426. Der Name Usedom.

[462] (Nach Temme S. 171.)


Vor Zeiten lebte auf der Insel Wollin ein Fürst, der auch die benachbarte Insel unter seine Botmäßigkeit bringen wollte. Diese führte bis dahin noch keinen Namen. Allein die Bewohner derselben wehrten sich so tapfer, daß es ihm nicht gelang. Nun bot er ihnen Frieden unter billigen Bedingungen an und als sie den auch nicht annehmen wollten, rief er aus: »O wie dumm«, davon hießen die Inselbewohner erst spottweise Osodummer und dann Usedomer. Nach einer andern Sage wären sie aber dadurch zu diesem Namen gekommen, daß, als sie einst zusammengekommen waren um selbst ihrer Insel einen Namen beizulegen und ausgemacht hatten, sie sollte nach dem ersten Worte, das einer von ihnen spräche, benannt werden, Keinem ein gutes Wort einfiel und nun, wie sie Alle stumm dastanden und Niemand sprach, endlich ein alter Mann ärgerlich ausrief: »O so dumm!«

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 462.
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