406. Seejungfern.

[454] (Nr. 406-420, 422-425 aus Kuhn und Schwarz, Norddeutsche Sagen und Märchen. Leipzig 1848 S. 11 etc.)


Auf der See sehen die Schiffer oft Seejungfern, die sind oben anzusehen wie Frauen, aber unterwärts geht ihr Leib in einen schuppigen Fischschwanz aus. Wenn so recht schöner Sonnenschein ist, kommen sie aus der Fluth hervor und kämmen ihr langes Haar, kommen auch wohl zuweilen an Bord der Schiffe; allein sie werden auch diesen oft gefährlich, denn wenn sie so in großen Schaaren gegen dieselben andrängen, ist es wohl schon geschehen, daß sie eins umgeworfen haben und die ganze Mannschaft hat ertrinken müssen. Zuweilen sieht man sie auch in Wassern auf dem Lande, das ist namentlich häufig der Fall in dem Graben an der Bohlbrücke bei Swinemünde. Dort sieht man eine Seejungfer in rothem Gewande sitzen, diese klatscht fröhlich in die Hände und lacht laut auf vor Freuden, wenn ein Mensch über die Brücke daherkommt.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 454-455.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagenbuch des Preußischen Staats
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band