15. Die Legende vom h. Engelbert.

[17] (Poetisch behandelt von Montanus Bd. I. S. 39.)


Engelbert der Heilige war ein Sohn des gleichnamigen Grafen von Berg und der Gräfin Margarethe von Geldern. Während sein erstgeborener Bruder seinem Vater als Regent der Bergischen Lande zu folgen bestimmt war, traf ihn das Loos, dem Himmel geweiht zu werden. Er zeigte sich dieses erhabenen Berufes bald so würdig, daß man ihn in seinem 23. Jahre zum Bischof von Münster wählte und in seinem 30sten zum Erzbischof von Cölln erhob (1215). In dieser Eigenschaft wirkte er aber nicht blos in seinen geistlichen Angelegenheiten, sondern ihm verdankte das Bergische Land, welches er in Abwesenheit seines nach Palästina gezogenen Bruders regierte, namentlich die Herstellung der von den zahlreichen Raubrittern jener Gegend arg gefährdeten bürgerlichen Ordnung und Friedens. Freilich machte er sich aber auch dadurch den raubgierigen Adel zu Feinden, namentlich als Friedrich Graf von Isenburg, welcher der weltlichen Succession seines Bruders halber den geistlichen Stand verlassen hatte, in der Abtei Essen als deren Schirmvogt allerlei unziemliche Neuerungen machte und dem Erzbischof Engelbert deshalb die an ihm auszuführende Execution vom Papste Honorius und Kaiser Friedrich II. aufgetragen und von ihm auch vollzogen ward, gewann er an diesem einen so bittern Feind, daß derselbe trotz seiner verstellten Freundlichkeit gegen ihn den Vorsatz faßte, ihn umzubringen. Diesen seinen bevorstehenden Tod offenbarte Gott einigen frommen Geistlichen, welche ihm solches hinterbrachten, daher er denn seine Sünden dem Bischof zu Minden beichtete und darauf, als er von dort nach Nürnberg reisen wollte, unterwegs von dem Isenburger Grafen überfallen und auf dessen Befehl von dessen Dienstmann Heribert von Rückerode, einem riesigen Knecht Namens Jordan und einigen anderen Knechten mit 28 Wunden ermordet ward. Graf Friedrich wurde im Jahre 1226 in die Acht erklärt, zu Lüttich gefangen genommen und an den Erzbischof von Cölln ausgeliefert, der ihn rädern ließ; der Leib des h. Engelbert aber, der einige Zeit unbeerdigt liegen geblieben war, bis ihn ein frommer Soldat, Ledums geheißen, und der Kellermeister des Klosters Frungerode, Heinrich, aufhoben und in das Kloster Bergen trugen, von wo er später nach Cölln gebracht und daselbst in des Apostels Petrus Kirche begraben ward. Jetzt ruhen seine Gebeine in einem sibernen Sarge in einem schönen Grabmale im Dome zu Cölln.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 17-18.
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