minister, welcher sich auf die Lippen biß.

»Das ist offenbar eine Dummheit, die höchstens von irgend einer mißverstehenden und tactlosen Voreiligkeit herrührt. Ich werde der Sache nachfragen. Im Übrigen wissen Sie, Herr Baron, daß bei uns die Presse selbstständig ist und wir mit Absicht ein anerkanntes Regierungsorgan vermeiden. Sie werden daher auch Ihre Vertretung in der Presse selbst suchen müssen.«

»Wir überlassen dies dem Gefühl für das Recht. Leben Sie wohl, Excellenz, und nehmen Sie meinen Dank für die freundliche Aufnahme, die Sie mir diesen Abend gewährt haben. Wem auch nicht mit Erfüllung meiner Wünsche, so doch über Vieles beruhigt, verlasse ich Sie.«

»Auf officielles Wiedersehen morgen, Herr Baron,« sagte[274] lächelnd der höfliche Wirth, »und einen freundlichen Rath noch: lassen sie nie Worte meines verstorbenen Kollegen, des Fürsten Schwarzenberg, aus dem Gedächtniß. Sie werden wissen, welche ich meine. Ich empfehle mich.«

Die Thür des Vorzimmers, bis zu welcher er seinen Besuch begleitet, schloß sich.

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

1

Die zweite russische Depesche vom 7. September, welche eine ziemlich weit gehende Auslegung und Deutung der Stipulationen der wiener Note in Form einer Kritik der türkischen Amendationen enthält, wurde der preußischen Regierung erst später, am 20. oder 21. September, offiziell bekannt.

Quelle:
Herrmann Goedsche (unter dem Pseudonym Sir John Retcliffe): Sebastopol. 4 Bände, Band 1, Berlin 1856, S. 239-275.
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