27. Ich will eine Hülffe schaffen etc

[385] Ps. 12. v. 6.


Schaff / ach schaff / O Herrscher / hülff / daß man Herz-getrost kan lehren.

Feur-begeiste Flammen-Zungen gib' / in Andacht-kalter Zeit /

der verfelsten Menschen Sinn glauben-kräfftig zu bekehren.

Wann der minste Allmacht-Strahle leucht in Herzen Düsterkeit /

wird sie gleich der Nacht verjagt / und das Lehr-Liecht zu erlangen

eine starke Herzen-Gier in der Seelen angefangen /

die / als wie die schmachtig Erden / wann ein Regen in sie fliest /

wahrer Warheit Vnterweisung / gleichsam Geisterdurst / geniest.

Schaffe nie-gefühlten Durst nach den süssen Sions-Quellen /

daß man / wie erhitzte Hirschen / nach dem Wasser schreyen muß:

schaff' auch Gnaden-Wasser-Ström höchst-ergötzlich unsern Kehlen.

Wollst im Durst / die mäng' uns geben: und den Durst / im Vberfluß.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 385-386.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte
Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte