Erster Auftritt.

[5] Tobis. Jeremis. Michel. Jobst Sitzen auf einer Bank vor der Bude, trinken und fingen. Greif in der Bude.


CHOR.

Trinkt, trinkt, trinkt!

Weil in eurer Flasche

Noch ein Tröpfchen blinkt,[5]

Weil in eurer Tasche

Noch ein Heller klingt;

Trinkt, trinkt, trinkt!

Jeder Tag hat seine Plage,

Jahrmarkt ist nicht alle Tage.

TOBIS. Prost, Jeremis!

JEREMIS. Prost, Tobis! Prost, Jobst!

JOBST. Prost, alle zusammen!

ALLE. Prost! Juchhe!

TOBIS. Es leben alle Jahrmarktsgäste hoch!

ALLE. Hoch! Sie trinken; die Musik macht das gewöhnliche Freudengetöse; hierauf wird das Chor wiederholt.

TOBIS. Nu, ihr Leute, meine Bulle ist leer, und meine Ficke auch. Ich dächte, wir giengen nun in die Schenke, und trischäkten eins.

JOBST. Ja, was meynt ihr denn dazu, ihr andern? Da hab' ich wohl noch so eine verrufene Blechkappe –

JEREMIS. Und ich ein Paar abgeschlagene Sechser –[6]

GREIF. Ey, ihr Herren, trinkt so viel ihr wollt. Ich kenn' euch ja. Weiß euch zu finden. Euch geb' ich lieber Kredit, als manchem unsrer schamarirten Stadtherrn, und schreibe keinen Tropfen mehr an, als ihr trinkt.

TOBIS. Das ist räsonnabel. Ein ganzer Mann, unser Herr Wirth! Er soll leben!

JEREMIS. Noch ein Nösel auf Pump, weil er so brav ist. Meynt ihr nicht?

ALLE. Ja, ja, immerhin.

JEREMIS. Ich bin Jeremis Troll hinter der Schule.

JOBST. Und ich Jobst Labberhans am Schloßthor.

MICHEL. Und ich bin Michel Knapp, der Becker.

TOBIS. Und ich bin der lahme Tobis.

GREIF. Schon gut, ihr Herren, schon gut. Sie fahren fort zu trinken.

JEREMIS. Du, Jobst, hast du den gnädigen Herrn schon am Tage gesehen? Man konnt' ihn gestern bey der Dämmerung nicht recht erkennen.[7]

JOBST. Nä, Gevatter, bis dato noch nicht. Ich habe dir über eine Stunde gelauert, ob er etwann spazieren reiten würde.

GREIF. Ey, der Herr Obriste werden noch zu müde von der Reise seyn, sonst hätten Sie wohl schon den Jahrmarkt besucht.

JOBST. Zu müde? Er? Was weiß er von Müdigkeit? Sie sind, wie mir der Gärtner sagte, den ganzen Morgen in den Gärten herumgestrichen, er und sein Vetter.

TOBIS. Was? Der Lieutenant, der drüben in Ramberg auf Werbung liegt?

JOBST. Heute mit dem frühsten kam er angejäckert.

JEREMIS. Ha! der geht wieder einmal auf Wildpret aus.

TOBIS. Er mag sich wahren. Ich kenn' ein Paar, die haben's ihm zugeschworen, wenn sie ihn in ihrem Gehäge treffen –

JOBST. Einen davon kenn' ich auch. Er heißt mit dem ersten Buchstaben Lukas.[8]

TOBIS. Daß sie's ihm nur recht derb gäben, dem Fuchs!

JEREMIS. Ich glaube, dem gönnten wir's alle, so viel unser sind.

MICHEL. Ja wohl, von ganzem Herzen.

TOBIS. Nein, da lob' ich mir den gnädigen Herrn. Vor dem kann man sein Mädchen in Ruhe haben. Und er sieht doch gewiß gern was Hübsches.

JEREMIS. Dafür wird ihm auch der Himmel eine hübsche Frau aufheben. – Kommt, Kinder! das Restchen auf seine Gesundheit!

ALLE. Vivat! Trinken und stoßen zusammen an.

GREIF. Noch eins, ihr Herren?

JEREMIS. Großen Dank, Herr Wirth. Wir haben just unsre volle Ladung.

TOBIS. Und müssen doch auch das Jahrmarktsbier versuchen. Gelte, Kinder?

GREIF. Es soll nicht viel taugen, sagen die Leute, soll durch's Wasser geritten seyn.

TOBIS. So soll der Wirth kein ganzes Glas[9] im Hause behalten, keinen ganzen Topf, keine ganze Schüssel.

ALLE. Wohlgesprochen, Tobis, wohlgesprochen!

JOBST. Also mir ein Nösel angeschrieben, Herr Wirth!

ALLE. Mir auch! mir auch! Tcaralala! Sie schlendern Arm in Arm singend ab, und stoßen auf den Obristen und Lieutenant, die aus dem Hintergrunde kommen.


Quelle:
Georg Anton Benda: Der Dorfjahrmarkt. Leipzig 1778, S. 5-10.
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