492. Der Hofnarr Claus Hinze.

[513] (S. Brüggemann, Beschreibung von Vor- und Hinterpommern Th. II. Bd. I. S. 226.)


Claus Hinze, der Hofnarr des Pommerschen Herzogs Johann Friedrich, stammt aus einem Dorfe bei Friedrichswalde, welches später nach ihm den Namen Hinzendorf bekommen hat. Als Knabe begegnete ihm einst der Herzog, der zufällig durch jenes Dorf kam, wie er gerade mit einem großen Strick um den Leib, an welchem eine große Menge todter Gänse baumelten, umgürtet, singend und lachend einhergesprungen kam. Auf seine Frage, was dies zu[513] bedeuten habe, versetzte er, seine Mutter habe ihm befohlen, er solle die Gänse hübsch beisammen halten, damit sie der Fuchs nicht hole, nun habe er sie mit den Hälsen an einen Strick gebunden und sich diesen um den Leib geknüpft, da werde er sie nicht bekommen können. Diese Schelmerei verschaffte ihm die Gunst des Herzogs, der ihn mit sich nahm, erziehen ließ und ihn dann zu seinem Hofnarren machte.

Sein Tod fand auf folgende Weise statt. Der Herzog war schwer erkrankt und die Aerzte sagten, er könne nur durch einen plötzlichen Schrecken geheilt werden. Da unternahm es Hinze, dies zu thun, und stieß seinen Herrn unversehens ins Wasser. Der Herzog genaß zwar, allein da der Hofnarr eigentlich ein Majestätsverbrechen begangen hatte, so sollte er zum Scheine hingerichtet werden. Er hielt dies jedoch für Ernst und als der Scharfrichter, nachdem er auf dem Richtplatz niedergeknieet war, ihn anstatt mit dem Richtschwert, mit einer Ruthe über den Nacken hieb, fiel er vor Schreck um und war todt.

Auf dem Kirchhofe zu Hinzendorf, welches früher Butterdorf hieß, und das er von dem Herzoge zum Geschenke erhalten hatte, neben einer Eiche ist er begraben. Sein Grabmal ist ein langer viereckiger Stein, er ist darauf abgebildet in Lebensgröße mit Schellen auf dem Kopfe und einer Keule in der Hand, wie sie die Gänsehirten zu tragen pflegen, um seinen Leib hat er den Strick mit den Gänsen und zu seinen Füßen liegt eine Vierkanne. Sein Todestag war der 17. März 1599.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 513-514.
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