115. Michael Mort.

[132] (S. die Ruinen, Wien, 1834. Bd. I. S. 144 etc. cf. Kaufmann, Quellen S. 109.)


Im Jahre 1279 war zwischen Erzbischof Werner von Mainz und dem Grafen Johann von Spanheim-Kreuznach ein Krieg entstanden, sein Bruder, Graf Heinrich, hatte sich zum Lehns- und Burgmann des Erzbischofs erklärt und ihm die Burg Böckelnheim ohne Zustimmung des ältern Grafen verkauft. Bei Spendlingen nahe bei Kreuznach kam es zu einem heftigen Gefechte. Da war aber ein Schlächter von Kreuznach, Namens Michael Mort, ein tapferer und kühner Mann, der so herrlich für seinen Grafen stritt, daß er sich ewiges Lob bei der Nachwelt erwarb. Der Graf von Spanheim, der mit einem Fuße hinkte, wurde von den Feinden, als er tapfer focht, umringt und gefangen. Als Michael Mort das sah, stürzte er mit den übrigen Kreuznacher Fleischern in die Feinde und befreite seinen Grafen, den sein schnelles Pferd aus dem Getümmel rettete. Von allen Seiten bedrängt, schwang Mort so wüthend sein Schwert rechts und links, daß er allein mehr als zwanzig Feinde tödtete und sich mitten durch sie seinen Weg bahnte. Von der Menge überwältigt, an den Füßen verwundet, stürzte er endlich zu Boden, sammelte aber seine Kräfte bald wieder, schwang knieend sein Schwert, schlug noch fünf darnieder und verwundete verschiedene Andere. Zuletzt als ihm Niemand mehr half und die von seiner Partei gefallen waren, unterlag er rühmlich der Gewalt.

Zum Andenken dieser herrlichen That wurde ihm an der Stelle seines Todes ein Denkstein mit seinem ausgehauenen Bildniß gesetzt, die Kreuznacher Fleischer aber erhielten ein eigenthümliches Privilegium für ihre Tapferkeit und zur Erinnerung, daß M. Mort ihrer Zunft angehört habe. Der Denkstein wurde im Jahre 1568 umgestürzt, das Feld aber, wo er den Heldentod erlitt, heißt bis diese Stunde noch das Michael-Mort-Feld.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 132-133.
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