422. Die weiße Frau auf dem Kalkberge.

[460] Auf dem Kalkberge unweit der Bohlbrücke bei Swinemünde läßt sich zu gewissen Zeiten eine weiße Frau mit einem großen Bund Schlüssel sehen, die auf Erlösung harrt. So sah sie auch einmal ein Mann aus Swinemünde, als sie gerade ihre Wäsche im naheliegenden See wusch; da rief er, als er bei ihr war: »Gott helf!« Sie aber wurde sehr zornig und rief: »Hättest Du ›Gott helf uns allen‹ gesprochen, so wär' ich erlöst, aber so muß ich noch ferner wandeln.« Und damit warf sie ihm grimmig ihr Bund Schlüssel ins Genick; der Mann eilte schnell nach Hause, aber es währte nur drei Tage, da war er todt.

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Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 460.
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