April.

[29] 1. Nebenstehender Brief. An Hofrath Eichstädt noch Jena. Biographisches durchgedacht. Recension von Schlegels Museum und andere gelesen. Im Garten. Theatersession. Gesandtschaftssecretär Schwebel. Mittag für uns. Nach Tische mit August. Sodann mit Hofrath Meyer. Spanier in Treuters Garten.

Heiterer Tag.

2. Einige Expeditionen. Im Garten, Biographisches durchgedacht. Ging ein Artilleriepark durch nach Erfurt. Weißer reparirte die Apostel. Die großen Kinder, Lustspiel von Müllner. Die Schuld, Trauerspiel von Müllner. Mittag für uns. Nach Tische die antiken Granite pp. Herr Geheimer Regierungsrath von Müller. Die neusten Politica und Militaria. Abends allein.

Abwechselnd heiter und windig.

3. Biographie, Schluß des 3. Bandes. Herr Baron von St. Aignan schickte mir zum Abschied Kupferstiche. Legationsrath Bertuch wegen des Höhenbildes. Mittag für uns. Nach Tische einige Marmor. Geheimer Regierungsrath von Müller und Herr von Poseck, von Leipzig zurück. Hofrath[29] Meyer. Einzug der Russen in Hamburg und Leipzig. Der Wasserträger.

Bedeckt, feucht. Regen.

4. Biographisches. Conception des Dämonischen und Egmonts. Schweizerreise Schema. Prinz Bernhard und Graf Edling. Professor Riemer. Über die Colossal-Statue des Domitian. Blieb derselbe zu Tische. Die römischen Prospecte aufgenagelt. Abends Hofrath Meyer.

Heiterer Tag.

5. Biographisches, Merck und Darmstädter Verhältnisse. Prinz Bernhard Visite gemacht, den ich nicht traf. Mittag für uns. Kam nach Tisch der kleine Seebach. Oberforstmeister von Fritsch. Legationsrath Bertuch wegen des Höhenbildes. Professor Riemer. Grammatica und Rhetorica. Sodann die Einleitung des Thucydides in seine Geschichte.

Trüber Tag, Abends heiter.

6. Biographie durchgelesen, einiges schematisirt. Mittags die Seebachischen Kinder. Bey Hofe gespeist. Die Hoheit nahm Abschied. Abends für mich. Lexicon technologiae Graecorum rhetoricae. Jo. Chr. Gottl. Ernesti.

Gelinder bedeckter Tag.

7. Die vergleichende Höhenkarte corrigirt und an Bertuch abgesendet. Kammergerichts-Visitation, Wetzlarischer Aufenthalt durchgedacht. Im Garten.[30] Die Hoheit reiste ab. Mittags für uns. Geheimer Regierungsrath von Müller. Die Resultate der Sittengeschichte 2. Stück von Herrn von Gagern. Hofrath Meyer. Schützens Handbuch der Geschichte. Blinder Lärmen wegen der Russen.

Warmer Tag.

8. Kammergerichts-Visitation. Wetzlarischer Aufenthalt. Im Garten. Kleiner Aufsatz zu der Höhenvergleichung und Vorwort zum 3. Bande der Biographie. Theatersession. Spatzieren. Mit Frau von Schardt gesprochen. Mittag unter uns. Nach Berka. Halb 7 Uhr wieder zu Hause. Rath Völkel. Abends von Gagern, die Vornehmen oder Aristocratie. Die Russen waren von Jena bis Umpferstedt gerückt. Die Rede von Chateaubriand auf seinen Vorgänger Chenier an Ihro Kaiserl. Hoheit abgesendet.

Sehr schöner Tag.

9. Kammergericht und Verwandtes. Herr von Groß. War ich viel im Garten. Mittag Dem. Sokolow und Herr Moltke. Nach Tische etwas Musik. Abends Professor Riemer.

Sehr schöner Tag.

10. Ging Gräfin Henckel und die übrige Suite ab. Datt, de pace publica. Anderes zu dieser Materie Gehöriges. War ich für mich im Garten. Mittag bey Hofe. Die fürstliche Familie allein.[31] Nach Tafel Zeichnungen und Werner'sche Gedichte, die Prinz Bernhard aus Italien mitgebracht. Die Dorfsängerinnen.

Sehr schöner Tag.

11. Im Garten, die Wetzlarische Epoche durch schematisirt. Kupferstich nach des Orcagna Triumph des Todes. Mittag Legationsrath Falk. Wurde gekannegießert. Etwas weniges über Natur, bey Gelegenheit der Karlsbader Feldspathkrystalle. Hofrath Meyer. Über Orcagna und jene Zeiten.

Sehr schöner Tag.

12. Biographisches. Wetzlar. Orden. Göttingen, die Barden pp. Major von Knebel. Speiste derselbe mit uns. Nach Tische das Gespräch fortgesetzt. Kam seine Frau, dann sein Sohn. Abends Professor Riemer. Lexicon technologiae latinorum rhetoricae. Nachts im Mondschein spatzieren bis zum Römischen Haus. Aushängebogen des Seebeckischen Aufsatzes über die neuentdeckten Farbenerscheinungen. (Bar. v. St. Aignan wird in Gotha überfallen.)

Schöner Tag.

13. Nachricht von der Überrumpelung des französischen Gesandten in Gotha. Das nächste Biographische durchgedacht. Meist im Garten. Mit Mad. Wolff über etwa zu gebende Stücke. Aufsatz wegen der Seebeckischen Entdeckung, der nicht abging. Mittags für uns. Nach Tische Mad.[32] Lortzing. Fräulein von Reitzenstein, welche Abschied nahm. Abends Hofrath Meyer. Dessen Zeichnung für die Großfürstin. Ein Band des Basari.

Etwas bedeckter Tag.

14. Biographisches. Taedium vitae pp. Im Garten, Bewegung wegen der gesperrten Thore, Nachricht, daß das sächsische Contingent in der Ruhl gefangen worden. Betrachtungen über die Seebeckische Entdeckung. Mittag für uns. August stand auf der Wache. Nach Tische Wolffs. Nachher Professor Riemer und Hofrath Meyer. Zeitig zu Bette. Gespräch mit Professor Riemer.

Schöner Tag.

15. Entschluß nach Töplitz zu reisen. Vorbereitungen ward der Tag aufgeopfert. Mittag Professor Riemer. (Der Kaiser reist von St. Cloud ab)

Sehr schöner, warmer Tag.

16. Vorbereitung zur Reise. Mit Durchl. dem Herzog spatzieren im Park. Zu Durchl. der Herzogin, zur kleinen Prinzeß, der Erbprinz war bey mir. Mittag Dem. Engels. Später Professor Riemer, Wolffs. Hofrath Meyer. Verschiedne Überlegungen und Beredungen. Abends bald zu Bette.

Das Wetter änderte sich.

17. Früh 6 Uhr aus Weimar gefahren. 3/4 auf 7 Uhr nach Umpferstedt, 1/2 8 Uhr bey Roßla, 1/4 auf 9 Uhr beym Kohlenwerk, 3/4 auf 10 in[33] Eckartsberge. Gedicht gemacht. Der treue Eckart. Um 11 Uhr in Kösen, gegen 12 Uhr in Naumburg, im Scheffel eingekehrt. Daselbst zu Mittag gegessen. Brief nach Weimar angefangen. Das Gedicht abgeschrieben. In dem Dom Betrachtung der Alterthümer daselbst. Nach Hause. Tagebuch in Briefform. Horaz. Englische Literatur.

Bedeckt, windig, etwas Regen.

18. 1/4 auf 6 von Naumburg ab. Trübes und stürmisches Wetter. Vortreffliche Chausseen, aber ganz menschenleer. Regen und Schloßen vorübergehend. 1/4 auf 8 in Weißenfels. Es heitert sich auf. 1/4 auf 10 Lützen. Gegen 12 Uhr in Leipzig, im Hotel de Saxe eingekehrt. Die ersten Truppen auf der Reise trafen wir in Markranstädt, ihrer zwey schienen mit einem Stäbchen etwas zu entscheiden, nach der Art wie es bey uns im Ballspiele mit der Pritsche geschieht. Spatziergang durch die Stadt und die locos classicos besucht. Abends in ein Declamatorium von Herrn Solbrig.

19. 1/4 auf 6 von Leipzig ab. 1/2 9 in Wurzen. Hölzerne Brücke zum Übergang der Truppen; schien gut construirt. Gegen 12 Uhr in Oschatz, im Löwen eingekehrt, Parodie des Lieds: Ich habe geliebt, nun lieb ich nicht mehr. 3/4 auf 3 abgefahren bey gutem Wetter, um 7 Uhr in Meißen angelangt und im Ring eingekehrt.[34] Vorher schöne Ansicht des Elbthals in der untergehenden Sonne.

Früh starker Schnee, Nachmittag heiter.

20. Um 7 Uhr auf das Schloß. Die Anlage der Schanzen besehn. Magazin der Porzellainfabrik. Dom. Schönes Kind. Herr Hauptmann von Wedel. Gefrühstückt. Nach der verbrannten Brücke. In die Stadtkirche, wo ein gutes Gemälde hängt, das Augsburgische Confessionsbekenntniß vor Karl v. mit allen Portraiten symbolisch darstellend. Im Dom gleichfalls ein bedeutendes Gemälde aus dem 16. Jahrh. Ich zeichnete die Baldachine über den Chorstühlen der Domherrn, die aus abwechselnden Capellen und Schlössern bestehn. Vortreffliche Fische in polnischer Sauce. Halb 1 Uhr abgereist. Köstlicher Weg und herrlicher Anblick der bebauten Hügel des rechten Elbufers. Gegen 4 Uhr in Dresden. Unendliche Promenirende zum 3. Feyertag. Über die Wiederhergestellte Brücke. Zu Verlohren. Anstalt die Hoheit aufzunehmen. Mad. Fleischmann und Töchter. Körner, Tochter und Dem. Stock. Einquartiert bey Hofrath Burgsdorff. Graf Edling. Erdmann aus Allstedt, in russischen Diensten. Verzeichniß der mit den Majestäten kommenden Personen.

21. Brief an Frau Geh. Rath von Goethe nach Weimar durch Herrn Verlohren. Bey Hofmarschall[35] von Ende, Besorgung der Pässe. Bey Körners, wo wir Herrn Arndt fanden. Nach Hause frühstücken. An den Briefen weiter geschrieben. Um 3 Uhr Mengsische Gypse. Herr von Nolten. Abends in der Oper Cosi fan tutte. Als die Liebhaber sich ins Schiff setzten, flüchtete ich auch. Sah Schwebeln aussteigen. Nachts Lärmen und Einquartierung von Russen mit Fackeln.

Windig und früh Regen.

22. Am Tagebuch geschrieben. Auf dem Kupferstichcabinet, Kupfer nach Raphael. Sehr gemischte Sammlung von Handzeichnungen. Mittag für uns. Nach Tische auf die Gallerie. Blieb ich in der Niederländischen Schule, und betrachtete, da die vortrefflichsten Sachen weggeschafft waren, viele köstliche Dinge, auf die ich niemals gemerkt hatte. Den Plan von Dresden. Nach demselben vor Tisch zum Seethore hinaus, die Vorstädte links bis an die Elbe durchstrichen. Bey Frau von Grotthus, die ich nicht zu Haus fand. Abends bey Körners. Das Wetter bedeckt und kühl. Ein Fündling. Seltsames Gestein, dem man keinen Namen geben kann und das sich vielleicht nur einmal findet.

Das Wetter bedeckt und kühl.

23. Nach Tharandt, hinausgefahren in 7/4 Stunden. Im Badehaus eingekehrt. Zu Cotta. Mit dessen Sohne zur Anpflanzung. Zu O'Carolls. Dr. Kappe[36] angetroffen. Mit demselben hin und wieder gegangen. Lustige Geschichte von Professor Friesberg, der, um seine Bibliothek vor Mäusen zu bewahren, sie den Katzen einräumt. Mittag gut gegessen. Nach Tische Forstrath Cotta. Interessante Unterhaltung. Besonders merkwürdige Muschelversteinerungen im Sandstein. Nachricht von einem unmittelbaren Übergang aus dem Porphyr in den Sandstein in der sächsischen Schweiz. Schnelle Rückkehr. Bey Frau von Grotthus.

24. Unruhiges Treiben wegen der Ankunft der Potentaten. Ging ich über die Brücke nach der Neustadt zu Hrn. v. Kügelgen. Kam dahin Frau von Grotthus. Wieder zurück nach Hause. Mit Frau von Burgsdorff in die Expedition des Finanzcollegiums, deren Fenster auf die Brücke schaut. Sodann mit Forst Rath Cotta nach dem schwarzen Thor. Die Ankunft des Kaisers abgewartet, welcher halb 1 eintraf. Die Garden defiliren sehen. Zurück in die Stadt. Auf dem Neumarkt hielten Kaiser und König. Infanterie, Cavallerie und starke Artillerie defilirten vorbey. Zu Hause gespeist. Gegen den großen Garten zu und durch denselben gefahren. Nachts Illumination. Bey Frau von Grotthus Punsch und gute Gesellschaft. Zur Illumination mit ihr und andern.[37]

24. (War der größte Theil des Fr. Heers über das Thüringer Gebirg gegangen.)

25. Vorbereitungen zur Abreise. Alles Nöthige besorgt, bezahlt. Bey Hauptmann Verlohren. Hofrath von Burgsdorf besuchte mich. Er ging zur großen Cour beym Kaiser und König. Russen, die rothe Eyer kauften. Bey Frau Hofrath von Burgsdorff, mich zu bedanken. Ein Uhr abgefahren. Vortrefflicher Weg. Herrliches Wetter. Reiche und schöne Gegend. Um etwa 3 Uhr in Pirna im Rößchen abgestiegen. Durch die Stadt an die Elbe. Zurück zu Tische. Abermals an die Elbe. Vorher im Dom, vortrefflicher Sockel des Taufsteins. An der Elbe Gespräch mit einem entlassenen Sächs. Artilleristen. Allerley Notizen über Kalk, Sand- und Mühlsteine. Desgl. über Schiffbau. Er führte uns auf die Höhe hinter den Sonnenstein. Unendlichschöner Sonnenuntergang. Der Sonnenstein gegenwärtig große Anstalt eines Irren-, Kranken- und Besserungshauses. Aussicht nach dem Königstein, Lilienstein pp. Nach 7 Uhr nach Hause. NB. Assignation von 100 rthlr. an Verlohren, Avisbrief an Frege. An Verlohren die 6 ersten Blätter des Tagebuchs. (Napoleon in Erfurt.)

Sehr schöner Tag.

26. Um 6 Uhr von Pirna ab. Halb 10 in Peterswald. 1/4 auf 12 von da ab. Schöne Aussicht[38] bey der Capelle. Durch starken Duft die Berge vortrefflich abgestumpft. Um 3 Uhr in Töplitz. Im Schiff eingekehrt, und zwar im Gartenhause. Mittag für uns. Ausgepackt. Nach Tische Herr von Ende.

Höhnrauch. Früh heiter, Nachmittag bewölkt, etwas Regen.

27. Zeichnung der Tabagie. Reiserechnung berichtigt. Der Kaiser von Rußland war angekommen, die Hoheit zu besuchen. Den Dr. Ambrosi aufgesucht, die neue Einrichtung des Fürstenhauses besehn. Im Claryschen Garten. Am Tagebuch geschrieben. Mittag für uns. Dr. Ambrosi. Spatzieren gefahren, über die Steinbäder nach Turn und um die Stadt. Brief an die Gräfin O'Donell.

Schöner sehr warmer Tag.

28. Gebadet. Sammlung für altdeutsche Literatur und Kunst. Mittag bey Ihro Hoheit. General Risch und von Hoch. Abends gegen Bilin gefahren. Pseudovulcanische Chaussee. Abends im Garten. Wanderung der Gräfin Beust auf den Schloßberg. Suetons Caligula. (Napoleon in Weimar.)

Früh sehr heiß, Abends Gewitter.

29. Gebadet. Am 11. Buche dictirt. Mittag für uns. Nach Graupen. Auf die Grube Regina. Schöne Zinnstufen. Die Hoheit auf der Chaussee[39] angetroffen. Abends bey derselben. Die Stufen Vorgezeigt und die Zeichnungen vom Sachsenspiegel. (Nap in Naumburg) Brief an die Gräfin O'Donell abgeschickt.

Bedeckter, schöner Tag.

30. Biographica. Deutsch Alterthümliches nach Hagen, Schlesische Reise nach Büsching. Gebadet. Mittags bey der Hoheit, speisten Graf und Gräfin Callenberg mit. Die Lectüre vom Morgen fortgesetzt. Abends zur Hoheit, die Geschichte von der klugen Hausfrau und dem wilden Jäger.

Kalt und feucht.


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 5, S. 29-40.
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