845. Das Gnadenbild unter dem Schulthor.

[735] (S. Wolf, Hessische Sagen. Gött. u. Leipzig 1853 in 8°. S. 176. Poetisch behandelt v.J. Schwarz, Buchenblätter. Fulda 1849 in 8°. S. 8 etc.)


Man sagt, daß jede Nacht um zwölf Uhr ein schwarzgekleideter Kriegsmann auf schwarzem Roß, einen Trauerflor am Helme tragend, mit rostigem Schwert und Feuergewehr nach dem Schulthor gesprengt kommt, sobald er aber das im Thorweg hängende Gnadenbild erblickt, schnell wieder umdreht und davonjagt. Das Volk erzählt sich, es sei einst in der Kriegszeit des 30jährigen Krieges ein trunkener Reitersmann gerade um die Mitternachtsstunde zu diesem Thore angesprengt gekommen und habe Oeffnung verlangt. Da ihn aber Niemand hörte, so habe er fürchterlich zu fluchen begonnen, mit seinem Säbel nach dem Bilde gehauen und sogar Feuer auf dasselbe gegeben, allein das Pferd sei darüber scheu geworden, habe sich gebäumt und überschlagen und er sei dann am andern Morgen mit gebrochenem Genicke[735] unter der Leiche seines Pferdes hervorgezogen worden; zur Strafe seines Frevels müsse er nun jede Nacht ruhelos von seinem Grabhügel aus den schauerlichen Ritt nach jenem Thore thun.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 735-736.
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