715. Balga.

[651] (S. Preuß. Prov.-Bl. Bd. XXII. S. 442.)


Nach den Ruinen der längst verfallenen und verödeten Burg Balga trieb ein Bauer jener Gegend täglich seine einzige liebe Kuh auf die Weide. Einst stiegen die alten Burgleute nieder und führten die Kuh mit sich fort. Der Bauer war untröstlich, als er sie des Abends vermißte, er lief in Todesangst hin und her, um sie zu entdecken, aber alle Mühe war vergebens. Da trat Jemand aus den Ruinen hervor und sagte zu ihm: »Suche Deine Kuh nicht länger, wir haben sie schon geschlachtet.« Der geschlagene Bauer blieb erstarrt stehen, als er aber noch so in trüben Gedanken versunken war, kam eine schöne Frau und befahl ihm ihr zu folgen. Zagend ging er ihr nach, sie führte ihn in einen Keller. Da stand Faß bei Faß voll Gold, sie gab ihm einen guten Sack davon und sprach: »Da hast Du, kaufe Dir nun eine neue Kuh!« Der Bauer konnte sich aber noch mehr kaufen, denn er war steinreich geworden.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 651.
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