1293. Zwitter verbrannt.

[1053] (S. Neocorus Bd. II. S. 434. 470.)


Im Jahre 1618 ist nach Henstede in Dithmarschen eine Person gezogen, welche weder Frau noch Mann war, ursprünglich im Auslande an einen herumziehenden Gaukler verheirathet gewesen war und Elisabeth oder Eesche hieß. Ihr Mann hatte sich kurz nach ihrer Verheirathung mit ihm durch Straßenraub ernährt, war ergriffen worden und an den Galgen gekommen. Nun wußte die Frau nicht, wohin sie sich wenden sollte, denn sie hatte sich mit jenem wider den Willen ihrer Eltern verheirathet, durfte also nicht wieder unter deren Augen kommen, sie legte also ihre weibliche Tracht ab und zog die vorhandenen Kleider ihres hingerichteten Mannes an, dann verließ sie ihren bisherigen Aufenthaltsort und zog fort in die Fremde, in Gang, Sprache und Ansehen ganz einem Manne ähnlich, nannte sich auch mit dem männlichen Namen Ernst. So kam sie endlich nach Norddithmarschen, wo sie sich zu Henstede ansiedelte. Hier lernte sie, immer als Mann geltend, eine alte reiche Wittwe kennen, die sie wirklich heirathete. Mit dieser lebte sie ein ganzes Jahr lang ganz als Mann und Frau, bis endlich ihr Geschlecht ruchbar ward und die Sache vor die Obrigkeit kam. Der Magistrat ließ sie greifen, ins Gefängniß bringen, foltern und nachdem sie Alles gestanden hatte, am 12. November des Jahres 1619 lebendig verbrennen. Nach Andern ward sie jedoch zu Lunden geköpft.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 1053.
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