Juli.

[238] 1. Kam ein Schreiben an von London, wegen der Subscription zu Byrons Monument. Auch von Wilhelmsthal durch Herrn Canzler von Müller. Manches vorbereitet. Nebenstehendes ausgefertigt: Herrn von Holtei, nebst einem Packet nach Berlin. Herrn Carl Jügel nach Frankfurt a. M. – Das Geschäft wegen der Börnerischen Kupfer und Zeichnungen seinem Ende nahe gebracht. Herr Hofrath Döbereiner überbrachte einige chromatische Platina-Versuche, referirte, was von mannigfaltigen Versuchen und Unternehmungen, die Gährung betreffend, im Werke sey. Zeichenmeister Lieber brachte den bis auf einen gewissen Grad restaurirten Jäger zur Ansicht. Verordnung in der Restaurations-Angelegenheit diktirt. Mittag Doctor Eckermann, wurde über die Chromatika gesprochen, welche Abends vorher mit Herrn Stieler durchgegangen hatte. Nachher Ordnung in den Instrumenten fortgesetzt. Abends mit Professor Riemer, den endlichen Abschluß des Heftes von Kunst und Alterthum[238] bewirkt. Er und Stieler fuhren noch spazieren. Ich las den zweyten Theil des Lebens von Colomb hinaus.

2. Nebenstehendes: Herrn Frommann d. J. den Abschluß von Kunst und Alterthum, Jena. Herrn Dr. Weller, Zettel für Joachim Jungs Werke. Verordnung an Lange, wegen der Zulagen. Herrn Hofrath Soret nach Wilhelmsthal. – Kam ein Brief von Ottilien. Lieber fragte an: ob er die Coudrayschen Zeichnungen ins Reine bringen könne? Ein Schreiben von Boisserée. Mittag Dr. Eckermann. Sodann Professor Riemer. Mit diesem Fräulein Ulrike. Wölfchen spazieren gefahren. Abends Herr Canzler von Müller, Nachrichten von Wilhelmsthal bringend.

3. Mancherley möglichst geordnet. Vergünstigung eines Aufenthalts in Dornburg. Stielern gesessen wegen der Hand. Querndt, der Bengalese, kam und ich gab ihm eine Erstattung von drey Louisd'or wegen seiner Curiositäten fürs Museum. Auch einige Bronzemedaillen wegen der mir mitgetheilten orientalischen Münzen. Mittag Hofrath Meyer und Dr. Eckermann. Ersterer sah und belobte das Stielerische Porträt. Nach Tische wurden die neuangeschafften Kupfer vorgewiesen und rezensirt. Gegen Abend mit Ulriken spazieren gefahren. Oberbaudirector Coudray, von seinen bisherigen Geschäften referirend. Dr. Eckermann kam später.[239]

4. Verschiedentliche Expeditionen vorbereitet. Herr Canzler theilte Einschaltungen in den Nekrolog mit. Mittag Dr. Eckermann. Mein Sohn speiste auswärts. Ältere entdeckte Zeichnungen vorgelegt. Gegen Abend Professor Riemer. Vorher Major von Germar, die Umstände des Hinscheidens unseres gnädigsten Herrn in einem Aufsatze vorlegend, welchen ich durchlas.

5. Nebenstehendes: Herrn Major von Knebel Jena, Anmeldung auf Montag. Herrn Börner in Leipzig wegen Rücksendung seiner Kupferstiche und Zeichnungen. Herrn Banquier Elkan wegen Bezahlung der zurückbehaltenen Kupfer und Zeichnungen. – Einiges diktirt und vorbereitet. In Cousins Vorlesungen fortgefahren. Mittag Professor Abeken und Neffe Stielers und Oberbaudirector Coudray. Die Herren Ministers hatten die Stielerischen Arbeiten in dem Atelier besucht. Nach Tische für mich. Joachim Jungius fort betrachtet. Abends Herr Canzler, die Stielerische Exposition, deren Erfolg und nähere Veranlassung referirend. Hofrath Vogel, Gespräch über Acceleration und Retardation der Wissenschaften und Einsichten.

6. Cousins 7. und 8. Lection. Villemains 8. und 9. Lection. Betrachtungen über den französischen Standpunct, woraus sie diese Gegenstände übersehen und über die Zwecke, wozu sie solche bearbeiten.[240] Die Branischen Journale für den Monat. Mittag für uns. Abends Stielers, Abschied zu nehmen. Herr Canzler von Müller. Einiges über die gegen wärtigen Zustände und Ereignisse. – An Herrn Dr. Sulpiz Boisserée nach München. To Mr. John C. Hobhouse Albemarle Street, London.

7. Eingepackt und verschiedenes noch abgethan. Nach 6 Uhr auf Jena. Abgestiegen im botanischen Garten. Voigt und Baumann gesprochen. Heracleum speciosum betrachtet und bewundert. Nachher auf die Bibliothek, alles in Ordnung gefunden. Zu Major von Knebel, mit demselbigen gespeist. Um 4 Uhr weggefahren. Um 6 Uhr in Dornburg angekommen. Vollkommen heiterer Himmel, und große Wärme.

8. Früh in der Morgendämmerung das Thal und dessen aufsteigende Nebel gesehen. Bey Sonnenaufgang aufgestanden. Ganz reiner Himmel, schon zeitig steigende Wärme. Mit Inspector Sckell gesprochen über den letzten Aufenthalt der Herrschaft. Die neuangelegten Weinberge. Über die Gewinnung des Coelestins. Einiges diktirt zum Vorwort der Pflanzen-Metamorphose. Sodann den Tag über fortgefahren in De Candolles Organographie zu lesen und anzunotiren, was auf die nächsten Zwecke hindeutet. Abends vollkommen klar. Heftiger Ostwind.[241]

9. Mit Sonnenaufgang aufgestanden, die botanischen Betrachtungen vorgenommen. Den ganzen Gang der Anlegenheit durchgedacht. Nebenstehendes ausgefertigt, und damit meist den Tag hingebracht. Herrn Bergrath Lenz nach Jena. Herrn Hofrath Soret nach Wilhelmsthal, eingeschlossen an Herrn Cammerherrn von Goethe nach Weimar, eingeschlossen an Herrn Dr. Weller in Jena, ingleichen an Herrn Professor Zelter nach Berlin. An Wegebau-Inspector Goetze in Jena. – Herr Doctor Weller besuchte mich und ward verschiedenes abgeredet, was morgen früh besorgt werden sollte. Spät kam ein Bote von Weimar, brachte verschiedene Briefe, deren Inhalt beachtet wurde.

10. Der Bote wurde mit John und dem Kutschwerk nach Jena geschickt. Auch mancherlei Besorgung aufgetragen. Ich ging zum erstenmal die Terrassen durch. Fand ein Frauenzimmerchen, das sich auch zur Kreuzbrunnen-Kur bekannte. Ich bedachte mir die schönen Anlagen, ging sie mit dem Hofgärtner durch, der mir die sehr geschickte und glückliche Verbindung der Stohmannischen Besitzung mit den früheren fürstlichen erklärte. Ich bedachte die nothwendigen Antworten auf die eingekommenen Briefe. Gegen 2 Uhr kam der Wagen zurück und brachte alles Bestellte. Nach Tische Herr Frommann d. J. mit seiner Schwester,[242] und brachten die ersten Exemplare von Kunst und Alterthum. Ich ging nachher nochmals die Terrassen durch, und bedachte die Beschäftigung des Tages, welche eigentlich nur den höheren botanischen Zwecken gewidmet war. Die von Jena mitgekommenen Bücher hatten mir zu mancherley Nachdenken Anlaß gegeben.

11.

Gaudeat ingrediens laetetur et aede recedens

His qui praetereunt det bona cuncta Deus. 1608.

So heißt die Inschrift über der Thüre des Schlößchens, das ich bewohne. Sie ist im Geschmack jener Zeit architektonisch und plastisch errichtet und ausgeführt. Nebenstehendes: Exemplare von Kunst und Alterthum abgesendet: 1. Meinem Sohn. 2. Ottilie. 3. Canzler von Müller. 4. Professor Riemer. 5. Hofrath Meyer. 6. Dr. Eckermann, unmittelbar dem Landesdirections-Rath Töpfer. Briefe an meinen Sohn, an Ottilien, an Canzler von Müller. – Zusammengepackt dem Landesdirections-Rath Töpfer mitgegeben, welcher früh ein Packet von meinem Sohne gebracht hatte. Er hatte mit Geheimem Cammerrath Kruse den Geburtstag dieses Freundes hier bey Stichlings gefeyert. Färber war von Jena gekommen, ich autorisirte demselben eine Quittung. Superintendent Völker und Amtmann Schmith zum Besuch. Töpfer referirte von der Leichenfeyer. Ich las Zeitungen[243] und sonstiges Mitgebrachte. So war auch die dritte Ausgabe von Niebuhrs Römischer Geschichte angelangt. In Voigts Botanik weiter gelesen.

12. Gegen fünf Uhr allgemeiner dichter, hoch in die Atmosphäre verbreiteter Nebel. (Er war, wie ich hörte, seit 2 Uhr aus der Saale aufgestiegen.) Erst gegen 7 Uhr ward die untere Straße, der Fluß und die nächsten Wiesen, sodann, als der Nebel weiter sank, die gegenüber sich hinziehenden Bergrücken sichtbar. Nach und nach hatte er sich ganz nieder gesenkt, doch schwebte noch ein merklicher Duft ausgebreitet über dem Thale. Der Himmel war ganz heiter geworden, schön blau, besonders an der Abendseite. Ich diktirte fortfahrend an dem Aufsatze zur Morphologie, und las in der Voigtischen Botanik. Gegen Abend Hofrath Döbereiner und Inspector Goetze. Ersterer machte den Versuch durch kohlensaures Natron und Zucker den sauren Saalwein in heftig mussirenden süßen Champagner zu verwandeln. Ich fuhr sodann auf der Höhe einige Wege hin und her. Gewahrte ein von Südwest herankommendes Wetter, welches auch bald uns überzog mit einem Regen, der mehrere Stunden dauerte, jedoch ohne Blitz und Donner.

13. Voigts Botanik weiter gelesen. Kurze Zeit auf der Terrasse spazierend. Hofgärtner Baumann von Jena brachte einen Zettel zur Unterschrift[244] und einiges zur Kenntniß. Nebenverzeichnete Hefte eingepackt. Gegen Abend Dr. Weller, mit Frau Schwester und gar erfreulichem Knaben von 3/4 Jahren. Er brachte mir die Sendung, die gestern von Weimar angelangt war, und ich diktirte sogleich das nöthige hierauf zu Verfügende. Auch las ich in dem Abriß der neugriechischen Geschichte von Rizo Néroulos. Von den schönen atmosphärischen Phänomenen gab ich meinem Sohn vorläufige Kenntniß. – Abgesendete Hefte Kunst und Alterthum nach Berlin: Streckfuß, Zelter; nach Bonn: Nees von Esenbeck, Niebuhr, d'Alton; nach Frankfurt a. M.: Carl Jügel; nach Mannheim: Artaria.

14. Die gestern vorbereiteten Briefe und Packete zu Absendung für heute Abend abgeschlossen und damit meist den ganzen Morgen zugebracht. Nebenbey den Rizo Néroulos und dessen Geschichte von Griechenland weiter beachtet, auch einiges Botanische diktirt. Gegen Abend die Frommannische Familie. Ging zum Abschied mit ihnen über die Terrasse bis in den Hahn und las in der Geschichte des Rizo weiter, und setzte die botanischen Betrachtungen fort.

15. In den gestrigen Beschäftigungen fortgefahren. Briefe vorbereitet. Ließ die in die Wochen gekommene Frau Stichling begrüßen. Diktirte an dem Briefe fort für Herrn von Beulwitz. Rizo[245] zu Ende gelesen. Kam der Kutscher von Weimar. Das Mitgebrachte gemustert und überlegt. In sonstigen Betrachtungen fortgefahren. Die historisch-antiquarischen Nachrichten durch Conrector Schwabe gelesen.

16. In Rizo das Capitel von Ypsilantis Erscheinung bis zu dessen Abtritt nochmals durchgelesen. Die Agenda revidirt. Den Brief an Herrn von Beulwitz bis zu Ende diktirt. Den ersten Band der Organographie zu Ende gelesen. Mich besonders am Schlusse der Übereinstimmung mit meiner eigenen Vorstellungsart und Schlußfolge gefreut. Ferner in Voigts Botanik gelesen. Auch einige hierher gehörige Aphorismen diktirt, sodann das Schreiben an Herrn von Beulwitz weitergeführt.

17. Ferneres Mundum gedachten Schreibens. Einleitung des Abschlusses. Bibliotheksdiener Liebeskind, eine Weimarische Sendung von Jena bringend. Ich fing an in der dritten Auflage von Niebuhrs Römischer Geschichte zu lesen. Betrachtete verschiedene Exemplare des Allium Cepa, wovon ich das eine zerschnitt. Betrachtung über den Fruchtboden und die untere Aufschwellung des Stengels.

18. Völliger Abschluß des vorbereiteten, morgen mit dem Wagen Abzuschickenden, siehe an der Seite. Fortgesetztes Lesen des Niebuhrischen Werkes. Viel Beschäftigung, bis das Packet für morgen zusammengebracht[246] und alles in Ordnung gerichtet wurde. Fortgesetztes Lesen von Niebuhrs Römischer Geschichte. – An Frau von Pogwisch nach Wilhelmsthal, die neugriechische Geschichte Rizos zurücksendend. Zugleich an Fräulein Ulrike. Major von Beulwitz, reflexive Relation meines hiesigen Aufenthalts und Brief, eingeschlossen an Herrn Canzler von Müller, mit Schreiben. An Frau von Goethe mit ihren Karlsbader Tagebüchern und von Fouqués Brief. Ausgefertigte weitläufige Notanda an John übertragen.

19. Ging John mit dem Wagen und Aufträgen nach Weimar. Niebuhr fortgesetzt. Sodann auch botanische Betrachtungen. Spazieren gegangen nach dem Gesellschaftshause, um die Mauern, den Fußpfad nach Weimar zu. Denselbigen Weg wieder zurück. Kam Inspector Götze gegen Abend. Ich ging zu den verschiedenen Tageszeiten bey ruhigem Wetter hin und her.

20. Niebuhr und Botanisches. Einige allgemeine Naturbetrachtungen. Nicht weniger was in Gefolg meines Schreibens nunmehr zu sagen wäre. Kam mein Sohn mit dem Wagen zurück. John brachte das Aufgetragene nach dem Verzeichniß. Briefe gelesen. In einiges andere hineingesehen. Unterhaltung mit meinem Sohn über die gegenwärtigen Umstände obwaltender Furcht und Hoffnung.[247] Schrön meldete sich von Gotha kommend, nach Allstedt auf die Revisionsreise gehend. Referirte von seinem nützlich vergnüglichen Aufenthalt in Gotha auf der Sternwarte. Auch meldete sich ein Dr. Lindfors aus Finnland. Auch ein junger preußischer Beamter von Naumburg Namens Schmidt, gebürtig von Coblenz. Ich fuhr mit meinem Sohn nach Jena. Fand Frau von Wolzogen nicht zu Hause. Sprach mit Fräulein Schiller und Herrn von Gleichen in dem botanischen Garten. Fuhr unter dem gewaltsamsten Regenstrom nach Dornburg zurück. Ein Brief von Göttling aus Neapel war höchst erfreulich und belehrend. Andere Briefe wurden durchgesehen und Erwiederung überlegt. Zum Abschluß einiges angeordnet.

21. Auf der Terrasse spazieren. Die Vorlesungen von Guizot gelesen. Die verschiedenen Tecturen geordnet und einiges gearbeitet. Gegen Abend Frau von Wolzogen, Fräulein Schiller und Herr von Gleichen.

22. Guizot fortgelesen. Auf der Terrasse spazierend. Colombs Leben 3. und 4. Theil. Dr. Weller, Körner und Schröter. Ersterer nahm Abschied und empfing einige Bestellungen.

23. Auf der Terrasse spaziert. Mit dem Hofgärtner gesprochen. Die Erndte war in der Dorndorfer Flur und weiter hinab schon angegangen. Schweiggers[248] Brief an Körner vorgenommen. Die verschiedenen Tecturen rubrizirt und ihr Inhalt beachtet. Hauptsächlich aber Joachimi Jungii Mineralia gelesen. Einige Concepte diktirt. Schouws Pflanzen-Geographie und Atlas. Stürmischer Tag und deshalb nicht ausgekommen.

24. Leidliche Witterung. Bedeckter Himmel. Mäßiger Südwind. Bey Sonnenaufgang die gegen meinem westlichen Fenster liegenden grauen widerwärtigen Kalkabhänge von dem allerschönsten Rosenroth gefärbt. Ich spazierte bald auf der Terrasse. Mir den wissenschaftlichen Charakter des Jungius aus dem mir bisher bekannt Gewordenen ausbildend. Las weiter in den Mineralia. Nach Tische besuchte mich Herr Oberbaudirector Coudray. Eine ausführliche Zeichnung seiner in der Stadtkirche um die Büste des Großherzogs gruppirten Symbole. Später Herr Canzler von Müller, die Novissima mittheilend. Sodann Herr Lieutenant Jacobi von Düsseldorf nach Berlin gehend, vorstellend. Später für mich die Vermes des Jungius näher betrachtet.

25. Früh beschäftigt die Notizen über Joachim Jungius näher zusammen zu bringen, welches denn auch gelang. Spazieren auf der Terrasse. Sodann durchaus mit vorgenannter Arbeit fortgefahren. Nach Tische kamen Hofrath Voigt und Gattin. Botanisches Gespräch: Jungius, De Candolle, Voigts Compendium und dergleichen. Nebenstehendes[249] ausgefertigt: An Herrn Geheimen Cammerrath von Goethe, Verzeichniß was ich von Weimar wünsche. An Frau von Pogwisch, Leben Colombs 3. und 4. Thl., beydes durch den Kutscher morgen früh abzusenden. – Mich mit Jungii Isagoge Phytoscopica beschäftigt.

26. Fuhr der Kutscher nach Weimar. Ich spazierte bis gegen 8 Uhr bey leidlichem Winde und abwechselnder Wolkenbedeckung auf den Terrassen, da denn Wolkenbedeckung und Wind sich mehrten. War ein Packet von Weimar über Jena angekommen, dessen Inhalt mich beschäftigte. Las La Jacquerie und La Famille de Carvajal. Überdachte Zelters abermals angekommenen Brief, und bereitete mich auf eine Absendung allerlei Art durch die morgen erwarteten Freunde. Nahm auch einiges vor im Bezug auf Joachim Jungius.

27. Vorbereitung aufs Nächste. Nebenstehendes: Packet an meinen Sohn, enthaltend einen Brief an Zelter, einen an Canzler von Müller, einen von Kräutern, wegen eines Quartiers. – Kamen Ottilie, die beyden Kinder und Eckermann. Brachten manches Gewünschte von Weimar. Erzählten anderes. Die Kinder unterhielten sich auf dem Spaziergange und in Durchsuchung der alten und neuen Schlösser. Landesdirections-Rath Töpfer, verschiedene Personen angekündigt, welche zur Stichlingischen Taufe gekommen waren, darauf[250] Weyland der Jüngere von Paris kommend, verschiedenes mitbringend. Dr. Stichling benachrichtigend, daß das Geld von den Höfen angekommen und auch schon an die Oberaufsichts-Casse gezahlt sey. Schien nicht abgeneigt, Comptern das neue Quartier am Bibliotheksgebäude einzuräumen. Geheime Cammerrath Kruse von Gärtnereien und sonstigen dahingehörigen Dingen sich unterhaltend. Wir fanden diese Gesellschaft nachher auf der Terrasse, besahen mit ihnen das neue Schloß und schieden sodann. Dr. Weller und Inspector Goetze einen Augenblick. Die Familie speiste zusammen. Nach Tische von Froriep und von Gerstenbergk mit ihren Damen zum Kaffee. Einiges ausgepackt, sonstige Unterhaltung mit Ottilien. Erzählung von Karlsbad. Tod der Frau Oberkammerherrin in Wilhelmsthal. Die Meinigen gegen 7 Uhr abgefahren. Dann starker Regenguß. Bey Sonnenuntergang nach unten zu sich abrundender Regenbogen. Nach Mitternacht voller Mondenschein, ganz klares Thal. Nur über Golmsdorf eine starke, flach gezogene Nebelmasse unmittelbar unter dem Monde.

28. Am heiteren Himmel Wolkenzüge. Früher Spaziergang auf der Terrasse. Nachher verschiedenes, theils über Joachim Jungius und dessen Werke, theils über Paralipomena Chromatica. Die Pompejischen Lithographien 1. Heft, fürtreffliche Dinge.[251] Doch hauptsächlich auf Jungius die Aufmerksamkeit gewendet und die Capitel des Schemas einzeln durchgearbeitet. Mittag für mich. Sodann nebenstehende Absendung besorgt: Herrn Geheimen Cammerrath von Goethe, Schreiben an ihn. Die Jacquerie für Frau von Pogwisch. Herrn Canzler von Müller, das Verzeichniß älterer Briefschaften zurück. – Abends bey günstigem Wetter auf der Terrasse.

29. Besuchte mich ein junger Mann Namens Ortlepp aus Schkölen, dessen Geisteszustand ich bedauern mußte. Er zeigte schon früher ein gewisses poetisches Talent, hat sich aber in die ästhetisch-sentimentalen Grillen so verfitzt, daß er gar kein Verhältniß zur Außenwelt finden kann. Er ist schon 28 Jahre alt und gab mir zu peinlichen Betrachtungen Anlaß. NB. War früh der jüngere Frommann auf eine Stunde hier gewesen, den ich die Zahnischen Blätter sehen ließ.

30. Briefe mundirt. Anderes vorbereitet. Kam mein Sohn mit Hofrath Vogel. Mit denselbigen spaziert, auch im Schloß umgesehen. Zusammen gegessen. Da sie denn nach verschiedenen Verabredungen weiter fuhren. Den neusten Globe und die Zeitungen gelesen.

31. John mundirte an den Briefen. Ich nahm die Organographie wieder vor und fing an das Capitel[252] De la Symetrie vegétalé Tom. II. pag. 236 zu übersetzen. Kam Dr. Weller und blieb zu Tische. Wir besprachen unsere Bibliotheks- und sonstige Verhältnisse. Abends auf der Terrasse. Begegnete den Fräulein Stichling und Kruse, und unterhielt mich mit ihnen. Sodann im Hermes 27. Band S. 40 über einige der neusten Werke in der Botanik, Rezension von Hofrath Voigt. – Herrn Hofrath Voigt nach Jena botanische Werke. Herrn Geheimen Cammerrath von Goethe mit Egons Gedichten, an Doctor Eckermann. Herrn Hofrath Meyer Belvedere. Herrn Maler Zahn Berlin, sämmtlich durch Herrn Dr. Weller bis Jena spedirt.


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 11, S. 238-253.
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