1767

[82] 1/22.


An Cornelie Goethe

Leipzig d. 11. May. 1767.

Liebste Schwester,

Beschämt, von allen Seiten beschämt schreibe ich dir, Eine Stunde nach Fleischers Ankunft, und bin[82] willens, nicht eher aufzuhören, biß ich Dir alles, alles, was ich schon längst hätte schreiben sollen geschrieben habe. Du glaubst ich habe keine Entschuldigungen. Immer genug Schwester, um, wenn du deine Güte noch dazu in die Wagschaale legst, alte Vorwürfe zu überwiegen die du mir machen könntest. Aber keine Vorwürfe Schwester, ein zärtliches Mädgen muß nicht zancken, und daß du ein zärtliches Herz hast das beweißt jede Zeile die du schreibst. Nun so höre denn was ich zu meiner Entschuldigung sagen kann. Denke dir einen Menschen, der von einer verdrüßlichen Kranckheit, und von seinen Arbeiten, zu eben der Zeit befreyt wird, da die Sonne den späten Frühling zu uns brachte. Du kannst die Freude nur halb fühlen, die ich empfand, da ich die Natur mit mir vom Kranckenbette aufstehn sah, ich vergaß alles um mich herum, biß mich eine rauhe Luft und ein dicker Backen zu Hause zu bleiben nöhtigten. Kaum war ich wieder davon erlößt, als mir das unwichtige Amt eines Opponenten aufgetragen ward, das mir aber doch wichtig genug war, um bei meinen ersten öffentlichen eintritt in die Ackademische Welt nicht zu stolpern, mich mit ziemlicher Behutsamkeit darauf vorzubereiten. Diß ist vorbey und die kleine Faulheit, die manchesmal in meinen Händen liegt ist durch deinen letzten Brief gänzlich gehoben, ich binn bereit, dir auf alle Fragen zu antworten wie du es begehrst. Und ich hoffe daß du nach geendigter[83] Lesung dieses Briefs, völlig mit mir ausgesöhnt seyn wirst.

Je suis exedé de ta lettre, de tes ecrits, de ta maniere de penser. ie n'y vois plus la petite fille, la Corneille, ma soeur, mon ecoliere, j'y vois un esprit mur, une Ricooboni, une etrangere, un Auteur du quel je puis apprendre a mon tour. Oh ma soeur, point de ces lettres a la venir, ou je me tais. Ne crois pas que je parle en flateur; le ton d' entousiaste, qu'il me falut prendre, apres avoir lu cet entretien en forme de lettre, part des vrais sentiments de mon coeur, qui n'a de longtemps senti tant de vraie joie qu'en voiant sa soeur si proche de la perfection.

Si j'avois connu tes talens entiers, je n'aurois jamais comparé Mlle Lussan a toi, elle etoit bonne Historienne, charmante parleuse, mais il lui manquent ces sentiments, que j'admire en toi. Poursuis, poursuis ma soeur, ton coeur simple ta droiture extraordinaire ta naivete vaincra l'etude du monde, le savoir et la critique de ton frere. Je t'avoue, je ne saurois pas de tout mon art prodouire une scene, comme la nature t'en a dictée une. J'adore dieu, ma soeur, Leipsig ne me fournira une seule, qui puisse etre mise en comparasion avec toi. Entens, le caractere de celles que je connois, ou de pres ou de loin, et juge toi meme.

Mdlle Breitkopf, elevée parmi les livres, a lu[84] beaucoup, et s'en vante peu. Son genie vif, guidé par cette lecture prodouit des tres jolies choses, mais on y remarque trop l'air etudié, faute de ce stile simple que j'admire en toi. Je l'aime bien, a cause de la franchise de ses façons. Elle a bien de bonté envers moi, je la vois rarement, mais c'est dans sa compagnie que je trouve un plaisir infini. Mlle Taenert, sa compagne, fille tres belle, elle a l'esprit percant, et moqueur, d'ailleurs des belle qualites. Elle parle en fille tres sage, son entretien est charmant, mais quoiqu'elle fasse tout pour plaire, on la craint, on ne l'aime pas.

Quoique morte, j'aime, j'estime la conseillere Böhme, plus que touttes les belles vivantes. Je t'en veux tracer le charactere, quoique foiblement. Elle avoit le coeur grand et droit, une tendresse extraordinaire, et un genie pliable, meme envers ceux, dont le devoir auroit eté de se plier devant elle, tres peu de caprices, qui meme ne partoint que de l'indisposition ou elle se trouva depuis longtemps. Elle travailla, avec un zele demere, pour me corriger de temps en temps, des fautes quelle me remarquoit. Au commencement elle le fit avec beaucoup de circonspection, mais voyant que je l'acceptois comme je dus, elle me parla des lors tres franchement. Elle eut du plaisir en me voyant corrigé sitot de ce quelle avoit trouvé mauvais, et eut la bonté de me nommer son fils obeissant. En verité[85] j'ai toujours suivi ses avis, ses conseils, et ce n'est qu'en haissaut le jeux que je l'ai offensé.

Madame de Ploto son amie, vielle dame, qui me parloit en gouvernante, et non pas en amie, Je l'aimois a cause de son ingenuite, elle n'avoit jamais appris a dissimuler; elle avoit la coutume de dire: laisses cela, cela ne vous sied pas, ne faites plus cela pp. La mort de Mad. Böhme m'a ravi dememe cette connoissance.

La petite Schoenkopf merite ne pas etre oubliée entre mes connoissances vivantes. C'est une tres bonne fille, qui a sa droiture de coeur joint une naivete agreable, quoique son education ait eté plus sevére, que bonne. Elle est mon oeconome, quand il s'agit, de mon linge, de mes hardes, car elle entend tres bien cela, et elle sent du plaisir a m'aider de son savoir, et je l'aime bien pour cela. N'est ce pas ma soeur, je suis asses drole, j'aime toutes ces filles la. Qui pourroit s'en defendre, si elles sont bonnes; car pour la beauté, elle ne me touche pas; et vraiment touttes mes connoissances sont plus bonnes que belles. Je pourrois parler pour le present quelques mots, de Mesdem. Kustner, mais ce sont des gooses, a dont je n'aime pas a m'entretenir. Et voila deja mes connoissances finies, elles sont un peu bornees, mais c'est assez pour moi. Je trouve entre tout entretien, l'entretien d'une fille le plus agreable, si seulement je lui trouve du bon sens, ie les aime[86] touttes, sans m'attacher a aucune, touttes me veulent bien, aucune m'aime, voila tout ce qui me faut, et me voila content.

Eine von deinen Handlungen, meine lang gelobte Schwester, die ich schelten muß, ist deine Indiscretion in der Sache von Hornen. Ich schreibe dir, daß er eben so gar betrübt über den Verlust der Sarafin nicht sey, und im Scherz füge ich dazu, daß er hier schon Gelegenheit hätte sich seines Schadens zu erholen.

Dieses nimmst du im ganzen Ernste auf, doch das hätte ich dir verziehen; allein alsdenn gehst du hin, und erzählst es, nicht etwa einer verschwiegenen Freundin, sondern einem närrischen eingebildeten, plauderhafften Mädgen, die sich eine Pflicht daraus machen wird, es in der Stadt herumzutragen; und noch dazu erzälst du es ihr so ernstlich daß Sie sogar den Nahmen wissen will. Nein gute Schwester, du must mir verzeihen, wenn ich dich versichre daß das sehr unvernünftig war, und daß ich in dem Augenblicke meine kluge Schwester nicht kenne. Ich halte nichts höher als die Freundschafft, und wenn nun andre Leute die Sache so ernsthaft aufnähme wie du, und man ihm deßwegen Vorwürfe machte, wer wäre wohl an dem Unheil Schuld als ich. Ihr guten Mädgen, wir sind klüger als ihr denckt, wir leben hier in der angenehmsten Freiheit, und müsten Tohren seyn wenn wir uns euch unterwürfen, denn es ist keine Sclaverey beschwerlicher als euch zu dienen.

[87] Werde nicht böse daß ich gekiffen habe, du bist selbst schuld daran. Nun zu was, muntererm, zu meinen Gedichten.

Ich bin vergnügt daß sie euch gefallen haben, ich hatte aber erwartet, daß du mir mehrere Nachricht schreiben würdest was dir vorzüglich gefallen, und dann was dir mißfallen, denn deine Spötterey über meine Weißheit kam sehr ungelegen. Ich muß dir bekennen daß ich lieber von einem Mädgen als von einem Kriticker gerichtet werden will. Es ist hier der Ort dir meine Gründe alle hinzusetzen die mich hindern Gellerten etwas zu zeigen, es sey dieses die Antwort auf den 6 ten Artickel des Fleischerischen Pro Memoria.

Da ich ganz ohne Stolz bin, kann ich meiner innerlichen Uberzeugung glauben, die mir sagt daß ich einige Eigenschaften besitze die zu einem Poeten erfordert werden, und daß ich durch Fleiß einmal einer werden könnte. Ich habe von meinem zehenten Jahre, angefangen Verse zu schreiben, und habe geglaubt sie seyen gut, jetzo in meinem 17ten sehe ich daß sie schlecht sind, aber ich bin doch 7 Jahre älter, und mache sie um 7 Jahre besser. Hätte mir einer anno 62. Von meinem Joseph gesagt, was ich jetzt selbst davon sage ich würde so niedergeschlagen worden seyn, daß ich nie eine Feder angerührt hätte.

Vorm Jahre als ich die scharfe Critick von Clodiusen über mein Hochzeitgedichte laß, entfiel mir aller Muht und ich brauchte ein halbes Jahr Zeit[88] biß ich mich wieder erholen und auf Befehl meiner Mädgen einige Lieder verfertigen konnte. Seit dem November habe ich höchstens 15 Gedichte gemacht, die alle nicht sonderlich groß und wichtig sind, und von denen ich nicht eins Gellerten zeigen darf, denn ich kenne seine jetzige Sentiments über die Poesie. Man lasse doch mich gehen, habe ich Genie; so werde ich Poete werden, und wenn mich kein Mensch verbessert, habe ich keins; so helfen alle Criticken nichts. Mein Freund, der Gellerten sehr genau kennt, sagt oft wenn ich ihm ein Stück bringe: das sollte er Gellerten zeigen, wie würde der ihm ein saubres Loblied singen. Ich weiß nicht ob das nicht Gründe genug sind, daß man mich dispensiren könnte ihm etwas zu zeigen, ist's aber nicht anders, so will ich ihm etwas durch eine dritte Hand schicken, er soll es öffentlich striegeln, ich will zuhören, und euch alles schreiben.


Shakespears Romeo and Juliet.


Love is a smoke raised with the fume of sighs,

Beeing purg'd, a fire sparkling in lovers eyes,

Beeing vex'd, a sea nourish'd with lovers tears;

What is it else a madness most discreet,

A choaking gall, and a preserving sweet.


I' m astonish'd on the history of Miss Aunt. I kannot say what I think there of, for I kan scarce think any thing. Would God that, that Marriage, form'd by Love alone may be happier then the other formd only by interest. I can not hope the[89] new marryed shall be happy, and that by reasons I am now unable to explain, by reasons who seldom did betray me. I pity the good old grandfather, it must be the greatest misery to a wise man, to be forced, to consent in the follies of youth. I fear our family has been tourbed, by that adventure by dividing herself in parties as it must happen, in like an occasion. O how I hate that manner of division.

Du bist begierig etwas von meinen Trauerspielen zu wissen, und darauf muß ich dir sagen, daß ich bißher auf nichts als auf die Plane gedacht weil ich die Ausführung für meine noch zu schwache Schultern unmöglich fühle. Meine Belsazer ist zu Ende, aber ich muß von ihm sagen was ich von allen meinen Riesen Arbeiten sagen muß, die ich als ein ohnmächtiger Zwerg unternommen habe. Der Plan vom Tronfolger Pharaos hat viel tragisches, und die Erschlagung der Erstgeburt in Egypten durch den Engel ist das Süjet. Ich würde dir ihn schicken wenn er so leserlich geschrieben wäre daß du ihn dechiffrieren oder Horn ihn abschreiben könnte. Ich schicke dir dafür etliche andere Producktionen, die ich aber nicht gern wollte publick werden lassen, du kannst sie guten Freuden zeigen; nur niemanden eine Abschrift davon gegeben. Die Elegie ist auf den Tod von Behrischens Bruder, der bey Hessen Phillipstahl regierungsraht war. Mykon hat eine gute Anlage, könnte aber besser ausgeführt seyn. Mais ma soeur, ne croiroit on pas[90] en lisant mes vers qu'il me falut etre bien amoureux, du moins il y regne beaucoup de tendresse. Vraiment j'aime les filles touttes ensemble, quoique je puisse souvent chanter:


Von kalten Weisen rings umgeben

Sing ich was heisse Liebe sey;

Ich sing vom süßen Saft der Reben

Und Wasser trinck ich oft dabey.


Pour l'amour veritable, il ne faut pas, q'un Poète o en sente, il doit peindre en ses poesies, ou des filles ideales, parfaites, ou manvaises, comme elles sont, au lieu des quelles il peindra s'il est amoureux, sa maitresse, comme Seekatz sa femme, quand il falut des princesses.


En fait d'amour un favori des Muses,

Est un astre, vers qui le sentiment humain

Dresseroit d'ici basson thelescope envain.

Sa Sphere est audessus de toute intelligence,

L'illusion nous frappe autant que l'existence,

Et par le sentiment suffissament heureux,

De l'amour seulement nous sommes amoureux.

Ainsi le fantastique a droit sur notre homage,

Et nos feux, pour objet, ne veulent q'une image.

Oui nous l'aimons avec autant de volupté,

Que le vulgaire en trouve a la realité.

La realité meme, est moins satisfaisante,

Sous une meme forme elle se represente.

Mais une Iris en l'air, en prend mille en un jour;

Et la mienne est bergere, et Nymphe tour a tour,

Brune ou blonde, Coquette ou prude, fille ou veuve,

Et comme tu crois bien fidele a toutte epreuve.[91]


J'aurai soin de t'envoyer par Mr. Fleischer des livres pour l'eté; tu auras des Romans pour t'amuser, des pieces morales pour t'instrouire et des oraisons pour te corriger. Voila ma soeur que je merite peu tes phrases piquantes: »plus que tu es absent, plus tu sembles nous vouloir oublier«. Dont tu commences ta derniere lettre et dont tu la finis.

Fais lire les vers suivants a ma mere.


An meine Mutter


Obgleich kein Gruß, obgleich kein Brief von mir,

So lang dir kömmt, laß keinen Zweifel doch

Ins Herz, als wär die Zärtlichkeit des Sohns,

Die ich dir schuldig bin, aus meiner Brust

Entwichen. Nein, so wenig als der Fels

Der tief im Fluß, vor ewgem Ancker liegt,

Aus seiner Stätte weicht, obgleich die Fluht,

Mit stürmschen Wellen bald, mit sanften bald

Darüber fließt, und ihn dem Aug entreißt.

So wenig weicht die Zärtlichkeit für dich

Aus meiner Brust, obgleich des Lebens Strom,

Vom Schmerz gepeitscht bald stürmend drüber fließt,

Und, von der Freude bald gestreichelt, still

Sie deckt, und sie verhindert daß sie nicht

Ihr Haupt der Sonne zeigt, und ringsumher

Zurückgeworfne Strahlen trägt, und dir

Bey jedem Blicke zeigt, wie dich dein Sohn verehrt.


Je t' envoy ma soeur une copie de ces chansons, que mon ami Behrish a bien voulu faire si joliment. Tu y trouveras un poeme intitulé, les amans, au lieu[92] de l'ode Sur la patrie qui a eté bannie de ce receuil, pour des raisons critiques.

Je te communique encore, l'ode au someil, changee. Elle avoit un metrum trop incommode, pour la composition, je lui en ai donné un autre, sans pourtant changer le moindre de l'essentiel; ecris moi la quelle des deux facons est le plus de ton gout.

L'Ode pour Mlle Charitas est deja composée, tu l'aurois dans ce paquet, si elle etoit copiee. La musique est de Mons. Hunger Etudiant en droit, et musicien habile, Mons. Breitkopf n'aiant pas beaucoup de talens pour le tendre. J'ai changé les paroles de cette Ode, il y avoit des jolies idees, je les ai laissees, au tout je n'ai rien changé. Entre nous, ie voudrois savoir de qui ces paroles tirent leur origine, si je ne me trompe pas, j'y vois des marques des pensees feminines.

Il me restent encore quatre feuilles a ecrire et je suis presque epuisé. Cependant nous chercherons a les remplir.

Quelques mots du Tasse et du Boileau. Je suis ravi, de te voir entreprendre la defense du premier avec tant de courage. Fort bien ma soeur c'est un grand homme, autrefois je t'ecrivis quelques vers de Boileau, contre lui, voila en recompense des vers contre Boileau, pour le Tasse.


Il nous a peint la piete sincere,

La Grandeur simple, et la sagesse austere,

[93] Et la valeur qui connoit le danger,

Et la fureur qui s'aveugle elle-meme,

Et la jeunesse ardente a se plonger

Dans les plaisirs, quelle craint et qu'elle aime,

Et la Vertu qui la vient degager.


Mais ce Boileau, juge passionné,

N'en est pas moins legislateur habile.

Aux lents efforts d'un travail obstiné

Il fait céder la Nature indocile;

Dans un terrein sauvage, abandonné,

A pas tardifs trace un sillon fertile;

Et son vers froid, mais poli, bien tourné,

A force d'art rendu simple et facile,

Ressemble au trait d'un or pur et ductile,

Par la filiere, en glissant faconné.


Que ne peut point une etude constante?

Sans feu, sans verve, et sans fecondité,

Boileau copie; on diroit qu'il invente,

Comme un miroir il a tout répété.

Mais l'Art jamais n'a su peindre la flamme:

Le sentiment, est le seul don de l'ame

Que le travail n'a jamais imité.


J'entends Boileau monter sa voix flexible

A tous les tons, ingénieux flatteur,

Peintre correct, bon plaisant, fin moqueur,

Meme léger dans sa gâité pénible;

Mais je ne vois jamais Boileau sensible:

Jamais un vers n'est parti de son coeur.


Voila ma soeur ce que le judicieux Marmontel dit de ces grands gens, dans son epitre aux poetes.

[94] Je trouve son jugement vrai et juste, et je crois que cette declaration de mes sentimens me reconciliera avec le Tasse et avec toi.


An den Schlaf.


Der du mit deinem Mohne,

Der Götter Augen zwingst,

Und Bettler oft zum Trohne,

Zum Mädchen Schäfer bringst.

Hör mich, kein Traumgespinste

Verlang ich heut von dir,

Den größten deiner Dienste

Geliebter, leiste mir.


An meines Mädgens Seite

Sitz ich, ihr Aug spricht Lust,

Und unter neid'scher Seide

Steigt fühlbaar ihre Brust;

Oft wären sie zu küssen

Die giergen Lippen nah,

Doch ach, diß muß ich missen

Es sitzt die Mutter da


Heut Abend binn ich wieder

Bey ihr, o tritt herein.

Sprüh Mohn von dem Gefieder,

Da schlaf' die Mutter ein;

Blaß werd' der Lichter Scheinen,

Von Lieb' mein Mädgen warm,

Sinck wie Mama in deinen,

Ganz still in meinen Arm.


Nun Schwester, welches gefällt dir besser, das, oder das Erste. Die Melodie hierzu sollst du balde kriegen,[95] Ich muß jetzo mein langes Schreiben schließen weil Bach bald kommen wird, das Paquet abzuholen. Ich hoffe du wirst nun mit mir versöhnt seyn, mein Brief ist doch ziemlich ansehnlich, wie du ihn verlangen kannst. Wenn du mir auch gleich so bald nicht wieder schreiben solltest, so schicke mir doch wenigstens etwas von deinen neusten Arbeiten, ich gefalle mir gar sehr sie zu lesen. Grüse die kleine Runckel, und sage ihr, sie sollte ja meine Amine nicht lesen, wie ich nicht wollte, daß Brevillier sie hätte, und spielte, weil gar nichts dran ist. Apropos, ich will dir hier ein unvollendetes Schäferspiel schicken, das leßt, aber ich muß es wieder haben, lebt wohl.

d. 15. May 1767.


1/23.


An Cornelie Goethe

[Leipzig, August 1767.]

Mon petite bon, bon,

Je ne dirai rien de la joie que m'a causée ta lettre, et mon silence te pourra prouver, que j'en sens trop, pour en pouvoir dire quelque chose.

Ce n'est pas pour repondre que j'ecris, ce sont quelques brins que je te jette pour le dejeuner, si tu ne les trouves pas suffisans au diner.

Mon imagination poetique se peint Mdlle Fabricius plus belle et plus sage encore qu'elle n'est' et ce sera a l'avenir mon Annette, ou ma Muse, ce que sont des synonymes.

[96] Apropos ma soeur de mes vers |: Si tu poursuis de tant me louer, je ne parlerai de rien autre :| Behrish en donne une nouvelle edition au jour, qui surpassera tout ce qu'ou a vu de tel. Tu scais que tous les ans au Mois d'Aout, j'ai compilé un Volume de mes oevres annuaires de 500 pages in quarto magiore. Pour ne pas desister toutafait de ce bon institut, le grand conseil poetique s'assembla, ou furent lues toutte les poesies qui sortirent de ma plume depuis que je rode autour de la douce Pleise. Conclu fut que le tout seroit condamné à l'obscurite eternelle de mon coffre, hormis douze pieces, qui seroit ecrités en pleine magnificence, inconnue jusque lors au monde, sur 50 feuilles in octavo minore, et que le titre seroit Annette en depit de grecs qui avoit donne les noms des neuf muses au IX livres d'Herodote, et de Platon qui nomma ses dialogues de l'immortalite de l'ame Phaedon, qui etoit son ami et n'avoit beaucoup plus de part a ces dialogues, qu'Annette n'a a mes poesies.

Tu pourras concevoir une idee de ce livre magnific, en regardant une feuille gatee par un erreur d'ecriture que je t'envoie ci joint.

Tu ne connois de cette elite que 5 pieces. savoir Ziblis, Lyde, Pygmalion, an den Schlaf. Die Elegie. Si tu poursuis d'etre sage tu pourras toucher un jour aux autres 7 qui valent bien qu'on les lise. |: NB. quand on aime le Poete comme tu m'aimes toi' car[97] je ne suis pas orgeuilleux a tel point de les croire interessans a tous. Ce n'est pas meme mon intention. :|

Un Poete qui n'est pas mauvais est heureux autant que caché, le public le louera quand il se fait voir. Mais la gloire est un plaisir qui ote le repos et du plaisir sans repos qu'est ce? Il faut finir ma soeur. J'ai barbouille furieusement, les griffes du diable ne le feroit pire. Mais si ma lettre n'est pas longue tu auras le plaisir de lire longtemps, avant que de la finir. Bon soir et bonne nuit.

Je suis drolement gai. ta lettre ny a pas contribue peu. Je me porte a merveille. Qu'une chose charmante que la santé. Dieu me l'a donnée, le Diable ne me l'otera pas! Adieu ma soeur! tout le monde dit que mon visage maigre s'arrondit peu a peu. J'en suis ravi, mais je le serois plus si Mdme D'Izenheim voudroit bien faire un testament en ma faveur, et mourut allors au plutot. Je lui en serois bien obligé. Voila ma petite que ton frere est sot. Punctum.


1/24.


An Cornelie Goethe

[Leipzig, August 1767.]

Pour ma soeur.

Oui pipi tu as raison. J'ai peché en t'appellant bonbon. Quoique je puisse encore me defendre un peu, j'aime a me rendre, pour m'epargner le tems. Pipi sera donc un nom plus favorable, et plus[98] juste. Eh bien donc pipi, puisque pipi y a, parlons serieusement. J'aime tes remarques sur ma lettre, je te vois tres profonde dans la grammaire, et je suis ravi de t'entendre juger si bien de regles du grotesque et de la caricature.

Je t'envois une tete estombee; c'est de cette façon que je fais tous mes desseins, n'etant pas encore trop sûr dans les hachures et mes contours etant trop chantournés. Je travaille beaucoup pour avancer dans cet art penible, et le dessein des tetes d'apres bosse m'occupe apresant.

Le pere m'a recommandé un certain Reinhard, qui a ecrit sur la proportion du corps. Jamais argent a ete si mal emploié. Je prie le pere de ne pas lire ce sot. Le traité est si miserable comme les estampes. Pour te rapporter une seule betise de cet homme la, entre mille, il dit que la proportion de l'homme, etant la plus parfaite qui puisse etre, il en suive que la femme s'eloignante de cette proportion soit la creature la plus laide du monde, et qu'on ne la nommoit belle que par Abus. Or que tout le monde, depuis Adam jusqu'a moi, a ete convaincu, qu'il n'y ait rien de joli au monde que la figure de la femme, chose qui pourra se prouver tous les jours; il s'en suit donc que le Docteur est fou en les trouvant laides et qu'il meriteroit pour cela d'etre logé aux petites maisons.

Ta demande de voir le livre charmant de 50[99] feuilles |: dont tu fais 500 pages :| a eté proposée au conseil, la chose n'est pas encore decidée quelq'uns etant pour et les autres contre. Peutetre que la chose se terminera a la prochaine session le dimanche vingtieme d'apres Trinité.

Pour les Paisages d'apres Nature tu pouras attendre encore quelque petit peu, ma capacite n'est pas encore montee a ce degré. J'ai commence un, que tu auras apres sa perfection.

Aprospos le docteur Hermann est devenu senateur de cette ville. Voila que ce que c'est que de monter. Je finirai ici le temps etant ecoule. je te tracerai seulement encore quelque petite tete.


1/25.


An Ernst Wolfgang Behrisch

[Anfang October.]

Ich muß dir etwas schriftlich sagen, weil ich mich für deinen Spott fürchte, wenn ich dir es mündlich sagen wollte. Du mußt es wissen. Ich will kurz seyn. Ich verlange deine Gedancken, deinen Raht, du hast mehr Erfahrung als ich, und bey dieser Sache keine Leidenschaft. Es sind zwey Leute in die Stube gezogen die unten offen war. Du hast sie vielleicht dort gesehen. Doch das tuht nichts zur Sache. Der eine ist ein ältlicher Mensch, der andere jünger, der mich wohl wehrt sein möchte, du verstehst mich. Doch deßwegen bin ich ganz ruhig gewesen. Sie haben[100] nebst dem Mittagstisch auch den Abendtisch ausgemacht, und werden alle Abende mit Essen. Das ist mir etwas verdrüßlicher, aber noch nicht alles. Wenn du dir mein Mädgen fürstellen kannst; so kannst du dir ihre Bitte dencken mit denen sie mich belagert, diese Veränderung nichts in meinem Betragen und meinem Herzen ändern zu lassen. Sie hat mich unter den heftigsten Liebkosungen gebeten sie nicht mit Eifersucht zu plagen, sie hat mir Geschworen immer mein zu seyn. Und was glaubt man nicht wenn man liebt. Aber was kann sie schwören? Kann sie schwören, nie anders zu sehn als jetzt, kann sie schwören daß ihr Herz nicht mehr schlagen soll. Doch ich wills glauben, daß sie's kann.

Aber nun gesetzt – nichts gesetzt, es klingt als wenn ich nicht mit der Sprache heraus wollte. – Heute – Ein Blick auf einen Liebhaber hebt ihn in Himmel, aber seine Schöne kann ihn bald herunter bringen sie darf nur die Augen auf einen andern wenden. Eine Sentenz. Du mußt sie mit meinem verwirrten Kopfe entschuldigen. Heute stand ich bey ihr, und redete, sie spielte mit den Bändern an ihrer Haube. Gleich kam der jüngste herein, und forderte eine Tarockkarte von der Mutter, die Mutter ging nach dem Pulte, und die Tochter fuhr mit der Hand nach dem Auge, und wischte sichs als wenn ihr etwas hineingekommen wäre. Das ists was mich rasend macht. Ich binn närrisch denckst du. Nun höre[101] weiter. Diese Bewegung kenne ich schon an meinem Mädgen. Wie oft hat sie ihre Röhte ihre Vewirrung vor ihrer Mutter zu verbergen eben das getahn, um die Hand schicklich ins Gesicht bringen zu können. Sollte sie nicht eben das thun, ihren Liebhaber zu betrügen was sie gethan hat ihre Mutter zu hintergehn. Es ist ein Argwohn der bei mir einen hohen Grad von Gewißheit hat. Setze es wäre gewiß, und – ich zittre deine Antwort zu hören – wie soll ich sie entschuldigen. Ja, das will ich, sie entschuldigen. Sage mir Gründe vor sie, keine wider sie. Du würdest – Genug – Verliebte Augen sehen schärfer, als die Augen des Herrn; aber oft zu scharf. Rahte mir im ganzen, und tröste mich wegen des letzten. Nur spotte mich nicht, wenn ich's auch verdient hätte.


1/26.


An Ernst Wolfgang Behrisch

[Leipzig, 7. oder 9. October 1767.]


Hochzeitlied,

an meinen Freund.

Im Schlafgemach, fern von dem Feste,

Sitzt Amor Dir getreu, und wacht,

Daß nicht die List muhtwill'ger Gäste,

Das Brautbett dir unsicher macht.

Er harrt auf dich. Der Fackel Schimmer

Umglänzt ihn, und ihr flammend Gold

Treibt Weihrauchdamf der durch das Zimmer

In wollustvollen Wirbeln rollt.

[102] Wie schlägt Dein Herz, beym Schlag der Stunde

Der deiner Gäste Lärm verjagt!

Wie blickst Du nach dem schönen Munde

Der Dir nun bald nichts mehr versagt.

Du gehst, und wünschend geht die Menge;

Ach wer doch auch so glücklich wär'!

Die Mutter weint, und ihre Strenge

Hielt' gern dich ab, und darf nicht mehr.


Dein ganzes Glück nun zu vollenden,

Trittst du in's Heiligthum herein;

Die Flamme in des Amors Händen

Wird wie ein Nachtlicht still und klein.

Schnell hilft der Schalck die Braut entkleiden

Und ist doch nicht so schnell wie du,

Sieht euch noch einmal an, bescheiden

Hält er zuletzt die Augen zu.


Ich schicke dir dieses kleine Gedicht, dessen Verfasser du an der Denckungsart, und an der Versifikation gar leichte erkennen wirst, um deine Meinung darüber zu hören. Mir kommt es noch so ganz artig vor.

Schreiben Sie mir immer ein Bißgen wenn Sie Zeit haben, und die haben Sie wohl immer jtzo, ob mann gleich beym Auerbachshoflärm schwören sollte es wäre keine unbeschäftigte Seele darinne.

Zum hällischen Tohre ist noch niemand merckwürdiges hereingekommen.

Wie steht es sonst um Sie?

Ich käme heute Abend und bäte mich bey ihm zu Gaste, wenn er nicht so früh äße, so aber mag ich nicht.[103] Hr. Born haben heute auf der Universitätsbibliotheck sehr figurirt. Stiefeln und schapobas steht ihm admirable. Der Hr. von Watzdorf paradirten im Sommerkleide. Die beiden Messieurs hatten sich auf das devoteste dahin rangirt wo ihro Churfürstl. Durchl. gleich bey ihnen vorbey mußten. Sie neigten sich auf das beste, und hatten beyde die Gnade von der hohen Landsherrschafft gar nicht bemerckt zu werden, welche Ehre sodann auch der ganzen Ackademie wiederfuhr.

Meine Kleine läßt ihn grüßen. Meine Nebenbuhler werden sich nächstens vice versa ins Tollhaus bringen. Glück auf die Reise. Krebel ist ein guter Mann, er ist würcklich für dich besorgt. Er meinte heute, ob es denn nicht möglich wäre mitlerweile einen Widder. |: i. e. einen Magister, oder sonst so was :| in die Hecke zu verwickeln, daß wir nur erst das Messer von Isaacs Halse wegwendeten, jener möchte darnach mit dem Felle bezahlen.

Ich hätte Ihren schon viel gesagt dächt' ich; aber ich wäre doch nicht ganz fertig. Ich war heute bey Ösern. Er will haben ich soll hinauf kommen wenn die Herrschafft kommt. Wann wird das seyn? Solltest du es nicht erfahren können. Er hat seine Säle wie Nürnberger Puppenküchen aufgeputzt.

Leben Sie wohl! Habe ich heute Abend um halb neune nicht Antwort auf diesen Brandbrief, so bin ich selbst da.[104]


1/27.


An Ernst Wolfgang Behrisch

[Leipzig, 13. October 1767.]

Noch so eine Nacht, wie diese, Behrisch, und ich komme für alle meine Sünden nicht in die Hölle. Du magst ruhig geschlafen haben, aber ein eifersüchtiger Liebhaber, der ebensoviel Champagner getruncken hatte, als er brauchte um sein Blut in eine angenehme Hitze zu setzen und seine Einbildungskraft aufs äuserste zu entzünden! Erst konnt ich nicht schlafen, wältzte mich im Bette, sprang auf, raßte; und dann ward ich müde und schlief ein; aber wie lange, da hatte ich dumme Träume von langen Leuten, Federhüten, Tobackspfeifen, Tours d'adresse, Tours de passe passe, und darüber wachte ich auf, und gab alles zum Teufel. Darnach hatte ich eine ruhige Stunde, hübsche Träume. Die gewöhnlichen Minen, die Wincke an der Tühre, die Küsse im Vorbeyfliegen, und dann auf einmal, Ft. Da hatte sie mich in einen Sack gesteckt. Ein rechter Taschenspielerstreich. Meerschweingen hext man wohl vorm Peters tohre hinein, aber einen Menschen wie mich das ist unerhört. Aber so unwahrscheinlich es mir vorkam, so wahr fühlte ich es. Ich philosophirte im Sacke und jammerte ein duzend Allegorien im Geschmack vom Schäckespear wenn er reimt. Darnach schien mirs als wenn ich weg wäre, weg von ihr aber nicht aus dem Sacke, ich wünschte mich in Freiheit und wachte auf. Der verfluchte Sack lag mir[105] im Kopfe. Da kam mirs auf einmal ein, daß ich dich nicht wiedersehen würde |: denn das hatte ich mir fest vorgenommen und binn es noch halb schlüssig :| und das fühlte ich, in einem Augenblick, da ich dem Teufel nicht 6 Pfennige gegeben hätte meine kleine aus seinen Krallen zu kaufen, in einem Fieberparoxismus da mir der Kopf taumelicht war. Ich riß mein Bett durch einander, verzehrte ein Stückgen Schnupftuch und schlief biß 8 auf den Trümmern meines Bettpallastes. Das hieß recht wie bey einer Henckermahlzeit, der Teufel geseegne es euch. Sonst ist mir alles wohl bekommen, ausser die Dosis Taschenspielerkünste, wofür Sie sich beym Meister in meinem Nahmen abfinden können. Thu es immer Behrisch und räche mich und dich. Ich will weise seyn, das heißt bei einem Liebhaber stille seyn, es ist eine neue Aquisition zur Pistolen Sammlung die ich diese Messe angefangen habe. Denn ein Schmollen ein Lärm würde mich nichts helfen! Sie hat solche maulstopfende Redensarten die du kennst, und da bleibt der Ankläger wie ein benet stehen wenn Sie ihm so was zu geniesen giebt. Sage du ihr immer auch was, alles was du gestern zu mir sagtest, gebe ihr deutlich zu verstehen daß du ihre Liebe zu mir so mittelmäßig glaubest als die Freundschaft zu dir. Sie wird tolle werden, denn sie weiß daß du sehr tonum persuadendi über mich hast. Ja apropos wann willst du hinunter gehen. Ich werde nicht unten seyn, denn eine gewisse[106] Art von Kälte kann auf diesn und die nächsten Tage nicht schaden, und wenn sie sich übermorgen drüber beklagt, so schiebe ich die Schuld auf's Wetter.

Lebe also wohl und komme im Kohte nicht um. Wolltest du mich vor deiner Abreise noch einmal sehen, so komme um 5. 6. zu mir, aber NB nach der Affaire von unten.

Da hast du Annetten. Es ist ein verwünschtes Mädgen. Der Sack! Der Sack!


1/28.


An Cornelie Goethe

[Leipzig, 12. October 1767. ]

Meine Schwester,

Es ist heute schon Montag in der Zahlwoche und ich habe noch keinen Brief an dich angefangen. Das elendeste Octoberwetter das wir diese Messe über gehabt haben, wäre sehr geschickt gewesen, Briefe, Gedichte und andre unglückliche Geburten auszubrüten; hätte uns nicht der Hof immer hübsch auf den Beinen, selbst im größten Kohte, erhalten. Bald läßt er sich etwas auf der Akademiebibliotheck vorlesen, und das muß man doch auch hören, bald besucht er die Mahlerakademie, und da muß man als ein ehrwürdiges Mitglied zugegen seyn, so geht ein Morgen, ein Nachmittag nach dem andern, ohne daß man weiß wohin. Hätte ich nicht die meisten Arbeiten für den lieben Vater vor der Messe performirt, müsste ich auch sehr in der Schuld bleiben.[107] Gewiß Schwester, du verdienst einen recht langen Brief. Ich habe heute frühe alles durchgelesen, was du mir dieses Jahr über geschrieben hast, und finde, daß ich Ursache habe sehr beschämt zu seyn. Ich will auch die heutigen Vorlesungen versäumen, und mich mit dir unterhalten, ob gleich Gellert dieses Amt heute mit verrichten wird. Zuförderst muß ich von deinen Ausarbeitungen reden, von denen ich bißher, auf eine etwas unhöfliche Weise sehr stille geschwiegen habe. Ich muß dich nohtwendig loben, und glaube daß du viel Gutes dencken und schreiben würdest, wenn deine Einbildungs Kraft, deine Art eine Geschichte zu betrachten und deine Erzählungs Art in eine andre, aber doch nicht sehr veränderte Richtung gebracht würden. Ich kann mich hierüber nicht deutlicher erklären, ohne äuserst weitläufig zu werden, habe Geduld biß ich zu euch komme, da will ich dir hierinn wie in verschiednen andern Wissenschafften Unterricht geben, die ich nur für dich, und wenige Mädgen gesammelt habe. Dieses nur kann ich dir eistweilen sagen; ich finde daß deine Ideen über die meisten Gegenstände noch sehr brouillirt sind. Du hast zwar feine Empfindungen, wie jedes Frauenzimmer das dir ähnlich ist, aber sie sind zu leicht gefült und zu wenig überlegt. Ferner sagst du manchmal Dinge, die ich mit aller meiner Mädgenkänntniß nicht debrouilliren kann, wie sie ein Mädgen sagen kann. Ferner mercke ich daß verschiedne Lecktüren deinen Geschmack in verschiednen[108] Dingen mercklich verdorben haben, der denn wie der meisten Frauenzimmer Geschmack bigarrirt wie ein Harlekinskleid ist, deßwegen wollte ich dich bitten, das Jahr über das wir noch von einander seyn werden, so wenig als möglich zu lesen, viel zu schreiben; allein nichts als Briefe, und das wenn es seyn könnte, wahre Briefe an mich, die Sprachen immer fort zu treiben und die Haushaltung, wie nicht weniger die Kochkunst zu studiren, auch dich zum Zeitvertreibe auf dem Claviere wohl zu üben, denn dieses sind alles Dinge, die ein Mädgen, die meine Schülerinn werden soll nohtwendig besitzen muß |: die Sprachen ausgenommen, die du als einen besondern Vorzug besitzest :| Ferner verlange ich daß du dich im Tanzen perfecktionirst, die gewöhnlichsten Kartenspiele lernst, und den Putz mit Geschmack wohl verstehest. Diese letzten Erforderniße werden dir von so einem so strengen Moralisten wie ich bin, äuserst seltsam vorkommen zumal da mir alle dreye fehlen; allein sey ohne Sorgen, und lerne sie nur, den Gebrauch und den Nutzen davon sollst du schon erfahren; doch dieses muß ich dir nur gleich sagen, ich verlange nicht nur daß du, |: besonders die beyden ersten :|, im geringsten nicht lieben, sondern vielmehr fliehen sollst, demohngeachtet aber mußt du sie wohl wissen. Wirst du nun dieses alles nach meiner Vorschrifft getahn haben, wenn ich nach Hause komme; so garantire ich meinen Kopf, du sollst in einem kleinen Jahre das vernünftigste,[109] artigste, angenehmste, liebenswürdigste Mädgen, nicht nur in Franckfurt, sondern im ganzen Reiche seyn. Denn unter uns, draussen bei euch residirt die Dummheit ganz feste noch. Ist das nicht ein herrliches Versprechen! Ja, Schwester, und ein Versprechen das ich halten kann und will. Und sage, wenn ich bey meinem hiesigen Aufenthalt auch nichts gelernt hätte, als so ein groses Werck auszuführen, würde ich nicht ein großer Man seyn. Mittlerweile hofmeistre ich hier an meinen Mädgen, und mache allerhand Versuche, manchmal gerähts manchmal nicht. Die Mdll. Breitkopf habe ich fast ganz aufgegeben, sie hat zu viel gelesen und da ist Hopfen und Malz verlohren. Lache nicht über diese närrisch scheinende Philosophie, die Sätze die so paradox scheinen, sind die herrlichsten Wahrheiten, und die Verderbniß der heutigen Welt liegt nur darinne daß man sie nicht achtet. Sie gründen sich auf die verehrungswürdigste Wahrheit: Plus que les moeurs se raffinent, plus les hommes se depravent. Kannst du, wie ich wohl glaube, diese Dinge nicht ganz einsehen, so nimm sie als Wahrheiten an die dir einmal aufgeklärt werden sollen, ich werde mich darüber mit dir in keinen Briefwechsel einlassen, es sind Dinge die sich schweer schreiben. Du wirst dencken ich sey ein eigensinniger Mensch, der sich nicht gerne widersprechen läßt! Das ist wohl war, ich binn es oft, wenn ich dencke recht zu haben. Doch fürn Hencker, wie viel hab ich schon[110] ausgeschweift. Zurück also zu deinen Ausarbeitungen. Ich bin mit der Geschichte des Mr. Ruse lange nicht so zufrieden, als mit dem ersten. Warum? Ja! das weiß ich wohl, weil es eine nackte Erzählung ohne Empfindung ist, die ich, ohngeachtet die Triebfedern sehr deutlich auseinandergesetzt scheinen, dennoch nicht recht begreifen kann. Zuletzt kann ich einen Wunsch nicht verbergen, daß der liebe Vater deine kleine Stücke, die du mir schicken willst, nicht eher zu sehen bekomme biß sie abgeschrieben und bereit sind an mich abzugehen; dann mußt du ihn bitten, dir seine Meinung darüber zu sagen, die du mir in einem Anhange überschicken mußt, mit der Uberschrift Sentimens et corrections de mon cher pere. Denn jetzo kriege ich niemals etwas das ganz von dir wäre, und ich sehe manchmal mit Lachen, wie ein gutes, einfältiges Mädgen Reflecktionen macht, die niemand als ein einsehender erfahrener Mann machen konnte. Dieses wäre also Ein Punckt, etwas weitläufig abgehandelt. Wir wollen diesen Nachmittag zu den übrigen schreiten.


Um 2 Uhr.

Ich komme von Tische, und bringe ein Compliment, eine Dancksagung und die Marlimuster für dich, von meiner kleinen Wirtin mit, sie hat sie zum letzen und zum längsten gehabt und einen ansehnlichen Gebrauch davon gemacht. Ich habe ihr insinuirt, sie könnte mir immer zur Danckbaarkeit ein paar Manschetten[111] nehen. Wir wollen sehn was sie tuhn wird. Sie ist ein recht gutes Mädgen, das ich sehr liebe, sie hat die Hauptqualität daß sie ein gutes Herz hat, das durch keine allzugrose Lecktüre verwirrt ist, und läßt sich ziehen. Ich werde Ehre mit ihr einlegen, sie hat schon ganz erträgliche, auch manchmal artige Briefe schreiben lernen, aber mit der Orthographie wills nicht fort. Uberhaupt muß man die beym sächsischen Frauenzimmer nicht suchen. Da lob ich mir meine Schwester. Ich schicke dir also die Muster zurück, mit dem besten Dancke, daß du mir Gelegenheit geben wollen meine Mädgen zu obligieren. Sie bewundern alle die Ordnung deiner Muster.

Nun von meinen bißher verfertigten Dingen. Das Schäferspiel scheint dich zu interessieren, es freut mich sehr, daß es sowohl dir als meinen Critickern gefallen hat, ob ihr gleich alle die darinn überfließende Fehler bemerckt habt. In dem Briefe vom 26 Juni schreibst du deine Meinung darüber die deiner Empfindung viel Ehre macht. Das Lob das du mir giebst, hält, ohne daß du es wustest, die Critick von dem Hauptfehler des Stücks das ich dir damals sandte. Du sagst indem du von Aminen redest: et en verité mon frere tu la fais trop tendre. Fürtrefflich! Es war der Hauptfehler in dem Charackter der Amine der das ganze Ding verunstaltete. Sie war zu zärtlich, zu gütig, oder es besser auszudrücken, zu einfältig, debonnaire, und machte das Stück schläffrig.[112] Dem habe ich abgeholfen, da ich ihr bey ihren Zärtlichkeit, ein gewisses Feuer, eine Liebe zur Lust gab, die sie interessanter macht, und doch nicht mit Eglens Charackter vermischt, denn zwischen beyden bleibt noch eine merckliche Nüance.

Ich arbeite nun schon acht Monate daran, aber es will noch nicht pariren, ich lasse mich nicht dauern ganze Situationen zwey, dreymahl zu bearbeiten, weil ich hoffen kann daß es ein gutes Stückgen mit der Zeit werden kann, da es sorgfältig nach der Natur copirt ist, eine Sache die ein dramatischer Schrifftsteller als die erste seiner Pflichten erkennen muß. Es hat in allem neun oder zehen Auftritte und ist noch zweymal so starck geworden, als das Stück das du hattest. Wenn man denckt fertig zu seyn, gehts erst recht an. – Sonst habe ich aber gar nichts dieses halbe Jahr gemacht, eine Ruhe die man allen jungen Dichtern rahten sollte. Einige Kleinigkeiten, einige Oden damit ich dich nicht belästigen will sind alles was ich aufweisen kann. Manchmal mach' ich Madrigals und das sind meistenteils Naivetäten von meinem Mädgen und Freunden. Z. E.


Le veritable ami.


Va te sevrer des baisers de ta belle,

Me dit un jour l'ami; par son air sedouisant,

Ses yieux perçans, par son teint eclatant,

Sa taille mince, son language amusant,

Elle te pourroit bien deranger la cervelle;

[113] Fuis de cette beaute le daugereux amour!

Mais pour te faire voire a quel degré je t'aime,

Je veux t'oter tout espoir du retour,

En m'en faisant aimer moi meme.


Solltest du Brevillieren sehen, so sag ihm doch, er würde mir das größte Vergnügen machen, wenn er mein Schäferspiel ins Feuer schmisse, oder es dir gäbe, da du denn das nehmliche damit machen kannst, er sollte auch dafür sobald mein itziges fertig wäre, eine recht schöne Abschrifft davon bekommen, das könnte er hernach spielen wie er wollte. Einer von den klügsten Streichen den ich gemacht habe war, daß ich so viel als möglich von meinen Dingen die mich jetzt prostituiren würden, mit aus Franckfurt genommen habe. Und doch ist nicht alles weg, die Amine, und die Höllenfahrt, sind zurückgeblieben und haben mir schon manchen Aerger gemacht. Die eine spielen die guten Leute, und machen sich und mich lächerlich, die andere drucken sie mir in eine vermaledeyte Wochenschrifft, und noch dazu mit de J. W. G. Ich hätte mögen Toll darüber werden.

Ich schickte euch gern die Annette wenn ich nicht befürchten müßte daß ihr mir sie abschreibt. Denn auch sogar das Büchelegen das ich sosehr ausgeputzt und verbessert habe, wollte ich niemanden communicirt haben. Bißhierher hat es zwölf Leser und zwo Leserinnen gehabt, und nun ist mein Publicum aus. Ich liebe gar den Lärm nicht.[114] Belsazer, Isabel, Ruth, Selima, ppppp haben ihre Jugendsünden nicht anders als durch Feuer büsen können. Dahin denn auch Joseph wegen der vielen Gebete die er Zeitlebens getahn hat verdammt worden ist. Ich war lange willens ihn aufs Waysenhaus an Bogatzkyen zu schencken, der hätte ihn herausgeben können. Es ist ein erbauliches Buch, und der Joseph hat nichts zu tuhn als zu beten. Wir haben hier manchmal über die Einfalt des Kindes gelacht das so ein frommes Werk schreiben konnte. Doch ich darf nicht viel von Kind reden, es ist noch nicht vier Jahre daß er zur Welt kam.


Dienstags um 8 Uhr.

früh.

Wenn ich heute so viel schreibe als gestern, so werde ich morgen ziemlich mit dem Briefe nichts mehr zu tuhn haben; aber ich dencke es wird heute so starck nicht gehen. Im Vertrauen zu reden ich bin diesen Morgen sehr lustig, ob gleich Behrisch diesen Abend fortgeht. Er ist endlich seine dumme Stelle loß geworden, und hat sich bey dem regierenden Fürsten von Dessau, als Hofmeister seines natürtichen Sohnes engagirt. Ich wünsche ihm viel Glück dazu.


Mittewochs frühe.

Ich will heute diesen Brief zu endigen suchen, ich habe schon viel geschrieben, aber noch nicht so viel als ich mir vorgesetzt hatte. Jetzo will ich dir ein[115] wenig von meiner jtzigen Lebensart Nachricht geben. Sie ist sehr philosophisch, ich habe dem Concerte, der Commödie, dem Reiten und Fahren gänzlich entsagt, und alle Gesellschafften von jungen Leuten verlassen die mich zu einem oder dem andern bringen könnten. Es wird dieses von grosem Nutzen für meinen Beutel seyn. Die Woche gehe ich von Hause zu Tische und von Tische nach Hause, und das wird im Winter und schlechten Wetter so fortgehen. Sonntags gehe ich um 4 Uhr zu Breitkopfs und bleibe biß 8 daselbst. Die ganze Familie sieht mich gern, das weiß ich, und deßwegen komme ich auch, und dann wieder nach Hause und das so in infinitum. Manchmal besuche ich Hermannen, der mich auch ganz lieb hat, so weit es ihm sein Amt zuläßt, und bey guten Wetter laufe ich eine gute Meile von der Stadt auf ein Jagdhauß esse Milch und Brodt und komme noch vor Abends wieder. Dieses ist das ganze Diarium meines Lebens, wie es hoffentlich noch ein ganzes Jahr aussehen soll, denn ich habe mich mit aller Mühe dahingebracht daß meine Umstände von mir abhängen. Meine Gesundheit hängt nicht so sehr von mir ab. Ich lebe sehr diät, das ist wohl eins, aber Docktor Quiet und Docktor Merrymän haben hier eine so starcke Praxin daß ich bißhierher noch nicht unter ihre Cur habe kommen können. Ich binn nur aus Laune heiter wie ein Aprilltag, und kann immer 10 gegen 1 wetten daß morgen ein dummer Abendwind[116] Regenwolcken heraufbringen wird. Die guten Studia die ich studiere machen mich auch manchmal dumm. Die Pandeckten haben mein Gedächtniß dieses halbe Jahr her geplagt und ich habe warrlich nichts sonderlichs behalten. Unser Docente hat's auch sauber gemacht und ist biß ins 21 Buch gekommen. Das ist noch weit: denn ein andrer war an Michael im im 13ten. Das übrige mögen die Herren sehen wo sie es herkriegen. So ist mirs auch mit den Institutionen mit der Historia Juris gegangen, die Narren schwätzen im ersten Buche einem zum Eckel die Ohren voll und die letzten da wissen sie nichts, das macht weil die Herren vorherein ihren Autorem etwas ausgearbeitet haben, aber nicht sonderlich weitgekommen sind. Zum Exempel in der Historia Juris Sind wir biß auf die Zeiten des zweeten Punischen Kriegs gekommen. Da kannst du dir eine Vorstellung von einem Studioso Juris machen, was der vollständiges Wissen kann. Ich lasse mich hängen ich weiß nichts.

Wenn du auch dieses Stück meines Briefs nicht verstehst, so laß es den Vater lesen, es wird ihm so unangenehm seyn wie mir. Meine zwey Bogen wären nun voll, ich habe dir aber noch manches zu sagen. Vielleicht wenn ich Zeit habe mache ich einen kleinen Appendicem. Leipzig d. 14 Octbr. 1767.[117]


1/29.


An Ernst Wolfgang Behrisch

Leipzig, d. 16 Octbr. 67.

Gott weiß, ich binn so dumm, so erzdumm, daß ich gar nicht weiß wie dumm ich binn. Meynst du denn, ich könnte mir einbilden daß du fort bist. Das hab ich mir noch gar nicht gesagt. Ich komme zwar nicht mehr in Auerbachshof, wo ich sonst alle Tage lag, und das sollte doch eine merckliche Aenderung in meinen Umständen machen; aber, es kömmt mir so vor als wenn ich eben jtzt nicht wollte, oder du mir nicht Audienz geben könntest; und daß mirs, wenn ich gleich Heute nicht hinauf ginge, doch Morgen nicht versagt wäre hinauf zu gehn; und so vertröst' ich mich von einem Tage zum andern, und geh einmal in's Rosenthal, einmal nach Waren, wo ich gestern Salvavenia beynahe ersoffen wäre. Hernach geh ich einmal zu meiner Kleinen, spiele der Abwechslung wegen einige Scenen aus des Goldonis Verliebten, die Sie zur mehreren Erbauung drüben nachlesen können. Ich habe heute wieder so einen dummen Auftritt gehabt, über einen dummen Zahnstocher, das nicht der Mühe wehrt war; aber heutzutage da's einem um die Situationen so Noht tuht, sieht mann überall wo mann sie herkriegt, und die kriegt ich nun vom Zahnstocher. Es ist eine schöne Sache um's Genie.[118] Darnach versöhnt ich mich wieder um ihr deinen Brief geben zu können. Aber warrlich nur des Briefs wegen, ich hätte mich sonst nie wieder versöhnt. Und da gab ich ihr den Brief, den laß sie, und verstand ihn nicht, da ging's ihr wie mir. Warrlich die Stelle von sittsam seyn und von nie geküsst haben, das ist griechisch für mich. Der einzige Horn, der sonst so duttend ist, der will's verstanden haben, und meynt das wäre eine Liebeserklärung in terminis. Auf alle Fälle will ich mir nicht den Kopf zerbrechen, denn das tuht weh, sagte meine Mutter.

Ubrigens hielte ich einen kleinen Dialog, mit meinem Mädgen, an der Küchentühre, der sich besonders gut ausnahm. Da sagte sie denn, wenn ich an dich schreibe, so sollte ich dir schreiben, daß Sie am Hinausgehen nicht Schuld gewesen wäre, das wär' das erste, und zweytens, daß Sie dir für die Erspaarung des Abschieds danckte, weil sie gewiß geweint haben würde, weil sie dich lieb hätte, und da drückte sie mir die Hände und hatte die Tränen in den Augen die eigentlich deinem Abschiede bestimmt waren. Und da war sie fertig. Ich meynte aber es stündte noch mehr im Briefe, auf das mann noch mehr antworten könnte; da meynte sie, darauf könnte ich selbst antworten, und du dir zur Noht selbst weil du wohl wüßtest wie sie dächte. Uber die reitzende Creatur hätte sie gelacht, und bedanckte sich recht schöne daß du sie auf die Gedancken gebracht hättest warum sich so viele in sie[119] verliebten. Das hätte sie weg daß du einer von den ansehnlichsten Philosophen seyst die sie je gekannt hätte. Ferner freute sie das Zutrauen daß du ihr die Briefe an deinen Freund so sehen liesest, und hinten drein kam der Refrein: daß sie am dummen Hinausgehen nicht schuld gewesen wäre. Punctum. Was macht denn Mamsell Auguste? die ist mir heute eingefallen, quer hinein, und da dacht ich du mußt fragen wie lebt sie? Kommen hinführo noch Briefe an mich? Hölle! das gute Mädgen haben wir seit guten 4 Wochen ganz vergessen, und wenn je ein Mädgen verdient hat, daß man an Sie denckt, so hat's die verdient. Mercke dir das. Und wenn Sie herkömmt so verlieb ich mich in sie das ist schon ausgemacht, wo ich's nicht schon binn, und da spielen wir einen Roman vice versa, das wird schöne seyn. Gute Nacht ich binn besoffen wie eine Bestie.


Leipzig d. 17 Octbr. 67.

Es ist noch ebensoviel Zeit, daß ich dir noch einen Brief mit der heutigen Post schicken kann.

Gestern binn ich sehr närrisch gewesen, das sehe ich aus meinem Briefe, sollte ich wohl heute gescheuter seyn? Ich weiß nicht. Du hättest immer schweigen können, daß du drüben zu früh angekommen bist, es hilft uns nichts und ärgert uns nur; besonders den Horn, dem es unaufhörlich im Kopfe liegt daß du[120] nicht noch hinunter gegangen bist. Apropos von wegen unten. Der Hr. Langer ist der Mutter und Tochter ums Tohr begegnet, mit dem Grafen, an dem sie ihn gleich kannten, Hr. Langen soll sie scharf angesehen, und sich etlichemal nach meinem Mädgen umgesehen haben, woraus die Alte nach ihrer Weltkänntniß schließen will, ere sey von verliebter Complexion, die Tochter, zerbricht sich den Kopf nicht drüber, und schreibt es auf Rechnung ihres Reitzes, von dem Sie seit deinem Briefe eine hohe Idee gekriegt hat. Sie mag aber haben was für einen Begriff sie will von ihrer Schönheit |: das ist das wahre von der Construcktion :| so weiß sie alle Reitzungen so gegen mich zu gebrauchen die kleine Zauberinn, daß sie mich mehr als jemals festhält. Es scheint als wenn sie sich gewisse Zeitpunkte zu nutze machte, sich immer tiefer in mein Herz zu graben. Aber höre wie stehts um deins? Erkläre dich deutlicher, wenn ich mir nicht den Kopf zerbrechen soll. Ich will deinen Brief niemanden zeigen ich will ihn zerreißen, ob ich gleich noch nicht das geringste Billiet von dir zerrissen habe, sage mir nur was heißt das? Allen kann es vielleicht verständlich scheinen, nur ich, der ich dich kenne, oder wenigstens zu kennen glaube, kann mir keine Auslegung darüber machen. Ich habe mir wircklich den Kopf zerbrochen, und habe nichts herausgebracht als daß du sie liebst. Aber das ist nicht sehr wahrscheinlich. Laß es seyn! Du hast es halb und halb getroffen. Bedauert habe[121] ich dich nicht, denn dazu weiß ich nicht genug, gelacht habe ich nicht, dazu fehlt mir eine Dosis Schadenfreude, das mercke ich aber daß ich dich und sie deßwegen mehr liebe, unendlich mehr liebe, aus Zärtlichkeit und aus Stolz, kanns auch erklären wie's zugeht, wie's aber mit dir zugeht das kann ich nicht erklären.

Ich binn bey Oesern gewesen, habe in deinem Nahmen Abschied genommen, und Langern empfohlen. Er fragte mich ob ich noch zum Grafen ginge, da ich's verneinte, bat er mich, ich möcht's doch ja thun. Da sagt ich ihm, es wären einige Umstände in der Haußkronick die es ausdrücklich verböten, weiter mit dieser Familie in Gemeinschafft zu leben; das meynte er, verstünde er nicht, und ich vertröstete ihn auf einen abermaligen Besuch, da ich ihn mit der Sache bekandter zu machen versprach. Zu Börnern will ich morgen gehn, und will ihn wegen des Schnupftuches um Raht fragen, und dein Geschäfte ausrichten.

Auf den Montag sagen die guten Studia mit Macht an, ich habe jetzo eben soviel Dummheit im Kopfe als ich brauche um fleisig zu seyn. Doch mein Schäferspiel soll nicht vergessen werden, du sollst's bald kriegen, du wirst's nicht mehr kennen es ist ganz geändert. Ich habe einen Plan zu einem neuen Romeo gemacht weil mir Weissens seiner beym Durchlesen gar nicht gefallen hat; Gott bewahre einen für der Idee ihn auszuführen.[122]


Un si penible ouvrage

Jamais d'un ecolier ne fut l'aprentissage.


und ich binn dem Himmel sey Danck noch ecolier per omnes casus. Adieu. Gott seegne sie. Ich habe viel geschrieben; aber warlich nicht viel.


1/30.


An Ernst Wolfgang Behrisch

Leipz. d 24. Octbr. 67.

Gestern einen Brief von dir, und hier die Antwort. Ich hätte aber doch geschrieben wenn ich auch keinen gekriegt hätte; daß du es nur weißt, alle Sonnabends um 7 geht ein Brief an dich ab, wornach du dich zu richten hast.

Dein Brief ist gut, denn er ist lang, meiner wird nach diesem Maasstabe nicht gut werden. Ich habe heut keine Schreiblaune.

Ich verstehe jetzo ziemlich alles, was ich mit meinem eingeschränckten Verstande schwerlich würde errahten haben, wegen des lieben und verlieben. Es ist aber eine dumme Division und ich könnte nicht eben sagen, daß es mir das angenehmste wäre wenn mein Mädgen diese hohe Liebe für einen Dritten fühlen sollte, doch sagt ein großer Dichter:


Ein Herz das Einen liebt, kann keinen Menschen hassen.


Was dencken Sie von diesen Sentiment, ist würcklich was wahres drinne; aber NB. im Specialfalle,[123] daß es Amine sagt, die diesen Schluß von sich gemacht hat.

Ich habe durch mein undeutliches Schreiben den Mißverstand verursacht, daß du Roman für Romeo gelesen hast. Ja, mein wehrter Critikus, ich binn so frey gewesen einen neuen Plan zu Romeo und Julie zu machen, der mir besser scheint als Weissens seiner, doch das in parenthesi, unter uns. Es wäre ein verfluchter Stolz wenn ich's laut sagte.

Dencke nur Richter, der auf der Mahler Akademie, hat gestern aus Grille angefangen mich Miniatur zu mahlen. Er hat mich in der Anlage recht hübsch getroffen, wenn er's nur nicht wieder verdirbt. Wir wollen um das Ding artiger zu machen, ihm etwas historisches geben, und zwar soll es Herzog Micheln bey dem:


Ey ja du kämst mir eben.


Vorstellen. Es ist hernach eine Fleurette wenn ich es meinem Mädgen schencke. Wie meynst du, könnte man nicht, wenn er reüßirte, so was mit Annetten wagen? Apropos, weil ich doch den Nahmen genannt habe und ich mercke daß er viel Stoff zu unsern Briefen geben wird; so muß ich varia supplementa ad hanc paragraphum anfügen: Hr. R. hat das Glück von ihr auf die Dauer geschoren zu werden weil er es nun mercken läßt daß er sich unter ihre Liebhaber rechent. Sie hat darinne eine närrische Manier, sie ist dem Leutenant, auch selbst diesem[124] ganz günstig gewesen, biß sie sich verliebt stellten, hernach wars aus, und es scheint, als obs ihre Freude wäre, ihnen die Köpfe herumzudrehen. Mir selbst macht sie's nicht besser, nur daß sie mir ihre Macht auf eine andre Facon fühlen läßt.

Auguste, ja das wäre gut, daß ich mich nicht in sie verlieben würde. Aber Teufel ich liebe sie doch recht sehr. Ihr dummer Zettel: Verzeihen Sie die Freiheit einer Ihnen gänzlich unbekandten Person, liegt so gut, als eins der besten Vigliettis in meinem Prachtkasten. Wüste es mein Mädgen. Ventresaintgris! Das würde mir den Kopf voll lärmen.

Ich bin heute auf der Akademie gewesen, Hr. Graf nebst Hrn. Langer kamen auch. Sie scheinen sehr gut zusammen zu stehen. Ich war schlimmen Humors, und redete nichts, dafür redete der Professor und Langer desto mehr. Er will anfangen zu zeichnen. Er machte mir ein Compliment, eine Fleurette und noch was, ich weiß nicht was auf einmal; aber wie gesagt, ich konnte ohnmöglich viel antworten.

Der Professor sagte heute zu mir, da ich über einige Schwürigkeiten verdrüßlich war: Seyn sie immer mit ihrem Zeichnen zufrieden, es wird nicht jedem so leicht wie ihnen, es wird schon werden. Das war groses Lob, worüber ich mich sehr freute. Ich will diesen Winter noch manches studieren, und hernach mit dem Märzen etwas nach Dreßden, und etwas an dich schicken. Gute Nacht. Auf den Sonnabend mehr.[125]


1/31.


An Ernst Wolfgang Behrisch

Leipzig d. 2 Nov. 67.

Daß du vom Sonnabend keinen Brief empfingst, wird dich gewundert haben, ohne wichtige Ursachen unterlasse ich es gewiss nie; aber es war auch eine wichtige Ursache, eine mit der wichtigsten, dem Halsbrechen so verwandte, kurz ich binn vom Pferde gestürzt, oder eigentlicher, ich habe mich vom Pferde gestürzt, da es mit mir, einem sehr ungeschickten Reuter durchging, um es nicht etwa zu einem Schleifen, oder sonstigem Stürzen kommen zu lassen. Das ist ein Paragraf in dem die Figur meines Gehirns modelirt ist, verwirrt, und unzusammenhängend. Es ist eine betäubende Sache um ein großes unverhoftes Glück. Dieses, daß ich nicht den Hals gebrochen habe hat mich glaub ich so im Kopfe schwindelnd gemacht. Aber, Gott sey Danck, ich habe mir keinen Schaden gethan, denn du kannst wohl rahten, das ich ein aufgestoßnes Kinn, eine zerschlagne Lippe, und ein geschellertes Auge nicht unter die großen Schäden rechne. So lange sich mein Mädgen nicht über die Verunzierung dieses Gesichts beschweert, so lang hats gute Weege. Wenn du diese Geschichte auf eine lächerliche Weisse erzält haben willst so laß sie dir von Hornen erzälen. Was aber das allercomischte ist,[126] ist, daß er im Anfang der erschrockenste und beängstigste war.

Das ist ein trauriger Brief, ein rechter ängstlicher Ton gegen meine launischen, närrischen Briefe. So ist's. Eine Wetterfahne die sich dreht, immer dreht, und seit einiger Zeit da der Wind meist aus Norden kömmt sich weniger dreht, aber doch immer so, daß gerne die Welt aus der Jahrszeit hinaus seyn möchte – Aber Gott versteht mich.

Meine Liebe laßt dich grüssen, ich liebe sie immer wie steets, sie mich? Ich glaub's einsweilen. Ich lebe nach deiner Vorschrifft so diät, als ein ängstlicher Junger Mensch auf Befehl seines Docktors bey gewissen Vorfallenheiten. Seit dem verfluchten Abend, da wir Schnupftuchsdeserts hatten, habe ich keinen bei ihr zugebracht.

So leb ich, fast ohne Mädgen, fast ohne Freund, halb elend; noch einen Schritt und ich binns ganz.

Liebe ist Jammer, aber ieder Jammer wird Wollust, wenn wir seine klemmende, stechende Empfindung die unser Herz ängstigt durch Klagen lindern, und zu einem sanften Kützel verwandlen; ach da geht keine Wollust über den Jammer der Liebe, wenn ein Freund unser Elend hört unsre Tränen sieht, und das was wir davon zu viel haben, gottgleich wegnimmt, und durch Mittleid unsere Wunde heilt; es ist auch Wollust das Jücken einer erst zugeheilten Wunde. Aber kein Krancker kann durch eines unempfindlichen Artztes[127] grausames: es hat nicht viel zu sagen, mehr geängstigt werden, als ein Seelenkrancker durch einen gefühllosen Freund. Ein zurücktretendes Ubel ist das gefährlichste, und es muß zurücktreten, für Schrecken zurücktreten; wenn der Krancke eine warme, sanfte Hand zu fassen hofft und eine kalte, kalte zu fassen kriegt. O das sind Allegorien. Die Einbildungskraft gefällt sich in dem weiten geheimnißvollen Felde der Bilder herumzuschweifen, und da Ausdrücke zu suchen, wenn Wahrheit den nächsten Weg nicht gehen darf oder nicht gerne gehen möchte. Du verstehst mich. Noch einige Sentenzen und du wirst mich ganz verstehn. Treue ist nicht das einzige Erforderniß zu einem Freude. Warum wären Freunde so selten? Einen treuen Freund gefunden haben, heißt einen ehrlichen Mann gefunden haben, und die giebts, sage der Misantrope was er will. Aber Empfindung, ist kein Werck groser, guter Grundsätze, herbey hat sie keiner philosphiert, hinweg die meisten. Sie ist keine Würckung eines guten Herzens, ein Herz kann rechtschaffen fühlen, und doch kalt seyn. Wer einem kalten Herzen warmes Elend vertraut, ist ein Tohr, wie ein Liebhaber, der am Bache ins Schilf klagt, das ihn, statt ihn zu bedauern auszischt.

Siehst du das meyn' ich, und wollte Auerbachshof wäre nicht leer. Sonst war er ein Zufluchtsort, itzt muß ich in die Feuerkugel fliehen, und, das weißt du, da war ich nie recht zu Hause.[128]


d. 3 Nov. Morgends.

Ich hoffe heute auf einen Brief von dir, und da hab ich ihn. Es ist gut daß du wohl bist, und so nah am Himmel. Aber mir ist angst, vor dem Blute des Knaben, es giebt angebohrene Härten, die keine Erziehung keine Güte erweicht; doch so eine Frau könnte einen Teufel zum Engel umschmelzen, von ihr unterstürtzt kannst du alles hoffen. Ich möchte nicht Fürst seyn; er muß sich doch manchmal schämen wenn er seine Gemahlinn bedächtig ansieht, und sich ein paar Jahre zurückerinnert. »O möchte ich doch nie aus deinen Armen gerissen werden, möchte ich doch mein eigner Herr seyn, um jener schröcklichen Verbindung entsagen zu können die durch Interesse und nicht durch Liebe geknüpft ward. O wie hasse ich meine zukünftige Gemahlin, muß mein Herz nicht alles hassen, was mich von Dir entfernt. Sie mag gut seyn, man mag ihr Eigenschafften zuschreiben welche man will, aber sie ist nicht du und in dir nur ist meine Glückseeligkeit. Ich will sie heurahten, ich muß, aber mein Herz soll sie nicht haben, dir soll nichts dieses Herz entreissen, niemand und wenn es ein Engel wäre«. So redete der Fürst noch vor wenigen Jahren, in den Armen seiner Geliebten – hat er nicht so geredet; so nenne mich einen elenden, nichts verstehenden Schulknaben, und hat er das gesagt, so mag ich nicht er seyn um alles. So was, von so einer Frau gesagt zu haben, würde mich toll machen,[129] ich würde mich des Paradieses und meiner Eva unwürdig halten, und mich an den ersten Baum hängen und wenn es der Baum des Lebens wäre.

So was von Claviere fiel mir neulich schon ein, als du schreibst, du könntest keins kriegen, ich wills überlegen. Morgen geh ich zu Breitkopfs, die verschicken immer Claviere, da will ich fragen was so ein Kasten kostet, und wo man ihn am besten machen lässt, und wie manns am besten transportiert. Es gehen doch wohl oft Fuhrleute dahinüber.

Mein zerschmissenes Gesicht hält mich zu Hause, sonst kriegtest du so keinen langen Brief. Ich habe dir noch viel zu sagen, wenn sich's nur nicht so langsam schriebe.

Hr. Langer zeichnet mit auf der Ackademie, es mag ein guter Mann seyn, denn du glaubt's, und hast ihn lieb. Ich weiß nicht ob meine Seele jetzt aller neuen Verbindung geschlossen ist, oder wie's ist, genug er wäre mein Freund nicht. Er hat mir nichts getahn und ich kann ihn nicht leiden. Warum? frage die kleine Fritze, die will ihm auch keine Hand geben, sie weiß so wenig warum als ich. Rahten kann ichs, man liebt den Nachfolger niemals wenn man den Vorfahren geliebt hat; Platzfolge ist immer eine Art von Vertreibung.

Du wirst über meinen Brief lachen, er ist sehr sententiös. Ich kann mir nicht helfen, ich habe viele gute Gedancken, und kann sie nirgends brauchen als[130] gegen dich. Wäre ich Autor, da würde ich sparsamer seyn, um sie ans Publicum dermaleinst verschwenden zu können.

Annette und Horn lassen dich grüssen, sie erwarten beyde Briefe, wer mit mehrerem Rechte, das magst du entscheiden. Erwarte auf den Sonnabend wieder einen von mir, denn dieser ist für den vergangnen. Du wirst mir nicht immer so exackt antworten, ich will dirs verzeihen, bist du einmal mehr eingerichtet; kannst du auch etwas gewisses deßwegen einrichten. Hübschmann der jetzige Tertius der Nickelsschule, schickt dir seinen Seegen nach, und bedauert, daß er dir ihn nicht mitgeben können.


1/32.


An Ernst Wolfgang Behrisch

Leipzig d. 7. Nov. 67.

Es ist schon sechs, und um 7 geht die Post, aber ich muß dir schreiben. Liebster, es ist Sonnabend und wenn ich nicht schriebe, könntest du dencken mein Fall wäre gefährlicher gewesen als er ist. Ich binn ganz wiederhergestellt, und ich hoffe nicht daß es etwa heimliche Folgen möge gehabt haben. Eine Uhr steht oft nicht gleich stille, trenn wir sie fallen lassen, nach einem halben Jahre bemercken wir manchmal Unrichtigkeiten deren Grund wir nicht einzusehen wissen und – Das sind traurige Betrachtungen, die ich nie,[131] und am wenigsten jetzt machen sollte, da ich komme das größte Glück gehabt zu haben, daß sich ein Mensch von meiner, von Unsrer Empfindung wünschen kann. Ja Behrisch ich habe meine Jetty eine Halbestunde ruhig, ohne Zeugen unterhalten, ein Glück daß ich jetzt manchmal genieße, sonst nie genoß. Diese Hand die jetzt das Papier berührt um dir zu schreiben, diese glückliche Hand drückte sie an meine Brust. O Behrisch es ist Gift in denen Küssen! Warum müssen sie so süse seyn! Sieh' diese Seeligkeit habe ich dir zu dancken. Dir! Deinem Raht, deinen Anschlägen. So eine Stunde! Was sind tausend von den runzlichten, todten, mürrischen Abenden gegen sie? Und diese Stunde bin ich dir schuldig, ich wüßte niemanden dem ich sie lieber schuldig wäre als dir. Gott seegne dich! Ich bete oft für dich wenn ich im Himmel binn, dort binn ich, wenn sie mich in ihren Armen hält. Ich sage mir oft: wenn sie nun deine wäre, und niemand als der Tod dir sie streitig machen, dir ihre Umarmung verwehren könnte? Sage dir was ich da fühle, was ich alles herumdencke – und wenn ich am Ende bin; so bitte ich Gott, sie mir nicht zu geben. Ist je ein Gebet erhört worden, so wirds dieses, und die Erfüllung brauchte – pfuy das ist ein häßlicher gotteslästerlicher Gedancke, ein Gedancke, der das Gebet zu verdrängen gerichtet ist. So geht's im Glück, so lange das mit uns hält, so lange halten wir selten mit unserm Herregott.

[132] Sieht wie ich ernsthaft geworden binn. Das arrivirt mir oft. Ich habe dir viel über meinen Seelen Zustand zu schreiben, nur jetzt nicht, die Zeit ist zu kurz. Ad varia. Hr. Avenarius hat sich in einem Briefe deiner erinnert und läßt dir es vermelden. Ich bin bey Fritzgen gewesen, die ganz eingezogen geworden ist. So sittsam, so tugendhaft. Ich wette sie verliebt sich in mich, wenn ich noch etlichemal herauskomme faute de quelque chose de mieux. Sie ist abscheulich erber, erber im eigentlichen Verstande. Kein nackend Hälsgen mehr, nicht mehr ohne Schnürbrust, daß es mir ordentlich lächerlich tuht. Sie ist manchmal Sontags alleine zu Hause. Vierzehn Tage Vorbereitung und so ein Sontag sollten die Erberkeit von dem Schlosse wegjagen, und wenn zehen solche Injenieurs zehen solche Halbejahre an der Befestigung gearbeitet hätten. Würcklich Avenarius hat sie etwas besser gemacht das muß ich ihm nachsagen. Könnte ich's aber nur ungestraft tuhn und stünden im Brühle nicht manche Nägel und Stricke parat, wann man so was erführe, so würde ich die affaire des Teufels übernehmen, und das gute Werck zu nichte machen. Kennst du mich in diesem Tone Behrisch? Es ist der Ton eines siegenden iungen Herrn. Und der Ton, und ich zusammen! Es ist komisch. Aber ohne zu schwören ich unterstehe mich schon ein Mädgen zu verf – wie Teufel soll ich's nennen. Genug Monsieur, alles was sie von dem gelehrichsten und fleißigsten ihrer Schüler erwarten können.

[133] Ich finde bey der Durchlesung den Schluß meines Briefes sehr toll. Ich habe nicht Zeit noch ein Blatt zu nehmen. Gute Nacht.


1/33.


An Ernst Wolfgang Behrisch

Dienstags d. 10 Nov. 67.

Es ist gut daß ich heute einen Brief von dir gekriegt habe. Sieh ich antworte auch gleich, ob du gleich dieses Blat erst Sonnabends kriegen sollst.


Abends um 7 Uhr.

Ha Behrisch das ist einer von den Augenblicken! Du bist weg, und das Papier ist nur eine kalte Zuflucht, gegen deine Arme. O Gott, Gott. – Laß mich nur erst wieder zu mir kommen. Behrisch, verflucht sey die Liebe. O sähst du mich, sähst du den elenden wie er raßt, der nicht weiß gegen wen er raßen soll, du würdest jammern. Freund, Freund! Warum hab ich nur Einen?


um 8 Uhr.

Mein Blut läuft stiller, ich werde ruhiger mit dir reden können. Ob vernünftig? das weiß Gott. Nein, nicht vernünftig. Wie könnte ein Toller vernünftig reden. Das bin ich. Ketten an diese Hände, da wüßte ich doch worein ich beissen sollte. Du hast viel mit mir ausgestanden, stehe noch das aus. Das[134] Geschwätze, und wenn dir's Angst wird, dann bete, ich will Amen sagen, selbst kann ich nicht beten. Meine – Ha! Siehst du! Die ist's schon wieder. Könnte ich nur zu einer Ordnung kommen, oder käme Ordnung nur zu mir. Lieber, lieber.

Horn war da, ich hatte ihn herbestellt mir etwas vorzulesen, ich habe ihn abweisen lassen, er glaubt ich liege im Bette. Der muß mich nicht stören wenn ich mit dir rede. Er ist ein guter Junge, aber wenn's auf's stören ankömmt, da ist er ein Meister drinne. – Tausend Sachen, und nicht die rechte. – O Behrisch. Behrisch! Mein Kopf.

Ich habe mir eine Feder geschnitten um mich zu erholen. Laß sehen ob wir fortkommen. Meine Geliebte! Ab sie wird's ewig seyn. Sieh Behrisch in dem Augenblicke da sie mich rasen macht fühl ich's. Gott, Gott warum muß ich sie so lieben. Noch einmal angefangen. Annette macht – nein nicht macht. Stille, stille, ich will dir alles in der Ordnung erzählen.

Am Sonntage, ging ich nach Tische zu Docktor Hermann, und kehrte um drey zu Schönkopfs zurück. Sie war zu Obermanns gegangen ich wünschte mich zum erstenmale in meinem Leben hinüber, wußte aber kein Mittel, und entschloß mich zu Breitkopfs zu gehen. Ich ging, und hatte oben keine Ruhe. Kaum war ich eine Viertelstunde da, so sagt' ich der Mamsell, ob sie nichts an Obermanns wegen der Minna zu bestellen hätte. Sie[135] sagte nein. Ich insistirte. Sie meynte, ich könnte da bleiben, und ich, daß ich gehen wollte. Endlich, von meinen Bitten erzürnt schreib sie ein Billiet an Mamf. Obermann gab mir's und ich flog hinunter. Wie vergnügt hoffte ich zu seyn. Weh ihr! Sie verdarb mir diese Lust. Ich kam. Mams. Obermann erbrach das Billiet, es enthielt folgendes: »Was sind die Manspersonen für seltsame Geschöpfe. Veränderlich, ohne zu wissen warum. Kaum ist Hr. Goethe hier so giebt er mir schon zu verstehen daß ihm Ihre Gesellschafft lieber ist als die meinige. Er zwingt mich ihn etwas aufzutragen und wenn es auch nichts wäre. So böse ich auch auf ihn deßwegen binn, so weiß ich ihm doch Danck, daß er mir Gelegenheit giebt Ihnen zu sagen, dass ich beständig sey

Die Ihrige.

«

Mamsell Obermann nach dem sie den Brief gelesen hatte versicherte mir daß sie ihn nicht verstünde, mein Mädgen laß ihn und anstatt daß sie mich für mein Kommen belohnen, mir für meine Zärtlichkeit dancken sollte, begegnete sie mir mit solchem Kaltsinn daß es der Obermann so wohl, als ihrem Bruder mercklich werden mußte. Diese Aufführung die sie den ganzen Abend, und den ganzen Montag fortsetzte verursachte mir solches Aergerniß, daß ich Montags Abends in ein Fieber verfiel, das mich diese Nacht mit Frost und Hitze entsetzlich peinigte, und diesen ganzen Tag zu Hause bleiben hieß – Nun! O Behrisch, verlange nicht daß ich es mit kalten Blute erzähle. Gott. –[136] diesen Abend schicke ich hinunter, um mir etwas holen zu lassen. Meine Magd kommt und bringt mir die Nachricht, daß Sie mit Ihrer Mutter in der Commödie sey. Eben hatte das Fieber mich mit seinem Froste geschüttelt, und bey dieser Nachricht wird mein ganzes Blut zu Feuer! Ha! In der Comoedie! Zu der Zeit da sie weiß daß ihr Geliebter kranck ist. Gott. Das war arg; aber ich verzieh's ihr. Ich wußte nicht, welch Stück es war. Wie? sollte sie mit denen in der Comödie seyn. Mit denen! Das schüttelte mich! Ich muß es wissen. – Ich kleide mich an und renne wie ein toller nach der Comödie. Ich nehme ein Billiet auf die Gallerie. Ich bin oben. Ha! ein neuer Streich. Meine Augen sind schwach, und reichen nicht biß in die Logen. Ich dachte rasend zu werden, wollte nach Hause laufen, mein Glas zu holen. Ein schlechter Kerl, der neben mir stand riß mich aus der Verwirrung, ich sah daß er zwey hatte, ich bat ihn auf das höflichste, mir in's zu borgen, er taht's. Ich sah hinunter, und fand ihre Loge – Oh Behrisch –

Ich fand ihre Loge. Sie saß an der Ecke, neben ihr ein kleines Mädgen, Gott weiß wer, dann Peter, dann die Mutter. – Nun aber! Hinter ihrem Stuhl Hr. Ryden, in einer sehr zärtlichen Stellung. Ha! Dencke mich! Dencke mich! auf der Gallerie! mit einem Fernglaß – das sehend! Verflucht! Oh Behrisch, ich dachte mein Kopf spränge mir für Wuht.[137] Mann spielte Miss Sara. Die Schulzen machte die Miss, aber ich konnte nichts sehen, nichts hören. meine Augen waren in der Loge, und mein Herz tanzte. Er lehnte sich bald hervor, daß das kleine Mädgen das neben ihr saß nichts sehen konnte. Bald trat er zurück, bald lehnte er sich über den Stuhl und sagte ihr was, ich knirschte die Zähne und sah zu. Es kamen mir Tränen in die Augen, aber sie waren vom scharfen Sehen, ich habe diesen ganzen Abend noch nicht weinen können. – Hernach dacht ich an dich, ich schwöre es dir, an dich, und wollte nach Hause gehen, und dir schreiben, und da hielt mich der Anblick wieder, und ich blieb. Gott, Gott! Warum mußte ich sie in diesem Augenblicke entschuldigen. Ja das taht ich. Ich sah wie sie ihm ganz kalt begegnete, wie sie sich von ihm wegwendete, wie sie ihm kaum antwortete, wie sie von ihm importunirt schien, das alles glaubte ich zu sehen. Ah mein Glas schmeichelte mir nicht so wie meine Seele, ich wünschte es zu sehen! O Gott und wenn ich's würcklich gesehen hätte, wäre Liebe zu mir nicht die letzte Ursache, der ich dieses zuschreiben sollte.

Es schlägt neune, nun wird sie aus seyn die verdammte Comoedie. Flucht auf sie. Weiter in meiner Erzählung. So saß ich eine Viertelstunde und sah nichts als was ich in den ersten fünf Minuten gesehen hatte. Auf einmal faßte mich das Fieber mit seiner ganzen Stärcke, und ich dachte in dem Augenblicke[138] zu sterben; ich gab mein Glaß an meinen Nachbaar, und lief, ging nicht aus den Hause – und binn seit zwey Stunden bey dir. Kennst du einen unglücklicheren Menschen, bey solchem Vermögen, bey solchen Aussichten, bei solchen Vorzügen, als mich, so nenne mir ihn und ich will schweigen. Ich habe den ganzen Abend vergebens zuweinen gesucht, meine Zähne schlagen an einander, und wenn man knirscht, kann man nicht weinen.

Wieder eine neue Feder. Wieder einige Augenblicke Ruhe. O mein Freund. Schon das dritte Blat. Ich könnte dir tausend schreiben, ohne müde zu werden. Ohne fertig zu werden. Welcher Elender hat sich je satt geklagt.

Aber ich liebe sie. Ich glaube ich träncke Gift von ihrer Hand. Verzeih mir Freund. Ich schreibe warlich im Fieber, warrlich im Paroxismus. Doch laß mich schreiben. Besser ich lasse hier meine Wuht aus, als daß ich mich mit dem Kopf wider die Wand renne.

Ich habe eine Viertelstunde auf meinem Stuhle geschlafen. Ich binn würcklich sehr matt. Aber das Blatt muß diesen Abend noch voll werden. Ich habe noch viel zu sagen.

Wie werde ich diese Nacht zu bringen? dafür graut's mir. Was werde ich morgen tuhn? das weiß ich. Ich werde ruhig seyn biß ich ins Hauß trete. Und da wird mein Herz zu pochen anfangen,[139] und wenn ich sie gehen oder reden höre, wird es stärcker pochen, und nach tische wird' ich gehen. Seh ich sie etwa, da werden mir die Tränen in die Augen kommen, und werde dencken: Gott verzeih dir wie ich dir verzeihe, und schencke dir alle die Jahre, die du meinem Leben raubst; das werde ich dencken, sie ansehen, mich freuen daß ich halb und halb glauben kann daß sie mich liebt, und wieder gehen. So wird`s seyn morgen, übermorgen, und immer fort.

Sieh Behrisch, die Sara sah ich einmal mit ihr. Wie unterschieden von heute. Es waren ebendieselben Scenen, eben die Acteurs, und ich konnte sie heute nicht ausstehn. Ha! alles Vergnügen liegt in uns. Wir sind unsre eigne Teufel, wir vertreiben uns aus unserm Paradiese.

Ich habe wieder geschlafen, ich binn sehr matt. Wie wird's morgen seyn. Mein armer Kopf dreht sich. Morgen, will ich ausgehen, und sie sehn. Vielleicht hat ihre ungerechte Kälte gegen mich nachgelassen. Hat sie's nicht so binn ich gewiss, einen gedoppelten Anfall von Fieber morgen abend zu kriegen. Es sey! Ich binn nicht mehr Herr über mich. Was taht ich neulich als ich von meinem unbändigen Pferde weg gerissen ward? Ich konnte es nicht einhalten, ich sah meinen Todt, wenigstens einen schröcklichen Fall vor Augen. Ich wagt' es, und stürzte mich herunter. Da hatte ich Herz. Ich binn vielleicht nicht der herzhafteste, binn nur gebohren in[140] Gefahr herzhaft zu werden. Aber ich binn jetzt in Gefahr, und doch nicht herzhaft. Gott! Freund! weißt du was ich meyne? Gute Nacht. Mein Gehirn ist in Unordnung. O wäre die Sonne wieder da! Unzufriedenheit! Ich weiß warrlich nicht mehr was ich schreibe.


Mittwochs früh.

Ich habe eine schröckliche Nacht gehabt. Es träumte mir von der Sara. O Behrisch, ich bin etwas ruhiger, aber nicht viel. Ich werde sie heute sehen. Wir probieren unsre Minna bey Obermanns und sie wird drüben seyn. Ha, wenn sie fortführe sich kalt gegen mich zu stellen! Ich könnte sie strafen. Die schröcklichste Eifersucht sollte sie quälen. Doch nein, nein, das kann ich nicht.


Abends um 8.

Gestern um diese Zeit, wie war das anders als jetzt. Ich habe meinen Brief wieder durchgelesen und würde ihn gewiß zerreissen, wenn ich mich schämen dürfte, vor dir in meiner eigentlichen Gestalt zu erscheinen. Dieses heftige Begehren, und dieses eben so heftige Verabscheun, dieses Rasen und diese Wollust werden dir den Jüngling kentlich machen, und du wirst ihn bedauern.

Gestern machte das mir die Welt zur Hölle, was sie mir heute zum Himmel macht – und wird so lange machen, biß es mir sie zu keinem von beyden mehr machen kann.

[141] Sie war bey Obermanns und wir waren eine viertelstunde allein. Mehr braucht es nicht um uns auszusöhnen. Umsonst sagt Schäckespear Schwachheit dein Nahme ist Weib, eh würde man sie unter dem Bilde des Jünglings kennen. Sie sah ihr Unrecht ein, meine Kranckheit rührte sie und sie fiel mir um den Hals, und bat mich um Vergebung, ich vergab ihr alles. Was hätte ich zu vergeben, in Vergleich des was ich ihr in diesem Augenblicke vergeben haben würde.

Ich hatte Stärcke genug ihr meine Narrheit mit der Comödie zu verbergen. Siehst du, sagte sie, wir waren gestern in der Comödie, du mußt darüber nicht böse seyn. Ich hatte mich ganz in die Ecke der Loge gerückt, und Lottchen neben mich gesetzt, daß er ja nicht neben mich kommen sollte. Er stand immer hinter meinem Stuhle, aber ich vermied so viel ich konnte mit ihm zu reden, ich plauderte mit meiner Nachbarinn in der nächsten Loge, und wäre gern bey ihr drüben gewesen. – O Behrisch, das alles, hatte ich mir gestern überredet, daß ich es gesehn hätte und nun sagte sie es mir. Sie! Um meinen Hals gehangen. Ein Augenblick Vergnügen ersetzt tausende voll Quaal, wer möchte sonst leben, mein Verdruß war vorbey, ein vergangenes Ubel ist ein Gut. Die Erinnerung überstandener Schmerzen, ist Vergnügen. Und so ersetzt! mein ganzes Glück in meinen Armen. Die schöne Schaam, die sie ohngeachtet unsrer Vertraulichkeit so oft ergreift, daß die mächtige Liebe,[142] sie wider das Geheiß der Vernunft in meine Arme wirst; die Augen die sich zu drücken, so oft sich ihr Mund auf den meinigen drückt; das süße Lächeln in den kleinen Pausen unsrer Liebkosungen, die Röhte, die Schaam, Liebe, Wollust, Furcht, auf die Wangen treiben, dies zitternde Bemühen sich aus meinen Armen zu winden, das mir durch seine Schwäche zeigt, daß nichts als Furcht sie je herausreissen würde. Behrisch, das ist eine Seeligkeit, um die man gern ein Fegfeuer aussteht. Gute Nacht, mein Kopf schwindelt mir wie gestern, nur von was anders. Mein Fieber ist heute ausgeblieben, so lang es so gutes Wetter bleibt wird es wohl nicht wieder kommen. Gute Nacht.


Freytags um 11. Nachts.

Mein Brief hat eine hübsche Anlage zu einem Werckgen, ich habe ihn wieder durchgelesen, und erschröcke vor mir selbst. Ich weiß nicht warum ich jetzt schreibe. Gute Nacht. Es war nur um dir gute Nacht zu sagen.


Sonnabends.

Ich hoffe daß dieses das letzte Blat seyn wird. Noch einige Punckte, auf deinen Brief.

Von Augusten ist noch kein Brief da. Das gute Mädgen. Wäre sie hier, ich wollte sie trösten. Trösten, im eigentlichen Verstande. Sieh, ich habe sie lieb, ob ich gleich ihr zu Liebe nicht das Fieber kriege. Guter Junge, ich will sie noch sehen. Sie[143] wird wohl so gut seyn und warten biß ich nach Dreßden komme, und geht sie nach Eulenburg; so geb ich mich für einen Stud. Theol. aus und besuche den Papa. Ach ich bin sehr närrisch.

Ich will dir wohl das Clavier geben, doch ich tuh's hinter meinem Vater, und da ists gefährlich. Wegen des Preises, weist du schon wie ich dencke, ist eine Sache mein, und mein Mädgen oder mein Freund feilscht drum so ist sie gewiß um den wohlfeilsten Anschlag zu haben. Unsre Väter dencken anders. Sie lassen sich für die Sprichwörter totschlagen, Handel leidet keine Freundschaft! Das dumme Ding hat gewiß ein Mäckler erfunden, oder ein Jude erfunden. Du siehst also was ich da tuhn kann, wenn ich etwas verkaufe das nicht mein gehört. Wenn ich dir's noch gebe, wie ich hoffe, so ist dein Gebot gut, und mit dem Zahlungs Termin hat's auch keine Eile.

Hr. Steiger ist sehr böse auf dich, und auf alles was dich liebt, er giebt dich von ganzem Herzen zum Teufel, weil du so unfreundschaftlich handeln, und weggehen können, ohne dich freundschaftlich, in seinen freundschaftlichen Armen, seiner Freundschaft zu empfehlen.

Annette grüßt dich. Ich dencke, nun hörte ich auf, Zwey Bögen. Lieber Gott was für ein Geschreibe. Ich hab's wieder durchgelesen, und glaube, daß es dich von jedem Fremden divertiren würde, allein deinen Freund wirst du bedauern. Es ist wahr[144] ich bin ein großer Narr, aber auch in guter Junge, Annette meynts, meynst du es nicht auch.


1/34.


An Ernst Wolfgang Behrisch

Leipzig d. 20 Nov. 1767.

Einen launischen Abend Behrisch! Sollte ich ihn nicht anwenden an dich etwas zu schreiben. Morgen ist Brieftag. Ich bin heute schon Zwölf Stunden dumm. Dein Brief ist ein guter Brief, ich habe Hornen einige Nutzanwendungen daraus vorgelesen, und er meynt, wenn ich immer dem was du gesagt, gefolgt hätte, und immer dem was du schreibest folgte; so könnte ich einer von den glücklichsten Menschen werden. Ich fühle der Junge redet wahr und doch kann ich weder dir noch ihm folgen. Mittlerweile etwas zur Geschichte des Herzens. Wir haben oft geredet, warum sie mich lieben möchte? Wir haben viel Stolz in ihren Bewegursachen zu finden geglaubt, was meynst du daß folgende Bemerckung bewieße. Seit einiger Zeit da ich sie des Abends nicht sehen konnte hat sie mir zwar alle Zärtlichkeit bezeigt, ist unruhig gewesen wenn ich einmal des Nachmittags nicht kam; allein sie plagte mich mit gar keiner Eifersucht, mit keinem Zweifel, das hieß, die Heftigkeit der Liebe hatte gegen sonst viel nachgelassen. Seit 4 Wochen, da sich die Geschichte mit der Minna angesponnen[145] hat, da ich öftrer zu Obermanns zu Breitkopfs komme, ist das Feuer wieder mit aller Heftigkeit ausgebrochen. Eine Eifersucht die oft biß zur Wuht geht, ein Argwohn, ein Neid der biß dahin geht daß sie nicht erfahren darf daß ich eine Hand geküßt habe, macht sie und mich elend. Es ist wahr sie ist seit etlichen Tagen unendlich elend, und das Mitleiden das ich mit ihr habe macht daß ich soviel Geduld habe. Was meynst du Behrisch sollte es nicht bloser Stolz seyn, daß sie mich liebt. Es vergnügt sie einen stolzen Menschen wie ich bin an ihrem Fusschemel angekettet zu sehen. Sie hat weiter nicht auf ihn acht so lang er ruhig liegt, will er sich aber loßreisen, dann fällt er ihr erst wieder ein, ihre Liebe erwacht wieder mit der Aufmercksamkeit.


Sonnabends.

Der Brief muß heute fort und ich habe nicht grosen Trieb zum Schreiben. Apropos wenn du mein Schäferspiel sehen solltest, du würdest es nicht mehr kennen, es sind nicht hundert Verse stehen geblieben, alles umgeschmolzen. Bald wird es ganz performirt seyn. Ich habe ein neues Lustspiel angefangen, der Tugendspiegel betittelt, in einem Ackt in Prosa.

Minna von Barnhelm ist zweymal auf dem Kochischen Theater seit ehe vorgestern aufgeführet worden, und hat sich fürtrefflich ausgenommen. Ich habe[146] einen Brief von meiner Schwester gekriegt davon ich dir nächstens ein excerptum schicken will, er enthält wieder ganz sonderbaare Dinge.

Mein Mädgen ist mit der Breitkopfen bekannt geworden, und haben einander sehr lieb gewonnen. Das närrischte ist die Art womit mir die Breitkopf erklärte daß sie Annetten gut wäre. Ich will dir sie erzälen. An einem Abende da ich bey Breitkopfs war schien sie mir etwas zu sagen zu haben, woran sie die Gegenwart der Brüder hinderte, ich schaffte sie fort, und sie fing mit etwas Verwirrung an: »Ich habe bemerckt, daß Sie immer schlimm and niemals gut von Frauenzimmern geredet haben«. Ich verteidigte mich mit launischen Einfällen, doch sie fuhr fort: »Das hat mich auf die Gedancken gebracht daß Sie gar kein gutes Mädgen kennten; allein ich binn überzeugt daß Sie welche kennen«. Ich fuhr in meinem ersten Tone fort, und wir wurden unterbrochen. Beym Abschied kriegte sie mich bey der Hand und zog mich bey Seite. »Ich habe Ihnen einen Auftrag zu geben«, sagte sie »wollen Sie ihn ausrichten« – »Recht gerne – nun so sagen Sie Mdll. Schönkopf daß ich sie recht herzlich liebe, und daß ich recht böß auf Sie binn, daß Sie mir nie ein Wort gesagt haben was für ein liebenswürdiges Frauenzimmer sie ist –«

Ich ging. Adieu. Was denckst du hiervon. O ich hätte dir noch viel zu sagen.[147]


1/35.


An Ernst Wolfgang Behrisch

Leipzig d. 27 Novemb. 67.

So viel ich jetzo wegen der morgenden Aufführung der Minna zu tuhn habe, will ich doch ein Blätgen an dich ausarbeiten.

Im Frieden werden die Zeitungen kleiner, wie nach der Messe die Tohrzettel, und wie meine Briefe nach einer ruhigen Woche. Wir haben würcklich diese Woche in einem dummen Frieden gelebt. Hinfüro wirst du immer wünschen kurze Briefe zu empfangen.

Annette wird morgen Bey der Vorstellung seyn, binn ich darum gebessert? Die nächste Woche erwarte ich ein ewiges Genecke; denn die Obermann wird Hannchen und ich Micheln zum Nachspiele machen. Doch ich will nach deinen Nutzanweisungen bey der Sache verfahren. Um von was andern, aber doch nicht ganz unterschiedenen zu reden schicke ich dir eine Scene aus dem Tugendspiegel.


Erster Auftritt.


Melly. Dodo, am Fuße eines

Baums sitzend. Nacht.


M. Schweig von ihr!

D. Dir einen rechten Possen zu spielen, möcht' ich fast. Topp, laß es uns versuchen, und wenn[148] wir nicht gleich schlafen wenn wir von ihr schweigen, so will ich in meinem Leben kein Auge wieder zutuhn.

M. Eben als wenn in der Welt sonst nichts zu reden wäre.

D. Zu reden wohl, nur nicht für uns. Nelly ist seit einem Jahre deine Hauptleidenschafft und unser Hauptgespräch, alles andre was uns in Sinn kommen konnte, ware wie kleine Bächelgen die am Ende doch in den großen Fluß liefen.

Als Kaufleute redeten wir zwar oft von unserm Handel, das war wohl eins.

M. Und von unsern Waaren, zwey.

D. In meinem Lande gehören die Waaren zum Handel. Du schienst sie nicht dazu zu rechnen, man sahs aus deinem Verschencken aus deiner Wirthschaft.

M. Leider.

D. Aber Wahrheit behauptet ihr Recht. Es ist kein Handel ohne Waaren, dein Unglück –

M. Freund rede von deinem! Meins wäre mir erträglich hätte ich nicht deins hinzugehäuft. deine Edelmuht für mich gutzusagen –

D. Reut mich nicht,

M. Da sie dich doch ins Verderben riß, da sie dich mit mir zu fliehen Zwang, dich nötigte mein Elend zu teilen,

D. Und mich auf diese Art glücklich machte.[149]

M. Edler Freund.

D. Nicht so edel wie du denckst. Was brauchte es Uberwindung mich mit dir zu Verbannen, da ich entfernt von dir Mitten in meiner Vaterstadt verbannt gewesen wäre.

M. Du suchst mich zu entschuldigen, um mir verzeihen zu können. Du kannst's aber nie werde ich der vergeben, die Schuld an unserm Elende war.

D. Meynst du Nelly? Da ist sie wieder, sagt ich's nicht. und Nelly war an deinem Unglücke nicht Schuld. Diese Feste die du gabst, diese Bälle die du anstelltest –

M. Stellte ich sie nicht für Sie an, gab ich sie nicht für Sie. Ich erschöpfte mich weil ich sie liebte.

D. Sage närrisch liebte, und du wirst recht haben. Nelly liebte das Vergnügen und dich. Diese letzte Neigung steets zu unterhalten glaubest du es nohtwendig, der ersten beständige Nahrung zugeben. Darinne war's versehn, du rouinirtest dich ohne Nutzen. Wie oft habe ich sie beobachtet, wenn du von liebe Truncken, Sie nicht beobachten konntest. Sie hatte ein gutes Herz. Der Gedancke dich zu verderben, vergiftete ihr oft den Genuß des Aufwands den du machtest.

M. Warum litt sie ihn.

D. Anfangs aus Leichtsinn, Wollust und Stolz, Hernach aus Gefälligkeit, und zuletzt aus Gewohnheit. Weniger glänzende Vergnügen würden[150] länger gedauert, sie zufriedner und dich glücklicher gemacht haben.

M. Du irrst Lärmende Freude war ihr unentbehrlich.

D. Nachdem du sie unentbehrlich gemacht hattest. Ein Liebhaber sollte gegen seine Geliebte so spaarsam mit Geschencken seyn, als sie gegen ihn mit Gunstbezeugungen seyn soll. Man erweitert sich den Magen vom vielen Essen.

|: Die Fortsetzung nächstens :|


1/36.


An Ernst Wolfgang Behrisch

Leipzig d. 4. Dec. 1767.

Hören Sie nur Mosier Behrisch wenn Sie hinführo mich solange warten lassen, und mir hernach so ein miserables Briefgen schicken; so werde ich mich revangieren, und meine sonnabendliche Postreuter, besonders bey jetzigem Schneegestöbere spaarsamer ausschicken. Ich schreibe da eine Scene, |: wenigstens ein Stück davon :| mit vieler Mühe ab, und zu allem Dancke vergleicht sie der Herr mit dem Medon. Nun wahrhaftig du sollst weder das übrige von dieser Scene noch das ganze Stück zu sehen kriegen, wenns fertig ist. Hätte ich Kinder, und einer sagte mir: sie sehen diesem oder jenem ähnlich, ich setze sie aus wenn's wahr wäre, und wär es nicht wahr so sperrte ich sie ein; alle meine Scenen will ich verbrennen wenn sie[151] dem Medon ähnlich sehen. Hiermit wär's also alle und ich behalte meine Comödie für mich.

Ehe ich aus Leipzig gehe mache ich ein Legat, daß Medon alle Jahre auf meinen Geburtstag umsonst gespielt werden soll.

Hier schicke ich dir mein letztes Gedicht. Ich halte es für gut, und es soll in den zweyten Teil meiner Wercke kommen. Höre, ich will dir mit dem Claviere ein Reißzeug schicken, schreibe mir doch die Oden an dich und das kleine Hochzeitgedicht und dieses auf die Lagen ab, die du noch drüben hast. Hübsch, aber ohne Vignetten, nur mit bloßen Strichelgen. Der Kasten zum Claviere soll 1: 8 gr. kosten. Du sagtest mir ja einmal was von Fuhrleuten die du kenntest, schreibe mir, was du weißt.

Ich habe seit deiner Abreiße sonst gar nichts gemacht. Mein Schäferspiel liegt gar, ob es gleich ziemlich fertig ist, und mir an einigen Stellen selbst gefällt.

Was macht Auguste? Ich binn willens ihr den zweyten Teil zu dediciren, und ihn nach ihrem Nahmen zu nennen, ich liebe das Mädgen recht sehr.

Hr. Langer, der mich heute früh auf der Academie peremtorie invitirt hat ihn zu Anfang der andern Woche zu besuchen, lässt dir sagen: er werde dir den nächsten Posttag schreiben, weil es Zeit erfordre deinen Auftrag auszurichten.

Von Zerbster Bier weiß man auf dem Rahtskeller[152] gar nichts, so wenig als man darauf von gutem Biere weiß. Ubrigens kriegt man es jetzo in Leipzig höchstens nur par rencontre, und für diesesmal kann ich keinen ausfündig machen der es hätte

Schreibe mir doch etwas wie es in Dessau dir geht. Ich schreibe dir immer so viel von mir, und du schreibst mir gar nichts von dir. Ich glaube gar du bist in Dessau vornehm geworden. Es ist wahrscheinlich. Wenigstens lässest du mich gar keinem Anteil an deinem Schicksaal nehmen, und mich muhtmasen daß du eben so wenig, an meinem nimmst. Wenn ich alle deine Briefe an mich durchsehe; so finde ich wenig, oder nichts von deinem Zustande das du nicht eben so gut jedem Fremden hättest schreiben können. Freylich mag dein Briefwechsel mit Langern interessanter seyn. Er hütet sich zwar sehr mir was davon zusagen, aber Ein Wort, Zwey Worte und ich habe genug eine ganze Reihe zu rahten. Es ist gut wenn man zwey Freunde in einer Stadt hat, wo es manchmal was zu bestellen giebt, der eine besorgt die wichtigen Angelegenheiten und der andre das Zerbster Bier; und so hat jeder in seinem Departement seine Aufträge. Sie richten sich nun natürlicher Weise nach der Fähigkeit der Personen, Und nicht etwa pp.

Noch so einen ganzen Bogen würde ich voll schreiben wenn ich an mein Mädgen schriebe; aber gegen dich will ich barmherziger seyn. Daß ich böse binn, kannst du aus dem was ich geschrieben habe schon sehen;[153] warum ich böse binn wirst du auch sehen, und halb auch nicht, denn halb weiß ich es selbst nicht. Ich binn nun in einer übeln, sehr übeln Laune. Jeden andern Tag würde ich vielleicht anders geschrieben haben. Auch gut so. Was geschrieben ist ist geschrieben. Lebe wohl und liebe mich.


1/37.


An Ernst Wolfgang Behrisch

Leipzig d. 15. Dec. 1767.

Das war nun doch einmal ein vernünftiger Brief, und der erste gescheute den ich von dir gekriegt habe, ich will dir auch antworten weil ich in guter Laune binn, und das Wetter ist jetzt recht sehr veränderlich. Daß dir's wohl geht ist mir lieb, es könnte zwar besser seyn, aber bey wem könnte es nicht besser seyn

Ich binn bey Langern gewesen, es mag ein guter Mann seyn, und den Unterschied zwischen deinem und seinem Charackter zu fühlen, darf man nur die Art sehn wie er deine Stube meublirt hat. Ubrigens ist seine Wirthschafft recht gut eingerichtet. Es ist bald sechse ich habe den Brief zu lange liegen lassen nun muß ich eilen.

Du brauchst mir nun so balde nicht zu antworten, wenn du Zeit haben wirst, wird es gut seyn. Hättest du nur immer einige Erinnerungen über das Gedichte geschrieben, du weißt ja daß sie mir immer lieb sind.

[154] Aber die Apostrophe F**. muß stehen bleiben da kann ich dir nicht helfen. Es ist auch eine übertriebne Delicatesse von dir daß du sie ausstreichen willst. Den weiteren Verlauf der Scene sollst du bald haben. Der Kasten zum Claviere ist fertig und kostet 1. 8 gr. weiter ist es nicht nötig es einzuballiren sagt Breitkopf, schicke nun her wann du willst.

Adieu es ist Nacht. Künftige Woche mehr.


1/38.


An Ernst Wolfgang Behrisch

Leipzig d. [ 22.?] Decemb. 67.

Du kriegst heute wieder einen kleinen Brief, doch besser einen kleinen als gar keinen. Der zweyte Feyertag wird durch die zweytmalige Vorstellung der Minna verkläret werden, darauf wird Ball seyn, und das alles bey Obermanns Ich wünschte dich herüber, es ist doch immer drollig genug. Hr. Langer hat mich um ein Billet eventualiter gebeten, ich kann ihm aber keins schaffen, denn es ist nicht darauf angelegt. Es werden viele Zuschauer daseyn, und unsers Tellheims letzter Tag ist angebrochen; er ist sterblich in seine Minna verliebt, Gott helf ihm aus dieser Noht.

Das Clavier steht mir im Wege, lass es bald wegschaffen. Ehstens sollst du den Tugendspiegel und vielleicht noch ein andres Lustspiel kriegen. Gott seegne dich.[155]


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, IV. Abteilung, Bd. 1, S. 82-156.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Holz, Arno

Phantasus / Dafnis

Phantasus / Dafnis

Der lyrische Zyklus um den Sohn des Schlafes und seine Verwandlungskünste, die dem Menschen die Träume geben, ist eine Allegorie auf das Schaffen des Dichters.

178 Seiten, 9.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon