1257. Die schwarze Margarethe.

[1030] (S. Müllenhoff S. 18.)


Es herrschte einmal in Dänemark die sogenannte schwarze Margarethe als Königin; die ließ die Elbe mit langen Pfählen und einer großen Kette sperren, so daß Niemand weder heraus noch hinein konnte. So hat sie auch den Kieler und Flensburger Hafen versperrt und die Schlei ruinirt. Sie belagerte einmal Itzehoe und am Tage Mariä Geburt (8. September) hat sie einen großen Wall und eine Brücke quer durch die Stör legen wollen, um das Wasser in die Stadt und in die Marsch zu treiben. An demselben Tage aber ist die Fluth ganz wider die Ordnung gestiegen und zwar so hoch, daß Wall und Brücke zerbrachen. Ueber der Stadt sah man aber die Mutter Gottes erscheinen und die Bürger haben seitdem alle Jahre diesen Tag festlich begangen und ihn Borgerdag genannt. Heute noch wird an demselben zum Andenken der große Herbstmarkt abgehalten.

Dieselbe schwarze Margarethe hat auch das Danewerk bauen lassen, um damit Dänemark vor den Deutschen zu verschließen. Als sie noch nicht damit fertig war, ward sie vom Feinde angegriffen. Da stellte sie eine Reihe Kühe an[1030] dem äußern Graben auf, der davon der Kuhgraben heißt, und die Feinde verschossen alle ihre Munition, weil sie die Kühe für behelmte Soldaten hielten. Unterdeß ward sie fertig.

Sie war überaus listig und ritt immer auf Pferden durchs Land, deren Hufeisen verkehrt standen, so daß Niemand wußte, wo sie geblieben war. So entkam sie auch einmal den Oldenburgern. Sie hatte nämlich ihren Sohn nach Oldenburg geschickt, um da Schatzgeld einzukassiren. Aber die Oldenburger Schuster griffen ihn, hackten ihn in Stücke und schickten ihn eingesalzen wieder der Mutter zu. Darüber ergrimmt, belagerte sie die Stadt und warf Schanzen auf, die noch bei Weißenhaus an der Ostsee zu sehen sind. Aber die Russen kamen den Bürgern zu Hilfe und Margarethe entkam nur mit genauer Noth durch List. Seit der Zeit dürfen aber die Oldenburger Schuster nicht aus der Stadt und bis auf diesen Tag keinen Jahrmarkt besuchen.

Bei Bornhövede lieferte sie einmal eine große Schlacht und als sie ihr Pferd bestieg, hat sie ihren Fuß einem Steine eingedrückt, der da lange zu sehen gewesen ist. Andere sagen, es sei der Huf ihres Pferdes und ein eben solcher Stein lag am hohlen Bache an der Grenze der Güter Depenau und Bockhorn.

Am Deckerkruge bei Schuby, in der Nähe der Lohheide bei Schleswig ist ein kleiner Hügel, den man Dronningshoi nennt, er ist von Soldaten aufgeworfen, welche dort die Erde mit ihren Helmen zusammentrugen. Hier hat die schwarze Margarethe einmal einen Fürsten erschlagen. Sie hatte nämlich Krieg mit ihm, da sie aber sah, daß sie unterliegen müsse, bot sie ihm eine Zusammenkunft an um ihren Streit zu schlichten, damit nicht so viele unschuldige Menschen ihrer wegen ums Leben kämen. Der Fürst ging auch darauf ein und kam mit ihr an jener Stelle zusammen. Da sagte die Königin zu ihm, sie wolle nur ihre Sturmhaube festbinden, er solle inzwischen sein Schwert bis ans Heft in die Erde stoßen, damit sie sicher sei, daß er ihr nichts Böses zufüge. Kaum hatte er dies aber gethan, so überfiel sie ihn, ehe er Zeit hatte, das Schwert wieder aus dem Erdboden herauszuziehen, und schlug ihm den Kopf ab. Er ist in Dronningshoi begraben und die Leute, die dort wohnen, erzählen, Viele hätten ihn schon darin sitzen sehen vor einer silbernen Tafel, mit einem silbernen Theetopf, einer silbernen Milchkanne und einer silbernen Tasse.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 1030-1031.
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