741. Das Eulengrubenweiblein.

[666] Bei dem Dorfe Unterschmeien in der Nähe des Einflusses der Schmiecha in die Donau ist ein großer Erdfall, welcher den Namen »Eulengrube« führt. Oft sehen nun Leute, welche hinunter in das Donauthal gehen, ein Weiblein, fast in Zwergesgestalt, das dort aus der Tiefe heraufsteigt, am Wege stehen. Sie fragt die Vorübergehenden, wo der Weg nach Unterschmeien hingeht, sagt man es ihr, so fragt sie immer wieder von Neuem. Fragt aber ein Fremder sie, so zeigt sie ihm einen falschen Weg, so daß er Tage lang in der Irre herumläuft. Manchmal kommt sie auch aus dem Walde heraus und setzt sich unter die Feldarbeiter, wenn diese frühstücken, bringt ihr Brod heraus und ißt davon, bietet auch Andern davon an, allein es hütet sich Jeder, etwas davon zu genießen, und läßt sie ein[666] Stück davon liegen, so pflegt man Erde darauf zu werfen. Jetzt wo der Erdfall immer mehr zusammenstürzt und sich verengt, sieht man sie seltner.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 666-667.
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