Mai.

[244] 1. Früh 8 1/2 von Weimar ab nach Jena. Mittag bey Hrn. Hofr. Schiller. Nach Tische bey Hrn. Hofr. Loder. Abdrücke der geschnittnen Steine, welche Riccardi bey sich hatte. Zwey 1500 und ein schöner antiker Jupiter Serapis. Abends bey Hofrath Schiller über die dramatische Behandlung von Maria Stuart.

2. Einiges am Sammler. Spatzieren gefahren mit Prof. Meyer nach Burgau. Mittags bey Schiller, wo sich Cotta befand, auch kam Frau von Stein. Nachmittag und Abend meistens in dieser Gesellschaft zugebracht.

3. Ging Hr. Prof. Meyer fort. Spatzieren nach der Rasenmühle zu, kam gegen 11 Uhr Hofr. Loder, von Kotzebue, Hofrath Schiller; mit letztem fuhr ich nach Burgau und durch die Leutra[244] spatzieren, er blieb bey mir zu Tische. Über verschiedne Gegenstände, auch über eine anzulegende Academie. Briefe nach Weimar. An Herrn Prof. Meyer wegen Einrichtung des Haushalts. An Dem. Vulpius. Wegen der Pferde, wegen des Heideloffischen Packets. Den obigen Brief mit eingeschlossen nebst einem Kistchen I. G. G. sign. Abends bey Schiller das Dilettantenschema. Herrn Hofk. R. Kirms Hal tenhofischer Contract und Quittung von Pflug übersendet.

4. Früh Streit des Philosophen mit dem Gaste, um 11 Uhr spatzieren gefahren. Mittag zu Hause, nach Tische in den botanischen Garten. Alsdann zu Schiller, wo Kammerherr v. Mellish mit Frau und Fräul. Bose waren. Abends zu Hause. An Hrn. Registrator Vulpius. Wegen kleiner Aufsätze für Cotta. An Hrn. Prof. Döll in Gotha. Dank für Übernehmung des Monuments der Mad. Becker. Bitte um Zuschickung der Modelle davon. In vorigen Brief eingeschlossen.

5. Früh am Sammler, mit Hrn. Hofrath Schiller nach Burgau spatzieren gefahren. Correctur des dritten Bogens, des vierten Stücks. Pro Memoria und Brief an Prof. Meyer, wegen künftiger Correctureinrichtung. Mittag bey Schiller, dann mit demselben spatzieren. Abends[245] bey Hofr. Loder. An Hrn. Prof. Meyer. Correctur des dritten Bogens vom 4ten Stück. Pro Memoria wegen künftiger Correctureinrichtung und Brief deshalb. Weinzettel an Demois. Vulpius.

6. Früh am Sammler dictirt. 10 1/2 nach Dornburg mit Hrn. Hofr. Schiller gefahren. Bey Mellish zu Mittag, gegen 8 Uhr zurück, bey Schiller gegessen. Er erzählte die Geschichte seiner Krankheit.

7. Früh ein wenig spatzieren, dann das Schema zum siebenten Briefe des Sammlers. Gegen 10 Uhr Prof. Göttling, wegen des Zuckers aus Runkelrüben. Um 11 Uhr mit Herrn Hofr. Schiller gegen Lobeda spatzieren gefahren, dann in Voigts Garten. Den Lauf des Merkurs durch die Sonne beobachtet. Abends bey Hrn. Hofr. Schiller, vorher Expedition nach Weimar. Hrn. Prof. Meyer. Wegen der Kunstanzeige für Cotta in die allgemeine Zeitung. Dem.Vulpius. Gemeldet, daß die Pferde die Feyertage hinüber kommen sollen. Hrn. Hofk. R. Kirms. Austheilung der Rolle des Ersten Jägers in Wallensteins Lager. Anfrage wegen Seren. Rückkunft pp.

8. Früh 7ter Brief des Sammlers, dann spatzieren und im Garten. Abends mit Hofr. Schiller gegen Lobeda spatzieren gefahren. Die Idee von dem Naturgedichte durchgesprochen. Abends mit demselben allein gegessen.[246]

9. Revision des dritten Bogens. Frau von Müller kam, ein Bote von Weimar mit den Exemplaren Hermann und Dorothea. Expedition nach Weimar. Hrn. Geh.R. Voigt. Schloßbau pro Memoria wegen Stukator Hosmann, Dank für die Nachrichten von Rastadt. Prof. Meyer. Revision zurückgeschickt, wegen Stukator Hofmann. Hofkammerrath Kirms. Neue Austheilung des Wallensteinischen Lagers. Dem. Vulpius. Ankündigung der Pferde auf morgen. Alles vorige eingeschlossen. Abends bey Schiller. Vorher gegen Lobeda Spaziren gefahren mit ihm. Über Englische Geschichte.

10. Schickte den Wagen nach Weimar. Verschiednes durchdacht. Schluß des Sammlers Dilettantismus Achilleis. H.K. R. Kirms. Verordnung wegen der 10 pr. Cent. im Concept. Austheilung biß zu Ende. Gesuch der Wöchner wegen Vermehrung des Pr. Cents. Varia. Pr. Meyer. Bogen 4. Lob der Correcktoren. Durch die Botenweiber.

11. Abschriften des 6ten und 7ten Briefs vom Sammler. Über die Achilleis und den Dilettantism verschiednes gedacht. In den Botanischen Garten. Herrn v. Kotzebue besucht. Nach Tische in das Mühlthal geritten. Abends zu Schiller, über den 7ten Brief des Sammlers und einige Charaktere als Kotzebue, Schlegel pp.[247]

12. Früh den 8ten Brief des Sammlers. Expedition nach Weimar. Hofk. R. Kirms. Wallensteins Lager, wegen der Rolle der Katinka. Wegen der Austheilung bis ans Ende des Weimarischen Aufenthalts. Registr. Vulpius. Zurücksendung der Theatr. Abentheuer, nochmals wegen der Aufsätze an Cotta. Prof. Meyer. Nachricht, daß der Sammler geendigt. Über die nächsten Aufsätze in die Propyläen. Etwas über die Zeichnungen zur Ilias. Geh.R. Voigt. Wegen der Bibliothek und dem Schloßbau soll Mittwochs geantwortet werden. Etwas über Fichtens nächsten Aufenthalt und die Metakritik. Dem. Vulpius. Wegen ihrer Herkunft Sonnabends den 18. Mai, was sie mitzubringen hat, zwey Exemplare Herrmann und Dorothea. Alles vorige eingeschlossen mit der fahrenden Post.

13. Kam Fr. von Lengefeld, Fr. von Wolzogen und Fräulein v. Imhof von Weimar.

14. Die drey letzten Briefe des Sammlers corrigirt und weggeschickt, spatzieren gegangen. Aufsatz über Carrikatur, persönliche Satyre, Anekdoten und Nekrologie. Expedition nach Weimar. An Hrn. Prof. Meyer. Die drey letzten Briefe des Sammlers. Über verschiednes den Schloßbau betreffend, über seine Hierherkunft nächsten Donnerstag. Geh.R. Voigt. Acten wegen der Schloßdecoration. Votum über verschiedne Puncte den[248] Schloßbau betreffend, zwey Fichtiana. Brief, auf das Übersendete sich beziehend. Eine Schachtel mit Spargel. Dem. Vulpius. Brief der Mutter zurück. Wegen ihrer nächsten Ankunft, obiges Meyerische Packet mit eingeschlossen. Die Rollen von Piccolomini mit einem Briefe an Hrn. Hofk. R. Kirms durch Mad. Kotzebue nach Weimar.

15. Verschiedne Correcturen theils wegen der Propyläen theils an der Achilleis. Legat. R. Bertuch brachte seinen Naturgeschichtlichen Plan. Hrn. Geh. R. Voigt. Annahme der 1000 Thlr. Capital durch Hrn. Leg.Rath Bertuch.

16. Den geraubten Eimer von Tassoni gelesen. Abends bey Hufelands, wo große Gesellschaft war. Spät kam Hr. Prof. Meyer.

17. Früh mit Hrn. Prof. Meyer verschiedne Geschäftssachen abgehandelt. Mittag zu Schiller, wo wir bis Abends blieben und über die vorseyenden Geschäfte und Arbeiten conferirten. An Dem. Vulpius. Schlüssel zum Schreibtisch wegen Wallenstein und Piccolomini. Auftrag wegen Don Quixote. Durch Bauinspector Steffani.

18. Mit Hrn. Prof. Meyer ins Mühlthal, Abrede wegen der homerischen Unternehmung und den übrigen Arbeiten für die Propyläen. Mittags zu Schiller. Abends kamen die Meinigen, mit denen im Garten gegessen.

19. Früh Brief an Humboldt. An Frau Räthin[249] Goethe. Wegen der Bethmannischen Bestellung des Samens. Spatzieren gefahren gegen Lobeda. Mittags im Schloß gegessen. Mit den Meinigen Nachmittag zu Schiller, wo sich Frau von Stein befand. Die Idee von einem Zeitblatt in Kupfern durchgesprochen, so wie Abends das Schema zum Dilettantismus erweitert. Nachts im Garten gegessen.

20. Früh Expedition nach Weimar vorzüglich in Schloßbausachen. Packet an Herrn Geh.R. Voigt, enthaltend die Decorationsacten. Bericht und Rech nung, die botanische Anstalt betreffend. An Fräul. Imhof. Die zwey letzten Gesänge des Gedichts. An Prof. Thouret, zurückbehaltnes Concept in den Acten. An Bauinspector Steffani. Wegen des Schmidtischen Rähmchens, eingeschlossen an Hr. Geh.R. Voigt. Ging Prof. Meyer fort. Abends mit Schiller das Dilettantenwesen.

21. Nach Dornburg mit den Meinigen. Abends mit Schiller das Dilettantenwesen.

22. Früh im Garten. Dann zu Schiller. Den Dilettantism. Abends Idee zu einem Feste im Weimarischen Parck.

23. Verschiednes auf die Propyläen bezügliches durchgedacht. In den Garten. Um 11 Uhr spatzieren gefahren gegen Lobeda. Mittags im Garten gegessen. Nachmittags zu Schiller. Schema des[250] Dilettantism. Abends mit demselben spatzieren gefahren gegen Löbstädt. Über eine neue Ausgabe meiner kleinen Gedichte. Auch über eine Ausgabe meiner Werke überhaupt.

24. Nachtrag zur Niobe und Akademien corrigirt. Abends bey Schiller Fortsetzung der Abhandlung über den Dilettantismus. Vorher bey Prof. Göttling, seine Anstalt wegen der Runkelrüben besehen. An Hrn. Prof. Meyer. Mit Übersendung des gegenüber bemerkten Manuscripts.

25. Kam Hr. Geh.R. Voigt von Weimar. Mittag bey Hufelands, welcher pro loco disputirt hatte. Gegen Abend kurze Zeit bey Schiller, später im Garten. An Hrn. Hofkammerrath Kirms den Frieden am Pruth mit Austheilung.

26. Früh spatzieren gefahren. Mittag bey Hofrath Schiller die Schemata über den Dilettantismus geendigt.

27. Früh von Jena ab. Abends kam Durchl. der Herzog an. An Hrn. v. Humboldt zurückbehaltnes Concept unter Adresse v. Brinkmann.

28. Früh bey Durchl. dem Herzog.

29. Früh im Schlosse. Mittag bey Hofe. Abends mit Prof. Meyer spaziren gefahren.

30. Früh Schw. v. Lesbos und Varia zum Theater. Mittag bey Hofe.

31. Gingen Durchl. der Herzog mit Durchl. dem Erbprinzen und Suite nach Eisenach und Kassel[251] ab. Ging ich in das Schloß, hauptsächlich wegen der Stukator- und Quadrator-Arbeit. Abends bey Frau von Wolzogen, wegen dem ersten Gesang der Schwestern von Lesbos.


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 2, S. 244-252.
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