589. Kirchenräuber geht als Gespenst um.

[571] (S. Hennenberger S. 265.)


Zu Mannßfeld, einem Dorfe in Preußen, von dem blos noch der Name übrig ist, hat einmal ein Kirchenvater der Kirche an Geld, Silberwerk und andern Gegenständen viel entwendet und dann hat man nach seinem Tode an vielen Orten seinen Geist gesehen. Als sein Weib gestorben, ist sie über das Dorf nach dem Hagewald gefahren und erbärmlich, gleichsam als wenn es ihre Stimme wäre, geschrieen: »Wo soll ich nun bleiben?« Dasselbe Kirchengut ist aber überall, wo es hingekommen ist, vom Feuer verzehrt worden, hat aber Haus und Hof dabei mitgenommen und zwar nicht allein an einem Orte, nirgends ist Segen dabei gewesen. Als an einem Orte das Haus weggebrannt war, suchte man die gegossenen Spangen und Börtlein, aus solchem Gute erzeuget, heraus und da hat man nicht mehr als eine, aber so schön, als ob sie gar nicht im Feuer gewesen, gefunden, die andern hat man aber auch nicht einmal geschmolzen in der Erde finden können. Von den gestohlenen Orgelröhren ist eine schöne zinnerne Schüssel von einem Kannengießer eingewechselt und als Gevatterstritzel verschenkt im Feuer verzehrt worden.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 571.
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