1110. Der Judenkopf.

[899] (S. Seifart Th. II. S. 90.)


Zu den Wahrzeichen der Stadt Hildesheim gehört auch der schnappende Judenkopf über der Uhr des Rathhausthurms. Dieser Kopf sitzt dort zum Andenken an einen Juden, welcher einst die Stadt verrathen wollte, jedoch an seinem bösen Vorhaben verhindert und auf dem Rathhause eingekerkert ward, wo man ihn dann in seinem Gefängniß Hungers sterben ließ. Früher zeigte man auch auf dem Rathhause ein Bret, welches das Luftloch eines Kerkers schloß; das Bret war auswendig mit einem wohlgestalteten Judenkopf bemalt, auf der nach dem Kerker zugewendeten Seite aber zeigte es das gräßlich verzerrte Gesicht des verhungerten Juden.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 899.
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