August.

[253] 1. An jener Übersetzung fortgefahren, und das Capitel durchgebracht. Brief an Herrn Soret zu diktiren angefangen. Das Barometer war gestiegen und der heftige Westwind legte sich. Ich konnte auf der Terrasse spazieren. Ich überdachte Botanisches. Ging nach Tische wieder auf und ab und notirte einiges. Sprach mit Frau Dr. Stichling und ihrer Gesellschaft, die das neu geborne Kind trugen. Dictirte Abends einige aufgezeichnete und besondere Bemerkungen. Bestellung wegen morgen.

2. Früh nach 6 Uhr mit Herrn Dr. Stichling abgefahren[253] nach Großheringen, wo wir bey dem Schulmeister Franke in seinem neuen Gebäude abstiegen, da der Schulze Pietzel zu uns kam, ein gar wackerer Mann, der seiner Gemeinde gut vorsteht. Wir gingen hinter der Schule steil hinunter ins Thal, über die Wiesen bis zur Saline, wo wir der Bohrarbeit eine Weile zusahen und von dem letzten herausgebrachten Musterstücke mitnahmen. Gingen sodann wieder zurück, begegneten einer wohlhabenden Holzhändlerin Frau Frahnert. Betrachteten uns den Zusammenfluß der Ilm und Saale näher und stiegen zusammen hinauf bis zum Schulgebäude, wo wir frühstückten. Sodann den Ort hinab über die Brücke und auf dem linken Ilmufer bis Dorfsulza vor. Auf der obern Saline fanden wir Herrn Salzschreiber Bergmann, mit dem wir uns über die Bohrarbeiten unterhielten, und dann bergauf unsern Rückweg nahmen. Der Kutscher fuhr fehl, wir hatten aber dadurch den Vortheil, daß wir, indem wir auf der Höhe ausstiegen und rückwärts blickten, links den Ettersberg mit seiner abnehmenden Höhe, die fernere Landschaft bis Eckartsberge übersehen konnten, das alte Schloß und die neuen preußischen Zoll-Gebäude. Unter uns lag Stadtsulza mit seinen Weinbergen gegenüber, auch Dorfsulza; das fernere Ilmthal und Großheringen war durch Hügel verdeckt. Gegen 2 Uhr[254] kamen wir nach Hause und speisten zusammen. Gegen Abend Besuch von Jena. Frau von Löw und Tochter. Die Familie Frommann. Madame Bohn und Dr. Gries. Welche nach einigen Stunden munterer Unterhaltung zurückfuhren. Frau von Löw nahm Empfehlungen mit an Herrn Grafen Sternberg, zu welchem sie reiste. Vorher hatten mich die Herren Präsidenten von Ziegesar und von Motz besucht.

3. Schreiben an Herrn Soret abgeschlossen und mundirt. Das nächste Vorstehende durchgedacht. Einige neue Einleitungen. Um des Regens willen wenig auf der Terrasse. Kam Dr. Weller. Ottilie mit den Kindern und Eckermann. Sie brachten verschiedenes mit. Wir speisten zusammen. Besprachen die gegenwärtigen Staatsläufte. Beredeten manches. Sie schieden um 5 Uhr. Ich las noch 2 Stücke von Cousin und Guizot. Beachtete die angekommenen Briefe. Ging mit Hofgärtner Baumann auf und ab. Wir besprachen die neue von Kecht vorgeschlagene Methode den Weinbau zu behandeln. Er zeigte mir an den vorhandenen Stöcken, worauf es eigentlich ankomme. – Herrn Hofrath Soret Wilhelmsthal. Herrn Factor Reichel in Augsburg. Herrn Herausgebern L'Eco in Mailand, an dieselben ein Packet Bücher durch denselben.

4. Bey trocknem Morgen und leidlichem Südwest[255] einige Stunden im Garten. Die Agenda durchgedacht. Vorzüglich mit näherer Betrachtung des Weinstocks beschäftigt. Mehrere Knoten gezeichnet, um sich von der eigentlichen Beschaffenheit des Wachsthums zu unterrichten. Abends mit Herrn Dr. Stichling auf der Terrasse, gleichfalls einiges über den Weinbau in Dornburg und in der Nachbarschaft verhandelnd.

5. Mit dem gestrigen Geschäft fortgefahren. Kräftiger Westwind verbot den Morgenspaziergang, Paulus, Harmonie der Evangelisten. Merkwürdige Bemühung eines Mannes, der hiezu sein ganzes Leben verwendet und die Überlieferung hiernach noch immer ein Problem bleibt. Abends auf der Terrasse bey leidlichem Wetter. Das Kechtische Werk und seine Vorschläge aber- und abermals durchgedacht.

6. Darin fortgefahren. Zu einer nächsten Expedition manches vorbereitet. Über die Knoten des Weinstocks und die daran zu bemerkenden einzelnen Theile Bemerkungen aufgeschrieben. Gelesen im Paulus. Castellis niederösterreichische Dichtungen. Prinz Johann, Übersetzung der ersten Gesänge des Dante. Dr. med. Phöbus, ein Ostpreuße, von Berlin kommend, nach der Schweitz gehend. Fortgefahren in obigen Beschäftigungen. Mehrere Knoten des Weinstocks mit ihren einzelnen Theilen gezeichnet. Kurze Zeit[256] auf der Terrasse. Vrille, erst gewunden, dann als Traube geendigt. Die nächste Expedition durchgedacht und vorbereitet. – Herrn Hofrath Meyer in Belvedere.

7. Bey Zeiten angefangen die heutige Expedition zusammen zu bringen. Sechs Engländer von Naumburg kommend, ließen ihre Pferde beym Chaufféehaus stehen und kamen den Berg herauf. Sie meldeten sich durch nebenstehende Billette, man führte sie ins Schloß, wo ich ihnen einen Besuch machte. Sie gingen bald darauf wieder fort und ich ging in meinen Arbeiten weiter. Nahm Schouws Pflanzengeographie vor in Bezug auf die Verbreitung des Weinbaues. Es kam eine Sendung von Weimar mit mehreren Briefen, deren bedeutenden Inhalt ich mir überlegte und an vorstehenden Expeditionen fortfuhr. Schreiben an meinen Sohn, mancherley Bestellungen, Einladung auf den Sonntag. Packet an Alfred Nicolovius, Kunst und Alterthum letztes Heft, einige Aufträge. Herrn Canzler von Müller nach Weimar. Herrn Carl Jügel nach Frankfurt a. M. inliegend ein Schreiben nach dem Haag. Durch den Bibliotheksdiener Nebenstehendes: Herrn Dr. Weller, das Vermehrungsbuch zurück, mit Aufträgen. – Abends auf der Terrasse kurze Zeit in fortgesetzten Betrachtungen über die Natur des Weinstocks mit Vergleichung[257] der hiesigen Kultur mit den Kechtischen Vorschlägen. Das auf voriger Seite Bemerkte durch einen Boten nach Weimar geschickt.

8. welcher heute in der Frühe wegging. Mit dem Schema der Weinstockslehre beschäftigt. Äußerst wilder stürmischer Regentag. Dennoch eine kurze Zeit auf den Terrassen. Vor- und nachher an jenem Aufsatz diktirt. Notizie intorno alcuni Vasi Etruschi del Dottor Dorow. Merkwürdige Mittheilungen darin gefunden. Die nächst abzulassenden Briefe überdacht. Alsdann diktirt. Kam Herr Dr. Stichling und brachte Carl Herzogs Geschichte des thüringischen Volkes. Er war bisher Lehrer am Institut des Professors Fröbel in Keilhau bey Rudolstadt gewesen, hatte sich aber, da jene Anstalt aus einander geht, nach Jena zurückgezogen. Ich fing an genanntes Buch zu lesen, fand einen wohlunterrichteten und wohldenkenden Verfasser, auch das Werk selbst seiner Absicht gemäß wohlgedacht und gut vorgetragen.

9. Las weiter und fand das Werk sich durchaus gleich dem Sinn und der Darstellung nach. Kurze Zeit auf der Terrasse. Sonnenschein, wenig bewölkter Himmel. Das Barometer war gestiegen. John mundirte die Briefe. Erwartete den Secretär Kräuter, welcher ausblieb. Las in der Geschichte von Thüringen fort. Wendete einige Betrachtungen an die Weinstöcke auf der Terrasse[258] und vergegenwärtigte mir die Forderungen und Vorschläge Rechts. Gegen Abend Hofrath Vogel, Schwiegermutter, Frau und Schwägerin. Ich sprach sie im Schlößchen. Ein gewaltsamer Regen fiel ein. Ich beschäftigte mich die Sendung durchzusehen, die diese mitgebracht hatten und notirte das morgen früh Vorzunehmende.

10. Globe Tom. VI. No. 81. Merkwürdiges Stück, erklärter Übergang ins Politische. Ampère's Rezension über Hitzigs Hoffmann. Nebenstehendes besorgt: Herrn Professor Zelter nach Berlin. An Herrn Hofrath Meyer, mit dem Dorowschen Werklein über antike Vasen. An Schuchardt wegen der Leipziger Kupferstiche und Zeichnungen. – Thüringische Geschichte weiter gelesen. Manches sonstige überdacht. Kam Dr. Weller. Mit demselben das Nächste besprochen. Kam Dr. Eckermann mit den Enkeln, die sich sehr anmuthig erwiesen. Bey mäßigem Barometerstand 27'' 5''' heiterer Himmel zu großem Vortheil der Gäste. Verschiedenes war mit den Besuchenden angekommen. Ein vergoldeter Gipsabguß des Stücks gediegenen Goldes, das 1826 am Ural gefunden wurde; ein freundliches Andenken vom Geheimen Rath Loder aus Moskau, begleitet mit einem Hefte über jene Lagerstätte von Moritz von Engelhardt. Auch kam von Nürnberg einiges auf Kunst und Kunstverein Bezügliches. Nicht weniger[259] das 75. Stück der Missionsanstalten von Halle. Gegen 6 Uhr die Kinder zurück. Dr. Weller blieb. Ich verhandelte manches mit ihm. Die Geschichte des thüringischen Volks weiter gelesen.

11. Dieselbe geendigt. Besuchte mich der Verfasser mit Herrn Dr. Stichling. Ich las: Die Lagerstätte des Goldes und Platina im Ural-Gebirge, von Dr. Moritz von Engelhardt. Nicht weniger das 75. Stück der neuren Geschichte der evangelischen Missionsanstalten in Ostindien, noch unterzeichnet von Niemeyer, nach seinem Ableben befördert von Dr. Jacobs. Ein wenig auf der Terrasse. War ein Gewitter vorüber gezogen. Einige fruchtbare Gedanken gefaßt. Gegen Abend einige Zeit auf der Terrasse. Nachher die von Körner gesendeten dioptrischen Werke angesehen.

12. Darin fortgefahren. Sodann Briefe diktirt. Anderes entworfen. Katoptrisches durchgedacht. Auch anderes wieder aufgenommen. Kamen Hofrath Döbereiner und Dr. Weller. Von ersterem sehr viel Bedeutendes vernommen. Er fügte seinen Vorträgen gleich erläuternde Zeichnungen hinzu. Wir speisten zusammen. Die Unterhaltung war durchaus fruchtbar belehrend. Nachmittag Eduard Robinson, Therese Robinson geb. von Jakob. Er ein Amerikaner, Theolog, Philolog; auf dem Continent, um sich mit der Literatur und den allgemeinen Zuständen bekannt zu machen. Nach[260] ihrem Abgange mit jenen beiden Gästen auf den Terrassen spazierend. Über Eichstädt und seine Rede gesprochen, sein Talent und seinen Erwerb. Sie fuhren ab um 6 Uhr. Ich las die neuangekommenen Branischen Hefte und Miszellen.

13. Fuhr hierinnen zu lesen fort, besonders La Porte, Bericht seiner Reise nach Asien. Stieg in den Weinberg hinab, ließ mir einige Stöcke aufbinden und die bisherige Behandlungsart vorzeigen. Dabey fand ich die Kechtischen Vorschläge nur desto bedeutender und befolgungswerther. Machte auch eine neue Entdeckung die Vrillen betreffend. Ferner wurde nebenstehende Sendung abgeschlossen: Herrn Carlyle nach Dumfries in Schottland, mit Adresse und Declaration. Adreßbrief an die Herren Parish zu Hamburg. Schreiben an Herrn Hofrath Soret in Belvedere. Durch Herrn Canzler von Müller abgeschickt. – Später kurze Zeit auf der Terrasse. Erwartete Herrn Canzler von Müller zu Tische, der aber später ankam. Brachte Herrn Michael Clare und seine Frau mit. Erst besprach ich mich mit jenem allein über die gegenwärtigen Zustande und Vorfallenheiten, auch die Feyerlichkeiten dieser Tage. Dann sah ich die letztere im Schlößchen, wozu auch Herr Geheime Rath Schmid von Jena kam. Herr Clare und Gattin sind diejenigen, deren in Herzog Bernhards Reise gedacht wird,[261] die ihn am Niagara trafen und den ersten Theil der Reise mit ihm machten, auch ihn nachher verschiedentlich antrafen. Ein merkwürdiger geprüfter Mann; energisch, unterrichtet und mittheilend. Das Gespräch bezog sich meist auf Jamaica, wo er mehrere Jahre residirt hatte. Las ferner in der Minerva.

14. Dieselbe Lectüre fortgesetzt. Sodann den Complex der nächsten botanischen Arbeiten durchgesehen. Schematisirt. Lange auf der Terrasse hin- und hergegangen und alles nochmals durchgedacht. Nach Tische einiges hierauf Bezügliche diktirt. Erhielt einen Brief von Herrn von Knebel. Diktirte eine Antwort. Mein Sohn, der sich angemeldet hatte, war nicht gekommen. Die Branischen Journale hinausgelesen. Abends bey Dr. Stichling. Gar gebildete anmuthige Personen. Später noch Botanica überdacht.

15. Maria Himmelfahrt, Napoleons Geburtstag. Das Botanische zu Papier gebracht. In dieser Angelegenheit mich durchaus beschäftigt. Manches überlegt und geordnet. Sonstiges vorbereitet. Den Weinberg nochmals besucht. Nähere Betrachtung über einige Punkte. Ingleichen Übersetzung von De Candolles Capitel nochmals durchgesehen. Abends einige Zeit auf der Terrasse, ingleichen Betrachtungen. Später Claudine von Villa Bella und Erwin und Elmire gelesen.[262]

16. Fortgefahren an der Einleitung, die Geschichte meines botanischen Studiums darstellend. Packet von Weimar, welches ich eröffnete und den Inhalt überschaute. Herr Legationsrath Weyland aus Paris und Herr Dr. Stichling besuchten mich. Wurde viel über die dortigen Zustände, Literatur, Künste und Theater verhandelt. Nebenstehendes geschlossen und expedirt: Packet an Carlyle, durch Vermittelung des Herrn Parish in Hamburg. Schreiben an meinen Sohn. Schreiben an Herrn Canzler von Müller. (Beydes durch Herrn Dr. Stichling, der nach Weimar fuhr.) Ein Exemplar Kunst und Alterthum an Herrn Hittorff. Ein anderes an Herrn Stapfer. Ein Schreiben an Herrn Duvan nach Paris. (Zusammen Herrn Legationsrath Weyland zu geneigter Besorgung übergeben.) – Die angekommenen Stücke des Globe und der Allgemeinen Zeitung durchgelesen und überdacht. Drey Tage niedriger Barometerstand von 1'' bis 4'', unbändige Stürme und gewaltiger Regen.

17. Das Barometer hatte sich auf 7 Linien gehoben und den Stürmen auf einmal ein Ende gemacht. Gebrochene Wolken schwebten am Himmel, das Blaue schien durch. Münchner Landtagsverhandlungen. Treffliche Rede des Ministerialraths von Wirschinger, alle bisherigen Vota wieder aufnehmend[263] und prüfend. Bey schönem Wetter auf den Terrassen. Kam Dr. Weller, der in Weimar gewesen war. Wurden die dortigen Zustände mit besonderer Zufriedenheit besprochen. Darauf mein Sohn, Schwiegertochter und Enkel. Vorerst wurden verschiedene Geschäfte abgethan. Anderes mitgetheilt und beschlossen. Wir speisten zusammen und sie schieden gegen 5 Uhr. Dr. Weller blieb noch. Verschiedene Geschäftsverhältnisse besprochen. Der junge Frommann auf einen Augenblick. Blieb für mich. Las verschiedene englische, von Ottilien empfohlne Gedichte. Wollte Walter Scotts St. Valentinstag lesen. Es ging aber nicht; in dem zwar interessanten Stoff findet unser einer zu wenig Gehalt.

18. Vor Sonnenaufgang aufgestanden. Vollkommene Klarheit des Thales. Der Ausdruck des Dichters: heilige Frühe ward empfunden. Nun fing das Nebelspiel im Thale seine Bewegung an, welches mit Südwestwind wohl eine Stunde dauerte, und sich außer wenigen leichten Streifwolken in völlige Klarheit auflöste. Begab mich an verschiedene Betrachtungen und Geschäfte. Las den neuen Roman von Walter Scott St. Valedtine's Day. Spazierte auf der Terrasse. Es hatten sich mehrere Partien aus der Nachbarschaft eingefunden. Gegen Nacht trat schon nach geringem Sinken des Barometers der Regen wieder ein.[264]

19. Die neuangekommenen Stücke des Mayländer Echo zu lesen angefangen. Kurze Zeit auf der Terrasse bey bewölktem Morgen. NB. Gestern Nachmittag war ein junger Mann Namens Schüler, an der Freyberger Akademie studirend, bey mir. Er gefiel mir wohl. Ist ein Landskind und wünscht Anstellung in der Folge. Nebenstehendes Paket nach Jena ausgefertigt: Herrn Dr. Weller die Tagebücher der Bibliothek. Packet an Ottilien. Ingleichen an Major von Knebel. An Herrn Präsident von Motz. Auch Paket nach München, welches von Mayland gekommen war. – Längere Zeit auf der Terrasse. Über den Widerspruch der untern Atmosphäre gegen die obere, Westwind bey höherem Barometerstand, und gleichfalls zweideutige Wolkenformen nachgedacht. In dem Echo weiter fortgelesen.

20. Bote von Herrn Soret. Anmeldung auf morgen. Absendung des Packets nach Jena. Sodann auf die Terrassen, zeitig bey verhältnißmäßig hohem Barometerstande 27'' 8''' die Wirkungen und Gegenwirkungen in der Atmosphäre beobachtet. Herr Dr. Stichling einiges von Weimar bringend und beym Frühstück mancherley mittheilend und erzählend. Sodann meldeten sich zwey Fremde: Pastor M. Spiegel aus Hohenheide bey Leipzig und Advokat Siebdrat aus Leipzig, welche gleichfalls in der Eschenlaube sprach. Auch letztere wohlgebildete[265] und einsichtige Männer. Wollte etwas arbeiten, ward aber wieder unterbrochen, durch den Besuch der Herren Berzelius, Mitscherlich und Rose, welche vor der Berliner Zusammenkunft eine Reise an den Rhein zu machen gedenken. Bald darauf kam Oberbaudirector Coudray. Wir besprachen mancherley Geschäfte: die Loge vom 3. September, das Monument für Frau von Egloffstein, und anderes. Wir speisten zusammen. Gegen Abend eine Gesellschaft. Frauen, die zu ihm gehörten. Später las ich: Die Eidsgenossen und die Gugler, ein geschichtlicher Versuch.

21. Einiges am botanischen Lebenslaufe. Auf den Terrassen. Sah Herrn Zeune in dem Schlosse. Erwartete den Erbprinzen, der mit denen Herren Soret und Schmidt um Mittag ankam. Mit Herrn Soret über die gemeinschaftliche Arbeit das Nähere besprochen. Herrn Schmidt die Herzogische Geschichte von Thüringen empfohlen, der sie zum Theil schon kannte auch billigte, auch zum Gebrauch beym Unterricht willkommen fand. Wir speisten zusammen. Sie hatten einige artige Geschenke mitgebracht. Nach 5 Uhr fuhren Sie wieder ab. Ich fand auf der Terrasse Demoiselle Stichling und setzte mich zu ihr. Darnach kam eine Gesellschaft von Porstendorf, wo ich mit Fräulein von Henning, einer schönen Schwester des chromatischen[266] Freundes, Bekanntschaft machte. Aushängebogen der kleinen und Octavausgabe waren angekommen.

22. Zeitungen gelesen und die Karte des Osmanischen Europas aufgeheftet. Einige Zeit auf der Terrasse. Fing Handersons History of ancient and modern Wines an. Diktirte das fernere Schema zur Einleitung. Ging wieder eine Zeit auf der Terrasse und überdachte das weitere hierher Gehörige. Kamen Frau Gräfin Henckel, Ottilie und Walter. Unterhaltung in dem großen Zimmer mit den Wappen und sonstiger Decoration. Einbrechender Regen hinderte am Spaziergang. Wir speisten zusammen. Um 5 Uhr fuhren sie fort. Ich beschäftigte mich weiter mit Handerson.

23. An der botanischen Einleitung diktirt. Las in meiner italiänischen Reise. Auf der Terrasse. Die angesagten Gäste vergeblich erwartend. Regenschauer gingen verschiedentlich vorüber. Einige Zeit auf der Terrasse. Rebenknoten mit doppelten Augen. Untersuchung derselben. Ein Exemplar eingelegt. In der italiänischen Reise weiter gelesen. Krämers italiänisches Wörterbuch von Jena erhalten und seine Eigenheiten näher betrachtet.

24. Einiges Botanische diktirt. Sodann auf den Terrassen und ins Schloß. Gegen 12 Uhr kam Dr. Weller. Das nächst Vergangene mit ihm durchgesprochen.[267] Gegen 1 Uhr Professor Riemer, Dr. Eckermann und die Enkel. Brachten verschiedenes mit. Wir speisten zusammen. Professor Riemer referirte manches Philologische. Entwickelte auch die Verdienste der lateinischen Poesie im früheren Mittelalter. Riemer und Compagnie fuhren ab. Ich blieb mit Dr. Wellern auf den Terrassen. Uns begegneten einige Studiosi. Für mich, nachher las ich Lord Byrons Heaven and Earth. – Einige Desideranda an meinen Sohn Dr. Eckermann mitgegeben.

25. Endigte gemeldetes Gedicht mit frischer Bewunderung. Begab mich in den Saal und bearbeitete dort das nächste Botanische. Reflectirte über die Bignonia radicans und über drüsenartige Auswüchse an der Rückseite jedes Knotens. Mittag für mich. Meldete sich Herr Chélard, Maitre de la Chapelle de S. M. Le Roi de Bavière und brachte Briefe von Weimar mit. Kam gegen Abend selbst und ich hatte mit ihm eine angenehme Unterhaltung über Pariser musikalische und literarische Verhältnisse. Auf Befragen nannte er den musikalischen Rezensenten des Globe, Vitet, schien nicht ganz mit ihm zufrieden; ließ ihn übrigens für einen eifrigen Musikliebhaber gelten. Schöner Aufgang und Fortschritt des Vollmondes.

26. Hoher Barometerstand. Gegenwinde, von Norden[268] und von Westen. Beynahe ganz bewölkter Himmel. In beiden Richtungen ziehende Wolken. Verfügte mich bald in den Saal. Überdachte die atmosphärischen Angelegenheiten. Wendete mich zur Betrachtung der Bignonia radicans. John mundirte indeß die früh diktirten Briefe an Zelter und von Müller. Speiste Mittags für mich. Diktirte Johnen den Aussatz über die Bignonia. Hatte einiges im Voigt gelesen und war auf den Terrassen spazieren gegangen.

27. An den botanischen Aufsätzen revidirt. Kamen Voigts von Jena. Mannigfaltige Unterhaltung zu Gunsten meiner gegenwärtigen Arbeiten. Sie speisten mit mir und fuhren erst spät wieder zurück. Sendung von Jena. Einige Mineralien von Werneburg. Brief und nähere Beschreibung der fossilen Saamen durch Nees von Esenbeck. Kam noch spät mein Sohn mit Landesdirectionsrath Töpfer. Ersterer erzählte die Abenteuer des Rudolstädter Vogelschießens und fragte an wegen morgen. Ich lehnte allen Besuch ab. Sie fuhren spät bey Mondenschein wieder zurück. – Herrn Canzler von Müller Weimar, die Papiere vom 3. September zurück. Herrn Professor Zelter mit einem Vollmondsliede.

28. Verschiedene Gaben an Kuchen, Früchten und Kränzen. Kam Inspector Götze von Jena glückwünschend. Auch Doctor Stichling. Diktirte einiges[269] vorbereitend. Auf der Terrasse. Kam Registrator Schuchardt. Ferner Dr. Weller, Schwester und Kind. Wir frühstückten zusammen, spazierten und ich diktirte sodann weiter an botanischen Dingen. Auch waren schöne reife Früchte, besonders auch bewundernswürdige Blumen, sehr schöne Georginen und dergleichen zu Kränzen gebunden und einzeln eingekommen. Kamen von Jena die Herren von Schroeter, Niemeyer und Gries, blieben aber nur eine Stunde. Speiste mit mir Dr. Stichling, Weller und Schuchardt. Kam Hofrath Döbereiner dazu, da denn das Gespräch sehr interessant wurde. Er brachte mir das salpetersaure Cölestin. Besuchte mich noch Abends Frau Kirchenräthin Griesbach und Demoiselle Göttling. Waren zwey Boten angekommen, einer von Haus, ein anderer vom Canzler. Ich fertigte sie ab, und besah die mitgebrachten Geschenke. Las die neusten Zeitungen und fand das russische Vordringen bis gegen Schumla, zugleich aber die Rückkehr des Kaisers und der Diplomaten nach Odessa. Merkwürdigster Zeitpunkt.

29. John beschäftigte sich mit Abschrift der Einleitung in das botanische Studium. Ich beschäftigte mich mit Rhus cotinus, dem Aufsatz über den Ausdruck »Aberzahn«, recapitulirte die Zeitung. Bey Nordwest, Barometerstand 27'' 6''', der wundersamste niegesehene Wolken- und Wetterzug.[270] Hinter den gegenüberstehenden Bergen die Saale abwärts starkes Gewitter.

30. John fing an das geologische Thermometer abzuschreiben. Ich bereitete Sendungen nach Weimar und Jena. Fuhr fort die botanischen Tecturen zu reinigen und zu complettiren. Las in Goethe's Leben von Heinrich Döring. Beobachtete den sehr anschwellenden Fluß. Begab mich sodann in das mittlere Schloß und fuhr in allen Geschäften weiter fort. Gegen Mittag kamen Ottilie, Ulrike und Wolf. Brachten manches Angekommene mit. Besprachen manches. Ulrike wird nächstens mit ihrer Frau Mutter nach Berlin und Stettin gehen. Von manchen gewissen und wahrscheinlichen Neuigkeiten in Weimar wurde gesprochen, und manches zurecht gelegt. Wir speisten zusammen und sie fuhren Abends wieder fort. Ich verfolgte die Betrachtungen des Cissus, wovon Baumann Ranken gesendet hatte. Auch das Rhus cotinus und es schien zu gelingen. Mitgegeben ward Nebenstehendes: Herrn Hofrath Voigt, Büttnerische Manuscripte; eine autorisirte Quittung auf 20 Thlr. Herrn Professor Riemer, Aufsatz über den Aberzahn; Verzeichniß der wünschenswerthen Bücher. – Ich eröffnete die verschiedenen Packete und Briefe, für morgen alles ordnend und zurecht legend.

31. Begab mich zeitig in den Schloßsaal, nahm zuerst[271] die gestern begonnenen Botanica wieder vor. Betrachtete sorgfältig die Sendung von Cornelius und Neureuther; einige angekommene Gedichte und sonstige Briefe. Gegen Mittag fing ich Antworten zu diktiren an. John war mit der geologischen Thermometer-Tabelle fertig geworden. Das Wasser war die Nacht gewachsen, schien aber nunmehr stille zu stehn. Setzte sämmtliche Betrachtungen und Arbeiten des Morgens fort. Ging tiefer in die Sachen ein. Ward diktirt und mundirt. Immerfort dauernde Streifregen. Gegen Abend die vollständigsten Regenbogen. Im Osten Cumulus, durchaus mit Stratus unterbrochen, Barometerstand 27'' 6'''.


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 11, S. 253-272.
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