1231. Die Spinnerinnen am Ockholmer Deich und in St. Peter.

[1004] (S. Jahrb. f. Landeskunde d. Herzogth. Schleswig etc. Bd. VII. S. 390.)


An der Grenzscheide zwischen den Kirchspielen Ockholm und Fahretoft biegt der Außendeich auf einmal von seiner geraden Richtung ab und läßt einen kleinen Halbmond außen vor liegen. Hier zeigt sich zuweilen zur Nachtzeit eine Spinnerin, die an ihrem Spinnrade sitzend so eifrig spinnt, daß sie niemals von ihrer Arbeit wegsieht. Wenn sie nun gleich keinen Menschen ansieht, begegnet doch demjenigen, der die Spinnerin zu sehen bekommt, ein Unglück und der nächtliche Wanderer macht gern einen Umweg, um aus ihrem Bereich zu kommen. Der Malenen-Tüll (die Magdalenen-Spitze) ist eine Düne im Kirchspiel St. Peter in Eiderstedt. Hier saß die schöne Malene manchen Tag und Nacht an ihrem Spinnrade und blickte sehnsüchtig aufs Meer hinaus, ihres Geliebten harrend, der auf die hohe See hinausgefahren war und nimmer wiederkam. Sie ist noch zuweilen in hellen Sommernächten auf ihrer Düne zu sehen, aber Jedermann fürchtet ihre Erscheinung, da jedem, der sie gesehen, ein Unglück begegnet.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 1004.
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