418. Der Heckethaler.

[459] In Swinemünde lebte vor einigen Jahren ein Mann, der hatte einen Heckethaler und den hatte er so erhalten: Er ging in der Neujahrsnacht an die Kirchthür, hatte sich einen ganz schwarzen Kater, der auch nicht ein weißes Haar am Leibe hatte, gefangen und ihn in einen Sack gesteckt. Den nahm er auf den Rücken, ging rückwärts von der Kirchthür um die Kirche und als er herum war, klopfte er dreimal an. Da trat ein Mann heraus und fragte, ob er den Kater verkaufen wolle? – »Ja!« – Wie theuer? – »Für einen Thaler!« – Das ist zu viel, ich will acht Groschen geben! – »Dafür ist er nicht!« – Darauf ging er zum zweiten Mal auf dieselbe Weise um die Kirche herum, klopfte abermals an, derselbe Mann trat wieder heraus, er wiederholte seine Forderung und nun bot er ihm sechszehn Groschen. – »Dafür ist er nicht!« – Und nun ging er zum dritten Male rückwärts um die Kirche, klopfte wieder an, der Mann kam wieder heraus, er forderte und erhielt nun seinen Thaler. Darauf warf er den Sack mit dem Kater hin, und lief mit dem Gelde so schnell er nur konnte nach Hause. Seitdem mochte er den Thaler ausgeben, so oft er wollte, sobald nur der letzte Groschen fort war, hatte er auch den ganzen Thaler wieder in der Tasche.

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Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 459.
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