An den wehrtesten Herzens-Schatz / den Heiligen Geist

[185] Herr! beflamme meine Zunge / gib mir einen Feuer-Mund:

Daß dein' Ehr / den Strahlen gleich / mög' aus meinen Lippen scheinen.

Der du dich auf jeden setzst / Ach so würdig' auch den meinen.

Mach dein Lob' und Helden-Werke durch mich unbemündte kund:

daß dein hohes Wunder-Preißen schalle durch das grosse Rund /

wie du deine Herrschafft führst in der Herzen Glaubens-Schreinen /

Lebens-Safft in ihnen würkst / gleich als Moses aus den Steinen.

Gib daß ich / zum Kreiß aufflammend' / anleg mein vertrautes Pfund.

Laß mich deiner Allmachts-Trieb / die so sanfft Gewalt / stäts führen:

daß dein Wunder-süsses Sausen mich in Jubel-Wonn verzuck.

Laß' in allem meinen Thun deiner Krafft Bewegung spühren /

daß ich dein unsichtbars lenken mit geübten Werk ausdruck.

deine Stärke tränke mich / mach mich voll der Geistes Freuden /

daß ich jauchz vor gutem Muht / in der Seelen Wollust weiden.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 185-186.
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