Januar.

1. Früh von Herrn Hüttner in London: Edinburgh Review. Zu Serenissimo, wo Gratulation war. Mayländer Sendung betrachtet. Schmeller hatte früh mein Porträt gebracht. Zu Jagemann, das von Wien angekommene Bild von Allart van Everdingen betrachtet. Mittag zu Hause. Gegen Abend Hofrath Meyer und Coudray, welche zu Nacht blieben. Wurde viel von den alten Fuldaer Geschichten erzählt unter den Fürsten von Bibra und von Harstall.

2. Nachricht von Wellern. Nebenstehende Expeditionen: Brief an Frommann, Jena, wegen Druck der Gedichte zum Festaufzug. Brief an Lenz in Jena. – Der Geh. Canzleydiener brachte Calender, Schreibmaterialien u. d. g. Um 11 Uhr zu Serenissima. Mittag zu vieren. Nach Tische Koran. Hofrath Meyer. Canzler von Müller, welcher zu Tische blieb.

3. Etwas spät aufgestanden. Dr. Weller und Maurermeister Timmler von Jena. Verhandlungen wegen des Löberthors. Ingleichen Färber. Aufsatz über die Lage der Sache, nicht weniger über die Vorschläge das Geschäft anzugreifen und zu beendigen. Mittag zu vieren. Abends mit Meyer die Bronzen betrachtet. August und Ulrike waren zu Herrn von Seebach auf den Ball. Blieb mit Ottilien. – Kästchen an Färber, für das botanische Museum. Paquet an Lenz, Bergrath, Briefe zurück.

4. Aufsatz an Serenissimum über die Abtragung des Löberthors concipirt und mundirt. Adele Schopenhauer. Verschiedenes in Ordnung gebracht. Mittag Gräfin Henkel. Zeigte nach Tische ihre Geschenke. Gräfin Lina von Egloffstein. Hofrath Meyer. Sendung von Zelter. Abends die Kinder aus dem Theater. Neue Schauspielerin als Johanna von Montfaucon auftretend. Jones Poesis Asiatica.

5. Brief an Zelter. Sendung von Serenissimo. Englische Kupferwerke, italiänische und englische Costüme enthaltend. Die von Serenissimo communicirten Actenstücke durchgelesen. Mittag Dr. Nöhden und Inspector Schütz. Musicirte letzterer. Ward Zelters neuste Ballade probirt. Abends Oberbaudirector Coudray. Nachher die Kinder.

6. Erlaß an Güldenapfel wegen der Absendung von Rath Vulpius. Predari. Die zum Redoutenaufzug gehörigen Quittungen autorisirt. Graf Stourdza. Mittag für uns. Einige Briefconcepte dictirt. Abends Hofrath Meyer. – Brief [2] an Professor Zelter in Berlin und Frau Geh. Räthin von Bechtolsheim in Eisenach.

7. Briefe dictirt und mundirt. Um 11 Uhr zur Großherzogin, wo sich der Erbgroßherzog einfand. Mittags zu vier. Abends Briefe dictirt. War Hundeshagens Friedrichs-Palast zu Gelnhausen angekommen und sind die Exemplare vertheilt worden. Hofrath Meyer; diese Überreste mit ihm durchgesprochen. – Brief an Frommann nach Jena, mit Manuscript, vid. Concept. Brief an Wegebau-Inspector Götze zu Jena, mit Timmlers Anschlag wegen dem Löberthor.

8. Orientalia. Briefe concipirt und mundirt. Expeditionen an Serenissimum. Mittag zu drey. Nachher den Umriß des Cölner Doms ausgepackt. Die Bronze- Täfelchen eingeordnet. Hofmedicus Rehbein. Hofrath Meyer. Ordnung der kleinen flacherhobenen Bronze-Arbeiten und Beurtheilung derselben. Hofmedicus Rehbein. Gräfin Egloffstein und Adele Schopenhauer recitirend: Paläophron und Neoterpe. Kam Gräfin Lina. Blieben sämmtlich zu Tisch.

9. Einige Expeditionen: Brief an Geh. Rath von Leonhard, Heidelberg. Brief an Staatsrath Schultz, Berlin. Brief an Nees von Esenbeck, Bonn. Brief an Frommann nach Jena. (Sämmtlich concipirt.) – Den Redoutenaufzug[3] zu redigiren fortgefahren. Orientalia. Avisbrief an Frege, wegen einer Assignation für Predari. Mittag Dr. Nöhden und Nicolovius. Autographa besehen. Von englischen Rednern und andern Verhältnissen gesprochen. Von dem hier in Weimar vormals studierenden Engländer Lewis. Hofrath Meyer, mit demselben alt- und neuacquirirte Bronzen nach dem Werth geordnet. Canzler von Müller: Novissima publica. Abends zu sechsen. Nicolovius blieb zur Nacht.

10. Einige Expeditionen: Brief an Frommann nach Jena. Brief an Hundeshagen nach Maynz. (Beyde concipirt.) – Orientalia redigirt. Der Erbgroßherzog. Mein Sohn mit demselben spazieren. Setzte Correctur und Redaction der Orientalien fort. Mittag Nicolovius. Nach Tische kleine Bronzen aufgestellt. Einige Briefe dictirt. Ober-Consistorialrath Günther. Hofrath Meyer. Hofmedicus Rehbein. Abends die beyden Frauenzimmer zu Tische. Später kam August von Hofe. Ernesti Lexicon Technologicum latinorum. Später schwedische Verschwörung: Christinens Grausamkeit und Herankommen Gustav Wasa's, in Histoire des Conjurations.

11. Auf Herbelots Oriental. Bibliothek Buchstaben geschrieben. Zeitungen reponirt u. d. g. Orientalia. Beschäftigung mit der Epoche von Mahmud von[4] Gasna. Abschrift durch John der frühern Epoche. Fortgesetzte Correctur der Gedichte zum Maskenzug. Mittag zu dreyen. August hatte den Hofdienst. Dr. Roux, seine eingerichtete fortgesetzte Lehrart erzählend. Orientalia fortgesetzt. Einiges dictirt. Hofrath Meyer. Thee bey den Kindern. Frau von Bechtolsheim und Niebecker.

12. Orientalia: Dichterkönig, Firdusi u.s.w. fernerhin durchgedacht. Mittag zu dreyen. War die Nachricht von dem Tode der Königin von Würtemberg angekommen. Nach Tische die Millinschen Peintures de Vases antiques. Resumé der sieben persischen Dichter. Hofrath Meyer.

13. Wegen Indisposition etwas spät aufgestanden. Orientalia redigirt. John schrieb ab. Mittag zu drey. Mein Sohn den Hofdienst. Lewis und Clarke Voyage. Briefe mundirt. Hofrath Meyer. Später mein Sohn aus dem Theater. Tagesangelegenheiten.

14. Orientalia redigirt. Fortgesetzt bis Mittag. Mittag zu drey. August bey Hofe. Nach Tische die Königshofer Handschrift. Allerley Expeditionen. O'Reilly's Grönland. Abends Hofrath Meyer. Canzler von Müller. Im O'Reilly fortgefahren.

15. Einige Expeditionen: Brief an Grafen Brühl nach Berlin. Brief an Amts-Physicus Urban nach Creuzburg. Brief an S. Boisserée nach[5] Heidelberg. Brief an Dr. Nöhden mit Leonardo da Vinci's Abendmahl. – Den Maskenaufzug redigirt. Um 1 Uhr zu Serenissimo. Daselbst bis gegen 3 Uhr. Vorbereitung zu einer Reise nach Neustadt, die regierende Kaiserin von Rußland zu empfangen. Mittag zu drey. Nach Tische Orientalia. Blieb allein. Abends die Kinder. Fortgesetzte Lecture von O'Reilly's Grönland.

16. Einige Expeditionen. An Weller wegen seiner montägigen Herüberkunft. Orientalia weiter behandelt. Enweri und Nisami. Badeinspector Schütz, Bachische Präludien und Fugen gespielt. Zu Mittag derselbe. Nach Tische mit Musik fortgefahren. Einiges geordnet an den Bronzen. Kräuter brachte verschiedenes von der Bibliothek. Hammers Assassinen. Hofrath Meyer. Schütz spielte fort. Abends mit den Kindern.

17. Einige vorbereitende Expeditionen auf Dr. Wellers morgende Ankunft und mit ihm zu pflegende, auf das Abtragen des Löberthors zu Jena bezügliche Unterhandlungen. Herr Staatsminister von Voigt. Mittag Assessor von Schiller. Beaufort über die Unzuverlässigkeit der ersten römischen Geschichte. Methfessel. Hofrath Meyer. Die Bronzen- Sammlung weiter geordnet. Hammers Fundgruben. Die Abenteuer des Isfendiar vorgelesen. Später die Kinder vom Hof. – Brief an Herrn Director von Schreibers (laut Concept).[6]

18. Verhandlungen mit Frommann wegen den Festgedichten. Abschriften wegen des Löberthors durch John. Kam Dr. Weller. Wurde auf morgen mit ihm Verabredung getroffen. Nachricht von der Lage der Jenaischen Angelegenheiten. Dr. Nöhden. Mit demselben über englische Schulen, besonders über Eton-College. Mittag mit den Kindern. Nach Tische Geschichtserzählung der Aufzüge und Festlichkeiten in der Allgemeinen Zeitung und dem Mode-Journal. Brief an Zelter beendigt. Hofrath Meyer. Öffentliche und litterarische Angelegenheiten. Brachte Fräulein Schopenhauer das Werk von Arthur Schopenhauer: Die Welt als Vorstellung und Wille. Ward einiges gelesen und mitgetheilt. Spöttliche Anzeige des Stourdzaischen Werks in der Berliner Zeitung. Später zu drey.

19. Einige Expeditionen, Briefliches und Orientalia. An Weller zu Jena. An Maurermeister Timmler. Kam Dr. Weller von Erfurt retour. Gab demselben die Expeditionen wegen des Löberthors mit. Mittags zu vieren. Hofrath Meyer. Schopenhauers Werk und über dasselbe. History of the Colleges of Winchester, Eton and Westminster. War Fräulein von Lynker bey Ulriken zum Thee gekommen. Später die Kinder, von Gersdorffs kommend.

20. Einige Expeditionen: Brief an Prof. Zelter[7] nach Berlin (vid. Concept). An Frommann, Festgedichte, Divan Manuscript und corrigirtes Druckexemplar. Rentamtmann Müller 150 Thlr. zur Museums-Casse. – Alles mundirt, gesiegelt und fortgeschafft. Mittags bey den Prinzessinnen. Nach Tafel an den Bronzen zu rangiren fortgefahren. Einige Expeditionen. Erst Orientalia durchgelesen, alsdann den 23. Gesang der Ilias.

21. Die sieben großen persischen Dichter betrachtet. In Jagemanns Atelier, die Herrschaften von Weimar und Mecklenburg daselbst. Waren die Zeichnungen aus England angekommen. Zu Hause weitere Orientalia bedenkend. Kamen die Fasanen aus Böhmen. Mittag zu vier. Schopenhauers Werk: Die Welt als Vorstellung und Wille. Hofrath Meyer. Schluß des 23. Gesangs der Ilias. Canzler von Müller mit allerley Nachrichten. – Brief an Rath Schlosser in Frankfurt.

22. Orientalia, besonders Hafis. Den Dschami vorgenommen. Hofrath Meyer zu Tische. Die Kinder bey Rath Vulpius. Die Bronzen weiter geordnet und regulirt. Hofrath Meyer las die Kunstgeschichte von Däbalus bis auf Phidias. Überlegung wegen Paläophron und Neoterpe. Canzler von Müller; verschiedene Druckschriften und Nova. Die Kinder kamen spät von Raths.[8]

23. Den Hafis zur Abschrift befördert. Österreichische Jahrbücher der Litteratur. Herr Frommann. Später Madame Frommann und Familie. Zu Mittag kamen die Kinder vom Taufact bey Herrn von Stromberg. Revision des 16. Bogens Divan. Mittag für mich. Nach Tische Dr. Werneburg. Abends im Don Juan, italiänisch. Zu Tische Frau von Pogwisch und Gräfin Lina von Egloffstein.

24. Orientalia. Hofrath Nöhden. Dr. Reinhold aus Kiel, gegenwärtig in Jena. Mittag zu vieren. Nach Tische Schopenhauers Welt. Hofrath Meyer, über Paläophron und Neoterpe; blieb zu Tische. Kam August, von Cameralien und Hofsachen gesprochen. Ulrike von einem Abschiedsfeste bey Steins kam spät.

25. Orientalia theils concipirt, theils von John abgeschrieben. Kam Hofrath Meyer, ward mit Johlern die Anstalt zu Paläophron gemacht. Vorher Gräfin Julie von Egloffstein wegen einiger landschaftlichen Zeichnungen und der Vorlesung von Iphigenie. Mittag Frau Ober-Cammerherrin von Egloffstein und Hofrath Meyer; setzte die orientalische Betrachtung und Bearbeitung fort. Abends bey Frau von Heygendorf, deren Geburtstag war. Spät zurück.

26. Einige kleine Expeditionen. An Frau Ober-Hofmeisterin von Hopfgarten, einen Band[9] Hallische Allgemeine Litteratur-Zeitung (1815. Band 1, 2), worin eine Recension von Grasers Erziehungswerk befindlich. Baumeister Steiner, wegen des Thurmes an der Bibliothek. Pastor Putsche. Mittag zu drey. Curtius Leben Alexanders. Abends Hofrath Meyer, von Vitzthum und Moltke, letzterer sang mehrere seiner Compositionen.

27. Orientalia. Abschriften durch John. Um 12 Uhr Herr Gildemeister, von Frankfurt a. d. O. kommend. Bey den Prinzessinnen gespeist. Nach Tische die früheren Studien wieder vorgenommen. Rath Vulpius, wegen Penzels verrücktem Vorschlag. Hofrath Meyer und Canzler von Müller.

28. Üble Nacht. Meist verdorbener Morgen. Orientalia fortgesetzt. Briefe von Boisserée aus Heidelberg, von Keverberg in Gent, von Iken in Bremen, mit Sendung von Gedichten. Mittag auf dem Zimmer. Abends Hofrath Meyer und Rehbein. Geschichte der heiligen Ursula und Gemälde von Hemling.

29. Biographische Betrachtungen, theils im Ganzen, besonders aber über das Jahr 1808. Héron de Villefosse De la Richesse minerale. Mittag auf dem Zimmer. Abends Meyer und Coudray; letzterer erzählte von seiner Reise nach Fulda, dortigen Zustände, Eisenacher Wegen und hiesigen Bauten. Früh waren Antiquitäten von Predari.[10]

30. Die im Jahr 1808 vorgehabten Arbeiten zu schematisiren angefangen. Darin bis Mittag fortgefahren. Badeinspector Schütz. Spielte nach Tische die Bachischen Präludien. Durchsah ich mit meinem Sohne des Faujas de Saint Fond Werk über Maastricht. Dr. Weller referirte, wie es mit den Jenaischen Bibliotheks=Arbeiten und der Abtragung des Löberthores stehe. Brachte Tagebücher mit. Mit meinem Sohn verschiedenes bey den herrschaftlichen Bauen Vorkommendes. Hofrath Meyer. Die Predarischen Alterthümer durchgesehen. Später die Kinder aus der Ahnenfrau kommend.

31. Diarium von 1809. Recommunicat an die Landesdirection. Professor Renner. Tagebuch von 1810 durchgegangen und ausgezogen. Um 12 Uhr Julie und Adele zur Probe. Mittag zu vieren. Die großen Zeichnungen von den Elgin Marbles. Solche Abends mit Meyern angesehen und durchgesprochen. Die Kinder waren auf dem Stadthausball. – Brief an Dr. Weller mit autorisirten Quittungen, auch wegen Römhild und Lösels Hause.


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 7, S. 2-11.
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