Vierter Auftritt.

[16] Lene. Die Vorigen.


LENE.

Schöne Herren, schaut und wählet,

Hier ist, was ihr nur befehlet;

Kauft doch was, ihr schönen Herrn!

Ich verkaufe gar zu gern.

Seidne Strümpfe, seidne Tücher,

Souvenirs und Taschenbücher,[16]

Und von Silber, Gold und Stahl

Kleinigkeiten ohne Zahl;

Kauft doch was, ihr schönen Herrn!

Ich verkaufe gar zu gern.

Alle Sorten, alle Namen

Von Geschenken für die Damen;

Kauft doch was, ihr schönen Herrn!

Ich verkaufe gar zu gern.

Bluhmen, Bänder, Flohr und Spitzen,

Mäntel, Schürzen, Kappen, Mützen,

Alles in Paris erdacht,

Und in Leipzig nachgemacht.

Kauft doch was, ihr schönen Herrn!

Ich verkaufe gar zu gern.


Nun, ist nichts gefällig?

DER LIEUTENANT. Gefällig? O ja, vielleicht mehr, als dir feil ist.

LENE. Das versteh' ich nicht.

DER LIEUTENANT vertraut ins Ohr. Ich will dir's erklären, Lenchen.

LENE. Ich mag nichts wissen, Schäker. Kauf mir lieber was ab.[17]

DER LIEUTENANT. Der Herr Obriste muß zuerst aussuchen. Was er übrig läßt, ist für den Lieutenant gut genug.

LENE zum Obristen. Nun, Alter?

DER OBRISTE. Liebes Kind, du siehst wohl an meinem Aufzuge, daß ich wenig brauche, sehr wenig.

LENE. Es muß ja nicht just für dich seyn he? Du hast doch ein Schätzel, so heimlich du auch thust.

DER LIEUTENANT halblaut. Recht so, Trutschel. Stich ihn an.

LENE. Hum! Er spricht mir zu wenig. Mit den Leuten ist's nichts. Zum Lieutenant. Nu, Windbeutel, ist's mit dir auch nichts?

DER LIEUTENANT. Es gilt eine Probe, Lenchen. Ich bin bereit. Will schön thun.

LENE. Trarare! Wenn ihr mir nichts abkauft, geh ich meiner Wege. Adies. Singend. Kauft doch was! Kauft doch was! Geht ab.

DER OBRISTE. Wir sind gestört worden, Vetter.[18]

DER LIEUTENANT. O, fangen Sie Ihr moralisches Kollegium nicht wieder an. Sie hätten sich treflich zum Professor geschickt.

DER OBRISTE. Ich hab' aber noch etwas auf dem Herzen.

DER LIEUTENANT. Permission. Es fällt mir eben ein, daß ich mit einer Dame um einen Fächer gewettet habe. A revoir, mon Cousin! Indem der Lieutenant durch die Buden streicht, wird er von verschiedenen Verkäuferinnen angerufen, mit ihnen zu handeln, die er im Vorbeygehen alle beym Namen nennt, und vertraut grüßt.


Quelle:
Georg Anton Benda: Der Dorfjahrmarkt. Leipzig 1778, S. 16-19.
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