m) Rübezahl beschenckt die H. drey Könige.

[316] In Böhmen ist vor vielen Zeiten der Brauch gewesen, welcher auch noch ist, daß die Böhmen mit dem Sterne, Josepho, Maria und dem Kindlein Jesu, über das Gebirge gegangen. Es sind nicht nur Knaben gewesen, als man hier in Städten im Brauch hat, sondern Männer, welche sich derer Sachen beflissen haben. Einsmahls gehen sie auch über das Gebirge bey rauhem Winter, kommen auch in ein Wirths-Haus, bitten den Wirth umb[316] Herberge, weil es später Abend gewesen. Er lässet sie hinein. Die Jungfrau Maria, als ein kleiner Knabe, ist sehr erfrohren. Der Wirth machet ihr bald ein warm Bier, daß sie sich erholen kann. Es kommen andere Gäste hinein, zehren umb ihr Geld, sie lassen ihnen Comödien spielen, welches dem Wirthe wol gefiehle. Früh morgens mußten sie solches dem Wirthe allein spielen, der verehret einem jedweden drey Groschen, der Jungfrauen Mariae aber sechs Groschen und dem Kindlein einen Reichs-Thaler, lässet sie also fort, und lässet ihnen den Weg durchs Gebirge weisen. Wie sie in die erste Herberge kommen, so erzehlen sie es, und weisen das Geld, was ein jeder empfangen, sind dessen froh, wie sie es aber anschauen, so sind die Groschen alle Ducaten, und der Reichs-Thaler, welchen er dem Jesu-Kindlein verehret, ist ein Portugaleser gewesen. Einer aber unter ihnen, der auch drey Groschen bekommen, und zu Ducaten worden sind, der saget, das hätte gewißlich Rübezahl gethan, und bald Gutes bald Böses von ihme geredet. Als er einen von seinen dreyen Groschen, welche zu Ducaten geworden, verwechseln wolte, ist er ein Groschen vor und nach geblieben, wie auch die andern zween Ducaten. Die andern haben ihn außgelacht. Dieses ist seine Straffe gewesen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 316-317.
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