h) Rübezahl hudelt einen andern Jüden noch viel ärger.

[314] Ein anderer Jüde, welcher auch ein Roß-Täuscher gewesen, kommt von Prag mit etlichen schönen Pferden, unter andern hat er einen Rothschimmel, ein Ungarisch Pferd, schön von Statur, kommt auch auf dem Berge in ein Wirths-Haus. Der Wirth hat ebener Farbe und Natur ein solch Pferd, welches ein guter Läuffer und wol gewand gewesen, sind aber einander so ehnlich gewesen, daß man eines vor den andern nicht hat erkennen können. Dem Jüden gefällt des Wirths sein Pferd, handelt mit ihme, gibt dem Wirth 100 Thaler zu, er zankt sich aber mit dem Wirthe wegen des Zaum-Geldes. Der Wirth denkt: Harre Jüde, ich will dich wol bezahlen. Tractiret den Jüden wol, gibt ihm seine hundert Thaler wieder, und retractiret den Kauf, schickt aber den Haus-Knecht heimlich in den Stall, und lässet sein Pferd an des Jüden Pferds Stelle ziehen. Der Jüde sitzt auf, und reiset mit den andern Pferden fort, da er aber durch ein Wasser reitet, wil er seine Pferde träncken, da sitzt der Jüde auf einer Schitte Stroh. Er[314] erschrickt, weiß nicht, was er thun soll. Er reitet wieder ins Wirths-Haus, klagets dem Wirthe, der saget: »Gleich itzo habe ich mein Pferd nach Jarmier geschicket, wil es verkauffen, wollet ihr es haben, so könnet ihr es noch bekommen umb bahres Geld, vor 300 Thaler. Der Jüde fluchet dem Wirthe alles Böse auf den Hals. Der Wirth gehet zum Hause hinaus, lässet den Jüden stehen. Wie der Wirth weg ist, stehet der Jüde im wüsten Gebürge, weiß nicht, wo hinauß. Wo er nun ist hingekommen, hat man nicht erfahren.«

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 314-315.
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