Februar.

[12] 1. Den Morgen für mich, die gegenwärtige politische Lage im ganzen überdenkend. Einige Portefeuilles von Zeichnungen im vordern Zimmer durchgesehen. Herr General Graf von Henckel zum Besuch. Mittags zu vieren. Nach Tische frauenzimmerliche Verhältnisse bey Hof, auf Bällen und Familien- Verhältnisse und sonst. Abends Concepte von Briefen und anderem. Zahme Xenien III.

2. Nebenstehende Expeditionen: Herrn Dr. Carus, Kunst und Alterthum IV, 1, Dresden. Herrn Kreishauptmann Breinl nach Pilsen. Herrn Professor Zauper ebendahin. – Sonstige Briefe concipirt. Herr von Rennenkampff nach 12 Uhr. Erzählung von seinem Aufenthalt in Wien, ingleichen Iglau, Zusammenkunft des Erbprinzen mit dem Kaiser von Rußland. Mittag zu vieren. Sodann die griechischen Priesterinnen. Sodann Publica. Abends Hofrath Meyer. Die Concepte zu Kunst und Alterthum mit ihm durchgelesen. Später für mich des Euripides' Kyklops.

3. Nebenstehendes mundirt, und abgesendet: Herrn Dr. Ernst Meyer nach Göttingen. Herrn Geh. Hofrath von Cotta, eingeschlossen Herrn Dr. Adrian nach Göttingen. – Einiges für das nächste Stück Kunst und Alterthum. Mittag[12] zu fünfen. Nach Tische Geschichten vom Ball und sonstige gesellige Verhältnisse. Nachher Zeitungen; Beschäftigung mit Walther. Canzler von Müller. Über die verschiedenen Regierungsglieder.

4. Museumsgeschäfte, vorbereitet und eingepackt. Einige Stücke Kunst und Alterthum abgegeben. Einiges an der Münzsammlung geordnet. Mittag zu fünfen. Weltbewegung wegen der spanischen Gegenerklärungen. Revision verschiedener Manuscripte. Abends Professor Riemer, den neugriechischen Charon, ingleichen die zahmen Xenien III mit ihm durchgegangen. Hofrath Meyer kam dazu. Beyde blieben zu Tische.

5. Nebenstehendes abgesendet: Herrn Rath Schlosser nach Frankfurt a. M. collationirtes Manuscript. Herrn Präsident Nees von Esenbeck, mein Bild nach Dawe, Facsimile nach Byron, Sesenheim von Neef, Betrachtungen darüber, Bonn. Herrn Major von Knebel, Triumph des Paulus Ämilius, Riemers neuste Cantate. – Stielers Atlas frühere Sendungen aufgesucht, die dritte gefunden. Vorarbeiten zu Kunst und Alterthum. Einiges an Professor Riemer. Mittag zu fünfen. Nach Tische Stielerscher Atlas. Einiges Tischbeinische eingeordnet. Abends für mich; alterthümliche Zeichnungen durchgesehen.

6. Einiges zu Kunst und Alterthum. Um 12 Uhr[13] die jungen Herrschaften. Mittag zu fünfen. Zeitungstag. Mantegna vorgenommen. Voigt, System der Natur und ihre Geschichte.

7. Mantegna's Triumphzug zweyte Abtheilung. Vorbereitung auf den morgenden Botentag. Mittag zu fünfen. Nach Tische mit meinem Sohn über häusliche und öffentliche Angelegenheiten. Abends für mich. Voigts System der Natur und ihre Geschichte, und Curiosities of Literature.

8. Mantegna's Triumphzug fortgesetzt. Fräulein Schopenhauer, Blumenkranz vorweisend. Mittag zu fünfen. Nach Tische die Stielerischen Landkarten. Gräfin Julie Egloffstein. Oberbaudirector Coudray. Nachts mein Sohn, eine schematische Darstellung vorweisend.

9. Nebenstehende Expeditionen: An Herrn Frommann, Quittung und zurückkehrendes Geld von Schwerdgeburth. An Herrn Hofrath Döbereiner, wegen der Dienemannischen Naturkörper. An Herrn von Knebel wegen des Separationsgeschäftes. Alles zusammen an Färber nach Jena. – Anderes vorbereitet in Concepten und Mundis. Kupferwerke wegen des Tempel zu Puzzuol. Mittag zu fünfen. Früh war Theatersecretär Teichmann von Berlin dagewesen, bringend Lalla Rooth von Grafen Brühl und einen Berliner Taschenkalender. Abends Hofrath Meyer und Herr Soret. Die Verlobung von Tieck.[14]

10. Mantegna in's Mundum gebracht. Um 12 Uhr Herr Soret die Diamanten in's Kästchen ordnend. Besuchte meinen Sohn. Mittag zu vieren. Sendung von Blumenbach, allerley Curiositäten. Sendung von Serenissimo, Pariser nachgeahmte Edelsteine. Abends für mich. Canzler von Müller, Unterschrift und Abschiedsgedicht negoziirend.

11. Mundum des Triumphzugs durch John. Frau Großherzogin um 1/2 11 Uhr. Wurden die nachgeahmten Edelsteine vorgewiesen, ingleichen einige Münztafeln. Mittag zu zweyen. Abends Oberbaudirector Coudray. Generalsuperintendent Röhr. Hofrath Meyer. Neapolitanische Gegenden, Lalla Rooth vorgewiesen; die künstlichen Edelsteine.

12. Einige Briefe. Mantegna. Geh. Referendar Helbig von Serenissimo abgeordnet. Wegen überhandnehmenden Catarrhs wurde geschröpft. Der übrige Tag so gut als möglich zugebracht.

13. Nach überstandner unruhiger Nacht und einiger Erholung Anstalten zu einiger Thätigkeit. Sendung von Pilsen und Berlin. Landschaftliche Zeichnung der angefressenen Marmorsäulen von Verschaffelt. Nachmittag geschlafen. Abends Ottilie, Hofrath Rehbein, Oberbaudirector Coudray. Letzterer blieb, wir gingen die Beschreibung von Prag durch.

14. Bey einiger Besserung die Geschäfte wieder angegriffen. Munda der von meinem Sohn aufgesetzten[15] Concepte. Selb geognostische Verhältnisse der Gegend um Dürrheim, verglichen mit Kefersteins Karten. Mittag zu dreyen. Canzler von Müller nach Jena gehend. Von Gagerns Antheil an der Politik. Darinnen gelesen. Hofrath Meyer. – Herrn Ökonomierath Rebbien das Promemoria zurück nach Berlin.

15. Munda der concipirten Verordnungen nach Jena sämmtlich besorgt. Herr Eberwein wegen des Webertaktes. Mittag zu fünfen. Sodann Hofrath Meyer. Brief von Beethoven. Abends Professor Riemer, zu Kunst und Alterthum manches durchgegangen und mitgetheilt.

16. Glückwunsch an Frau Erbgroßherzogin mit dem böhmischen Gedichte. Oberbaudirector Coudray, Verabredung wegen des Tempels zu Puzzuol. Mittag zu fünfen. Müller brachte die Durchzeichnung des 7. Blatts von Mantegna. Gegen Abend in's Bette. Hofrath Meyer und Rehbein saßen zusammen. – An Frau Erbgroßherzogin, Glückwunsch und böhmisches Gedicht. Verordnung an Geh. Hofrath Fuchs. Verordnung an Prosector Schröter wegen Präparaten-Gläsern. Verordnung an Hofrath Renner, wegen dem Gehülfen Metius. Verordnung an Färber, verschiedenes. Verordnung an Rentamtmann Müller obgedachte Gläser betreffend nach Jena, alles durch Compter.[16]

17. Früh ein Fremder Namens Ternite, ein Preuße, von Paris kommend, den ich nicht sprechen konnte. Obrist von Eschwege, Wetterbeobachtungen aus Lissabon bringend. Briefe von Boisserée und Jäger. – An die Ober-Baubehörde Communicat wegen Veterinär-Anstalt. An Kräuter Verordnung wegen des Papiers für die Catalogen zu Jena.

18. Gesteigertes Übelbefinden. Besonders heftiger Schmerz am Herzen. Um 11 Uhr zur Ader gelassen. Anmeldung des Baron Stroganow durch Herrn Staatsrath Struve, welchen ich leider nicht sehen konnte. Den ganzen übrigen Tag fortwährend sehr unruhig. Abends 5 Uhr Geh. Hofrath Huschke. Schlaflose Nacht. Hofrath Rehbein blieb im Hause.

19. Fortdauernder, zwar etwas geminderter Schmerz. Um 9 Uhr Blutigel gelegt. Besuch von Herrn Geh. Hofrath Huschke. Abends heftigeres Fieber, sehr unruhige, durch Schmerzen schlaflos gemachte Nacht.

20. Fast derselbe Zustand wie gestern, doch ging der Puls etwas besser. Zweymaliger Besuch des Geh. Hofraths Huschke. Hofrath Rehbein fast den ganzen Tag da. Die Nacht kaum anderthalb Stunden geschlafen.

21. Früh Starke Neigung zum Schlaf. Der Puls fast fieberfrey. Jedoch den Tag über in Schmerzen[17] und Unruhe zugebracht. Zweymaliger Besuch des Geh. Hofraths Huschke und sehr ofter Besuch des Hofraths Rehbein. Die Nacht unruhig mit wenig erquickendem Schlaf.

22. Zustand wie gestern, Fieber am Morgen etwas stärker wie gestern Abends. Den Tag im ganzen unruhig und in Schmerzen zugebracht. Zweymaliger Besuch des Geh. Hofraths Huschke. Hofrath Rehbein sehr oft im Hause. Nacht unruhig, heftiges Fieber, zuweilen starker Schweiß ohne Erleichterung hervorzubringen.

23. Das Fieber etwas geringer; jedoch wieder heftige Schmerzen in der linken Brust. Zweymaliger Besuch des Geh. Hofraths Huschke. Hofrath Rehbein sehr oft. Sonst der Tag sehr unruhig und schmerzhaft hingebracht. Die Nacht etwas ruhiger als die vorige, doch ohne Schlaf.

24. Am Morgen etwas Schlaf. Das Fieber mäßig. Zweymaliger Besuch des Geh. Hofraths Huschke. Hofrath Rehbein sehr oft. Der Zustand verschlimmerte sich sehr, bis gegen Abend eine unwiderstehliche Neigung zum Marienbader Wasser eintrat, welches auch getrunken wurde. Später eine Tasse Arnica-Thee getrunken, nach welchem sich der Zustand ganz zu verändern schien. Die Nacht zum erstenmal ruhiger erquickender Schlaf.

25. Etwas Husten hatte sich eingefunden. Überhaupt der Zustand ungleich besser als die vorhergehenden[18] Tage. Früh wieder Marienbader Wasser getrunken. Zweymaliger Besuch des Geh. Hofraths Huschke, öfterer des Hofraths Rehbein. Der Tag ohne Fieber. Die Nacht wenig geschlafen, daher Unruhe und Mißbehagen.

26. Früh wie gewöhnlich Marienbader Wasser und hierauf eine Tasse Caffee getrunken, jedoch mit wenig Appetit. Der Zustand im ganzen besser wie gestern. Früh Besuch Ihro K. H. des Großherzogs. Zweymaliger Besuch des Geh. Hofraths Huschke. Hofrath Rehbein sehr oft. Die Nacht schlaflos zugebracht, doch ohne Fieber.

27. Früh gegen 8 Uhr etwas geschlafen. Den Tag über ziemlich gut hingebracht ohne Fieber, jedoch das Schlucken durch Schmerzen im Halse erschwert. Zweymaliger Besuch des Geh. Hofraths Huschke, sehr oft Hofrath Rehbein. Ziemlich ruhige Nacht mit abwechselndem Schlaf.

28. Zustand besser wie gestern. Der Tag frey von Schmerzen und Fieber. Gegen 2 Uhr Besuch Sr. K. H. des Großherzogs. Zweymaliger Besuch des Geh. Hofraths Huschke. Hofrath Rehbein sehr oft, bis noch spät am Abend. Ruhige Nacht.


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 9, S. 12-19.
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