899. Der Schatz auf dem Weidelberg.

[773] (S. Landau a.a.O. S. 349 etc.)


Auf der südwestlichen Grenze von Niederhessen, in der Nähe des zum Kreisamt Wolfhagen gehörigen Dorfes Ippinghausen ragen über einen hohen waldigen Berggipfel die Trümmer des ehemaligen festen Schlosses Weidelberg hervor, von denen man einen großen Theil von Niederhessen und des nahe angrenzenden Fürstenthums Waldeck übersieht. In Trümmern lag sie schon zu Anfange des 17. Jhdts., aber angeblich soll sie in ihrem Schooße noch große Schätze bergen. Einst hütete, so erzählt man in der Umgegend, ein Schäfer an diesem Berge, da erschien ihm eine weißgekleidete wunderholde Jungfrau, die ihn durch stetes Winken zum Mitgehen bewog, und als er folgte, zeigte sie auf eine weiße Blume, die er brechen mußte, und führte ihn in die Burg und durch eine Pforte in ein Gewölbe. Hier lagen Haufen von Gold und Silber, und reich, überreich war der glückliche Schäfer, denn die Jungfrau gab ihm zu verstehen, daß alle diese Reichthümer sein wären. Beladen mit Schätzen wollte er zurückkehren, als sie ihn warnte, nicht das Beste zu vergessen, doch was konnte sich der Freudetrunkene Besseres denken, als was er schon hatte? So ließ er die Blume zurück und verschwunden war Gold und Silber, Jungfrau und Pforte, und der Reiche sah sich wieder so arm als früher. (S. unten Nr. 913.)

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 773.
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