1017. Ankum.

[843] (Poetisch behandelt von Crone a.a.O. S. 56 etc.)


Da wo jetzt Ankum liegt, war ehedem noch alles wilder wüster Wald. Einst zog ein Ritter mit seinem Sohne hinaus auf die Jagd, allein Letzterer kam in der Verfolgung eines Hirsches von seinem Vater ab, und derselbe bemerkte seine Abwesenheit erst, als es zu spät war. Vergeblich stieß er ins Horn, vergeblich ließen seine Leute ihr Halloh durch den stillen Wald erschallen, keine Antwort kam und der verzweiflungsvolle Vater, der nach allen Seiten hin vergeblich die Wildniß hatte durchsuchen lassen, irrte nun selbst schon einen ganzen Tag mit fruchtlosem Suchen herum. Da betete er zu Gott und that das Gelübde, so er seinen Sohn wiederfinde, wolle er an der Stelle, wo dies geschehen, eine Kirche erbauen. Kaum hatte dieses fromme Versprechen seine Lippen verlassen, da zupfte ihn etwas an seinen Kleidern, es war der Hund des Junkers, der kam um seinen Vater zu dem vor[843] Hunger und Erschöpfung in tiefem Waldesdüster Niedergesunkenen hinzuführen. Von Dank erfüllt, ließ der Ritter dort den Wald aushauen und ein Kirchlein erbauen, bald siedelten sich auch mehrere seiner Lehnsleute in der Nähe an und nannten den Ort Ankum, weil daselbst ihr Herr bei seinem Sohne angekommen war.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 843-844.
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