962. Jost von Mengersen.

[809] (S. Lyncker S. 68.)


Oberhalb Oldendorf bei dem Dorfe Stau theilte sich vormals die Weser in zwei Arme, welche sich unter der Stadt wieder vereinigten. Dem Jösteken, wie das Volk unsern Jost nannte, gefiel dies nicht, er dämmte den einen Arm über Stau ab, wobei, wie einige erzählen, ihm der Teufel Hilfe geleistet haben soll. Deswegen kann er aber keine Ruhe im Grabe finden. Bei neblichem Wetter geht er Nachts am Weserufer mit einer Laterne auf und ab, begleitet den späten Wanderer und führt ihn irre. Manchmal sieht man ihn auch mit einem Andern sich schlagen, daß die hellen Funken herumsprühen. Die Brücke, welche über den an Oldendorf vorbeiführenden, trockengelegten Weserarm führte, steht noch und gilt als »Brücke ohne Wasser« für ein Wahrzeichen von Oldendorf. Das Jösteken (oder »Jost von Mengersen«) liegt zu Fischbeck begraben und ist als Mumie in dem Gewölbe unter der Kirche noch zu sehen. Er steckt immer den einen Fuß zum Sarge heraus und wenn dieser auch hundertmal wieder hineingezwängt wird, immer drängt er sich wieder heraus.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 809.
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