Mai.

[169] 1. Beschäftigungen den Wein herein zu bringen. Skizzen zu Wolkenzügen, so wie zu Granitfelsen, die Trümmer der Luisenburg zu erklären. Das Tagebuch der Wetterbeobachtungen auf der Reise geheftet und sonst alles gleich in seine Fächer gebracht und die einzelnen Noten vertilgt. Lebhafter Jahrmarkt, auf demselben hin und wieder gegangen. Die Sonderung der Arbeiten und Bemerkungen beynahe Vollendet. – An meinen Sohn nach Weimar, bisheriges Tagebuch gesendet, ingleichen eine Quittung für Vulpius auf Jena. Schreiben an das K. K. Grenzzollamt zu Asch.

2. Briefe von Haus, eingeschlossen Zelterischer. Orphische Urworte, commentirt. Das nächste Heft der Morphologie bedacht und schematisirt. Zu Hause geblieben und die Separation der Materien in verschiedene Hefte immer strenger und genauer besorgt. Briefe Vorgearbeitet.

3. Gestriges durchgedacht, drittes morphologisches Heft weiter schematisirt. Briefe concipirt und mundirt. Gedichte zum Divan in's Reine gearbeitet und abgeschrieben. Um 11 Uhr spazieren, freundliche Sonnenblicke. – An Professor Zelter nach Berlin.

4. Zeichnungen und Aufsatz über Luisenburg. Briefe[169] concipirt und mundirt. An Frau Gräfin O'Donell nach Wien mit einem kleinen Gedichte zum Andenken der Kaiserin. Die vorseyenden einzelnen Geschäfte durchgedacht. Übersicht über die zwey nächsten herauszugebenden Hefte.

5. Viertes Gedicht zum Divan ausgearbeitet. Zur Wetterbeobachtung den Schloßberg erstiegen; sodann den Weg bis zu Findlaters Säule. Die Spaziergänge verfolgt bis zum Russischen Platz, an demselben herunter, den Chotekischen Weg hin. Zu Hause die Wetterbeobachtung umständlich dictirt. Schreiben an Serenissimum vorbereitet. Um 4 1/2 Uhr bey St. Florian hinauf zu Gottlshöhe. Wetterbeobachtung. Die Pragerstraße hin, bey St. Andreas herunter. Der Hausknecht aus der Sonne brachte die Frachtbriefe des Weins, der in Mühlbach abgelegt war. Stadelmann brachte Talkcrystalle und Bergcrystalle, doppelpyramidig, beydes von der alten Pragerstraße.

6. Schreiben an Serenissimum. Zu dem Schwertfeger, Mineralien gesehen und einige angeschafft. Nach der Carlsbrücke, unterwegs mit Keil, seinen neuen Bau besprochen, sodann auf dem rechten Ufer die neuen Baue besehen. Nachmittag die Müllersche Sammlung ausgepackt und geordnet, ingleichen die Naturproducte und Fabricate der Fabrik zu Alt- Rohlau, von dem Fabrikant Hauslacher. Gegen Abend kam Gräfin von der Recke,[170] später der Fürst von Thurn und Taxis. Großes Trompeten deßhalb. Zeitig zu Bette.

7. Betrachtung der Basalte vom Horn und Nachbildung ihrer Gestalt in Thon. Spazieren gegangen, Chotekischen Weg, sodann bis an die Carlsbrücke. Nach Tische auf den Schlackenwerther Weg zu dem des Chausséebaues wegen eröffneten pseudovulcanischen Gebirg; mehreres davon nach Hause geschafft. Abends zeitig zu Bette. Nach 11 Uhr gewaltiger Platzregen, wohl eine Stunde daurend. – Des Großherzogs von Weimar Königliche Hoheit nach Weimar.

8. Anstalt die gestrige Einpackung der Carlsbader Suite fortzusetzen. Briefe von Haus, Canzlar von Müller und Boisserée. Nebenstehenden Brief. An Herrn Canzler von Müller nach Weimar. Spazieren. Die Gegend von Marienbad wieder vorgenommen. Besuch bey der Frau Gräfin von der Recke. Beendigung des Einpackens. Basalte vom Horn nachgebildet. Ordnung der Feuerprodukte von gestern, Betrachtung darüber und das Verzeichniß niedergeschrieben.

9. Briefe von Haus und von Büchler von Frankfurt. Betrachtung über den letzteren. Gegen Mittag Ankunft der Frau Herzogin von Curland. Gegen Abend spazieren nach der Egerbrücke, zu Untersuchung des Bernhardsfelsens neben dem Hospital, wo Raum zu einem Gebäude gebrochen[171] wird. Schöne Exemplare von Granit, Hornstein und Jaspis. War Hochzeit im Hause, der Sohn auf Klein- Versailles heyrathete. Das Brautpaar war des Morgens bey mir gewesen und hatte mich eingeladen. Herr von Richthoff und Reisegefährte Besuchten mich gegen Abend.

10. Nebenstehende Expeditionen: An Herrn Rath Schlosser nach Frankfurt a. M. Herrn Director von Schreibers nach Wien. – Die Steine zum Einpacken Vorbereitet, die Frankfurter Meldung durchgedacht. Abends gegen 5 Uhr zur Herzogin von Curland und Gräfin von der Recke. Sodann zu den drey Sternen und dem Bernhardsfelsen, wünschenswerthe Mineralien daselbst vorgefunden. Ging ich allein die Pragerstraße hinauf, bey St. Andreas herunter, zu Haus die pseudovulkanischen Produkte bey Seite geschafft und die Vom Bernhardsfelsen geordnet.

11. Himmelfahrtsfest. Nicht getrunken. Der junge Feuerbach, der mit Frau von der Recke gekommen war, besuchte mich. Beschäftigungen mit den neu acquirirten Mineralien. Die Concepte corrigirt und mundirt. Nach Tische Brandes Witterungskunde. Stadelmann ging an den Bernhardsfelsen und brachte verschiedenes zurück. Abends nach Klein- Versailles, die jungen Eheleute zu begrüßen; mit Carlsbader Bürgern zusammen gesessen. Zurück, von obenherein auf den Bernhardsfelsen.[172] Zu Hause Brandes fortgesetzt und überdacht, was von meinen Erfahrungen mittheilbar sey.

12. Wieder getrunken. Vorbereitung zur Einpackung sämmtlicher Mineralien. Brandes Witterungslehre. Fahrt auf Hohendorf und Lessau, wobey Erdbrands-Produkte eingesammelt wurden. Beobachtung eines gegen Westen niedergehenden bedeutenden Nimbus. Abends Revision der sämmtlichen Mineralien.

13. Den ganzen Tag zu Hause geblieben. Beschäftigung mit den Steinen, deren Ordnung und Einpacken. Wolkenzeichnungen und andere Redactionen der Wissenschaftlichen Gegenstände. Der Wein kam an. Gegen Abend Geheime Rath Schäffer, Leibarzt des Fürsten von Thurn und Taxis, dann Herr Legationsrath Conta. Brief von Rehbein, andere Mittheilungen. Der Graf Carmagnola von Manzoni fleißig beachtet und daraus übersetzt. – Eine Kiste mit Mineralien nach Weimar.

14. Graf Carmagnola. Spazieren gegangen. Mineralien für von Schreibers nummerirt. Conta; Brief von Meyer, andere Mittheilungen, academische Gegenstände, Wiener Nachrichten. Gegen Abend zum Bernhardsfelsen, sodann hinaufwärts bis zum neuen Gastgebäude. Den Schloßberg herunter. Zu Hause Graf Carmagnola.[173]

15. Fürst von Thurn und Taxis ließ sich anmelden, um die Mineralien-Sammlung zu sehen; da sie schon fortgeschickt war, entschloß man sich eine neue zusammen zu legen, womit der Morgen hingebracht wurde. Nach 12 Uhr zum Fürsten. Nach Tische an der Sammlung fortgeordnet. Dann Legationsrath Conta. Brief nach Weimar, Erwartung Dr. Schützens. Um 7 Uhr zur Herzogin von Curland. Vorfeyer zu des Landespatrons Johannes von Nepomuk morgendem Fest.

16. Früh am Brunnen, auf der Wiese. Erste Zeitungen. Des lyrischen Romans zweytes Gedicht. Der Müllerischen Sammlung das blaue Rapier untergelegt und neu geordnet. Nach dem Poppschen Saale und Umgebung, wegen einiges Gesteins. Eben auch so durch die Stadt, die Töpel hinabwärts bis zum Töpfer. Fiel ein Sprühregen. Besuch von Steuer- Secretär Buddeus. Gespräch über die farbige Wolkenerscheinung.

17. Eingestellte Fahrt nach Schlackenwalde, wegen des Regens. Kleine Geschäfte zu ordnen und zu bedencken. Der Wein wurde abgezogen. Ich sah die bisher geschriebenen Aufsätze und Actenstücke durch. Doctor Schütze kam an und brachte Briefe und Allgemeine Zeitung. Gegen Abend Hofrath Harnier, Brunnenarzt zu Pyrmont, reisend um in böhmischen Bädern sich umzusehen. Stadelmann bemühte sich um ein Quartier für Frau[174] von Lyncker. Herr Buddeus auf das Phänomen der Wolkenfarben aufmerksam machend.

18. Vollkommen klarer Tag. Am Brunnen. Herrn Geheimrath Schäffer die Zusammenstellung der Sammlung gemeldet. Herr Dr. Schütze, dann Legationsrath Conta. Auf die Mühlbadbrücke, wegen des Wolkenzuges. Fortgesetzte Zeichnung. Abends auf die Pragerstraße. Betrachtung über die Gärtnerey. Um 8 Uhr zu den Damen, Gewitter.

19. Am Brunnen, mit Buddeus und Gesellschaft. Die Steinsammlung weiter auseinander gelegt. Spazieren; bey dem Buchhändler. Besuch vom preußischen General Unruh. Nach Tische nach Dallwitz, die Porzellain-Fabrick; mit dem Inspector gesprochen. Verschiedene Mineralien dort aufgenommen. Über Hohendorf, Lessau, auf die Schlackenwerther Chaussée; zu dem dortigen Erdbrande, vieles aufgelesen. Herr Conta war von der Gesellschaft und interessirte sich für diese Gegenstände. Abends für mich. Schwimmende Lichtchen zu Ehren des heiligen Nepomuks, der Heilige illuminirt. Gesang auf der Brücke.

20. Nicht getrunken. Concepte revidirt und arrangirt. Karte von Prinz Carl von Sondershausen. Geologische Aufsätze. Kam Fürst von Thurn und Taxis mit Gefolge, die Steinsammlung zu sehen. Kurzer Spaziergang. Gegen Abend hinter St. Florian[175] hinauf, die Stadt Nürnberg aufzusuchen, merkwürdig als augenblickliche Herberge der Professoren Hermann und Poelitz aus Leipzig; bis zu Gottls hinauf, die Pragerstraße hinab. Briefe nach Haus.

NB. Ein täuschendes Echo vom Fuße des Hirschensprungs her, wenn man gegenüber auf einem verflächten Felsen über der Stadt Nürnberg steht und die Trompeter auf dem Schloßthurme die Ankunft eines Fremden melden, indem sie die Töpel hinunterblasen.

21. Regniger Tag. Am Brunnen. Mit Abschriften und Redactionen beschäftigt. Bey Prinz Carl von Schwarzburg-Sondershausen und Gemahlin. Nach Hause, Legationsrath Conta, Hermann und Poelitz aus Leipzig. Nach Tische für mich die Papiere durchgesehen, anderes vorbereitet, Abschrift der geologischen Concepte. Graf Carmagnola. Starker Platzregen.

22. Landregen. Zu Hause getrunken. Sammlung für Legationsrath Conta. Besuch von Herrn Buddeus, vorgezeigte Carlsbader Sammlung, Gespräche über neuere Verhältnisse. Nach Tische Aufstieg nach der Stadt Nürnberg. Bey der Rückkehr die Herren Professor Hermann und Poelitz angetroffen. Mit ihnen spazieret und conversirt. Abends für mich. Die Marienbader Hefte durchgesehen und betrachtet.[176]

23. Mit der Steinsammlung beschäftigt, dieselbe eingepackt, die Contaische vermehrt. Briefe nach Hause, Wien und sonst vorbereitet. Wenig spaziert. Abends bey der Herzogin von Curland, Kupfer des Wiener Congresses.

24. Spazieren mit Dr. Schütze, besuchte mich wieder Legationsrath Conta. Brief an Herrn von Schreibers. Brief an meinen Sohn abgeschickt, mit dem Contract der Frau von Lyncker. Nach Tische um 3 Uhr die Chaussée gegen den Horn, daselbst Basalte aufgelesen. Herr Conta war von der Gesellschaft. Zurück durch die Stadt, über den Posthof nach dem Hammer. Abends zu Hause allein.

25. Am Brunnen, mit Prof. Hermann gesprochen. Spazieren. GLR Conta. Eingepackt das sämmtliche Gestein. Briefe dazu. Kleine Samml. an Conta. Nach Tische Schreiben fortgesetzt. Abends Tiedge begegnet. Hinter der Harfe hinaus. Choteckscher Weg. Später herrlicher Mondschein. – Von Schreibers Brief und Sendung eines Kistchens Mineralien.

26. Die Kisten befördert. Nicht getruncken. Spaziert. Schreiben fortgesetzt. Sonstige Ordnung, Anschaffung, Anstalt zur Abreise. Im Buchladen, Wiener Ausgabe meiner Wercke. Conta, Unterhaltung über Weimars Frühzeit. Zur Herzoginn von Curland.[177]

27. Vorbereitete Abfahrt. Wolckendiarium durchcorrigirt. Gedicht für Cuno. Zwey Bände meiner Wercke, die ersten. Wiener Ausgabe. Conta. Nach Tische Herr Buddeus mit Grüßen von der Frau Herzoginn v. Curland. Nachher Prof. Hermann. Über Trilogie pp. – An Serenissimum. An Boisserée. An Herrn Beschorner, Schichtmeister, Schlaggenwalde.

28.

Von Carlsbad abum 6 Uhr.

In Zwota9 3/4 ".

Culm11 ".

Eger1 ".

Marienbader Mineralien gepackt. Mit Herrn Polizeyrath Grüner nach dem Cammerberg. Belehrende Unterhaltung über den Egerkreis; Größe, Verhältniß. Magistrat von Eger. Sitten, Gebräuche. Den Cammerberg besehen und auf's neue bedacht. Schacht im sogenannten Crater bis auf den Glimmersand. Exemplare der Schichten erhalten und ihrer Stärcke. Nach Hause. Mineralien ferner gepackt, an Spediteur Joseph Wilh. Hecht übergeben. Abends Besuch Vom Policeyrath. Lange Unterhaltung.

29.

Ab von Eger8 Uhr.

Franzenbrunn8 3/4 ".

Asch um11 ".

Ab von daselbst1 ".

In Rehau3 ".

Hof5 1/2 ".[178]

Im Hirsch logirt. Unterwegs Bemercktes redigirt und abgeschrieben.

30. Die zerbrochne Axe ward reparirt. Aufenthalt deswegen. Besuch von Bergrichter Meyr und Appelationsgerichts Advokat Schemberger.

Ab von Hof9 1/2.

Gesell12.

Schleiz3.

Wundersamer Entschluß den Verräther sein selbst, den ich heut und gestern durchgedacht, aufzuschreiben.

31.

Von Schleiz ab5 1/4.

Pösneck10.

Ab12.

Kahla4 3/4.

Jena6 1/4.

Bey Herrn Maj. v. Knebel angesprochen. Mannigfaltiges Interesse desselben. Nachts Ordnung der mitgebrachten Papiere angefangen. Bote von Serenissimo.


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 7, S. 169-179.
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