889. Die Kette Heinzen's von Lüdder.

[766] (S. Archiv f. hess. Gesch. Bd. VII. [Darmst. 1853] S. 389. Justi, Hess. Denkw. Bd. IV. 2. S. 477.)


Heinz von Lüdder (oder v. Lutter zu Loßhausen) war Commandant der Festung Ziegenhain und Hauptmann im Rath des Landgrafen Philipp des Großmüthigen von Hessen. Er bewachte sie mit unerschütterlicher Treue und Entschlossenheit, während sein unglücklicher Herr fünf Jahre lang die Fesseln der Gefangenschaft des Kaisers Karl V. trug und seine Länder verheert und ausgesogen und alle seine Vesten geschleift wurden. Er trotzte dem die Uebergabe fordernden kaiserlichen Befehlshaber und wies selbst einen Befehl seines gepeinigten Fürsten zurück, mit der Erklärung, daß der freie Landgraf ihm die Veste anvertraut habe und er sie nur dem freien Herrn zurückgeben wolle, da der Gefangene keinen eigenen Willen habe. Unter den Bedingungen der Freilassung hatte man nun dem Landgrafen in seiner schweren Gefangenschaft zu Mecheln die Bedingung mit abgepreßt, den trotzigen und widersetzlichen Commandanten von Ziegenhain unter dem Thore der Festung aufknüpfen zu lassen, der Landgraf aber, dessen lange Gefangenschaft bekanntlich[766] nur auf der Verdrehung eines einzigen Wortes, der Capitulation zuwider, beruht hatte, kam in so weit auch der Bedingung buchstäblich nach, daß er ihn scheinbar aufhängen ließ, aber an einer goldenen Kette, welche er nachher dem Tapfern als Ehrenkette umhing, auch ihn mit Lob und Ehrenbezeugungen überhäufte.

Der edle Heinz starb im Jahre 1559 als Obervorsteher des Hospitals zu Haina und die Kette blieb in der Familie bis sie im Jahre 1798 zu Neukirchen in der Grafschaft Ziegenhain unter die Lüdderschen Allodialerben dergestalt vertheilt ward, daß von den 33 oder 34 Globen (in der Größe eines großen Kugelrings, ovalrund und mit einer eingekerbten Erhöhung auf dem Rücken), aus denen sie bestand, 11 an die zu Kirchhein bei Hersfeld verstorbene Generalin von Baumbach, 11 an Herrn von Schenk zu Rüstelrode im Darmstädtischen und 11 an Hrn. von Schenk zu Hermannstein bei Wetzlar kamen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 766-767.
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