833. Die Krebsmühle.

[730] (Poetisch beh. b. Henninger Bd. I. S. 50 etc.)


Bei Weiskirchen im Mainthale liegt an dem Urselbach die sogenannte Krebsmühle (von den zahlreichen Krebsen, welche der Bach ernährt). Ueber den Eingangsbogen ist eine Inschrift eingegraben, daß dieses Haus zu Ehren der heil. Dreifaltigkeit erbaut worden ist. Der erste Erbauer that nach der Vollendung des Baus gleichzeitig das Gelübde, daß niemals an einem der der Dreieinigkeit geweihten Feste hier gearbeitet werden solle. Dies ist auch stets treulich gehalten worden, bis einmal ein fremder ungläubiger Müllerbursche an einem der Dreifaltigkeit geweihten Sonntage das Rad angehen ließ. Unmittelbar darauf rauschte aber aus heiterem Himmel ein Unwetter heran, zerschmetterte Räder und Mahlwerk und den Uebelthäter fand man am andern Morgen todt in der sogenannten Kammengruft. Seit der Zeit hat lange Niemand gegen die alte Sitte gesündigt; da starb die Familie aus, die Mühle ward verkauft und der neue Besitzer in der Meinung, weil das Geschlecht des ersten Erbauers erloschen, sei auch das Gelübde erfüllt, fing richtig wieder an einem Dreifaltigkeitssonntag an das Getriebe gehen zu lassen, und siehe wie Wetter brauste es durch die Gänge und im Nu waren Räder, Steine und Taue zersprungen. Seitdem hat man nie wieder an dem alten Gelübde zu rütteln versucht.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 730.
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