124. Die Gründung von Sponheim.

[144] (Poetisch behandelt bei Simrock S. 331 etc. cf. Kaufmann S. 108.)


Die Ursprünge der alten Burg Sponheim sind dunkel, gewöhnlich aber wird Berthold von Vianden, der in der Mitte des 11. Jhdts. eine Gräfin Hedwig von Sponheim heirathete, für den Gründer des zweiten Sponheimer Geschlechtes gehalten. Die Sage erzählt, es habe Frau Hedwig Gräfin des Nahegaues den Grafen von Vianden, der ihr einen Blutsverwandten erschlagen, zur Buße nach Palästina geschickt mit dem Auftrage, ihr irgend eine heilige Reliquie von dort mitzubringen, und wenn es nur ein Span sei. Darauf ist der Graf ins gelobte Land gezogen und hat dort von einem Juden einen Span vom Kreuze des Herrn zu kaufen bekommen, er ließ dazu ein kleines goldnes Kästchen machen mit dem Namen der Gräfin auf dem Deckel. Hierauf begab er sich wieder auf die Rückreise, allein er hatte das Unglück, unterwegs Schiffbruch zu erleiden und nichts zu retten als das nackte Leben. Es blieb ihm also nichts weiter übrig, als der Gräfin zu sagen, daß er ihren Befehl zwar erfüllt, auch eine kostbare Reliquie in Besitz gehabt habe,[144] daß er aber durch sein Mißgeschick wieder um Alles gekommen sei. Die Gräfin ließ sich von ihm die Form des Kästchens beschreiben und als sie erfuhr, daß ihr Name auf dem Deckel gestanden, da erzählte sie ihm voll Freude, es sei an demselben Morgen ein Jüngling an die Pforte ihres Schlosses gekommen und habe ein solches Kästchen für sie abgegeben. Sie hielt dieses Wunder für einen Fingerzeig Gottes, reichte dem Grafen ihre Hand zum Ehebunde und erbaute mit ihm ein herrliches Schloß und eine Kirche daneben, die sie von dem Spane im Kästchen Span- oder Sponheim nannten.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 144-145.
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