Juni.

[341] 1. Die 2 ersten Capitel der Wahlverwandtschaften dictirt. Nachmittags zu Müller und eine Sammlung der Carlsbader Mineralien revidirt. Abends zu Hause und an den Wahlverwandtschaften schematisirt. Brief von Cotta. Staatengeschichte: Rußland zur Hälfte.[341]

2. Das 3. und 4. Capitel der Wahlverwandtschaften dictirt. Vor und nach Tische das Schema von den folgenden Capiteln durchgedacht und umgeschrieben. Nach Tische Gewitter, starker Regen. Gegen Abend kühl. In der Staatengeschichte mit Rußland geschlossen.

3. Früh an den 3 Brunnen. Aufspürung der Leipziger. Einiges am Schema zu den Wahlverwandtschaften. Brief von August. Demselben geantwortet. An August nach Heidelberg. Staatengeschichte: Schweden und Dänemark. Von Reuterholm, Günstling des Herzogs von Südermannland, ob es der hier sich aufhaltende geheimnißvolle Schwede sey, von dem Fürst Hohenlohe gesprochen. Nach Tische in der Puppischen Allee; im goldenen Brunnen die angekündigten Toiletten zu sehen, wo ich aber nichts fand. Bey Mad. Pupp. Bey dem Kunsttischler über St. Florian. Bey dem Wiener Gemäldehändler.

4. Gestern Früh am Schloßbrunnen mit Mad. Limburger Eisenstuck und ihrer Familie gesprochen, ingleichen mit dem geheimnißvollen Schweden. An den Wahlverwandtschaften schematisirt. Nach Tische fortgefahren. In der Staatengeschichte Schweden wiederholt. Eine Stunde in der Puppischen Allee. Beym Zinngießer und Zinnasche brennen sehen. Handbuch der Technologie durchgesehen.[342] Briefe von Herrn von Hendrich und Frau von Stein angekommen.

5. Früh am Brunnen. Die Leipziger Damen. Um 9 Uhr in die Kirche, dem Hochamt beygewohnt. Auf der Wiese auf und ab. Nach Tische wegen des Regens nicht ausgegangen. Des Sallusts Bellum Jugurthinum. Einiges schematisirt an den Wahlverwandschaften.

6. Die Wahlverwandtschaften 5. und 6. Capitel und Anfang des 7. dictirt. Den Schluß vom Jugurthinischen Kriege. Übrigens meist mit Schematisirung der Wahlverwandtschaften begriffen. Wegen Regenwetters zu Hause. Kam Kriegsrath ........ von Breslau mit einem Brief von dem Kriegsrath von Stein und einigen Gipsabgüssen Nürnbergischer Medaillen aus dem 16. Jahrhundert von sehr verdienstlicher Arbeit.

7. Das 7. Capitel der Wahlverwandtschaften sodann noch das 8. Brief von Bettine Brentano. Wielands Übersetzung der Briefe des Cicero. Nach Tische am Schema der Wahlverwandtschaften. Späterhin auf dem Chotekschen Weg. Mad. Limburger mit ihrem Schwager Jordan und der Familie angetroffen. Mit ihnen bis nach dem Posthofe und zurück. Auf dem Chotekschen Weg einiges gezeichnet.

8. Früh im Schloßbrunnen. Nachher mit den Nichten der Mad. Limburger den Findlaterschen[343] Weg gegangen. Nachher zu Hause, die Aussicht vom Chotekschen Weg umgezeichnet auf ein großes Blatt. Nach Tische es revidirt nach der Natur. Verschiedene andre Kleinigkeiten nachgezeichnet. Abends Briefe von Knebel, Hendrich, Vulpius durch Frau von Ziegesar erhalten. Nach Tische die kleinern Zeichnungen mit Biester angewaschen.

9. Früh am Schloßbrunn, nachher am Neubrunn, Herrn von Ziegesar und Fräulein Sylvie begegnet. Dann zu Frau von Ziegesar. Anfrage wegen des Lottospiels bey dem Einnehmer. Nach Tische einige Landschaften ausgezeichnet. Nachher Abends nach dem Posthause, wo ich Herrn von Ziegesar und Fräulein Sylvie antraf; mit letzterer den Schloßberg hinauf bis gegen Findlaters Monument. Schöner Sonnenuntergang. Über den Theresenplatz zurück. Nachher zu Hause. Nach Tische gezeichnet.

10. Am Schloßbrunnen. Nachher zu Ziegesars, dann Einsatz ins Lotto besorgt. Nach Hause und gezeichnet. Nach Tische gleichfalls. Besuch von Herrn Jordan von Lyon. Nachher zu Herrn Kreishauptmann von Schiller, den ich nicht zu Hause traf. Dann zu Ziegesars. Es hatte den Tag über sich das Gerücht verbreitet, die Franzosen seyen bey Gabel in Böhmen eingefallen, aber zurückgewiesen. Früh Briefe von der Mutter. Regen.[344]

11. Früh wegen Regenwetters nicht ausgegangen. Gezeichnet. Hernach Schema von den Wahlverwandtschaften fortgesetzt. Gegen 12 Uhr zu Ziegesar. Nach Tische auf dem Chotekschen Weg, wo die Reuter am böhmischen Saale zu sehen waren. Hernach Besuch von Herrn von Ziegesar. Nachher zu Ziegesars, wo der Kammerrath von Flanz aus Gera war. Nach dessen Weggehn war die Rede von Frau von Stael, Frau von Buchwald seel.; wie auch von mancherley Hof- und Familiengeschichten. Z. E. die Geschichte der heimlichen Heirath des Herrn von Ende, sowie die Geschichte von dem Capital, das Frau von Buchwald auf Leibrenten an das Waisenhaus in Gotha gegeben hatte, aber so lange lebte, daß nach ihrem Tode 6000 Thaler zu viel gezahlt worden, welche durch ein Codicill an das Institut zurückgezahlt wurden.

Den ganzen Tag Regen.

12. Früh am Brunnen. Gespräch mit Kaufmann Schrader von Dresden, der von einem Schauspiel forderte: Vortreffliche Sprache, Witz und Geschichte. Nachher mit den Limburgerschen Nichten. Am Neubrunnen mit Ziegesars. Durchgezeichnet kleine Landschaften. Nach Tische zu Limburgers und Jordans. Um 4 Uhr nach Hause. Die Landschaften aufgeklebt. Hernach bis zum Posthof spatzieren. Kästchen von Weimar[345] durch den russischen Diakonus überbracht. Abends zu Ziegesars. Briefe expedirt nach Weimar. An meine Frau, eingeschlossen die Eberweinischen Noten, Briefe von Ziegesars und einen an Frau von Stein. An Hrn. von Hendrich, die Badeliste; eingeschlossen Brief von Haarbauer mit einigen Broschüren von ........ wegen dessen Aufnahme in die mineralogisch-naturforschende Gesellschaft.

13. Beschäftigung mit den gestern angekommenen Briefen und Broschüren. Die allgemeine Zeitung gelesen. Aretins Vorlesung über die Geschichte der Buchdruckerey. Abschluß der Pandora. Besuch von Tiedge. Gegen Abend zu Ziegesars. Einige Wernersche Sonette und andere kleine Gedichte vorgelesen.

14. An den Wahlverwandtschaften das 9. und 10. Capitel. Brief von Dem. Bardua. Nach Tische bey Herrn Franz Meyer, bey der Frau von Recke und Tiedge. Am Sprudel, wo eine Congregation der Ärzte und Beamten sich eingefunden, um über das anzubringende Sprudelmaß zu delibriren. Hinderniß seiner Bändigung ist die Anlegung eines festen Mühlwehrs unterhalb, ohne Schleuße, so daß man das Wasser nicht ablassen und nicht auf den Grund des Ausbruchs hinunterkommen kann. Zu Ziegesars, wo ich die Gräfin Apponyi mit ihren Töchtern[346] und Frau von Seckendorf mit Dem. Gotter fand. Mit letztern und Fräulein Sylvie spatzieren, zur Andreas-Capelle hinauf, weiter bis zur immaculata conceptio, dann den Weg über den Gärten und Feldern am Fuß des ††† Berges und durch den ehemaligen Becherschen Garten herunter. Die Frauenzimmer nach Hause gebracht. Im Journal de Francfort einige Nova und dann nach Hause.

15. Früh am Schloßbrunnen, wo sich die Gesellschaft vermehrt hatte. Frau von Seckendorf, Dem. Gotter und die bisherigen. An den Neubrunnen, Kammerrath von Flanz. Mit Frau von Ziegesar nach Hause, zur Amtmännin wegen dem Frohnleichnam. Mit den Damen auf der Wiese bis zur Harfe. Gräfin Apponyi und Töchter. Bey dem Bilderhändler eingetreten. Nach Hause. Steinschneider Müller, der Zeolithe von Aussig brachte. Briefe und Absendungen bereitet. An meine Frau nach Lauchstädt mit dem Auszug aus Zelters Briefe, für Eberwein. An Dr. Stoll nach Wien, Pandorens Wiederkunft bis zum Abschied der Eos. Zeitung für Einsiedler. Empire des Nairs. Nach Tische die Lectüre von früh fortgesetzt. Zu Frau von Seckendorf, zu Franz Meyer, auspacken helfen. Nach Hause. Sodann bey Ziegesars. Die Aretinische Schrift über die ersten Proben der Buchdruckerkunst. Albrecht Dürers Zeichnungen.[347]

16. Frohnleichnam. Erst durch die Straßen um das Aufbauen der Altäre zu sehen; dann in die Kirche, wo unter dem Hochamt die Arie aus der Entführung aus dem Serail gefangen wurde: Ich baue ganz auf deine Stärke. Zu Ziegesars, mit ihnen ebenfalls durch die Straßen, dann in das Amtmännische Haus, wo wir die Procession ansahen. Nachher mit Fräulein Sylvie auf den Chotekschen Weg und gegen die Carlsbrücke. Nachher auf der Wiese auf und ab. Nach Tische Schema von den Wahlverwandtschaften. In der Kirche. Nach Hause. Kam Herr von Flanz und blieb lange bey mir. Gegen Abend zu Ziegesars. Erzählung von ihrer Fluchtreise vom 11. October an.

17. Früh an den Schloßbrunnen. Mit Frau von Seckendorf und Dem. Gotter. Hernach an den Neubrunnen mit Mad. Limburger. Jene beyden erstern nach Hause begleitet. Einiges vorgenommen. Zu Frau von Eybenberg. Über ihren Aufenthalt in Italien, über Wien, Frau von Stael etc. Nach 3 Uhr spatzieren bis zur Porzellanfabrik nach Dalwitz. Abends wieder zurück. Noch zu Ziegesars. Frau von Seckendorf und Mamsell Gotter waren da. Nachher Geschichten von Frau von der Recke. wie sie in Altenburg in der Kirche zu Altenburg die Pröbstin des Fräuleinstifts für die Frau Generalsuperintendentin[348] hält und ihr die größten Elogen über die Predigt ihres Mannes macht; und anderes.

Allgemeine Weltkunde oder geographisch-statistisch-historische Übersichtsblätter aller Länder pp von J. G. A. Galletti. Ein Seitenstück zu: Vollständiges geographisches Taschenwörterbuch für Reisende von Galletti pp. Beydes Leipzig bey Joh. Friedr. Gleditsch 1807.

18. Früh das Gedicht auf Sylviens Geburtstag angefangen. Dann an den Neubrunn, mit Frau von Seckendorf und Dem. Gotter. Zu Hause am Gedicht fortgefahren. Nach Tische zu Frau von Eybenberg. Sodann mit Herrn und Fräulein von Ziegesar spatzieren, an der Wachsbleiche vorbey zum Schießhause; über den Schloßberg zurück. Abends zum Thee.

19. Am Gedicht fortgefahren. Am Schloßbrunnen. Dann mit Fräulein Sylvie, Frau von Seckendorf und Mamsell Gotter nach dem Posthofe. Zurück. Alsdann mit Sylvien eine große Tour bey der Kirche hinauf bis zur Lorenz-Capelle zum Prager Weg, Friederikenplatz, bis an den Säuerling, dann am Brauhause und Theater vorbey nach Hause. Nachmittag bey Frau von Eybenberg, ihre Antiken, Pasten und dergl. besehen. Einiges von ihr erhalten. Geschichten von Italien u.s.w. Abends bey Ziegesars zum Thee.[349]

20. Früh einen Augenblick an beyden Brunnen. Mit Madam Limburger über die französischen Verhältnisse in Leipzig. Um 11 Uhr mit Fräulein Sylvie die Findlaterschen Wege. Alsdann die Festepistel auf morgen vollendet und abgeschrieben. Nach Tische bey Frau von Seckendorf. Mit Dem. Gotter nach der Carlsbrücke. Abends bey Ziegesars die neue Melusine u.s.w.

21. Sylviens Geburtstag. Früh zu Franz Meyer, ihm die italiänischen Dosen gebracht. Zu Frau von Eybenberg. Über Werner, Jean Paul und sonst. Nach Tische mit Ziegesars und Frau von Seckendorf nach Ellbogen. Schöner Tag und höchst interessante Gegend. Bey einbrechender Nacht nach Hause.

22. Früh zu Hause und verschiedene Briefe. An meine Mutter, eingeschlossen darin an Demoiselle Brentano. Hernach bey Frau von Eybenberg: über Frau von Stael Entrevue in Töplitz mit Gentz. Kam Methfessel, der sehr hübsch auf der Guitarre spielte. Nach Tische Schlegels Indische Weisheit. Abends zu Ziegesars. Geschichten besonders den Geheimen Rath Frankenberg betreffend. Über seine Art Geschäfte zu führen. Historie mit dem hessischen Löwenorden und dem Porträt des Landgrafen. Andre Geschichten bey Gelegenheit der Heirath des Herzogs.[350]

23. Brief an Reinhard und Zelter. An letzteren besonders über die Streitfrage inwiefern die Molltonart natürlich sey. Zu Frau von Eybenberg. Mit derselben nach der Carlsbrücke spatzieren. Wiener Personalitäten, besonders die französische Gesandtschaft betreffend. Andréossy. Dessen Abenteuer mit der Gräfin Palffy und sonst. Mittag Schlegels Übersetzung des Ramajan. Überzeugung, daß der Seher Valmiki bloß ein Epitomator sey. Lakonisch, trocken, inhaltsartig ist das Gedicht. Wenig Spur von Poesie. Darstellendes und Nahebringendes fast gar nichts. Vergleichung mit den Erinnerungen aus den Vedams. Gegen Abend zu Ziegesars. Frau von Seckendorf, Dem. Gotter. Erstere pfiff einige Liedchen sehr artig. Geschichte von der unglaublichen Unordnung, in welcher des Herzog Ernst von Gotha Privatnachlaß gefunden worden. Aufspeicherung aller, auch unnützer Papiere, Thorzettel, Rapporte, bezahlte Wochenzettel von etlichen 30 Jahren her, alles durcheinander, vermischt mit Briefschaften, Documenten, Kunstsachen, baarem Gelde u.s.w.

24. Früh zu Hause und am ferneren Schema der Wahlverwandtschaften. Brief an Zelter. An Madam Frommann nach Jena. Bey Frau von Eybenberg. Brief von Frau von Schiller. Auf dem Chotekschen Wege. Abends Concert des Herrn Methfessel. Hernach bey Ziegesars. Gothaischer[351] Calender und dessen Abänderung auf Geheiß Napoleons. Großer Schade deshalb für den Verleger. Cours. 100 f Sächs. =224 f Bancknoten 1 Carol =20f 1 Duc =10 f 12 Xr 1 Louisd =18f 24 Xr

25. Schema der Wahlverwandtschaften. Nachher die pilgernde Thörin. Nachher bey Frau von Eybenberg. Sodann Verabredung wegen der Spatzierfahrt Nachmittags. Bey Franz Meyer über den angekommnen verdächtigen Coblenzer. – Gegen 4 Uhr nach Dalwitz auf die Porzellanfabrik mit Frau von Seckendorf, Fräulein Sylvie und Dem. Gotter. Drohendes Gewitter an den Gebirgen, ohne daß der Regen bis zu uns gekommen wäre. Unterhaltung mit dem Factor über die gegenwärtige Lage der Fabrik im merkantilischen, technischen und chemischen Sinne. Bey gutem Wetter zurück. Bey Ziegesars. Über Thümmels Schriften und seinen heitern gleichgültigen Sinn, seine gute Aufnahme in Berlin. Geschichte wie er bey Hofe spielt, indessen sich sein Sohn duellirt. Anfang vom Faust vorgelesen. Früh Briefpacket von Weimar. Brief an Reinhard nach Köln, an Zelter nach Berlin.

26. Früh die pilgernde Thörin durchgesehen. Um 1/2 10 Uhr mit Fräulein Sylvie über den Schloßberg nach der Findlaterschen Säule u.s.w. bis an den Voghtischen Weg; weil es anfing zu regnen, diesen Weg herunter, über den Chotekschen zu Frau[352] von Seckendorf. Nach Hause. L'empire des Nairs. Nachmittag diesen Roman ausgelesen. Um 7 Uhr zu Frau von Eybenberg. Pandorens Wiederkunft gelesen. Verschiedenes über deutsche Litteratur im allgemeinen. Die Schlegelsche Anwesenheit in Wien. Später über die politischen und Kriegsverhältnisse des Augenblicks. Über verschiedene Wiener Charaktere und Verhältnisse.

27. Früh an der pilgernden Thörin. Mit Fräulein Sylvie bey der Harfe hinauf, dann bis zu Findlaters Tempel. Rückwärts über den 4 Uhr Weg. Nach Tische bey Meyer mit Vicarius ........ in Eger, einem sehr gescheidten, behaglichen alten Manne über die Lage der geistlichen Güter und Besitzungen gegen Baiern an der Gränze her. Er ist übrigens sehr in den Reisebeschreibungen bewandert, und hat daher eine recht hübsche Übersicht über die Welt. Abends bey Ziegesars im Faust gelesen.

Geschichte, wie Kaiser Joseph auf seiner Reise einen Burgemeister fragt, was er für Einkommen habe. Dieser antwortet: das fas wolle nicht viel bedeuten, aber das nefas sey beträchtlicher. Ferner wie sie dem Kaiser einen Fasan mit Sauerkraut vorsetzen und er sich äußert, daß er ihn so am liebsten esse, sagte einer der hinter ihm stehenden Beamten: »So ein Narr bin ich auch.« NB. Es geschah dieß in dem Schlosse einer Fasanerie,[353] wo Fasanen auf vielerley Weise bereitet aufgetragen wurden.

28. Früh an der pilgernden Thörin. Brief von Voß. Nachher mit Fräulein Sylvie den 4 Uhr Weg zur Strohhütte. Manches über Familien- und Hofverhältnisse gesprochen. Nach Tische mit Frau von Seckendorf, Fräulein Sylvie und Gotter nach Engelhaus. Es regnete rings umher, wir hatten aber gut Wetter. Abends Faust.

29. Spät aufgestanden. Die pilgernde Thörin durchgesehen. Mit Fräulein Sylvie den gestrigen Weg. Nach Tische zu Frau von Eybenberg. Um 4 Uhr mit Ziegesars zu Demoiselle Kirchgessner, welche auf der Harmonika einiges vortrug. Bey Ziegesars war Frau von Lüttichau mit ihrer Tochter. Abends im Concert von Seidler. Später noch einige Scenen aus Faust gelesen. Cours. 100 fl. Sächs. =230 fl. Banknoten, 1 Carol.=22 fl. 1 Louisd'or=19 fl. 30 Xr. 1 Ducat.=11 fl. 30 Xr.

30. Regnichter Tag. Früh die pilgernde Thörin vorgelesen. Nachher kam Graf Borkowski, der von den meteorischen Steinen brachte, die am 12. Mai bey Stammern in Mähren, zwei Meilen von Iglau, gefallen sind. Der eine war zerbrochen und hatte inwendig völlig das Ansehen der französischen, auswendig zart wellenartig verglast, gestupselt wie schwarzgrau Marmorpapier. Die Umstände, unter denen sie gefallen, gleichen auch[354] denen von Biot auseinandergesetzten. Nach Tische kam der Graf wieder und ließ mir die Steine da; erzählte manches von Wien, besonders auch von einem jungen Graf Kinsky, einem sonderbaren Charakter, der, durch Liebe und sonst andre Leidenschaften wunderlich gedrängt, sich in einen Teich stürzte und lange vermißt wurde, bis man den Teich abließ. Waren Ziegesars bey mir, um Abschied zu nehmen. Abends mit den Frauenzimmern zu Frau von Severin. Vorher bey Meyer und in manchen andern Läden. Abends nachher noch Faust.


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 3, S. 341-355.
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