17

[725] An Lord Byron


Ein freundlich Wort kommt eines nach dem andern

Von Süden her und bringt uns frohe Stunden;

Es ruft uns auf, zum Edelsten zu wandern,

Nicht ist der Geist, doch ist der Fuß gebunden.
[725]

Wie soll ich dem, den ich so lang begleitet,

Nun etwas Traulichs in die Ferne sagen?

Ihm, der sich selbst im Innersten bestreitet,

Stark angewohnt, das tiefste Weh zu tragen.


Wohl sei ihm doch, wenn er sich selbst empfindet!

Er wage selbst, sich hochbeglückt zu nennen,

Wenn Musenkraft die Schmerzen überwindet;

Und wie ich ihn erkannt, mög er sich kennen.


Quelle:
Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Band 1, Berlin 1960 ff, S. 725-726.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte (Ausgabe letzter Hand. 1827)
Gedichte
Sämtliche Gedichte
Goethes schönste Gedichte (Insel Bücherei)
Wie herrlich leuchtet mir die Natur: Gedichte und Bilder (Insel Bücherei)
Allen Gewalten Zum Trutz sich erhalten: Gedichte und Bilder (Insel Bücherei)