Zweiter Auftritt.

[25] Florindo, Truffaldino.


FLORINDO. Nun, hast du den Pasqual angetroffen?

TRUFFALDINO. Ich hab' Ihnen ja gesagt, daß ich ihn aufsuchen wollte, wenn wir gegessen haben würden.

FLORINDO. Wie?

TRUFFALDINO. Vor Tische ist er nicht zu finden.

FLORINDO. Freßwanst!

TRUFFALDINO. Erlauben Sie, Hungerwanst!

FLORINDO für sich. Gibt's denn kein Mittel, zu erfahren, ob Beatrice hier ist?

TRUFFALDINO. Sie hätten ein wenig eher zum Essen kommen sollen.

FLORINDO für sich. Sollte sie sich vielleicht in einem Gasthof vor der Stadt aufhalten?

TRUFFALDINO. Schon vor einer Stunde wollten Sie essen, und dann gehen Sie zwanzigmal wieder aus – es wird alles verdorben sein.

FLORINDO. Ich kann noch nicht essen. Für sich. Ich will nach der Post gehen; vielleicht erfahr' ich dort etwas; und dann will ich alle Gasthöfe außer der Stadt beschicken.

TRUFFALDINO. Wissen Ew. Gnaden wohl, daß man in diesem Lande essen muß? Und wer nicht ißt, krank wird?[25]

FLORINDO. Komm' ich bald wieder, so will ich essen; wo nicht, so wart' ich bis auf den Abend. Wenn du Appetit hast, so laß dir zu essen geben.

TRUFFALDINO. O, wenn's so gemeint ist, so brauchen Sie nur Ihre Bequemlichkeit im Ausgehen.

FLORINDO. Das Geld ist mir beschwerlich; leg' es in meinen Koffer, nebst dieser Dose und dem Etui. Er gibt ihm den Beutel mit Dukaten, Dose, Etui und die Schlüssel.

TRUFFALDINO. Ich will es gleich tun, und Ihnen die Schlüssel wiederbringen.

FLORINDO. Nein, du kannst sie mir nachher geben. – Vor allen Dingen bemühe dich, den Pasqual zu finden. Er geht ab.


Quelle:
Goldoni, Carlo: Der Diener zweier Herren. Halle a. d. S. [o. J.], S. 25-26.
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Diener zweier Herren. Nach der Komödie von Carlo Goldoni